In der Klasse der 1-GB-Grafikkarten gab es durch das Erscheinen von Radeon HD 7790 & GeForce GTX 650 Ti "Boost" einige Bewegung – das neue nVidia-Modell geht in Konkurrenz zu AMDs lange Zeit allein auf weiter Flur stehender Radeon HD 7850, während das neue AMD-Modell die an dieser Stelle lange Zeit noch geführte Radeon HD 6870 endlich überflüssig macht (Radeon HD 6670 und Radeon HD 6770 schlagen sich dagegen weiterhin noch wacker als letzte Überbleibsel der 40nm-Generation). Gleichzeitig hat das Erscheinen der GeForce GTX 650 Ti "Boost" endlich auch einmal den Preis der normalen GeForce GTX 650 Ti in eine vernünftige Region heruntergedrückt. Somit ergibt sich nunmehr in diesem Marktsegment der günstigen 1-GB-Grafikkarten endlich ein vollwertiges und preislich durchgehend ausgewogenes Angebot.

Die Klasse dieser echten HighEnd-Boliden mit mindestens 3 GB Grafikkartenspeicher (Kulanz-Ausnahme bei der GeForce GTX 690, da jene logische 2-GB-Karte aus Performance-Sicht wirklich nur in diese Klasse eingeordnet werden kann) ist generell nur etwas für absolute Enthusiasten, welche bewußt abseits des normalen HighEnd-Programms kaufen wollen. Denn wie beim Blick auf die SingleChip-Lösungen klar wird, lohnen der Mehrspeicher der 4-GB-Lösungen von nVidia nirgendwo gegenüber den per default gleich mit 3 GB Grafikkartenspeicher ausgerüsteten AMD-Grafikkarten – wer mindestens 3 GB Speicher haben will, aber nicht zwingend 4 GB Speicher benötigt, fährt mit AMD derzeit viel besser als mit nVidia.

Sofern es dagegen mindestens 4 GB Grafikkartenspeicher sein sollen, bieten sich mit Radeon HD 7970 "GHz Edition" 6GB als auch GeForce GTX 680 4GB zwei teure, aber gangbare Lösungen mit viel Performance und viel Speicher an – und wenn die Speichermenge ein so großes Thema ist, wäre die AMD-Lösung hier automatisch in der Vorhand zu sehen. Man sollte sich jedoch absolut im klaren darüber sein, wofür man mehr als 3 GB Grafikkartenspeicher wirklich benötigt – derzeit gibt es nur in Spezialfällen Bedarf hierfür.

Bei den 1000-Euro-Grafikkarten ergibt sich trotz der Veröffentlichung der offiziellen Radeon HD 7990 und einigen Preisnachlässen der bekannten Modelle das altbekannte Bild, daß alle angebotenen Modelle mit sagenhaft schlechten Performance/Preis-Verhältnissen "glänzen". Besonders bemerkbar ist dies natürlich zuerst bei der GeForce GTX Titan, welche für ihre 35% Mehrperformance gegenüber der GeForce GTX 680 mehr als das Doppelte (!) kostet. Aber auch die DualChip-Lösungen Radeon HD 7990 und GeForce GTX 690 werden viel zu teuer angesichts der (doppelten) Preise ihrer SingleChip-Pendants angeboten. Gangbar sind diese Lösungen nur dann, wenn extremste Performance ohne jede Rücksicht auf den Preispunkt gefordert wird.

Allerdings gibt es selbst unter der Nichtberücksichtigung der Preislage deutliche Nachteile speziell der DualChip-Karten zu vermelden: Die GeForce GTX 690 hat mit nur 2 GB logischem Speicher eine definitiv zu kleine Speicherbestückung für diese HighEnd-Sphären und damit für den natürlichen Einsatzort dieser Karte – während den Radeon HD 7990 Karten bislang noch eine wirklich überzeugende Mikroruckler-Abwehr fehlt, selbst wenn AMD derzeit an dieser Angelegenheit arbeitet. Es erstaunt ein wenig, daß in einem Preisbereich von 1000 Euro und angesichts der jeweils arg ungünstigen Preis/Leistungs-Verhältnisse solcherart harte Kompromisse eingegangen werden müssen – für diesen Preispunkt darf man eigentlich kompromißlos das Allerbeste erwarten.

Echte Empfehlungen gemäß der Preis/Leistungsverhältnisse wollen wir in dieser Klasse an Beschleunigern mit mindestens 3 GB Grafikkartenspeicher dagegen besser nicht abgeben: Denn eigentlich muß diese Empfehlung generell darauf lauten, doch besser im "normalen" Programm zu suchen – und andererseits haben die Käufer dieses Marktsegments am Ende doch eher spezielle Anforderungen, welche üblicherweise außerhalb von starren Preis/Leistungs-Betrachtungen stehen.