Preise von Grafikchip und Grafikspeicher

Montag, 24. August 2009
 / von Leonidas
 

Der interessanteste Punkt ist sicherlich der reine Grafikchip-Preis, welche kaum jemals in dieser Fülle so direkt genannt wurden. Zu beachten wäre, daß die beiden Grafikchip-Entwickler hier natürlich unterschiedliche Preise für ihre Chips machen, je nachdem auf welcher Karte und damit mit welchen Taktfrequenzen diese zum Einsatz kommen. So hat beispielsweise ein GT200/b-Chip ein halbes Dutzend verschiedener Preise, da der Chip auf ebenso vielen verschiedenen Grafikkarten zum Einsatz kommt:

Chip Die-Fläche Karte Segment Preis
ATI RV710 72mm² Radeon HD 4350/4550 LowCost 8$
ATI RV730 146mm² Radeon HD 4650 Mainstream 12$
Radeon HD 4670 Mainstream 18$
ATI RV740 137mm² Radeon HD 4770 Mainstream 25$
ATI RV770 256mm² Radeon HD 4830 Mainstream 22$
Radeon HD 4850 Mainstream 28$
Radeon HD 4870 Performance 32$
ATI RV790 282mm² Radeon HD 4890 Performance 55$
nVidia G98 86mm² GeForce 8400 GS LowCost 6$
nVidia G96/b 144/119mm² GeForce 9400 GT LowCost 12$
GeForce 9500 GT Mainstream 14$
nVidia G94/b 240/180mm² GeForce 9600 GT Mainstream 22$
nVidia G92/b 330/276mm² GeForce 9600 GSO Mainstream 12$
GeForce GTS 250 Mainstream 35$
nVidia GT200/b 576/470mm² GeForce GTX 260 (216SP) Performance 45$
GeForce GTX 275 Performance 55$
GeForce GTX 280 HighEnd 65$
GeForce GTX 285 HighEnd 90$

Ganz auf die Goldwaage legen kann man diese Angaben natürlich nicht, da sich je nach Grafikkartenhersteller unterschiedliche Rabatte ergeben dürften – diese Hersteller, welche nur Grafikchips von ATI oder nVidia verbauen, werden hier sicherlich etwas besser gestellt sein als diese Hersteller, welche Grafikchips beider Entwickler im Programm haben. Zudem dürfte es auch noch einen gewissen Unterschied machen, welche Abnahmemengen die einzelnen Grafikkartenhersteller realisieren – sehr große Hersteller wie Asus und MSI werden dabei sicherlich etwas im Vorteil sein.

Nichtsdestotrotz läßt sich erkennen, daß LowCost-Grafikchips für zwischen 6 bis 12 Dollar zu haben sind, währenddessen die Grafikchips des Mainstream-Bereichs zwischen 12 und 35 Dollar kosten und für die Grafikchips des Performance- und HighEnd-Bereichs zwischen 32 und 90 Dollar ausgegeben werden muß. Die Übergänge sind durch die jeweils unterschiedliche Preispolitik der Grafikchip-Entwickler etwas fließend – wobei durchaus die Tendenz zu erkennen ist, daß ATI seine Grafikchips etwas günstiger ansetzt als nVidia seine in etwa gleichschnellen Pendants.

Interessanterweise entsprechen diese Grafikchip-Preise weitestgehend der jeweils vom Grafikchip belegten Die-Fläche auf dem Wafer: Ein RV770-Chip hat 75 Prozent mehr Die-Fläche als ein RV730-Chip, während der Preis der jeweiligen Spitzenprodukte ebenfalls nur um 78 Prozent auseinanderliegt. Eigentlich hätte man hier eine stärkere Progression nach oben hin vermutet, daß also die größeren Grafikchips deutlich mehr kosten als sie eine größere Chipfläche haben. Dies trifft aber faktisch nur auf die absoluten Spitzenprodukte Radeon HD 4890 und GeForce GTX 285 zu – in anderen Bereichen kosten größere Chips teilweise sogar weniger als kleinere Chips (Radeon HD 4830 zu Radeon HD 4770 und GeForce 9600 GSO zu GeForce 9600 GT).

Höhere Rohgewinnaufschläge bei den größeren Grafikchips sind aber dennoch zu rechtfertigen, da diese in geringerer Stückzahl als die kleineren Grafikchips abgesetzt werden und bei diesen zudem auch die Produktionsausbeute nicht so hoch sein dürfte wie bei den LowCost-Chips. Letztere lassen sich zudem unter Umständen sogar im billigen Bulk-Fertigungsverfahren herstellen, was niedrigere Waferkosten bedeutet, während für alles ab dem ernsthaften Mainstream-Bereich immer die teurere HighPerformance-Produktion verwendet werden muß.

Insgesamt gesehen dürfte hier sowieso eine große Mischkalkulation seitens der Grafikchip-Entwickler existieren, da neben den reinen Produktionskosten und den allgemeinen Kosten von ATI und nVidia ja auch noch die Entwicklungskosten für neue Grafikchips als ein sehr großer Posten zu Buche steht. Ironischerweise dürften gerade die Entwicklungskosten für die HighEnd-Chips jeweils deutlich am höchsten sein – nicht nur, weil sie auf weniger produzierte Grafikchips aufzuteilen sind, sondern weil die HighEnd-Chips üblicherweise zuerst entwickelt werden und sich die Grafikchips für die anderen Marktsegmente "nur" von diesen ableiten.

Der Hauptteil der Entwicklungskosten einer Grafikchip-Generation von mehreren hundert Millionen Dollar liegt also bei den zuerst erscheinenden HighEnd-Chips. Der hohe Grafikchip-Preis dieser HighEnd-Modelle kommt also nicht von ungefähr – ganz alleine gefertigt, müssten jene Preise wahrscheinlich sogar noch höher ausfallen. Die HighEnd-Chips werden bezüglich der Entwicklungskosten sicherlich regelmäßig von den Grafikchips der anderen Marktsegmente und deren teils dramatisch größeren Stückzahlen quersubventioniert.

Weiter geht es mit dem Thema der Speicherpreise: Aus den von Mercury Research kommenden Daten läßt sich nämlich ziemlich exakt darauf schließen, was heutzutage eine bestimmte Sorte und Menge Speicher kostet. Folgende Einzelpreise ergaben sich hierbei:

256MB 512MB 1024MB 2048MB
DDR2 400/500 MHz 3,48$ 6,96$ 13,92$ 27,84$
GDDR3 800/900 MHz 6,99$ 13,98$ 27,96$ 55,92$
GDDR3 1000 MHz - 15,38$ 30,76$ 61,52$
GDDR3 1100/1200 MHz - 16,92$ 33,83$ 67,66$
GDDR5 1600/1800 MHz - 13,30$ 26,60$ 53,20$
GDDR5 1950 MHz - 19,95$ 39,90$ 79,80$

Gut zu sehen ist, wie jeh nach Taktrate die Speicherpreise steigen – und bei niedrigem Preis durchaus auch einmal sehr günstig sein können. So kostet normal getakteter GDDR5-Speicher (1600/1800 MHz, verbaut bei der Radeon HD 4770 und 4870) offenbar sogar minimal weniger als normaler GDDR3-Speicher (800/900 MHz). Sollte GDDR5-Speicher auf diesen Taktfrequenzen wirklich für diesen niedrigen Preis weggehen, können wir mit der kommenden Grafikchip-Generation einen sehr breiten Einsatz von GDDR5-Speicher auch im Mainstream-Bereich erwarten.

Nur im HighEnd-Bereich kostet jener GDDR5-Speicher natürlich sein Geld (1950 MHz, verbaut bei der Radeon HD 4890), aber gegenüber den Spitzenprodukten der GDDR3-Generation ist der Unterschied auch nicht gerade groß. Gerade, wenn man dafür ein etwas kleineres Speicherinterface im Grafikchip ansetzen kann, dürfte sich dieser Tausch doch lohnen. Schnelleren GDDR3-Speicher wird es sowieso nicht mehr geben bzw. dürfte dieser, wenn wirklich verlangt, nochmals erheblich teurer werden als die aktuellen GDDR3-Spitzenprodukte.

Daneben ist der geradezu extrem günstigere Preis von DDR2 bemerkenswert: Dies hängt natürlich auch mit dem niedrigeren Takt dieser Speichersorte von maximal 500 MHz zusammen, zum anderen aber kommen diese Speicher aus der günstigen Massenproduktion von PC-Hauptspeicher, sind also kein speziell für Grafikkarten aufgelegtes Produkt. Damit erklärt sich der günstigere Preis – und auch, wieso die Grafikkartenhersteller immer wieder auf diesen Speicher zurückgreifen: Im LowCost-Segment kann man damit wirklich eine Menge Kosten einsparen.

So liegen zwischen 512 MB GDDR3 und derselben Speichermenge DDR2 immerhin gute 7 Dollar – was bei einem Gesamtpreis von 30 bis 40 Dollar eine sehr erhebliche Summe ist, immerhin runde 20 Prozent von den gesamten Herstellungskosten. Vor allem aber läßt sich ein solcher Betrag nirgendwo anders an einer LowCost-Grafikkarte einsparen – kein Wunder, daß die Grafikkartenhersteller gern zu diesem Mittel greifen.

Die Alternative ist genauso oft zu beobachten: LowCost-Modelle mit riesigem, eigentlich für das Leistungspotential der Karte zu großem Speicher. Sehr beliebt dürfte hierbei die Variante sein, 512 MB GDDR3-Speicher durch 1024 MB DDR2-Speicher zu ersetzten – der Kostenpunkt ist derselbe, allerdings läßt sich die größere Speichermenge deutlich besser vermarkten. Natürlich wird eine solche Karte mit 1024 MB DDR2-Speicher auf 500 MHz überall klar langsamer sein als dieselbe Karte mit 512 MB GDDR3-Speicher auf 800 MHz – aber so lange das die Käufer nicht wissen, wird halt zu der Karte mit der höheren Speichermenge gegriffen.