Nachtrag III

Dienstag, 27. März 2007
 / von Leonidas
 

Nachtrag vom 24. März 2007

Gemäß The Inquirer soll der R600-Chip von ATI nunmehr am 23./24. April in Tunis groß gelauncht werden, zudem werden an diesem Tag wohl auch die LowCost-Ausführung RV610 und die Mainstream-Ausführung RV630 vorgestellt. Wie es danach mit der Verfügbarkeit an Karten aussieht, ist nicht bekannt, zumindestens bei den LowCost- und Mainstream-Ausführungen kann man angesichts einiger auf der CeBIT zu sehender Vorserienexemplare allerdings zuversichtlich sein. Eine ähnliche Zuversicht bezüglich des R600 ist derzeit allerdings kaum angebracht, da frühere Berichte zum Lauchtermin eine eher schwache Lieferfähigkeit und dann erst zur Mitte des Mai eine ausreichende Lieferfähigkeit vermeldet haben.

Nachtrag vom 26. März 2007

Wie Fudzilla ausführen, sollen R600-Boards im realen Betrieb in der Tat auf eine Stromaufnahme von über 200 Watt kommen – während eine GeForce 8800 GTX auf ungefähr 140 Watt zu schätzen ist. Damit scheinen sich die früher genannten Werte zu bestätigen, welche bei der Radeon X2900 XTX von einer Stromaufnahme von 240 Watt für die 9,5 Zoll große Retail-Version und von 270 Watt für die 10,4 Zoll große OEM-Version sprachen. Andererseits müssen wir bei dieser Gelegenheit auch auf die unterschiedlichen Auffassungen der verschiedenen Hersteller zu Stromverbrauchs-Angaben eingehen: Beispielsweise ist dies im Prozessorenbereich ganz kurios, weil beide Hersteller hier für mehrere unterschiedlich getaktete Prozessoren die gleichen Stromverbrauchsangaben machen.

Was auf der einen Seite technisch Unsinn ist, hilft den Herstellern aber auf der anderen Seite bei der besseren Produktplanung: So können Mainboard-Hersteller aufgrund der identischen Stromaufnahmeangaben ihre Platinen entsprechend so bauen, daß sie automatisch mit allen Prozessoren zusammenlaufen (und da Mainboards die Spannungswandler für die Prozessoren zur Verfügung stellen, ist hierbei eine vollständige Kompatibilität ein höchst wichtiger Punkt). Damit eignen sich die Stromaufnahmeangaben von AMD und Intel aber nur absolut unzureichend, um sagen zu können, wieviel ein Prozessoren-Modell dieser Hersteller wirklich zieht – gerade die kleinen Modelle können teilweise erheblich unter den offiziellen Angaben liegen. Zudem geben beide Prozessorenhersteller ihren Stromaufnahmeangaben – natürlich wiederum unterschiedliche – Spielräume zu, was offizielle Angabe und Realität nochmals auseinanderzieht.

Gleiches gilt dann auch für die Grafikchip-Entwickler ATI und nVidia: Beide verwenden Stromaufnahmeangaben mit einer jeweils unterschiedlicher Philosophie und außerdem mit unterschiedlich hohem Spielraum. Dazu muß man wissen, das man Stromverbrauchsangaben prinzipiell auf drei Arten definierten kann: Erstens der Durchschnittsverbrauch unter Last mit üblicher Software. Zweitens die Thermal Design Power, welcher ebenfalls eine Belastung mit üblicher Software zugrunde liegt, allerdings unter ungünstigen Bedingungen wie schlechter Gehäusekühlung und warmen Außentemperaturen. Dieser Wert soll weniger aussagen, wieviel die Karte unter diesen Bedingungen wirklich verbraucht (bei schlechter Gehäusekühlung und warmer Außentemperatur wird nicht mehr Strom verbraucht), sondern vielmehr stellt die TDP bei Grafikchips eine Maßgabe zur Kühlkonstruktion dar.

Sprich, hierbei legt der Grafikchip-Entwickler eine gewisse Reserve ein, welche der Kühler größer sein muß als eigentlich durchschnittlich vonnöten – um eben auch für Fälle wie schlechte Gehäusekühlung und warme Außentemperaturen gewappnet zu sein. Schließlich soll die Grafikkarte prinzipiell auch unter schlechten Bedingungen noch absturzfrei arbeiten. Deswegen wird dann für eine Karte mit beispielsweise 80 Watt durchschnittlicher Stromaufnahme ein Kühler verbaut, welcher unter normalen Bedingungen auch eine Grafikkarte mit einer Stromaufnahme von 100 Watt kühlen könnte, damit dieser Kühler die Grafikkarten mit der Stromaufnahme von 80 Watt auch unter ungünstigen Bedingungen noch stabil hält.

Und der dritte Wert bei den Stromaufnahmeangaben ist die maximal mögliche Stromaufnahme, welche üblicherweise mit theoretischen Testprogrammen erzielt wird (bei CPUs mit BurnIn-Programmen). Hierbei werden Codes abgearbeitet, welche den Prozessor bestmöglich auslasten, allerdings in dieser Form und vor allem in dieser Häufigkeit bei realer Software nicht vorkommen. Damit werden dann absolute Spitzenwerte bei der Stromaufnahme erreicht. Diese Angaben spielen allerdings für die Hersteller zumeist keine große Rolle: Diese setzen auf die (deutlich niedrigere) durchschnittliche Stromaufnahme unter Last sowie die TDP-Angaben, in letzteren finden sich dann die Spielräume für schlechte Umgebungsbedingungen oder/und ungünstigen Programmcode.

Und um damit letztlich wieder auf den Fall des R600-Chips zurückzukommen: Die bisher genannten Angaben 240 bzw. 270 Watt dürften ebenso wie die Stromnverbrauchsangaben zu den RV610- und RV630-Boards TDP-Angaben sein, der reale Stromverbrauch unter Normalbedingungen sollte also um die 20 bis 30 Prozent niedriger ausfallen als bei diesen Angaben. Auf der anderen Seite sind die geschätzten 140 Watt einer GeForce 8800 GTX und die geschätzten 100 Watt einer GeForce 8800 GTS anscheinend wohl Angaben zum durchschnittlichen Stromverbrauch und keine TDP-Angaben. Aller Vermutung nach trifft dies auch auf die bisher bekannten Stromverbrauchsangaben zur GeForce 8600 GT und GTS zu: Diese haben angeblich 43 bzw. 71 Watt durchschnittlichen Stromverbrauch – was wohl keine TDP-Angaben sind, welche dann ihrerseits noch etwas höher liegen sollten.

Nachtrag vom 27. März 2007

Zum schon berichteten R600-Launch am 23./24. April in Tunis gibt es inzwischen den Verdacht, daß dies kein Launch im eigentlichen Sinne des Wortes sein wird, sondern "nur" ein großer TechDay sein soll. Dies würde bedeuten, daß die (ausgewählte) Presse zwar zu diesem Zeitpunkt informiert werden würde, jedoch noch einige Zeit nichts darüber an die Leser weitertragen dürfte (was dem eigentlich Sinn von journalistischer Berichterstattung doch widerspricht). Sprich, das NDA zum R600 könnte womöglich erst später als zu jenem 23./24. April fallen, vermutlich dann erst Anfang Mai. Für ATI würde diese weitere Verzögerung zudem eine gewisse Karenzzeit bedeuten, um zum eigentlichen Launch dann auch genügend Karten bei den Händlern zur Verfügung zu haben.

Dagegen berichtet Fudzilla von einer Verschiebung beim ATI RV630 Direct3D10-Grafikchip für das Mainstream-Segment. Hierbei soll der RV630-Chip wohl ein produktionstechnisches Problem haben, was diesem um einen Monat zurückwirft. Laut Angaben von Fudzilla würde damit die Massenproduktion des RV630 gar erst im Juni starten – was allerdings bedeuten würde, daß auch ohne diese Verzögerung RV630-Boards frühestens Ende Mai in den Handel gelangt wären (Start der Massenfertigung im Mai plus mindestens zwei bis drei Wochen für die Boardhersteller) – und damit niemals bereits zum prognostizierten Launch am 23./24. April. Inwiefern ATI den RV630 noch zu diesem Datum vorstellen wird, ist nicht bekannt – angesichts der vorher breit angekündigten Strategie, zu diesem "größten Launch aller Zeiten" ;)) ein komplettes neues Produktprogramm offieren zu wollen, bleibt ATI aber eigentlich kaum etwas anderes übrig.

Auf der anderen Seiten sollen laut The Inquirer auch die kommenden LowCost- und Mainstream-Grafikchips von nVidia namens G86 (GeForce 8300/8400/8500 Karten) und G84 (GeForce 8600 Serie) eine Verzögerung aufs Parkett legen müssen – ebenfalls wegen (angeblicher) Produktionsprobleme. Wie im Fall des RV630 dürfte das die entsprechenden Karten um mindestens einen Monat zurückwerfen, so daß theoretisch der bislang bekannte 17. April als Launchtermin für G84 & G86 sowie die GeForce 8800 Ultra nicht mehr zu halten sein sollte – zumindestens dann nicht, wenn man zu diesem Termin auch lieferfähig sein will. Wie die vorstehende Meldung zur Verschiebung des RV630 ist aber auch diese Meldung derzeit nicht für bare Münze zu nennen und verdient einer unabhängigen Bestätigung, ehe man sich auf sie verläßt.