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News des 15./16. November 2008

Wir hatten gestern über anstehende Grafikkarten-Preissenkungen seitens nVidia berichtet und dabei die Aussage getroffen, nVidia könnte letztlich nur den Grafikchip-Preis bestimmen und damit keine gewaltigen Preissenkungen beim insgesamten Grafikkarten-Preis realisieren. Dies ist allerdings nicht ganz korrekt, die Grafikchip-Entwickler haben neben der Senkung des reinen Grafikchip-Preises doch noch andere Möglichkeiten: Einerseits kann man durchaus ein neues Referenzdesign auflegen, welches mit weniger Bauteilen oder einem Board mit weniger Layern auskommt – teilweise tun das die Grafikkarten-Hersteller bei langlaufenden Modellen schon von selber. Dieses neue Design kann unter demselben Namen fimieren, es kann sich aber auch um eine Update-Version handeln, wie es die GeForce 9800 GTX+ eine ist.

Die zweite Möglichkeit nVidias, die Preise des gesamten Grafikboards zu beeinflußen, liegt in den mit nVidia verbundelten Auftragsfertigern. Diese stellen unter anderem jene Referenzgrafikkarten her, welche für den Launch und die ersten Verkäufe benutzt werden – bevor dann die Grafikkartenhersteller je nach Gusto eigene Varianten herausbringen können. Bei diesen Referenzkarten sind die Grafikkartenhersteller faktisch reine Wiederverkäufer, sie kaufen das komplette Grafikboard ein und verkaufen es an die Endkunden. Auf diesem Weg kann nVidia (und bei ATI dürfte es nicht viel anders sein) auch immer mitbestimmen, wo der Wert eines kompletten Grafikboards liegt: Denn senkt man den Preis des Referenzboards, müssen diese Grafikkarten-Hersteller mit eigenen Designs auch entsprechend mitziehen.

Bei Hexus hat man sich angesehen, wie weit ein CrossFire-Gespann auf Basis zweier Radeon HD 4830 Grafikkarten kommt. Die Karten sind ausreichend günstig, auf daß das ganze eine Option darstellt – zwei Radeon HD 4830 Karten kosten derzeit runde 240 Euro, was in etwa in den Preisbereich einer Radeon HD 4870 1024MB oder einer GeForce GTX 260 (216SP) geht. Vor allem aber liegt hier einmal der seltene Fall vor, daß zwei kleinere Karten schneller sind als eine gleichpreisige größere Karte: Die zwei Radeon HD 4830 Karten unter CrossFire haben kein Problem mit der ATI-eigenen Radeon HD 4870 sowie der GeForce GTX 260 (216SP), oftmals werden sogar die Performancewerte einer GeForce GTX 280 überboten. Dabei kann man den herausgeholten Vorsprung vor Radeon HD 4870 und GeForce GTX 260 sogar als so groß bezeichnen, daß auch die üblichen Nachteile eines SLI- bzw. CrossFire-Systems als damit ausgeglichen betrachtet werden können.

Allerdings gilt es jedoch zu bedenken, daß die seitens Hexus angestellten vier Benchmarks auch nicht unbedingt eine sichere Ausgangsbasis für ein endgültiges Urteil in diesem Fall bilden können. Prinzipiell sind die Ergebnisse nicht gänzlich verwunderlich, stellt doch die Radeon HD 4830 gegenüber der Radeon HD 4870 eine nur maßvoll abgespeckte Lösung auf Basis letztlich desselben Grafikchips dar – allerdings sind es auch nur 23 Prozent mehr Rechenleistung und 1 Prozent mehr Speicherbandbreite (mit jedoch dem schnellerem GDDR3-Speicher) zugunsten der doppelten Radeon HD 4830. Aber wie gesagt ist derzeit die Datenbasis wohl noch zu dürftig, um sich diesbezüglich endgültig festzulegen – der Fall wäre zu beobachten und bei Sichtung weiterer Radeon HD 4830 CrossFire-Benchmarks erneut aufzurollen.

Noch nachgetragen in unseren Grafikkarten-Marktüberblick Oktober 2008 wurde nunmehr die Radeon HD 4850 X2 in ihren beiden Ausführungen – einmal mit 2x 512 MB und einmal mit 2x 1024 MB GDDR3-Grafikkartenspeicher. Die Karte ist allerdings nach wie vor nur von einem Grafikkartenhersteller (Sapphire) im Angebot und die Verfügbarkeit ist derzeit nicht gegeben – woraus sich eventuell auch der nach wie vor etwas zu hohe Preispunkt erklärt. Unserer Meinung nach lohnt es sich derzeit eher, zwei einzelne Radeon HD 4850 Karten unter CrossFire zusammenzuschalten, damit kommt man – für die gleiche Performance – etwas günstiger als mit der Radeon HD 4850 X2. Im Zuge eines breiteren Wettbewerbs durch mehrere Anbieter dieser Karte könnten die Preise der Radeon HD 4850 X2 natürlich in Zukunft fallen, dies dürfte aber wohl noch seine Zeit benötigen.

Daneben fällt beim Durchblick der aktuellen Preissituation im Vergleich zu dem im Oktober notierten Preisen auf, daß in der Tat (und wie vorhergesagt) die meisten Angebote etwas teurer geworden sind. Dies ist besonders deutlich bei den ATI-Karten ab der Radeon HD 4850, deren im vorverlinkten Artikel angesetzte Tiefstpreise derzeit kaum noch realisierbar sind – hier sind überall Preisaufschläge von wenigstens 10 Euro zu konstatieren. Bei den nVidia-Karten ist dies im Gegensatz weniger deutlich, was die Aussage untermauert, daß die Preiserhöhungen in Euroland aufgrund des gestiegenen Dollar-Preises bei den nVidia-Karten früher marktwirksam wurden als bei den ATI-Karten. So langsam scheint der Markt nun aber die neue Dollar-Situation wiederzuspiegeln, die Schnäppchenangebote auf Basis früherer Dollarkurse verschwinden zunehmend aus dem Angebot der Händler.

Wie der Heise Newsticker ausführt, stellen die Mainboard-Hersteller Asus und MSI Listen zur Kompatibilität verschiedener AM2+ Mainboards mit AMDs kommenden Sockel-AM3-Prozessoren zur Verfügung. Daraus ergibt sich nunmehr automatisch, daß der bisherige Sockel AM2+ abwärtskompatibel mit dem kommenden Sockel AM3 sind – prinzipiell lassen sich also AM3-Prozessoren auf AM2+ Mainboards einsetzen. Dies war vorher nicht derart erwartet worden, steigert aber AMDs sowieso schon bekannten Vorteile bezüglich der Aufrüstfreundlichkeit nochmals. Für AM2-Platinen dürfte dies dann allerdings nicht mehr zutreffen, hier fehlt zumeist die mit dem Sockel AM2+ geänderte Stromversorgung, auch wenn der AM3-Prozessor rein mechanisch offenbar in die AM2-Platine passt.

Bei den AM2+ Platinen wird allerdings immer noch ein BIOS-Update benötigt, welches die Mainboard-Hersteller zur Verfügung stellen müssen. Generell ist zudem nicht zu erwarten, daß wirklich jede AM2+ Platine AM3-Prozessoren tragen wird können – hier ist prinzipiell der Hersteller des eigenen Mainboards zu konsultieren. Auch verliert man bei Benutzung eines AM3-Prozessors auf einem AM2+ Mainboard die Fähigkeit der CPU, den schnelleren DDR3-Speicher anzusteuern, dies ist nur auf AM3-Platinen möglich. Nichtsdestotrotz dürfte sich hier eine hochinteressante Option für AM2+ Besitzer auf schnellgetaktete Phenom-Prozessoren ergeben.