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Hardware- und Nachrichten-Links des 8./9. Juli 2017

Videocardz weisen auf die verschiedenen Begrifflichkeiten bezüglich der Chip-Taktraten bei AMD und nVidia hin – vom Basetakt über den Boosttakt zum Maximaltakt. Über Teile der Erklärung kann man streiten, wichtig ist allerdings der diesbezügliche Hauptunterschied zwischen AMD und nVidia: Bei AMD ist der Boosttakt auch der Maximaltakt, welcher nie überschritten wird, durchaus aber unterschritten werden kann – während nVidia seinen Boosttakt als Durchschnitt der real anliegenden Taktrate versteht, durchaus also auch höhere Taktraten (zeitweise) anliegen können. Dabei ergibt die Praxis, das nVidias Boosttaktraten oftmals sogar im Schnitt überboten werden, ergo vergleichsweise konservativ angesetzt sind. Teilweise sichert sich nVidia hiermit etwas gegenüber Streitereien mit Grafikkarten-Käufern ab, denn in den USA wäre eine Grafikkarten-Serie, welche bei vielen Käufern im Schnitt unterhalb nVidias Angabe herauskommt, durchaus eine (wenngleich nicht unbedingt erfolgsversprechende, so denn zumindest nervige) Sammelklage wert. Zum anderen wird über diese Angaben teilweise aber auch Produktpolitik betrieben – bei GeForce GTX 950/960 sowie GeForce GTX 1050/Ti hat nVidia die Boosttaktraten augenscheinlich bewußt tief angegeben, wahrscheinlich um das wahre Taktratenpotential dieser Karten zu verschleiern und damit die Verkäufe der höherwertigen Karten nicht zu gefährden.

Bezüglich der kürzlichen Meldung über nVidias Forschung an MCM-basierten Grafikchips wäre noch zu präzisieren, wofür das ganze vornehmlich gedacht ist: Früher ging man bei ähnlichen Diskussionen immer davon aus, das man hiermit (beispielhaft) einen 400mm² großen Grafikchip mittels 4 Einzelchips à 100mm² Chipfläche ersetzen kann, das komplette Produktportfolio dann aus Vielfachen dieses Einzelchips aufbaut. nVidia ist dagegen aus einer ganz anderen Warte heraus an das Thema herangegangen: Für deren HPC-Chips wird teilweise ein höherer Performancebedarf erwartet, als was die Chipfertigung konkret liefern kann. Dies ist bestmöglich zu sehen an nVidias GV100-Chip, welcher in der 12nm-Fertigung seine 815mm² groß ist – und ziemlich sicher eigentlich für die 10nm-Fertigung geplant war, mit der zwischengeschobenen 12nm-Fertigung nun eben ungewöhnlich groß wird (so groß, das der darunterliegende Interposer in zwei Belichtungsschritten gefertigt werden muß). Zukünftig könnte nVidia sogar zu noch größeren HPC-Chips gezwungen sein, wenn der Performancebedarf vorhanden ist, die Chipfertigung aber nicht mitspielt.

Mittels des MCM-Ansatzes könnte nVidia dann auch HPC-Chips mit einer Gesamtfläche oberhalb von 1000mm² herausbringen – mittels zwei Einzelchips kein wirkliches Thema, mit vier Einzelchips wären sogar noch größere Gesamtflächen (Richtung 2000mm²) denkbar. Der springende Punkt ist, das dies wahrscheinlich auf absehbare Zeit rein ein Thema von nVidias HPC-Linie sein wird – nur dort besteht der Hunger nach so viel Mehrperformance (gemäß eines breiten Wettbewerbs sowie auch des entsprechenden Computing-Bedarfs) und ist gleichzeitig auch das Geld dafür da, um dies alles zu bezahlen. Bei Gaming-Chips ist es dagegen eher unwahrscheinlich, in absehbarer Zeit MCM-Lösungen zu sehen: Selbst wenn die Fertigung von kleineren Einzelchips etwas günstiger ist, erscheint es als wirtschaftlich kaum darstellbar, Grafikcips mit (insgesamten) Chipflächen größer als 800mm² unter einer modernen (und demzufolge teuren) Fertigung im Gaming-Bereich unterzubringen. Dafür ist auch die Konkurrenzsituation bei Gaming-Lösungen zu schwach, speziell an der absoluten Leistungsspitze wurde nVidia schon seit Jahren nicht zu dem getrieben, was man wirklich realisieren könnte. Wenn überhaupt, dürften MCM-Lösungen für den Gaming-Bereich somit erst in ferner Zukunft realisiert werden.

Bei GameGPU hat man sich die APU-Performance unter Dirt 4 angesehen – von den neueren Spieletiteln produziert das Spiel mit die höchsten Frameraten und ist zudem bis einschließlich der Low-Grafik auch noch gut mit abgesenkter Bildqualität anschaubar. Normalerweise sollten dies gute Voraussetzungen dafür sein, wenigstens unter niedrigen Auflösungen spielbare Frameraten mit APUs sowie anderen integrierten Grafklösungen zu erzielen. Leider kommt selbst unter 1280x720 nur die wenig verbreitete Iris Pro 6200 im Core i7-5775C mit 57 fps auf ein wirklich gutes Ergebnis, schon die HD Graphics 530 im Core i7-6770K ist mit 34 fps (auf ein Autorennspiel) grenzwertig. Erschreckend die Resultate der AMD-APUs, welche regulär der HD Graphics davonrennen sollten, hier aber durchgehend keine 20 fps erreichen – entweder fehlt hierfür ein angepasster Treiber, oder aber Dirt 4 verlangt eine CPU-Performance ab, welche diese früheren AMD-APUs mit ihrem Bulldozer-basierten CPU-Unterbau nicht liefern können. Wenigstens sieht man ganz gut, das die integrierten Grafiklösungen, welche vor einiger Zeit mal auf einem stark aufsteigenden Ast schienen, aktuell wieder ausreichend weit weg liegen, um selbst einfachen Mainstream-Grafikkarten nicht im Ansatz gefährlich werden zu können (eine GeForce GTX 1050 Ti erreicht bei TechSpot immerhin 43 fps unter FullHD @ VeryHigh mit 4xMSAA).