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News des 28. Februar 2023

In der Berichterstattung über die neuesten Zahlen zum Grafikchip-Absatz seitens Jon Peddie Research geht die Konzentration wohl zu sehr auf die (mißverständliche) Schlagzeile – womit im schlimmsten Fall regelrecht falsche Formulierungen herauskommen, wonach (angeblich) der Absatz an Grafikkarten eingebrochen sei. Dabei hatten Jon Peddie Research nur über den Markt aller PC-Grafikchips berichtet, wo also die integrierten Grafiklösungen (iGPUs) den absolut dominierenden Anteil stellen (üblicherweise drei Viertel oder mehr) und somit das Marktgeschehen im Teilmarkt der Grafikchips für Desktop-Grafikkarten (üblicherweise 10-15% vom Gesamtmarkt) durchaus gänzlich anders laufen kann. Im abgelaufenen vierten Quartal hat diese Theorie nunmehr in der Praxis zugeschlagen, denn zwar gingen alle anderen Teilsegmente zurück – die Grafikchips für Desktop-Grafikkarten gewannen jedoch laut klarer JPR-Aussage um +7,8% hinzu.

Q4/2021 Q3/2022 Q4/2022 Q/Q Marktanteile AMD, nVidia, Intel
Gesamt-Markt PC-Grafikchips 103 Mio. 76 Mio. 64,2 Mio. –15,4%   12%    17%     71%
integrierte Grafikchips (iGPU, Desktop & Mobile) ~77 Mio. ~62 Mio. ~51 Mio. ca. –18% ~12,8%    ——    86,8%
diskrete Grafikchips (dGPU, Desktop & Mobile) 26 Mio. 14 Mio. 13 Mio. –7%    9%      82%      9%
Grafikchips für diskrete Laptop-Grafiklösungen ~12,8 Mio. ~7,1 Mio. ~5,6 Mio. ca. –21% ?
Grafikchips für Desktop-Grafikkarten 13,19 Mio. 6,89 Mio. ~7,4 Mio. +7,8% ?
basierend auf der neuen Berichterstattung seitens Jon Peddie Research sowie früheren Daten

Desktop-Grafikkarten wurden also mitnichten schwächer, sondern im Gegensatz zum Gesamtmarkt sogar leicht stärker verkauft. Der Gesamtmarkt hängt dann primär am insgesamten PC-Absatz – und wenn dieser nicht läuft, dann verkaufen sich logischerweise sowohl iGPUs als auch diskrete Laptop-Grafiklösungen schlecht. Dies wurde von Jon Peddie Research sogar explizit über Prozessoren-Verkaufszahlen belegt, welche vom dritten zum vierten Quartal um satte –18% absanken. Allein Desktop-Grafikkarten haben an dieser Stelle die Chance, leicht antizyklisch zu agieren, da jene (wegen der Nachrüst- und Umrüstmöglichkeit) nicht so direkt am PC-Absatz hängen. So schlecht ist der oft gescholtene DIY-Markt für die Grafikkarten-Hersteller also doch nicht, wenn jener in der Lage ist, eine miese Vorgaben vom gesamten PC-Markt in ein letztlich sogar leicht positives Ergebnis umwandeln zu können.

Natürlich kann man sich an dieser Stelle auch mit (erneuten) Ungereihmtheiten der JPR-Zahlen beschäftigen. So wurden die dGPU-Marktanteile des dritten Quartals beachtbar korrigiert: Anstatt 7,6%, 87,9% & 4,5%, wie im letzten Bericht mit bis auf die zweite Kommastelle genauen Stückzahlen angegeben, sollen es nunmehr hingegen 7%, 86% & 6% sein – bei grob unveränderter Gesamtstückzahl. Bei solchen erheblichen Korrekturen (welche nicht das erste Mal vorkommen) kann man durchaus die Frage nach der Seriösität des gesamten Zahlenmaterials stellen. Regelrecht unglaubwürdig sind dann Intels dGPU-Marktanteile, denn die über das Jahr 2022 gemeldeten Zahlen ergeben inzwischen die Menge an knapp über 2 Millionen ausgelieferter (diskreter) Intel-Grafikchips. Selbst wenn dies alles nur Auslieferungen zu OEMs & Grafikkarten-Herstellern sind, die dann erst später in den Einzelhandel gehen: Niemand legt sich so viele Intel-Grafikchips hin, wenn damit augenscheinlich keinerlei großen Verkaufserfolge verbunden sind. Hier passen gefühlte Realität und Zahl auf den Papier zweifelsfrei nicht zusammen – was sich hoffentlich irgendwann später noch aufklären läßt.

Der Marktstart der Ryzen 9 7900X3D & 7950X3D Modelle verlief zuerst erst einmal unspektakulär: Die Prozessoren waren bei einigen wenigen Einzelhändlern zur UVP bzw. manchmal auch leicht darüber erhältlich. An der Preislage hat sich über die Nacht wenig geändert, allerdings ist der Ryzen 9 7950X3D nunmehr tatsächlich ausverkauft. Glücklicherweise scheinen die Nachlieferungen direkt angekündigt zu sein, denn noch haben die Einzelhändler die Preise für dieses Modell nicht hochgezogen. Die bei der Mindfactory bisher verkauften 240 Stück Ryzen 9 7900X3D sind auch nicht schlecht, dies würde (nach nur einem halben Tag) in der Verkaufsstatistik der letzten Woche schon für einen Platz in den Top 10 reichen. Sehr gut möglich, dass beide neue AMD-Prozessoren nach der vollen Woche sogar beide Top-Plätze in der nächsten Verkaufs-Statistik belegen – was selbst dann, wenn dies erwartungemäß nicht dauerhaft hält, für derart hochpreisige Prozessoren ein beachtenswerter Erfolg für AMD wäre.

Ryzen 9 7900X3D Ryzen 9 7950X3D
UVP 679 Euro 789 Euro
Marktstart +45min Angebote für 679-699€, Lieferbarkeit: ★★☆☆☆ Angebote für 789-809€, Lieferbarkeit: ★★☆☆☆
Marktstart +13h Angebote für 679-699€, Lieferbarkeit: ★★☆☆☆ Angebote für 789-799€, Lieferbarkeit: ☆☆☆☆☆

Testberichte von ComputerBase, TechPowerUp und Tom's Hardware beschäftigen sich mit nVidias "RTX Video Super Resolution", einer neuen Treiber-Funktion, welche auf RTX-Grafikkarten Videos in Webseiten (live) hochskaliert und damit mit besser Bildqualität darstellen soll. In der Praxis ist das herauskommende Ergebnis allerdings weit davon entfernt, irgendetwas mit "hochskaliert" zu tun zu haben: Die Bildqualität wird etwas besser, insbesondere verpixelte Schriften oder Komprimierungs-Artefakte betreffend, aber es gibt keinen wirklich beachtbar hohen Qualitätssprung. Die Idee, hiermit alte Aufnahmen beachtbar zu verbessern oder sich gar den 4K-Tarif von Netflix sparen zu können, kann man sich wohl abschminken. Zugleich kostet das Feature auch ordentlich Leistung, somit Wattage und Kühler-Lautstärke während des Office-Betriebs, womit die Effizienz-Rechnung des Features recht negativ ausfällt. Natürlich könnten sich in Zukunft noch Verbesserungen ergeben, die Technik steht wohl noch ziemlich am Anfang.

Spielentwickler Larian Studios hat die Systemanforderungen für "Baldur's Gate 3" kürzlich aktualisiert, der derzeit im EarlyAccess befindliche Titel soll am 31. August dann in voller Schönheit erhältlich sein. Gegenüber früheren Systemanforderungen wurden insbesondere die Grafikkarten-Anforderungen deutlich nach oben gezogen: Lag das bisherige Minimum bei GeForce GTX 780 oder Radeon R9 290X, geht es nun auf GeForce GTX 970 oder Radeon RX 480 hinauf, dies ist zumindest ein kleiner Sprung, wobei nunmehr auch Grafikkarten mit kleiner als 4 GB VRAM vom Minimum ausgeschlossen sind. Die Grafikkarten-Empfehlung geht hingegen von bisher GeForce GTX 1060 oder Radeon RX 580 auf nunmehr GeForce RTX 2060 Super oder Radeon RX 5700 XT überaus deutlich nach oben, dies entspricht grob der doppelten Performance im (besser skalierenden) UltraHD/4K Performance-Index. Die Prozessoren-Anforderungen gehen ebenfalls nach oben, bleiben aber in einem gangbaren Bereich, Hauptspeicher-Anforderung und benötigter Festplatten-Platz ändern sich hingegen gar nicht.

offizielle PC-Systemanforderungen für "Baldur's Gate 3" (EarlyAccess)
Minimum Empfehlung
System Windows 10/11 64-Bit, Vulkan 1.1 oder DirectX 11, 150 GB freier Festplatten-Platz
CPU Core i5-4690 oder FX-8350 Core i7-8700K oder Ryzen 5 3600
Speicher 8 GB RAM & 4 GB VRAM 16 GB RAM & 8 GB VRAM
Grafik GeForce GTX 970 oder Radeon RX 480 GeForce RTX 2060 Super oder Radeon RX 5700 XT