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News des 1. August 2007

In einem Interview mit Compter & Video Games hat sich Epic-Vizepräsident Mark Rein deutlich skeptisch ob der schnellen Durchsetzung von Direct3D10 gezeigt. Dabei sieht dieser vor allem zwei Probleme: Erstens einmal klafft die Lücke zwischen LowEnd- und HighEnd-Gerät bei PCs derzeit so weit auf wie lange nicht mehr auf, wobei Mark Rein gerade im LowEnd-Bereich zuletzt keine große Entwicklung mehr gesehen hat. Dies macht es Spieleentwicklern allerdings schwierig, Spiele zu entwickeln, welche mit besonders guter Grafik aufwarten, weil diese dann normalerweise auch besondere Anforderungen an die Hardware (vornehmlich die Grafikkarte) stellen und damit nur von einem relativ kleinen Teil des potentiellen Marktes überhaupt flüssig gespielt werden können.

Letztlich existiert dieses Problem zwar eigentlich schon immer, allerdings dürfte da durchaus etwas dran sein, daß es sich in letzterer Zeit verschärft hat: Denn gerade bei der aktuellen Generation an Direct3D10-Beschleunigern sieht man zwar teilweise extreme Performancegewinne im HighEnd-Bereich gegenüber der Vorgängergeneration, gleichfalls aber haben die neuen LowCost- und Mainstream-Beschleuniger die Meßlatte in ihren Marktsegmenten nicht wirklich höher gelegt. Allerdings muß hier natürlich auch eingeworfen werden, daß dies nur eine Momentaufnahme darstellt und vor allem die Zeit für die Direct3D10-Beschleuniger spielt: Schon nächstes Jahr dürften ausschließlich nur noch Direct3D10-Grafikkarten am Markt angeboten werden, welche den Marktanteil von Direct3D10 bei der installierten Basis dann Stück für Stück erhöhen werden.

Gravierender ist allerdings wohl der zweite von Mark Rein vorgebrachte Einwand: Danach würde die aktuelle Generation an Spielekonsolen die stärkere Nutzung von besserer Grafik auf dem PC maßgeblich ausbremsen. Dadurch, daß derzeit viele Spiele für mehrere Systeme umgesetzt würden (zumeist PC, Xbox 360 und Playstation 3 gleichzeitig), macht es für die Spieleentwickler wenig Sinn, daß Spiel mit einer Grafik auszustatten, die zwar auf HighEnd-PCs darstellbar ist, jedoch nicht mehr auf den Konsolen. So stehen bezüglich der Featurepalette die Xbox 360 und die Playstation 3 DirectX9 deutlich näher als Direct3D10, insofern würden gerade "Direct3D10 only" Spiele jedesmal eine größere Arbeit erfordern, um diese dann auch für die Konsolen lauffähig zu machen.

Gleichfalls sind heutige PCs in aller Regel schon leistungsfähiger als die aktuellen Konsolen, in der Zukunft werden die PCs den Konsolen zudem noch maßgeblich weiter davonziehen. Dies würde nun eine viel bessere Spieleoptik auf dem PC ermöglichen – aber nur, wenn die Spieleentwickler auch hier viel Optimierungsarbeit in die jeweiligen Konsolenversionen der Spiele stecken, um diese entsprechend downzugraden und damit auf den Konsolen lauffähig zu machen. Wie aber schon bei vielen Konsolen-zu-PC-Konvertierungen zu sehen, gehen Spieleentwickler nur zu gern den Weg des geringsten Widerstandes – was dann wohl bedeuten würde, daß man die Spiele so entwickelt, daß diese sich von den Anforderungen an Featurepalette und Rohleistung eher an den Konsolen orientieren als an den PCs.

Wenn, dann wird man eher die PC-Version optisch etwas verschönern, als den umgedrehten Weg zu gehen und eine HighEnd-Version für PCs dann für die Konsolen mühselig zusammenzustutzen. Dies könnte letztlich bedeuten, daß die aktuelle Situation, wo eigentlich alle Direct3D10-Titel generell auf DirectX9 basieren und nur einen extra Direct3D10-Renderpfad mit einigen ausgewählten besseren Effekten haben, uns noch viel länger begleiten könnte, als bislang gedacht. Laut Mark Rein dürfte sich dieser gordische Knoten erst durchschlagen lassen, wenn die nächste Konsolengeneration ansteht – was aber erst in einigen Jahren sein wird. Bis dahin könnte durchaus seine Prognose eintreten, daß sich Spiele, die auf PC und Konsole erscheinen werden, von der Optik eher dem schlechteren der Systeme anpassen werden, wodurch die Schlagkraft des PCs bezüglich Direct3D10 und der höheren Rohleistung ungenutzt bliebe.

Beim Tech Report hat man sich die Radeon HD 2900 XT 1GB seitens Diamond angesehen und diese natürlich mit der standardmäßigen Radeon HD 2900 XT verglichen. Die Diamond-Karte taktet dabei mit 743/1000 MHz nur geringfügig über dem default-Takt der 512-MB-Edition mit 742/828 MHz – interessanterweise will Diamond aber noch eine "OC"-Version der Karte mit 825/1050 MHz nachschieben, welche der Tech Report zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht vorliegen hatte. Die "normale" 1-GB-Version von Diamond schlägt sich dann jedoch wie schon zu erwarten in den Tests: Der größere Speicher und die 21 Prozent höhere Speicherbandbreite zeigen nur sehr begrenzte Auswirkungen, welche zwar messbar, aber viel zu klein sind, um für den Spieler spürbar zu sein. Da die 1-GB-Ausführungen der Radeon HD 2900 XT derzeit aber allesamt einen klar spürbaren Mehrpreis haben, lohnen sich diese schlicht nicht.

Der Spiegel berichtet von einem weiteren bedeutenden Gerichtsurteil zu Internetforen in Deutschland. Danach wird ein Forum gezwungen, die Formulierung "verwirrte Anrufer" bezogen auf die nächtlichen Telefonanruf-Spielshows im deutschen Fernsehen zu unterbinden, das Oberlandesgericht München sah darin gar eine Betrugsunterstellung. Das ganze hat natürlich seine Vorgeschichte, so fetzt sich das Internetforum bzw. dessen User schon des längerem mit der Betreiberfirma dieser Spielshows und wird der Betreiberfirma in diesem Forum vorsätzlicher Betrug und auch einige Beleidigungen gegenüber den Mitarbeitern der Betreiberfirma an den Kopf geworfen. Warum das Gericht dann aber ausgerechnet die Aussage "verwirrte Anrufern" als verbotswürdig ansah, ist vollkommen unklar – schließlich stellt die Aussage für sich noch keinerlei Wertung ob der Betreiberfirma der Telefonanruf-Spielshows dar.

Daneben zeigten die Richter generell wieder einmal ihre absolute Ahnungslosigkeit in Internetdingen, wenn sie laut dem Urteil dem Forenbetreiber untersagten, die genannte Aussage zu "verbreiten oder verbreiten lassen". In einem Internetforum verbreitet der Betreiber gar nichts – wenn er nicht gerade selber als User einen Beitrag schreibt. Ein Internetforum ist nur eine technische Plattform für Dritte, damit diese ihre Meinungen im Rahmen dieses Forums verbreiten können. Man könnte hier sogar noch darüber streiten, ob dies überhaupt schon ein öffentlicher Raum ist, denn wer sich nicht freiwillig in dieses Forum begibt, kann auch nicht von Postings in diesem "belästigt" werden. Davon abgesehen ist ein Internetforum aber eben keineswegs mit einem konventionellen Presseerzeugnis zu vergleichen, welches eine redaktionell erstellte Meinung erstellt und verbreitet.

Der beste Vergleich ist hier noch der mit einer Kneipe und den dort anwesenden Gästen: Der Wirt stellt die "technische Basis" für den freien Gedankenaustausch her, ist aber an selbigem regulär überhaupt nicht beteiligt oder nimmt Einfluß. Und nun würde natürlich auch kein Mensch auf die Idee kommen, den Gastwirt zu verklagen, wenn seine Gäste im Streitgespräch ehrverletzendes oder geschäftsschädigendes dahergesagt haben ;). Von diesem grundsätzlichen Einwurf abgesehen ist den Richtern im vorbeschriebenen konkreten Fall auch noch jegliches Augenmaß abzusprechen: Wenn man auch nur einmal eine solcherart Sendungen gesehen hat, ist sofort augenscheinlich, daß es sich hier um Abzocke im umgangssprachlichen Sinne handelt – ganz egal, ob man dies rein rechtlich (möglicherweise) verteidigen kann. Gerade aber in einem solchen Fall sollte, falsch, muß die Meinungsfreiheit besonders weit ausgelegt werden – und nicht umgedreht, wie es das Oberlandesgericht München mit seinem Urteil getan hat.