DDR2-Speicher auf Mainstream-Grafikkarten (2)

Sonntag, 27. Juni 2010
 / von Leonidas
 

Bei der Arbeit an diesem Artikel fiel zudem auf, daß es neben der bezüglich dieser Frage bekannten GeForce GT 240 auch noch weitere Karten gibt, welche gleichzeitig mit dem mittelschnellen DDR3- und dem schnellen GDDR5-Speicher angeboten werden. Die beiden neuen Vertreter dieser Gattung sind die Radeon HD 5550 und 5570, womit die Frage DDR3 vs. GDDR5 wohl doch eine kleine extra Betrachtung verdient. Folgendermaßen sieht erst einmal die Faktenlage hierzu aus:

Takt GDDR5 Takt DDR3 Bandbreite Preisunterschied
Radeon HD 5550 1800 MHz GDDR5 800 MHz DDR3 -56% ca. 15 Euro (~20%)
Radeon HD 5570 1800 MHz GDDR5 900 MHz DDR3
(es gibt hier auch einige Karten mit nur 800 MHz DDR3-Takt)
-50% ca. 20 Euro (~20%)
GeForce GT 240 1700 MHz GDDR5 800 MHz DDR3 -53% keiner

Die Unterschiede bei der Speicherbandbreite sind ähnlich gelagert wie schon im Fall DDR2 vs. DDR3/GDDR3: Auch bei DDR3 vs. GDDR5 verliert man regelmäßig die Hälfte oder gar noch etwas mehr an Speicherbandbreite. Beachtenswert ist zudem, daß es bei der GeForce GT 240 bei genauerer Suche keinen Preisunterschied mehr zwischen DDR3- und GDDR5-Versionen geben muß – da stellt sich natürlich kaum noch die Frage, welche der beiden Versionen man bevorzugt. Dagegen ist der Preisunterschied bei Radeon HD 5550 und 5570 schon sehr passend zu wiederum klaren Performance-Unterschieden zwischen DDR3 und GDDR5-Ausführungen:

HT4U 5550/800MHzDDR3 vs. 5550/1800MHzGDDR5
1280x1024 noAA -24,3% (+32,1%)
1280x1024 4xAA -27,3% (+37,5%)
1680x1050 noAA -24,4% (+32,3%)
1680x1050 4xAA -26,2% (+35,6%)
die beiden Karten hatten leider etwas unterschiedliche Chiptaktraten: 650 vs. 550 MHz zugunsten der GDDR5-Variante, dies sind immerhin 18 Prozent mehr Rechenleistung bei der GDDR5-Variante; dafür trat die GDDR5-Karte allerdings auch nur mit 512 MB Grafikkartenspeicher an und die DDR3-Karte mit 1024 MB Grafikkartenspeicher
HT4U GT240/800MHzDDR3 vs. GT240/1700MHzGDDR5
1280x1024 noAA -14,2% (+16,5%)
1280x1024 4xAA -17,1% (+20,7%)
1680x1050 noAA -11,5% (+13,0%)
1680x1050 4xAA -16,4% (+19,6%)
die beiden Karten hatten leider geringfügig unterschiedliche Chiptaktraten: 575 vs. 550 MHz zugunsten der DDR3-Variante, dies sind allerdings nur 5 Prozent mehr Rechenleistung; zudem trat die GDDR5-Karte auch nur mit 512 MB Grafikkartenspeicher an und die DDR3-Karte mit 1024 MB Grafikkartenspeicher
THG GT240/800MHzDDR3 vs. GT240/1700MHzGDDR5
1680x1050 4xAA -17,6% (+21,4%)

Die Unterschiede zwischen den beiden Speichersorten sind hier etwas niedriger als noch im Vergleich DDR2 gegen DDR3/GDDR3 – im Vergleich DDR3 gegen GDDR5 verliert der DDR3-Speicher ungefähr 15 bis 20 Prozent gegenüber dem schnelleren GDDR5-Speicher. Dies ist aber auf jeden Fall weiterhin eine beachtbare Größe, auch hier positioniert sich der bessere Speicher also klar vorn. Allerdings ist eben doch zu beobachten, daß der Performanceunterschied bei diesen Mainstream-Grafikkarten im Vergleich DDR3 vs. GDDR5 nicht mehr ganz so groß ist wie im Vergleich DDR2 vs. DDR3/GDDR3 (obwohl die relativen Bandbreitenunterschiede jeweils gleich hoch sind) – im Gegensatz zu DDR3/GDDR3 ist GDDR5 also kein Zwang auf Mainstream-Grafikkarten.

Aus preislicher Sicht betrachtet stellt sich die Frage aber wie gesagt bei der GeForce GT 240 derzeit sowieso nicht, dort kann man bedenkenlos zur besseren GDDR5-Version greifen, wenn man sie für Preise ähnlich denen der DDR3-Versionen bekommt. Die Radeon HD 5550 und 5570 haben hingegen das Problem, daß die GDDR5-Versionen mit Preisen von um die 90 Euro für 1024-MB-Karten den Preisen der Radeon HD 5670 viel zu nahe kommen – da kann man natürlich auch gleich die Radeon HD 5670 nehmen oder aber angesichts des Preises nahe der 100-Euro-Marke eher zu den deutlich potenteren Beschleunigern Radeon HD 4850, Radeon HD 5750 oder GeForce GTS 250 greifen, die nur unwesentlich mehr als 100 Euro kosten. Wer dagegen preislich im Mainstream-Bereich bleiben will, fährt hier mit den DDR3-Versionen der Radeon HD 5550 und 5570 dann doch besser, selbst wenn auf diesen nicht der schnellstmögliche Speicher verbaut ist.

Nachtrag vom 28. Juni 2010

HT4Us hervorragender Vergleich der verschiedenen Ausführungen Radeon HD 5550 mit DDR2-, DDR3- und GDDR5-Speicher läßt sich natürlich auch zu einem generellen Vergleich zwischen DDR2- und GDDR5-Speicher benutzen, wobei dann 400 MHz Speichertakt gegen immerhin 1800 MHz Speichertakt stehen – das sind das 4,5fache oder 78 Prozent weniger an Speicherbandbreite, je nachdem wie herum man es betrachtet. Da mit der Speicherbandbreite hier aber nur einer der wichtigen Werte einer Grafikkarte verändert wurde, kann das Ergebnis entsprechender Performancemessungen natürlich bei weitem nicht so hoch ausfallen wie diese Differenz – trotzdem ist es rund das Doppelte, was eine Radeon HD 5550 GDDR5 gegenüber einer Radeon HD 5550 DDR2 aufs Parket legt (anzumerken wäre allerdings der höhere Chiptakt der benutzten GDDR5-Karte, welcher zu einem gewissen Teil für dieses Ergebnis stehen dürfte). Dies unterstreicht nochmals, das allein mit der Speicherwahl dieselbe Grafikkarte völlig andere Leistungspotentiale erreicht – und natürlich, daß DDR2-Speicher auf Mainstream-Grafikkarten nichts zu suchen hat.

5550/GDDR5 vs. 5550/DDR3 5550/DDR3 vs. 5550/DDR2 5550/GDDR5 vs. 5550/DDR2
1280x1024 noAA +32,1%
(-24,3%)
+43,6%
(-30,3%)
+89,7%
(-47,3%)
1280x1024 4xAA +37,5%
(-27,3%)
+51,0%
(-33,8%)
+107,6%
(-51,8%)
1680x1050 noAA +32,3
(-24,4%%)
+46,8%
(-31,9%)
+94,2%
(-48,5%)
1680x1050 4xAA +35,6%
(-26,2%)
+50,8%
(-33,7%)
+104,5%
(-51,1%)
die Karten hatten leider etwas unterschiedliche Chiptaktraten: 650 MHz bei der GDDR5-Variante vs. 550 MHz bei den DDR2- und DDR3-Varianten, dies sind immerhin 18 Prozent mehr Rechenleistung bei der GDDR5-Variante; dafür trat die GDDR5-Karte allerdings auch nur mit 512 MB Grafikkartenspeicher an und die DDR2- und DDR3-Karten mit gleich 1024 MB Grafikkartenspeicher

Nachtrag vom 30. Juni 2010

Ein Artikel seitens Techgage bringt in Ergänzung des News-Themas vom Wochenende und auch dieses Artikels weitere Benchmarks von Radeon HD 5550 & 5570 mit den Speichersorten DDR2, DDR3 und GDDR5. Positiverweise sind bei jenem Techgage-Test die Chiptaktfrequenzen auch jeweils identisch, so daß nur noch der Unterschied in der Speichersorte bzw. im Speichertakt existent ist. Bei der Radeon HD 5570 kommt somit eine DDR3-Version mit 900 MHz Speichertakt und eine GDDR5-Version mit 2000 MHz Speichertakt zum Einsatz, bei der Radeon HD 5550 steht gar eine DDR2-Version mit 400 MHz Speichertakt gegen eine GDDR5-Version mit 2000 MHz Speichertakt – letztere Konstellation ergibt immerhin die fünffache Speicherbandbreite.

5570/2000MHzGDDR5 vs. 5570/900MHzDDR3 5550/2000MHzGDDR5 vs. 5550/400MHzDDR2
1680x1050 4xAA +19,3%
(-16,5%)
+67,5%
(-40,3%)

Insbesondere das Ergebnis der Radeon HD 5570 ergänzt unseren Artikel sehr gut, da damit der Unterschied zwischen DDR3- und GDDR5-Speicher im Mainstream-Bereich auf zwischen 15 und 20 Prozent bestätigt werden kann – die bisherigen Benchmarks liefen leider mit unterschiedlichem Chiptakt und waren daher nicht gänzlich sicher. Bei der Radeon HD 5550 ergibt sich zwischen DDR2- und GDDR5-Speicher der bekannt enorme Unterschied – wenngleich wir aufgrund der preislichen Situation weiterhin dazu tendieren, bei diesen Mainstream-Grafikkarten den DDR3-Speicher im Vorteil zu sehen, da die GDDR5-Varianten von Radeon HD 5550 & 5570 derzeit noch zu hohe Mehrpreise gegenüber den DDR3-Varianten aufweisen. Dies kann sich natürlich auch wieder ändern – ATIs Vorstoß mit den offiziellen GDDR5-Versionen von Radeon HD 5550 & 5570 könnte durchaus dazu führen.

Nachtrag vom 17. Oktober 2010

Bei Tom's Hardware hat man sich mit der Frage beschäftigt, was GDDR5-Speicher auf Radeon HD 5550 & 5570 bringt und hat dazu entsprechende Benchmarks angestellt. Aufgrund der identischen Taktraten der Karten läßt sich mittels dieses Tests gut sehen, was der GDDR5-Speicher auf diesen Mainstream-Modellen an Mehrleistung bringen kann – und dies ist mit +17% bei der Radeon HD 5550 dann doch schon ein Unterschied zu den +24% der Radeon HD 5570, obwohl die Speichertaktung bei letztgenannter Karte sogar etwas weniger stark nach oben ging. Der Grund für diese Differenz ist schlicht in der Rohleistung beider Karten zu sehen: Die Radeon HD 5570 bringt mittels mehr freigeschalteter Hardware-Einheiten und ihrem Mehrtakt immerhin bis zu 48 Prozent mehr Rechenleistung auf die Waage, welche dann natürlich mit Speicherbandbreite gefüttert werden will.

THG 5550/GDDR5 vs. 5550/DDR3 5570/GDDR5 vs. 5550/DDR3
1280x1024 noAA +16,5% (-14,2%) +22,5% (-18,4%)
1680x1050 noAA +16,5% (-14,1%) +23,3% (-18,9%)
1920x1080 noAA +17,6% (-15,0%) +24,8% (-19,9%)
in beiden Fällen hatten die GDDR5-Versionen nur 512 MB Grafikkartenspeicher, die DDR3-Versionen dagegen 1024 MB Grafikkartenspeicher zur Verfügung

Oder auch anders formuliert: Die Radeon HD 5550 hat so wenig Rechenpower, daß sich der schnellere GDDR5-Speicher auf dieser Karte deutlich weniger lohnt als bei der Radeon HD 5570. Zwischen beiden Karten verläuft wohl exakt die Grenze, wo GDDR5 von der reinen Performance her sinnvoll ist. Ob es preislich sinnvoll ist, steht dagegen auf einem ganz anderen Blatt: Im gewöhnlichen haben die GDDR5-Ausführungen von Radeon HD 5550 & 5570 dann doch einen nicht schlechten Mehrpreis, welcher diese Karten ganz schnell in eine Preisregion führen, wo die 100-Euro-Marke nicht mehr weit weg ist – von welcher aus deutlich potentere Beschleuniger wie Radeon HD 5750 & GeForce GTS 450 winken. Im Sinne der Mainstream-Ausrichtung der Radeon HD 5550 & 5570 ist man trotz des Performancegewinns durch GDDR5 wohl besser beraten, beim DDR3-Speicher zu bleiben, denn nur zu diesen DDR3-Karten gibt es derzeit auch der Mainstream-Performance entsprechende Preise.

Die GDDR5-Ausführungen von Radeon HD 5550 & 5570 sind dagegen generell schwer zu bekommen und wenn, dann ist die Preislage zumeist uninteressant, weil zu nahe an schnelleren Beschleunigern. Wahrscheinlich ist der verbaute GDDR5-Speicher trotz der verwendeten humanen Taktung auf diesen Karten immer noch zu teuer, um ernsthaft mit den Preisen für billigen Standard-DDR3-Speicher konkurrieren zu können, welcher heutzutage auf Mainstream-Grafikkarten verbaut wird. Möglicherweise genau aus diesem Grund hat nVidia von der GeForce GT 430 auch keine offizielle GDDR5-Version aufgelegt, nachdem vor dem Launch eine solche Lösung durchaus im Gespräch war. Nur mittels DDR2-Versionen von Mainstream-Grafikkarten sollte man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen – hier spottet der geringe Minderpreis zumeist ganz extrem dem deutlichen Performanceverlust durch DDR2.