Grafikkarten-Marktüberblick Februar 2016 (Seite 2)

Montag, 1. Februar 2016
 / von Leonidas
 

Alle diese Empfehlungen wurden wie üblich streng nach Preis/Leistungs-Kriterien und nicht nach subjektiven Einschätzungen oder Hersteller-Vorlieben getroffen. Tabellarisch zusammengefasst ergeben sich gemäß Auflistung und Kommentierungen der vorherigen Seite die folgenden kumulierten Empfehlungen aus Preis/Leistungs-Sicht:

hauptsächliche Empfehlung Nebenempfehlung
DualChip-Lösung derzeit keine Angebote im Markt
schnellste SingleChip-Lösung GeForce GTX 980 Ti GeForce GTX Titan X
(minimal schneller, aber dafür maßlos teurer)
oberes HighEnd-Segment
(ab 420€)
Radeon R9 Nano GeForce GTX 980
(nur geringe Unterschiede zu minimal kleinerem Preis)
unteres HighEnd-Segment
(300-420€)
Radeon R9 390 -
Performance-Segment
(180-300€)
Radeon R9 380 4GB GeForce GTX 960 4GB
(geringfügig langsamer bei klar besserer Energieeffizienz)
Radeon R9 380X
(geringfügig schneller zu etwas höherem Preis)
Mainstream-Segment
(130-180€)
Radeon R7 370 -
LowCost-Segment
(bis 130€)
wegen der besseren P/L-Verhältnisse ein Segment höher kaufen GeForce GTX 750 Ti
(nicht das beste P/L-Verhältnis, aber herausragende Energieeffizienz)
schnellste Lösung für Mini-ITX Radeon R9 Nano -
schnellste Lösung unter 200W Stromverbrauch Radeon R9 Nano GeForce GTX 980
(nur geringe Unterschiede zu minimal kleinerem Preis)
schnellste Lösung unter 120W Stromverbrauch GeForce GTX 960 4GB -
schnellste Lösung unter 70W Stromverbrauch GeForce GTX 750 Ti -

Wieder einmal sieht die Empfehlungsliste sehr positiv für AMD aus – in den vier preisgebundenen Kategorien liegt überall AMD vorn, nur bei fünf den Performance-gebundenen Kategorien geht es 3:2 für nVidia aus. Dafür ist nVidia gut bei den Nebenempfehlungen vertreten, hier steht das Verhältnis gar 5:1 für nVidia. Jeder der beiden Grafikchip-Entwickler hat also seine Stärken ins Angebotsportfolio einbringen können – AMD liegt üblicherweise beim reinen Performance/Preis-Verhältnis vorn, nVidia bei den absoluten Performancewerten und der Energieeffizienz. Damit sollte sich eigentlich für jeden Grafikkarten-Käufer etwas passendes finden lassen – selten gab es ein so rundes Marktangebot mit derart vielen Grafikkarten, welche sich Empfehlungen verdienen oder nahe dran sind. Regelrecht schlechte Angebote gibt es diesesmal gar nicht – selbst die etwas zurückliegende Radeon R9 Fury, die GeForce GTX 970 oder die 2-GB-Versionen von Radeon R9 380 und GeForce GTX 960 sind unter gewissen Gesichtspunkten sinnvoll einsetzbar.

Wie im letzten Marktüberblick bereits vermutet, sehen wir zudem nun das nahezu finale Angebotsportfolio innerhalb der 28nm-Generation. Bis zum Marktstart der 14/16nm-Generation (vermutlich im Sommer) wird sich hieran kaum noch etwas ändern – wahrscheinlich weder bei den angebotenen Modellen noch bei den Preislagen (Ausnahme mit AMDs DualChip-Lösung Radeon R9 Fury X2 im Frühling). Derzeit scheinen beide Grafikchip-Entwickler die Preispunkte für ihre aktuellen Angebote gefunden zu haben, großartige Preisoffensiven werden angesichts der anstehenden 14/16nm-Generation kaum noch etwas bringen – daher dürfte für das nächste halbe Jahr wohl alles im groben so bleiben, wie vorstehend dargelegt.

Wie üblich wollen wir abschließend die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als weitere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die entsprechenden Ergebnisse aller Grafikkarten mit 2 GB und mehr Speicher jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist natürlich der 3DCenter Performance-Index, welchen es in seiner normalen Ausprägung für die FullHD-Auflösung und extra noch einmal für die UltraHD-Auflösung gibt:

Wenn zuvor schon ausgedrückt wurde, daß es beim aktuellen Grafikkarten-Angebot kaum schlechte Angebote gibt, dann wird dies durch dieses Diagramm eindrucksvoll bestätigt: Fast überall liegen die Grafikkarten eng beieinander beim FullHD Performance/Preis-Verhältnis – und selbst die Ausreißer liegen zumeist nicht um Welten weg. Zu nennen wären hierbei die Radeon R7 370, welche das Mainstream-Segment dominiert, sowie die GeForce GTX 780 Ti, welche ein für ein HighEnd-Modell gar nicht einmal schlechtes Performance/Preis-Verhältnis innehat. Wirklich deutlich abfallend ist allein die GeForce GTX Titan X, wie aber auch nicht anders zu erwarten bei einem 999-Dollar-Modell.

Unter UltraHD verschieben sich die Relationen etwas: Zwar liegen die meisten Grafikkarten recht eng beinander mit ähnlichen Performance/Preis-Verhältnissen – doch die Radeon R9 390 und 390X ziehen hier deutlich davon, die Radeon R9 390 sogar sehr deutlich. Rein technisch bietet jene derzeit das (klar) beste 4K Performance/Preis-Verhältnis – was allerdings etwas getrübt wird durch den Umstand, daß derzeit eigentlich keine aktuell angebotene Grafikkarte die UltraHD-Auflösung wirklich sorgenfrei auf den Monitor bringen kann. Im übrigen gibt es unter UltraHD nirgendwo mehr einen unangefochtenen Spitzenplatz für nVidia, allein die GeForce GTX 980 Ti kann das Performance/Preis-Verhältnis der Radeon R9 Fury X halten.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie vom Mainstream- bis Performance-Segment eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Das HighEnd-Segments ist in dieser Frage üblicherweise etwas extra zu betrachten, denn in diesem geht die Energieeffizienz normalerweise bemerkbar zurück. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist auch hierbei wieder der 3DCenter Performance-Index – zuerst für die FullHD-Auflösung und nachfolgend für die UltraHD-Auflösung:

Viel deutlicher kann ein Diagramm kaum sein: Die Maxwell-basierten nVidia-Grafikkarten sind bei der Energieeffizienz den AMD-Modellen egal welcher Chipbasis meilenweit voraus – natürlich auch ein Verdienst des Umstands, daß nVidia bei der Entwicklung der Maxwell-Architektur nicht wie einstmals geplant auf eine bessere Fertigung setzen konnte, sondern vielmehr das beste aus der vorhandenen 28nm-Fertigung herausholen musste. Allein mit der Radeon R9 Nano kommt AMD in ähnlich gute Gefilde – als große Ausnahme zum restlichen Bild und als Beweis, das auch AMD (unter dem Verzicht von etwas Performance) hoch energieeffiziente Grafikkarten auflegen kann.

Unter der 4K-Auflösung geht jene Radeon R9 Nano dann sogar in Führung bzw. zeigen auch die beiden Fury-Modelle eine ansprechende Leistung, während die anderen AMD-Grafikkarten weiterhin weit abgeschlagen liegen. In der Summe der Dinge benötigt AMD für die nächste Grafikchip-Generation genau an diesem Punkt einen entscheidenden Fortschritt – und zwar unabhängig jener Energieeffizienz-Fortschritte, welche die 14/16nm-Fertigung ganz automatisch mit sich bringen wird. Liegt AMD unter dieser 14/16nm-Fertigung erneut bei der Energieeffizienz im Vergleich mit nVidia zurück, wird es schwierig bis unmöglich, die absolute Performancespitze anzugreifen. Die Aufgabe für AMD bei der kommenden Polaris-Generation ist damit ganz klar: Man braucht (unabhängig der 14/16nm-Fertigung) einen ähnlichen Architektur-Sprung, wie ihn nVidia bereits mit der Maxwell-Architektur hingelegt hat.