BIOS - wie gewohnt

Sonntag, 26. Juli 2009
 

BIOS:

Das Basic-Input-Output-System (BIOS) eines PCs ist typischerweise die erste Anlaufstelle für jeden User, der sein System nicht nur nutzen, sondern auch ausnutzen will. Nahezu jeder PC ermöglicht den Zugriff auf das BIOS, aber nicht wenige beschränken den Funktionsumfang künstlich. In diese Kategorie fallen z.B. viele Notebooks oder Mini-ITX-Systeme und Boards mit Intels Atom. Hier kann nur das absolut nötigste verändert werden, an Übertaktung ist meist nicht zu denken. Um dem Mini-ITX-System auf die Sprünge zu helfen, sind entsprechende Optionen im BIOS allerdings essentiell. Dies gilt umso mehr für User, die 64-Bit-Versionen von Windows nutzen wollen oder das System unter Linux betreiben. Für diese mangelt es oftmals an Softwarelösungen zur Manipulation von FSB und Versorgungsspannungen.

Das Zotac-Board setzt auf das bekannte Phoenix-Award-BIOS und sollte den meisten Usern geläufig sein. Der Aufbau und der Optionsumfang unterscheiden sich demnach nicht sonderlich von aktuellen Desktop-Boards. Die wirklich interessanten Einstellungen finden sich unter dem "Advanced BIOS Feature Setup". Neben der Einstellung für die Boot-Prioritäten sind jedoch alle Einstellungen mehr oder weniger fest. So sollte man tunlichst vermeiden, an Optionen wie der Deaktivierung von L1, L2 und L3-Caches der CPU herumzuspielen. Das alte Relikt namens "Gate A20 Option" sollte ebenso wenig angetastet werden wie Einstellungen zum APIC-Mode und der MPS-Version. Sie alle sind für den Betrieb moderner Windows- oder Linux-Versionen von Bedeutung. Auch von sonstigen unbekannten Feldern in diesem Bereich gilt: Im Zweifel Finger weg, besonders wenn bereits ein funktionierendes Betriebssystem installiert ist. Ein Bluescreen ist das mindeste, was man ansonsten erwarten darf.

Im gleichen BIOS-Menü gibt es beim Zotac-Board einen Unterbereich namens "CPU-Feature". Hier lassen sich einige Einstellungen für erweiterte CPU-Funktionen vornehmen. Unter dem Punkt "PPM-Mode – Native oder SMM" versteckt sich die Übergabe des Prozessorpowermanagements an ein modernes Betriebsystem (wie Windows XP oder Vista). Darunter verbergen sich die Taktabsenkung, die verschiedenen Schlafzustände und das "Throttling" bei Überhitzung. Ältere Systeme wie Windows 2000 überlassen die Kontrolle über diese Features besser der CPU (SMM). Mit Ausnahme der "Limit CPUID"-Option können die Optionen "C1E, Execute Disable Bit, Virtualization Technology und Core-Multi-Processing" alle aktiviert werden. Sie steuern den erweiterten Schlafzustand, helfen bei der Blockierung einiger Viren, liefern Hardwareunterstützung für die Virtualisierung und stellen sicher, dass ein 2. oder 4. Kern auch aktiviert wird.

In den "Advanced Chipset Features" lässt sich der Einsatz der integrierten GeForce 9300 Grafiklösung regulieren. Leider unterstützt nVidia kein Hybrid-Power (mehr) für die Kombination aus IGP und HighEnd-Karte und so lässt sich die gewählte Grafikkarte nicht im Betrieb abschalten und die Arbeit auf den IGP auslagern. In diesem Menü findet sich auch eine Zeile namens "System Bios Cacheable", um den Inhalt des BIOS-ROMs in den Speicher zu kopieren. Diese Option kann getrost deaktiviert bleiben, da Windows ab dem Bootzeitpunkt dem BIOS-ROM die Kontrolle über das System abnimmt. Die "Spread Spectrum Control" schließlich moduliert die Frequenz des Taktgebers, was die Messwerte der elektrischen Störstrahlung begünstigt. Wer nicht selbst solche Messungen durchführt (sicherlich nicht die User), der kann hier getrost abschalten. Zuletzt gilt es den maximal nutzbaren Framebuffer des IGP festzulegen. Hier sollte man es bei 128 MB, eventuell 256 MB belassen. Weniger und es kommt sicherlich zu Problemen – mehr wird allerdings keinen Effekt mehr erzielen.

Unter "Integrated Peripherals" befinden sich relativ umfangreiche Optionen für die Einstellung des HD-Codecs, USB- und LAN-Interfaces. Hier finden sich auch alle Optionen zu den IDE- und SATA-Anschlüssen, RAID und der Hardwaremonitor. Die weiteren Menüs wie "Power Management Setup" und "PCI-/PNP-Configuration" verlieren durch moderne Betriebssysteme an Bedeutung. Die Standardeinstellungen sind hier bereits optimal.

Für den Poweruser wird es im Menü "Frequency/Voltage Control" wieder richtig interessant. Unter "System Clocks" und "FSB & Memory Config" lässt sich der FrontSideBus des Prozessors anheben und die aktuellen Taktraten einsehen. Modelle mit niedrigem Basis-FSB haben hier die besten Chancen. Top-Modelle mit einem FSB von 266 MHz (FSB1066) oder 333 MHz (FSB1333) geraten je nach Qualität des Boards und der CPU früher an ihre Limits; insbesondere bei Mini-ITX-Boards, die gar nicht erst für so hohe Taktraten ausgelegt werden.

Umfangeiche Optionen erlauben die Anpassung des Taktratenverhältnisses zwischen FSB und dem Speicherbus. Da sie vom gleichen Taktgeber erzeugt werden, sind neben einer 1:1 Taktung auch voreingestellte Bruchteile möglich. So lässt sich der Speicherbus über die Werte des FSB anheben. Die zusätzlich entstehenden Latenzen aus der Synchronisation verringern jedoch den praktischen Gewinn. Im Anbetracht eines integrierten Grafikchips ist der höhere Takt trotzdem zu bevorzugen.

Über die nächsten Menüpunkte lassen sich die anliegenden Spannungen des Chipsatzes, der Speichermodule und der CPU beeinflussen. Im Austausch gegen höhere Wärmeabgabe der Komponenten lässt sich so noch der ein oder andere Taktsprung erreichen. Die Gefahren einer überhöhten Spannung sind jedoch nicht zu unterschätzen, generell sollte man hier nicht mehr als 10% extra beaufschlagen. Eine Verringerung der CPU-Spannung zur Verminderung von Kühlungsbedarf und Leistungsaufnahme ist leider nicht über das BIOS möglich. Der letzte Punkt lässt schließlich die Modifikation des CPU-Multiplikators zu, allerdings nur in den von Intel festgelegten Bereichen und nicht über den Basistakt hinaus. Nützlich ist diese Funktion, um auch bei einem hohen FSB noch innerhalb des maximalen Taktvermögens der CPU zu bleiben.

Ein abschließender Kommentar zum Handbuch von Zotac: Hier wird zwar nahezu auf jede BIOS-Option eingegangen, allerdings nur in Form von "PPM-Mode – Select the PPM-Mode" und "C1E-Function – Select CPU C1E-Function". Bei solchen Aussagen hätte man sich den Platz auch sparen können, denn nützliche Erklärungen findet hier niemand.