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News des 16. August 2010

Gemäß KitGuru gibt es Gerüchte, daß AMD das ATI-Logo für seine Grafiklösungen ab 2011 abschaffen und sich dann auf den einheitlichen Markennamen "AMD" für alle unter diesem Label gefertigten Produkte konzentrieren will. Dies wäre schade insofern, als daß ATI eine immerhin 25jährige Geschichte sowie unserer bescheidenen Meinung nach der Markenname "AMD" derzeit keinen ähnlich hohen Stand wie der Markenname "ATI" hat. Es wäre für AMD insbesondere zu bedenken, daß außerhalb des Enthusiasten-Bereichs der Markenname "AMD" teilweise den Status "billige Intel-Kopie" hat – das ist zwar faktisch falsch, aber nun einmal die Meinung einiger Konsumenten. Vielleicht ist derzeit ein eher ungünstiger Zeitpunkt für so einen Schritt, da AMD im Prozessoren-Bereich die letzten Jahre nichts mehr weltbewegendes auf die Beine gestellt hat – andererseits passt es natürlich zu den kommenden Fusion-Prozessoren mit integrierter Grafikeinheit, bei dieser Gelegenheit die Markennamen zu vereinheitlichen. Davon ganz abgesehen hat das ganze derzeit natürlich wirklich nur Gerücht-Status – noch dazu mit KitGuru von einer äußerst unsicheren Quelle kommend.

Beim japanischen PC Watch (maschinelle Übersetzung ins deutsche) gibt es eine detaillierte Betrachtung über die zukünftige Entwicklung beim PC-Hauptspeicher, wonach – als wichtigste Erkenntnis – DDR4-Speicher von 2012 auf 2015 verschoben wurde. Der aktuelle DDR3-Speicher wird demzufolge noch deutlich länger durchhalten müssen als früher geplant und daher auch höhere Taktfrequenzen erreichen. Da PC Watch gewöhnlich nur von JEDEC-spezifizierten Taktfrequenzen redet (und nicht von dem, was die Speichermodulhersteller an viel schneller getakteten Overclocker-Speichern bereits raushauen), sollten demzufolge noch DDR3/1866 und DDR3/2133 JEDEC-spezifiziert werden (bisher ist maximal DDR3/1600 JEDEC-spezifiziert).

Elpida DDR3/DDR4 Roadmap

Zsätzlich soll auch der derzeit aufkommende DDR3L-Speicher mit abgesenkter Speicherspannung noch auf DDR3L/1600 und DDR3L/1866 spezifiziert werden – außerhalb des Overclocker-Bereichs dürfte dieser Speicher wohl in absehbarer Zukunft den Markt übernehmen, da dieser Speicher bis auf die etwas niedrigeren Taktfrequenzen das ausgewogenere Produkt darstellt. Aber auch im Bereich der Overclocker-Speicher dürfte sich noch einiges tun: Wenn anno 2015 ein DDR3/2133-Speicher ein standardmäßig zu fertigendes Produkt sein wird, dann dürfte die Speicherindustrie natürlich schon längst viel weiter sein und Overclocker-Speicher mit sicherlich um die 3000 MHz anbieten können. Ob sich auch Plattformen und Prozessoren finden lassen, wo man diese Speicher-Taktfrequenzen dann auch ausnutzen kann, bliebe abzuwarten – derzeit sieht es diesbezüglich ja eher mau aus, aber bis zum Jahr 2015 kann natürlich noch einiges passieren.

Daneben bietet der Artikel von PC Watch erste Informationen zu DDR4-Speicher: So soll bei diesem Speicher das bisher übliche Bussystem abgelöst werden und eine – dem Grafikkarten-Bereich nicht unähnliche – Point-to-Point-Anbindung zum Einsatz kommen. Damit entfällt die Möglichkeit, pro Speicherkanal mehr als ein Speichermodul anzubinden, was den Verdrahtungsaufwand auf dem Mainboard vereinfacht. Im Desktop-Bereich ist dies sicherlich eine willkommene Erleichterung, der Server-Bereich steht damit natürlich vor Problemen, da aufgrund der dort teilweise notwendigen extrem hohen Speichermengen mehrere Speichermodule pro Speicherkanal nicht unüblich sind. Als Ausweichmöglichkeiten müssten Server-Mainboards dann extra Switche tragen, welche die Aufteilung eines Speicherkanals auf mehrere Speichermodule ermöglichen – alternativ müsste man das Konzept von FB-DIMM auf DDR4 umsetzen, da diese (allerdings teure) Technologie exakt dasselbe tut.

Davon abgesehen gehen PC Watch für DDR4 noch von einer weiteren Steigerung des "Prefetches" auf dann 16 aus. Der Prefetch bei DDR-Speichern ist ein Kunstbegriff, welcher die Leistungssteigerung durch zwei Technologien in einer Zahl zusammenfasst: Zwischen SDR- und DDR-Speicher existiert ein Prefetch von 2, weil DDR-Speicher Signale auf der fallenden und steigenden Signalflanke überträgt und damit faktisch die doppelte Bandbreite bei gleichem Speichertakt ermöglicht. Zwischen DDR2- und DDR-Speicher liegt ein Prefetch von 4, weil zusätzlich zu dem DDR-Effekt noch der Datentakt zwischen Mainboard-Chipsatz und Speicherchip auf dem doppelten des Takts der Speicherzellen operiert – während diese Speicherzellen intern mit größeren Interfaces angebunden sind, um die höhere Bus-Bandbreite auch mit Daten füttern zu können (genauer in einem älteren Artikel beschrieben). Zwischen DDR3- und DDR2-Speicher liegt dann ein Prefetch von 8, weil zum DDR-Effekt der Datentakt zwischen Mainboard-Chipsatz und Speicherchip auf dem vierfachen Takt der Speicherzellen arbeitet.

  DDR1 DDR2 DDR3 DDR4
offizielle Taktfrequenzen 100 – 200 MHz (DDR200 – DDR400) 200 – 533 MHz (DDR2/400 – DDR2/1066) 400 – 800 MHz (DDR3/800 – DDR3/1600) 1066 – 2133 MHz (DDR4/2133 – DDR4/4266)
Taktfrequenzen Overclocker-Module bis zu 350 MHz (DDR700) bis zu 625 MHz (DDR2/1250) derzeit bis zu 1250 MHz (DDR3/2500) unbekannt
"Prefetch" 2 4 8 16
Takt-Verhältnis I/O-Einheiten zu Speicherzellen 1:1 1:2 1:4 1:8
Takt der Speicherzellen 200 MHz bei DDR400 200 MHz bei DDR2/800
233 MHz bei DDR2/1066
200 MHz bei DDR3/1600
233 MHz bei DDR3/2133
200 MHz bei DDR4/3200
233 MHz bei DDR4/4266
nominelle Speicherspannung 2.5V ± 0.2V 1.8V ± 0.1V 1.5V ± 0.075V
(DDR3L: 1.35V)
1.2V
Bandbreite einiger Speichersorten (DualChannel) 6 GB/sec bei DDR400 8 GB/sec bei DDR2/533
10 GB/sec bei DDR2/667
12 GB/sec bei DDR2/800
16 GB/sec bei DDR2/1066
16 GB/sec bei DDR3/1066
20 GB/sec bei DDR3/1333
24 GB/sec bei DDR3/1600
28 GB/sec bei DDR3/1866
32 GB/sec bei DDR3/2133
32 GB/sec bei DDR4/2133
48 GB/sec bei DDR4/3200
64 GB/sec bei DDR4/4266

Sofern DDR4-Speicher wirklich über einen Prefetch von 16 verfügt, sollte dieser Speicher wieder mit dem DDR-Verfahren und dann einem "Bustakt" von dem achtfachten des Takts der Speicherzellen arbeiten. Sinn der ganzen Übung ist jeweils, daß die Speicherzellen keine zu hohen Taktraten abbekommen und damit weiterhin billig herzustellen sind – denn nur dann sind die bekannten Preise machbar. Damit ist ohne größere Umstände eine Verdopplung der Daten-Taktraten (der Takt der Daten auf dem Bussystem bzw. bei DDR4 dann auf der Point-to-Point-Verbindung) machbar, DDR4 dürfte also mit DDR4/2133 starten und bis mindestens DDR4/4266 gehen. Und angesichts dieser hohen Taktraten zwischen Mainboard-Chipsatz und Speichermodul (bei DDR4/4266 sind es immerhin 2133 MHz DDR) ist auch klar, wieso dies nicht mehr über ein Bussystem leistbar ist – dieses ist für hohe Taktfrequenzen ziemlich ungeeignet, dafür setzt man (wie bei Grafikkarten) gern Point-to-Point-Verbindungen ein (auch hierzu gibt ein älterer Artikel mehr Hintergründe).

Golem berichten über ein Spiele-Optimierungstool seitens Intel, mittels welchem Spieleentwickler dabei unterstützt werden sollen, ihre Spiele besser auf die Unterstützung nicht so schneller Hardware zu trimmen. Herausstechend ist dabei die Aussage eines Intel-Mitarbeiters, wonach sich nur wenige Spielekäufer heutzutage für ein Spiel neue Hardware zulegen würden – was nur unterstrichen werden kann. Die Zeiten, wo man sich für Rebel Assault (1993) erstmalig ein CD-ROM-Laufwerk zulegte oder aber für Quake III Arena (1999) nach der bestmöglichen Grafikkarte suchte, sind einfach vorbei – heutzutage benutzt man gewöhnlich das, was an Hardware vorhanden ist. An diesem Umstand scheiterte schließlich auch das erste Crysis (2007), dessen nach wie vor beeindruckende Grafikpracht "seinerzeit" einfach eine zu hohe Hardware-Leistung voraussetzte, welche die wenigsten Spieler bereit waren, nur für dieses Spiel zu erstehen.

Und möglicherweise liegt die in den letzten Jahren nicht mehr deutlich gestiegene Grafikqualität auf dem PC nicht nur am bremsenden Einfluß der Konsolen, sondern auch an der aus dem Fall "Crysis" gezogenen Erkenntnis der Spieleentwickler, daß sich Spiele nicht verkaufen, welche die PCs der meisten potentiellen Käufer überfordern. Zudem liegt hier vielleicht auch der Grund für die von vielen Spielern bedauerte Entwicklung, daß sich die Spieleentwickler oftmals auch kaum noch um die Ausnutzung der überschüssigen Performance ihrer Konsolen-Ports auf dem PC kümmern: Die erste Priorität für die Spieleentwickler ist halt, daß ihr Spiel auch auf einem üblichen LowEnd-Rechner problemlos läuft, um einen möglichst breiten Markt ansprechen zu können. Trotzdem bringt der Einbau von diversen Optik-Spielereien wie hochwertiges Anti-Aliasing etc. die Spieleentwickler nicht um, insofern bleibt es doch erstaunlich, daß nicht die Bedienung beider Zielgruppen – LowEnd und Enthusiasten – möglich sein soll.