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News des 1. August 2008

Der Planet 3DNow! berichtet über eine Bevorzugung von Intel-Prozessoren in Futuremarks PCMark 2005, festgestellt bei den Nano/Atom-Benchmarks von Ars Technica. Dort war die Performance des VIA-Prozessors unter dem PCMark 2005 um teilweise 47 Prozent zu steigern, gaukelte man dem System (und damit dem Benchmark) einfach einen Intel-Prozessor vor. Wahrscheinlich liegt der Grund für diesen Effekt schlicht in der ungenügenden Erkennung der jeweiligen CPU-Befehlssatzerweiterungen von MMX bis SSE3 durch den PCMark 2005 – anstatt das Vorhandensein dieser Features konkret abzufragen, wird wohl einfach je nach CPU-Hersteller auf bekanntes Wissen gesetzt.

Daß dies schief gehen muß, ergibt dann einfach der Zahn der Zeit, wenn dieser Benchmark aus dem Jahr 2005 heuer nun mit Prozessoren gefüttert wird, welche zwar von VIA stammen, alle CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE3 aber komplett beherrschen. Ob also eine echte, bewußt eingebaute Bevorteilung von Intel vorliegt, läßt sich als den derzeit bekannten Fakten nicht schließen – aber in jedem Fall sollte Futuremark seinen Benchmark schnellstmöglich auf den neuesten Stand bringen, um solcherart krassen Fehlergebnissen vorzubeugen. Zum Glück geht dieser Fall zugunsten des sowieso feststehenden Benchmark-Siegers zwischen VIA Nano und Intel Atom aus – im umgekehrten Fall wäre es aber ziemlich bedenklich, wenn ein fehlerhafter Benchmark für ein (dann falsches) Performance-Urteil sorgen würde.

Den Gedanken zu VIAs Nano-Prozessor und den gestern gemeldeten ersten (sehr guten) Benchmark-Resultaten wollen wir in diesem Sinne noch einmal aufgreifen, als daß es VIA klar zu wünschen wäre, daß man mit diesem Projekt mal wieder einen größeren Erfolg landet. Dies würde dann auch im Sinne eines funktionierenden Marktes sein und damit den Konsumenten gut tun, wenn aus drei wichtigen Technologie-Anbietern im PC-Bereich (AMD, Intel, nVidia) wieder vier werden würden. VIA war diesbezüglich zwar nie wirklich weg, war aber in den letzten Jahren arg abgetaucht – gerade wenn man sich die "glorreichen" Zeiten um die Jahrtausendwende herum ansieht, wo VIA zum einen sehr stark in der Unterstützung von AMDs K7-Projekt war und zum anderen auch Intel mit durchaus interessanten Mainboard-Chipsätzen Paroli bieten konnte.

Heuer nun sind die Voraussetzungen für VIA von der technischen Seite her sogar noch günstiger, weil man nun auch CPUs und Grafikchips im Angebot hat und somit wie AMD und Intel (letztere zukünftig) ein kompletter Hersteller ist, welcher sich im Zweifelsfall von niemanden etwas diktieren lassen muß. Zudem sind die Voraussetzungen von VIA als Hersteller im Einstiegsbereich für die Wachstumsmärkte der Zukunft nicht schlecht zu sehen – diese werden schließlich zu einem nicht geringen Teil in Entwicklungsländern liegen, wo VIA mit der eigenen Billigstrategie ganz gute Karten haben dürfte. Und wie gesagt springt natürlich für alle etwas heraus, wenn die Technologiefirmen untereinander in einem gesunden Wettbewerb stehen.

Wie die DigiTimes hingegen berichtet, plant nVidia zwar angeblich, aber laut doch recht konkreten Ausführungen seinen Ausstieg aus dem Geschäft mit Mainboard-Chipsätzen – was nVidia jedoch auch wieder umgehend und deutlich dementierte. Ehrlicherweise wäre ein solcher Schritt kaum zu verstehen, da nVidia derzeit mehr oder weniger der einzige ernstzunehmende Wettbewerber von AMD und Intel in diesem Business ist, welche ihrerseits mit ihren Produkten immer auch nur die eigenen Prozessoren unterstützen. Ein Rückzug von nVidia würde die Situation ergeben, daß es Mainboard-Chipsätze für AMD-Prozessoren nur noch von AMD gibt und selbige für Intel-Prozessoren nur noch von Intel.

Sicherlich ist dies der feuchte Traum der beiden Prozessorenhersteller, aber auf der anderen Seite wäre somit jeder Konkurrenzkampf und damit der Markt an sich ausgeschaltet, nachdem VIA auch nur noch Mainboard-Chipsätze für die eigenen Prozessoren fertigt und SiS im Billigst-Sektor in der Bedeutungslosigkeit versackt ist. Gerade aber aus dieser Situation heraus machen eigene Mainboard-Chipsätze seitens nVidia Sinn: Man hat im Feld der AMD- und Intel-Prozessoren jeweils nur einen Kontrahenten und kann zudem seinen guten Namen aus dem Grafikchip-Business zu seinen Gunsten arbeiten lassen. Daß der Markt nicht groß genug ist, um auf beiden Prozessoren-Feldern jeweils zwei Chipsatz-Hersteller zuzulassen, können wir uns dagegen wirklich nicht vorstellen – eher dürfte das Gegenteil der Fall sein und in dieser Konstellation gute Geschäfte winken.

Sicherlich hat nVidia nach wie vor Probleme, mit seinen Mainboard-Chipsätzen mehr als nur das Retail-Geschäft zu bedienen und sicherlich werden nur im OEM-Geschäft mit Mainboard-Chipsätzen die großen Stückzahlen und Umsätze geschrieben. Daß es deswegen aber der Chipsatz-Sparte von nVidia so schlecht gehen soll, daß man diese gleich einstellt, ist auch wiederum nicht gerade wahrscheinlich. Gerade mit dem Blick auf das große Bild sind die Mainboard-Chipsätze für nVidia wichtig: Diese sichern, daß nVidia als wichtiger Technologiehersteller für den PC wahrgenommen wird – und nicht nur als reiner Grafikchip-Hersteller, welcher zwar derzeit gut im Geschäft steht, aber langfristig durch diese Eingleisigkeit womöglich auch einmal ersetzbar sein könnte.