Wer sich mehr oder weniger intensiv mit dem Thema PCs auseinandersetzt, die News auf den einschlägigen Seiten liest und sich durch die Foren blättert, dem wird aufgefallen sein, dass der PC mittlerweile seinen Siegeszug fortgesetzt hat und die Wohnzimmer erobert. "HTPC" heißt das Stichwort – bei den Händlern wird immer mehr Hardware angeboten, die zu diesem Zwecke maßgeschneidert ist.
Oblag es früher noch der Kreativität einzelner Enthusiasten, den PC in seinen Ausmaßen und in seiner Optik wohnzimmergerecht zu gestalten, hat der Markt nunmehr seine Hausaufgaben gemacht und es gibt kaum eine Komponente, von der es keinen Ableger für den Wohnzimmer-PC gibt; seien es Desktopgehäuse, die wie AV-Receiver aussehen, oder CPUs, die dank niedriger TDP (Thermal Design Power) einfach und daher leise zu kühlen sind und, als angenehmen Nebeneffekt, die Stromrechnung nicht allzu sehr belasten.
Die zunehmende Nachfrage nach dieser Art von PC manifestiert sich nicht zuletzt darin, dass eine bestimme Industrienorm, die es schon seit 2001 gibt, vermehrt bei den Händlern auftaucht – die Rede ist von "Mini-ITX". Mini-ITX" ist eine Norm, die für Hauptplatinen geschaffen wurde; mit 17x17cm sind die Platinen klein genug, um eine platzsparende Grundlage für den Wohnzimmer-PC darzustellen. Diese "Mini-ITX"-Norm steht im Focus dieses Artikels. Das bisherige Haupteinsatzgebiet, der HTPC, spielt hier jedoch lediglich eine nebengeordnete Rolle. Beinahe jeder, der sich etwas intensiver mit der Materie auseinandersetzt weiß, wie ein HTPC aussieht, worauf es dabei ankommt und wie man sich gegebenfalls einen HTPC selbst baut.
Vielmehr wollen wir uns mit der Realisierbarkeit eines Spiele-PCs auf Grundlage eines Mini-ITX Boards auseinandersetzen und zwar so, dass am Ende dieses Artikels folgende Fragen beantwortet sind:
Was ist Mini-ITX?
Mini-ITX ist ein sogenannter "Formfaktor", also eine Vorschrift für die Dimensionen und das prinzipielle Layout eines Mainboards. Vielfach bestimmt er auch das Funktionsangebot und damit das Einsatzgebiet des Systems. Bekannt ist der ATX-Standard für Desktop-Mainboards und Gehäuse sowie der gescheiterte Nachfolger namens BTX. Mini-ITX bezeichnet einen "Small-Formfaktor" mit einer Dimension von 170x170mm, also in etwa der Größe eines Mauspads. Auf dieser Fläche finden CPU, Speicher, Steckkartenslots, Chipsatz und die Anschlüsse für alle Geräte Platz. Zum Vergleich: Die ATX-Spezifikation schreibt eine Dimension von 305x244mm vor – der Größenunterschied soll in der folgenden Abbildung verdeutlicht werden.
Nano- und Pico-ITX, noch kleinere Varianten, sind für uns allerdings uninteressant. Der µATX-Standard war lange Zeit die Grundplatform für den Small-Formfaktor, wurde inzwischen jedoch von Mini-ITX beerbt.
Woher kommt Mini-ITX?
Mini-ITX entstand Anfang 2001 durch eine Designinitiative von VIA, um der damaligen Marktnische um den LowPower- und LowCost-Prozessor VIA C3 und dessen Nachfolgern eine optimale und vor allem dedizierte Plattform anzubieten. Diese Prozessoren konnten nicht mit AMD und Intel mithalten, wann immer pure Leistung gefragt war, punkteten jedoch mit geringer Leistungsaufnahme, vielfach passiven Kühllösungen und günstigem Preis.
Die Vorteile des Mini-ITX-Designs in diesen Kategorien, wie Auslegung auf niedrigen Verbrauch und möglichst leise Kühlung, haben dem Formfaktor bis heute einen relativ großen Erfolg eingebracht. Hauptanwendungsgebiete sind dabei nicht zwangsläufig Home-Systeme, sondern Industrie und Unternehmen. Man denke an Bankautomaten, Kassenrechner im Supermarkt, Bonuspunkte-Automaten in selbigen oder Steueranlagen für Industrieroboter. Hier stehen oftmals Lautstärke oder Kühlungsbedarf und Kosten vor der eigentlichen Rechenleistung.
VIAs eigene Mini-ITX Produkte mit dem Namen Epia sind auch aktuell noch zu erwerben. Bekannteste Neuzugänge auf diesem Gebiet sind sicherlich Intels Mainboards für den Intel-Atom oder nVidias Gegenstück Ion, ebenfalls für den Atom. Platzbedarf, Kühlung und Kosten stehen vor der eigentlichen Leistung. Mit dem Zotac 9300 Wi-Fi existiert allerdings auch ein Mainboard, das den Mini-ITX Formfaktor für ein Spielesystem interessant werden lässt. In diesem Fall ermöglichen der Support für Core 2 Duo Prozessoren und PCI Express 2.0 ein ansehnliches Leistungsspektrum.
Für was wird Mini-ITX verwendet?
Die Anwendung von Mini-ITX in der Industrie wurde bereits angesprochen. So werden z.B. KUKA-Roboter für die schnelle Handhabung von sehr großen Lasten bis zu einer Tonne von Mini-ITX-Systemen von Fujitsu-Siemens gesteuert. Der Fokus liegt hier auf Ausfallsicherheit bei leiser Kühlung und einer garantierten Lebenszeit von bis über 7 Jahren Dauereinsatz. Auf der anderen Seite des Globus finden sich in Florida passiv gekühlte Mini-ITX-Systeme im Einsatz für die einen Papierhersteller. Hier würden nach eigenen Aussagen Rückstände in der Luft jeden Lüfter innerhalb weniger Wochen oder spätestens Monate in die Funktionsunfähigkeit treiben.
In letzter Zeit finden sich am Markt auch vermehrt Mini-ITX-Systeme mit Intels Atom, die neben verbesserter Multimediafähigkeit auch Multithreading einbringen. Im Heimbereich findet man Mini-ITX-Systeme meist als Homeserver, Multimediagerät für TV im Wohnzimmer oder als genügsames Internetsystem. Dafür sind aktuelle PCs oftmals überdimensioniert und verursachen über das Doppelte an Stromkosten.
Eine weniger trocken ernste Angelegenheit ist dagegen das ITX-Modding, welches in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen hat. Aufgrund der geringen Dimensionen und des verringerten Kühlungsbedarfs lassen sich ITX-Systeme in so ziemlich jedes Umfeld integrieren. Beispiele gefällig? – die gibt es auf Mini-ITX.com [7] zu genüge. So bastelte ein findiger GTA-IV-Fan aus der Limited-Special-Edition-Box kurzerhand einen Mini-ITX-PC mit VIA-Epia-Board (Bilder mit freundlicher Genehmigung von Mini-ITX.com [7]):
Reichlich Platz bietet die Box, allerdings wird wohl niemand annehmen, dass darauf auch tatsächlich GTA IV betrieben wird:
Auf den ersten Blick alles andere als nach Hardware sieht dieses Fussballsystem aus:
Die Möglichkeiten sind natürlich vielfältig und es gibt eine Unmenge dieser Projekte. Weitere Beispiele finden sich auf Mini-ITX.com [7] und http://www.via.com.tw/en/initiatives.../case-mods.jsp [8]. Für Spiele ist natürlich kaum eines jener Systeme geeignet. Als Audio-Video-System oder Fileserver mögen Wärmentwicklung und Leistungsbedarf dagegen kontrollierbar sein. World of WarCraft am PC-Flatscreen oder ein Action-Spektakel an Vaters Projektor sind damit natürlich nicht verwirklichbar. Auf der anderen Seite stehen ganz klar aktuelle Notebooks, die inzwischen stark an Leistung gewinnen und oftmals selbst für moderne Spiele geeignet sind. Ist da noch Platz für ein Mini-ITX-System mit Spieleambitionen?
Was sind besondere Merkmale von Mini-ITX?
Ein Mini-ITX-System kann natürlich nicht beliebig nach oben dimensioniert werden. Der Formfaktor schreibt einige Merkmale vor, andere sind reine Orientierungspunkte, die helfen sollen, die Kosten niedrig und die Verfügbarkeit hoch zu halten. Viele Boards besitzen aufgelötete CPUs und Speicherchips; Kühlköper verrichten ihre Arbeit ohne lärmende Lüfter. Niedrige Verbrauchswerte von Intel Atom und VIAs C3, C5 und Nano Serie liefern die Basis dazu. Folglich muss die Stromversorgung dieser Mini-ITX-Boards nicht übermäßig dimensioniert werden – Netzteile mit 50W bis 100W sind häufig vorzufinden. Dementsprechend sind auch Kondensatoren und Leiterbahnen auf dem PCB ausgelegt. Die Devise lautet günstig, aber ausreichend.
Für ein System, das einen vollwertigen PCI-Express-Slot bedienen soll und gleichzeitig eine CPU mit 50W und mehr betreiben muss, ist deutlich mehr Aufwand von Nöten. Dies schlägt sich natürlich im Preis nieder. Überhaupt steigt der Herstellungsaufwand stark mit dem Wunsch nach mehr Performance an. Dies beginnt beim Routing der Signalleitungen vom Chipsatz zum Speicher und der CPU und endet mit den eigentlich nicht vorhergesehenen Leitungen und Stromversorgung für das PCI Express 2.0 Interface. Kombinierte Chipsätze ohne North- und Southbridge können hier das Zünglein an der Waage sein. Hohe Werte für CPU, FSB und Speichertakt fordern weitere Zugeständnisse an eine optimale Signalführung und einen qualitativ hochwertigen Prozess.
Kleiner muss demnach nicht günstiger bedeuten, auch wenn viele Funktionen eines vollwertigen ATX-Chipsatzes ausbleiben. Natürlich besitzen auch Mini-ITX-Boards die übliche Bandbreite an Pflichtanschlüssen. Dazu gehören Audio, USB, LAN. Allerdings unterscheiden sich die Produkte hier teils gewaltig: Ein PCI- oder gar ein PCI-Express-Slot sind nicht immer vorhanden. Auf einen Floppy-Anschluss muss man inzwischen meist ganz verzichten, das gilt bei vielen "nicht-Industrie"-Boards auch für PS/2-Anschlüsse für Maus und Tastatur.
Festplatten nach P-ATA finden generell nur einen Kanal für max. 2 Festplatten vor, bei SATA sieht es schon etwas besser aus. Die Frage nach mehr als zwei Slots für Speichermodule stellt sich oft gar nicht – besonders für Atom-Systeme muss auch mal ein Modul ausreichen. Die bereits erwähnten Schwierigkeiten bei der Komplexität der Stromversorgung und Signalqualitäten lässt auch manch eine BIOS-Option verschwinden, die dem User sonst beim Übertakten helfen würde.
Die wichtige Frage ist also nun: Welche Kompromisse müssen Hersteller wie Zotac und Silverstone eingehen, um ein Mini-ITX-Board zu entwerfen, das viele Tugenden eines Core2-Duo-Desktopboards behält, dabei aber trotzdem noch günstig, aufgeräumt, praktikabel und vor allem nur 170x170mm groß ist?
Für die ITX-Formfaktoren sind aktuell viele verschiedene Gehäuse auf dem Markt erhältlich. Die meisten davon kommen allerdings wegen ihrer allzu kleinen Abmessungen und schwachbrüstigen Netzteile nicht für den Aufbau eines Spielesystems in Frage. Um unser Vorhaben umsetzen zu können, fiel die Wahl daher auf das rund 90 Euro teure Silverstone Sugo SST-SG05 [9].
Silverstone Sugo-SG05 | |
---|---|
Tiefe (mm) | 276 |
Breite (mm) | 125 |
Höhe (mm) | 176 |
Gewicht inkl. Netzteil (kg) | 3,2 |
Mainboard Formfaktor | Mini-ITX |
Der Lieferumfang ist schnell aufgezählt, er umfasst einen Satz Schrauben und ein Kaltgeräteanschlusskabel.
Außenansichten:
Das kleine Gehäuse besteht aus schwarz lackiertem Stahlblech, seine Front aus Kunststoff. Eine erste Besonderheit, die ins Auge fällt ist, der schmale 5,25" Schacht. Hier finden ausschließlich Slimline-Laufwerke, die man sonst nur von Notebooks kennt, ihren Platz. Ebenfalls direkt ins Auge springt das für ein ITX-Gehäuse geradezu riesige Lüftergitter, hinter dem sich ein Lüfter der Dimension 120mm befindet. Die Frontanschlüsse finden an der rechten Seite der Front ihren Platz und bestehen aus:
Power- und Reset-Button sind etwas klein ausgefallen und besitzen einen eher undefinierten Druckpunkt.
Die Frontblende ist durch sechs Plastiklaschen mit dem Korpus des Gehäuses verbunden und kann abgenommen werden. Nach dem Entfernen der Blende wird der Staubfilter sichtbar, der sich vor dem 120mm-Lüfter befindet.
Das Heck gibt einen ersten Ausblick auf das eingebaute Netzteil. Bis zu zwei Expansionskarten können theoretisch im Sugo S05 untergebracht werden.
Der Boden zeigt sich als glatte schwarze Fläche und verfügt im Auslieferungszustand über keine Standfüße. Diese liegen dem Gehäuse gesondert bei und können bei Bedarf angeklebt werden.
Um an das Innere zu gelangen, ist es nötig, vier Schrauben zu entfernen. Dann kann das U-förmige Cover in einem Stück abgenommen werden. Beide Seiten und der Deckel verfügen über großzügig bemessene Gitter, die den Luftaustausch begünstigen sollen.
Innenraum:
Der Innenraum präsentiert sich übersichtlich. Die Verarbeitung ist in Ordnung, vereinzelt lassen sich jedoch noch scharfe Kanten finden. Das Sugo bietet Platz für eine 3,5" Festplatte und ein optisches Slimline-Laufwerk. Grafikkarten können bis zu einer Länge von knapp 23 cm verbaut werden. Dies ist sicher ein Novum für ein ITX-Gehäuse und auch Voraussetzung, um ein Spielesystem aufzubauen. Jede HighEnd-Grafikkarte läßt sich damit aber nicht verbauen, denn einige Modelle haben auch größere Dimensionen.
Nach dem Lösen von zwei Schrauben lässt sich die Halterung für die Festplatte entnehmen. Der Datenspeicher wird hier konventionell mit vier Schrauben befestigt. Ebenfalls verschraubt wird das optische Laufwerk.
Netzteil:
Silverstone hat dem Sugo S05 ein 300W starkes ITX-Netzteil von FSP spendiert. Es hat die Abmessungen 125 mm (B) x 63,5 mm (H) x 100 mm (T) und wird durch einen 80mm messenden Lüfter gekühlt. In den folgenden Tabellen sind die Leistungsdaten sowie die verfügbaren Stecker ersichtlich:
Leistungsdaten FSP 300-60GHS | |
---|---|
3,3V | 20A |
+5V | 22A |
+12V 1 | 14A |
+12V 2 | 16A |
+5VSB | 2,5A |
-12V | 0,5A |
Combined Power +3,3V, +5V / +12V | 125W / 264W |
Anzahl | Stecker |
---|---|
1x | 24-pin Mainboard-Connector |
1x | 4-pin ATX 12V Stecker |
3x | SATA-Stromanschluss |
1x | 6-pin PCIE-Stecker |
2x | 4-pin Molex für IDE-Laufwerke |
1x | 4-pin Floppy-Stromanschluss |
Da in das kompakte Gehäuse nur Slimline-Laufwerke passen, haben wir uns für das 75 Euro kostende SST-SOD01 von Silverstone entschieden. Es handelt sich dabei um einen SATA DVD-Brenner mit Slot-In-Mechanismus, der von Panasonic hergestellt wird.
Nachfolgend findet sich eine Übersicht über die maximal erreichbaren Lese- und Schreibgeschwindigkeiten:
Format | Lesegeschwindigkeit | Format | Schreibgeschwindigkeit |
---|---|---|---|
DVD-Video | 4x | DVD +/- R SL | 8x |
DVD +/- R | 8x | DVD +/- R DL | 6x |
CD-RW | 24x | DVD + RW | 8x |
DVD – RW | 6x | ||
DVD RAM | 5x | ||
CD-R | 24x | ||
CD-RW | 4x |
Bisher eilte (Mini) ITX-Mainboards nicht gerade der Ruf voraus, die Basis für eine potente spieletaugliche Plattform bilden zu können. Entweder scheiterte es am nicht vorhandenen PCI Express x16 Steckplatz und/oder es bestand nicht die Möglichkeit, leistungsfähige Desktop-Prozessoren einzusetzen. Aktuell gibt es auf dem Markt nur eine einzige Lösung, die uns für ein Gaming-System geeignet erscheint, das Zotac 9300-ITX WiFi.
Lieferumfang:
Bevor wir das Board näher unter die Lupe nehmen werfen wir zuerst einmal einen kurzen Blick auf den Lieferumfang. Dieser besteht aus:
Das Board selbst hat mit seinen 170mm x 170mm etwa die Größe eines Mousepads. Das auf den ersten Blick dominierende Element ist der große Passivkühlkörper, der den Chipsatz bedeckt.
An Anschlüssen am Backpanel muss man auf fast nichts verzichten. Die folgenden Anschlüsse sind dort anzutreffen:
WLAN-Modul:
Unterhalb der Audioanschlüsse findet das im Lieferumfang enthaltene WLAN-Modul seinen Platz. Es wird mit zwei Schrauben mit dem PCB des Motherboards verschraubt. Angeschlossen wird es an einem der internen USB-Ports. Die Signalübertragung übernimmt der VIA VNT6656G6A40 Chip [25] nach IEEE 802.11b/g Spezifikation.
Chipsatz & IGP:
Das Zotac 9300-ITX WiFi setzt auf den MCP7a von nVidia. Dieser hochintegrierte Chipsatz bildet die Basis für die Unterstützung aller aktuellen Sockel-775-CPUs wie Core 2 Duo/Quad, deren Pentium- und Celeron-Ableger sowie die inzwischen überholten Pentium-4/D-Modelle. Nicht unterstützt werden der Intel Atom und alle neuen Intel-CPUs mit der Bezeichnung Core-i7, i5 und i3 (da andere Sockel). Für den Intel Atom bieten nVidia und Zotac Mainboards mit Ion-Chipsätzen an, die sich jedoch schon aufgrund der CPU und mangels PCI-Express-Slot nicht zum Aufbau eines ITX-Spielesystems eignen. Das nachfolgende Schaltbild beinhaltet einen Auszug der wichtigsten Chipsatz-Features des MCP7a.
Wie angedeutet, werden alle Funktionen in einem Chip gebündelt, wodurch die klassische Aufteilung in North- und Southbridge ausbleibt. Dies begünstigt den Entwurf des Layouts und vereinfacht die Verdrahtung auf dem PCB des Mainboards. So sparen sowohl nVidia als auch der Platinenhersteller an Entwicklungs- und Fertigungskosten. Dieses monolithische Design besitzt jedoch auch potentielle Nachteile: Für uns wird davon insbesondere die steigende Leistungsaufnahme und damit Wärmeabgabe von Bedeutung sein.
Das PCI Express Interface 2.0 verfügt über 20 konfigurierbare sogenannte Lanes, die optimaler Weise als 1x16 und 4x1 angeboten werden. Der für Mini-ITX unübliche 16x-Slot ist eine der Voraussetzungen für unser Spielesystem. Daneben kann der Chipsatz insgesamt 12 USB 2.0 Ports, 5 zusätzliche PCI-Slots, 6 SATA-Anschlüsse und einen GBit-LAN Port verwalten. Die Bildschirmausgabe erfolgt wahlweise über VGA, DVI, HDMI oder den neueren Display-Port. Ein 7.1 LPCM HD-Audio-Interface (Realtek ALC888) sorgt für entsprechende Tonausgabe. Hybrid-SLI erlaubt die Nutzung des IGP und einer zusätzlichen Grafikkarte, um die Gesamtleistung zu steigern. Dabei bleibt man allerdings auf leistungsschwache Modelle beschränkt, so dass dieses Feature keine Bedeutung für unser System darstellen wird.
Insgesamt also ein durchschnittliches Angebot, das man auch bei anderen Chipsätzen vorfindet. Der Clou liegt hier allerdings in der integrierten Grafikeinheit, welche einige exklusivere Features hinzufügt. Neben der obligatorischen Unterstützung für DirectX10 sind hier insbesondere PureVideo-HD und CUDA von Interesse. Letztere können signifikant zur Verringerung der CPU-Belastung bei Videoanwendungen beitragen. Die Unterstützung für CUDA ermöglicht zudem die Beschleunigung weiterer Applikationen wie z.B. Video-Encoding und Bildbearbeitung.
BIOS:
Das Basic-Input-Output-System (BIOS) eines PCs ist typischerweise die erste Anlaufstelle für jeden User, der sein System nicht nur nutzen, sondern auch ausnutzen will. Nahezu jeder PC ermöglicht den Zugriff auf das BIOS, aber nicht wenige beschränken den Funktionsumfang künstlich. In diese Kategorie fallen z.B. viele Notebooks oder Mini-ITX-Systeme und Boards mit Intels Atom. Hier kann nur das absolut nötigste verändert werden, an Übertaktung ist meist nicht zu denken. Um dem Mini-ITX-System auf die Sprünge zu helfen, sind entsprechende Optionen im BIOS allerdings essentiell. Dies gilt umso mehr für User, die 64-Bit-Versionen von Windows nutzen wollen oder das System unter Linux betreiben. Für diese mangelt es oftmals an Softwarelösungen zur Manipulation von FSB und Versorgungsspannungen.
Das Zotac-Board setzt auf das bekannte Phoenix-Award-BIOS und sollte den meisten Usern geläufig sein. Der Aufbau und der Optionsumfang unterscheiden sich demnach nicht sonderlich von aktuellen Desktop-Boards. Die wirklich interessanten Einstellungen finden sich unter dem "Advanced BIOS Feature Setup". Neben der Einstellung für die Boot-Prioritäten sind jedoch alle Einstellungen mehr oder weniger fest. So sollte man tunlichst vermeiden, an Optionen wie der Deaktivierung von L1, L2 und L3-Caches der CPU herumzuspielen. Das alte Relikt namens "Gate A20 Option" sollte ebenso wenig angetastet werden wie Einstellungen zum APIC-Mode und der MPS-Version. Sie alle sind für den Betrieb moderner Windows- oder Linux-Versionen von Bedeutung. Auch von sonstigen unbekannten Feldern in diesem Bereich gilt: Im Zweifel Finger weg, besonders wenn bereits ein funktionierendes Betriebssystem installiert ist. Ein Bluescreen ist das mindeste, was man ansonsten erwarten darf.
Im gleichen BIOS-Menü gibt es beim Zotac-Board einen Unterbereich namens "CPU-Feature". Hier lassen sich einige Einstellungen für erweiterte CPU-Funktionen vornehmen. Unter dem Punkt "PPM-Mode – Native oder SMM" versteckt sich die Übergabe des Prozessorpowermanagements an ein modernes Betriebsystem (wie Windows XP oder Vista). Darunter verbergen sich die Taktabsenkung, die verschiedenen Schlafzustände und das "Throttling" bei Überhitzung. Ältere Systeme wie Windows 2000 überlassen die Kontrolle über diese Features besser der CPU (SMM). Mit Ausnahme der "Limit CPUID"-Option können die Optionen "C1E, Execute Disable Bit, Virtualization Technology und Core-Multi-Processing" alle aktiviert werden. Sie steuern den erweiterten Schlafzustand, helfen bei der Blockierung einiger Viren, liefern Hardwareunterstützung für die Virtualisierung und stellen sicher, dass ein 2. oder 4. Kern auch aktiviert wird.
In den "Advanced Chipset Features" lässt sich der Einsatz der integrierten GeForce 9300 Grafiklösung regulieren. Leider unterstützt nVidia kein Hybrid-Power (mehr) für die Kombination aus IGP und HighEnd-Karte und so lässt sich die gewählte Grafikkarte nicht im Betrieb abschalten und die Arbeit auf den IGP auslagern. In diesem Menü findet sich auch eine Zeile namens "System Bios Cacheable", um den Inhalt des BIOS-ROMs in den Speicher zu kopieren. Diese Option kann getrost deaktiviert bleiben, da Windows ab dem Bootzeitpunkt dem BIOS-ROM die Kontrolle über das System abnimmt. Die "Spread Spectrum Control" schließlich moduliert die Frequenz des Taktgebers, was die Messwerte der elektrischen Störstrahlung begünstigt. Wer nicht selbst solche Messungen durchführt (sicherlich nicht die User), der kann hier getrost abschalten. Zuletzt gilt es den maximal nutzbaren Framebuffer des IGP festzulegen. Hier sollte man es bei 128 MB, eventuell 256 MB belassen. Weniger und es kommt sicherlich zu Problemen – mehr wird allerdings keinen Effekt mehr erzielen.
Unter "Integrated Peripherals" befinden sich relativ umfangreiche Optionen für die Einstellung des HD-Codecs, USB- und LAN-Interfaces. Hier finden sich auch alle Optionen zu den IDE- und SATA-Anschlüssen, RAID und der Hardwaremonitor. Die weiteren Menüs wie "Power Management Setup" und "PCI-/PNP-Configuration" verlieren durch moderne Betriebssysteme an Bedeutung. Die Standardeinstellungen sind hier bereits optimal.
Für den Poweruser wird es im Menü "Frequency/Voltage Control" wieder richtig interessant. Unter "System Clocks" und "FSB & Memory Config" lässt sich der FrontSideBus des Prozessors anheben und die aktuellen Taktraten einsehen. Modelle mit niedrigem Basis-FSB haben hier die besten Chancen. Top-Modelle mit einem FSB von 266 MHz (FSB1066) oder 333 MHz (FSB1333) geraten je nach Qualität des Boards und der CPU früher an ihre Limits; insbesondere bei Mini-ITX-Boards, die gar nicht erst für so hohe Taktraten ausgelegt werden.
Umfangeiche Optionen erlauben die Anpassung des Taktratenverhältnisses zwischen FSB und dem Speicherbus. Da sie vom gleichen Taktgeber erzeugt werden, sind neben einer 1:1 Taktung auch voreingestellte Bruchteile möglich. So lässt sich der Speicherbus über die Werte des FSB anheben. Die zusätzlich entstehenden Latenzen aus der Synchronisation verringern jedoch den praktischen Gewinn. Im Anbetracht eines integrierten Grafikchips ist der höhere Takt trotzdem zu bevorzugen.
Über die nächsten Menüpunkte lassen sich die anliegenden Spannungen des Chipsatzes, der Speichermodule und der CPU beeinflussen. Im Austausch gegen höhere Wärmeabgabe der Komponenten lässt sich so noch der ein oder andere Taktsprung erreichen. Die Gefahren einer überhöhten Spannung sind jedoch nicht zu unterschätzen, generell sollte man hier nicht mehr als 10% extra beaufschlagen. Eine Verringerung der CPU-Spannung zur Verminderung von Kühlungsbedarf und Leistungsaufnahme ist leider nicht über das BIOS möglich. Der letzte Punkt lässt schließlich die Modifikation des CPU-Multiplikators zu, allerdings nur in den von Intel festgelegten Bereichen und nicht über den Basistakt hinaus. Nützlich ist diese Funktion, um auch bei einem hohen FSB noch innerhalb des maximalen Taktvermögens der CPU zu bleiben.
Ein abschließender Kommentar zum Handbuch von Zotac: Hier wird zwar nahezu auf jede BIOS-Option eingegangen, allerdings nur in Form von "PPM-Mode – Select the PPM-Mode" und "C1E-Function – Select CPU C1E-Function". Bei solchen Aussagen hätte man sich den Platz auch sparen können, denn nützliche Erklärungen findet hier niemand.
Vorstellung der CPU:
Als Herzstück des Mini-ITX-Systems muss die CPU sowohl leistungsfähig sein, genügsam und zugleich günstig. Die folgende Tabelle beschreibt zwei CPUs unserer Auswahl.
Der Core2 Duo E6400 selbst ist nicht mehr erhältlich und wird von Modellen mit 3 MB Level2-Cache und Taktraten ab 2.66 GHz abgelöst (Core 2 Duo E7000 Serie). Sie sind ab 80 Euro erhältlich und sollten in etwa ähnliche Leistungswerte aufweisen, sind allerdings schon in 45nm gefertigt. Der Pentium E2220 bietet sich auf den ersten Blick natürlich als CPU für ein Mini-ITX-System an, liefert er dem Käufer immerhin 2.4 GHz, zwei Kerne und das zu einem sehr günstigen Preis.
Bei näherer Betrachtung fällt allerdings auf, dass der Level2-Cache ab Werk halbiert wurde, worunter auch die Assoziativität der Anbindung leidet. Zusammen führt dies zu einer Abnahme der Trefferwahrscheinlichkeit für Anfragen an den Level2-Cache und damit stark erhöhten Zugriffen auf den Hauptspeicher. Der verringerte FSB trägt seinen Anteil bei und platziert den Pentium E2220 spürbar unterhalb der Leistungsregion des Core 2 Duo.
Für den ein oder anderen User eines Mini-ITX-Systems mag bedeutend sein, dass der Pentium zudem nicht in der Lage ist, virtuelle Umgebungen in VMWare oder VirtualBox per Hardware zu beschleunigen, da die Hardware-Beschleunigung Intel VT bei dieser CPU nicht aktiviert ist. Der Weg über die reine Softwarelösung steht natürlich weiterhin frei. Nachfolgend eine Tabelle zu den Merkmalen beider Kandidaten:
CPU | Core 2 Duo E6400 | Pentium E2220 |
---|---|---|
Prozess [nm] | 65 | 65 |
Takt [MHz] | 2,13 | 2,4 |
FSB [MHz] | 266 | 200 |
L2-Cache [MB] | 2 | 1 |
L2-Assoziativität | 8 | 4 |
TDP [W] | 65 | 65 |
Versorgungsspannung [V] | 1,257 | 1,4 |
Übertaktet auf, bei | - | 3 GHz @ 1,4V |
Preis CPU [oder aktuell vergleichbare] | 80 Euro | 48 Euro |
Während der Testphase stellte der E6400 leider seinen Dienst ein, ein Ersatz war nicht rechtzeitig zu beschaffen. Das System wurde daher mit dem E2220 betrieben. Dieser wurde allerdings per FSB auf 3 GHz übertaktet. Die Spannung wurde nicht angehoben, befindet sie sich doch bereits mit 1.4V auf einem relativ hohen Niveau. Trotz der geringeren Leistungsfähigkeit ist somit eine höhere Wärmeabgabe zu erwarten, als dies für den E6400 oder aktuelle 45nm CPUs zu erwarten wäre.
Der Pentium E2220 markiert das untere Ende der Leistungsskala der Core-2-Architektur – sind dessen Ergebnisse ausreichend für Spiele, so lässt sich demnach nur gutes über die Alternativen folgern. Wie bereits angeführt, war eine Absenkung der Spannung nicht über das BIOS zu erreichen, Tools wie RMClock können hier Abhilfe schaffen, wobei fraglich bleibt, ob sich beim Pentium E2xxx eine Taktfrequenz von 3 GHz mit weniger als 1.4V erreichen läßt.
Natürlich steht es dem Käufer frei, sich für eine QuadCore-CPU zu entscheiden. Wichtigste Frage muss dabei allerdings sein, ob das Leistungsspektrum überhaupt ausgeschöpft werden kann und der Preis damit in Ordnung geht. Für Spiele ist dies noch nicht unbedingt der Fall.
Vorstellung Grafikkarte:
Für ein Spielesystem ist die Auswahl des Grafikchips natürlich jener Punkt, der später maßgeblich die Bandbreite an nutzbaren Spielen vorgibt. Aus langjähriger Erfahrung werden die meisten User instinktiv wissen, dass integrierte Grafikeinheiten starke Restriktionen bedeuten. Dies gilt vor allem für Intel-Chips, wie sie aus Notebooks, Netbooks oder den Atom-Systemen bekannt sind. Zwar schlägt der vorliegende GeForce 9300 IGP diese um Längen und gilt durchaus (in seinem Rahmen) als performante Lösung, im direkten Vergleich zu Desktopbaureihen wird er jedoch selbst von den billigsten Modellen düpiert.
Unsere Auswahl beschränkt sich auf Karten, die in etwa in der Preisregion unserer CPUs liegen. Zudem gilt es besondere Merkmale wie Wärmeentwicklung und Dimensionen zu beachten. Speziell für unser System ist der Platz auf 23cm Länge beschränkt und ermöglicht damit in der Regel keine Nutzung von Modellen der GeForce GTX Serie von Nvidia. Zum Einsatz kommt eine GeForce 9800 GT AMP! von Zotac, möglich wären jedoch auch die GeForce 9800 GTX+ (GeForce GTS 250) Modelle. Die nachfolgende Tabelle vergleicht die Merkmale des GeForce 9300 IGPs und der GeForce 9800 GT AMP!. Zusätzlich dienen Daten einer GeForce 9500 GT als Vergleichsbasis zum IGP.
Grafikkarte | GeForce 9300 (IGP) | GeForce 9500 GT | GeForce 9800 GT AMP! |
---|---|---|---|
Grafikchip | MCP7a | G96 | G92b |
Prozess [nm] | 55 | 65 | 55 |
Shader-Einheiten | 16 | 32 | 112 |
Textur-Einheiten | 8 | 16 | 56 |
ROP-Einheiten | 4 | 8 | 16 |
Kerntakt [MHz] | 450 | 700 | 700 |
Shadertakt [MHz] | 1200 | 1750 | 1700 |
Pixel-Füllrate [Gpixel/s] | 1,8 | 5,6 | 11,2 |
Texel-Füllrate [Gtexel/s] | 3,6 | 11,2 | 39,2 |
Theoretische Leistung [GFLOPs/s] | 28,8 | 89,6 | 313,6 |
Video-RAM [MB] | shared 256 – 512 | 512 | 512 |
Speicheranbindung [Bit] | 64 / 128 | 128 | 256 |
Speichertakt [MHz] | wie System | 800 | 1000 |
Speicherbandbreite [GB/s] | wie System | 25,6 | 64 |
Verbrauch Idle [W] | N/A | ca. 15 | ca. 25 |
Verbauch Load [W] | N/A | ca. 35 | ca. 120 |
Preis [€] | N/A | 50 | 80 |
Man erkennt unschwer, dass der GeForce 9300 IGP im MCP7a zwar für einen integrierten Chipsatz schnell sein mag, schon der Vergleich mit einer GeForce 9500 GT jedoch stark zugunsten letzterer ausfällt. Hier rächen sich die Einsparungen an Textureinheiten, Shader-ALUs und der Speicheranbindung. Allerdings kann der IGP immerhin mit theoretischen 28.8 GFlops/s an Rechenleistung aufwarten. Abhängig davon, wie viel tatsächlich durch CUDA mobilisiert werden kann, sind Leistungszuwächse bei entsprechenden Applikationen durchaus im Bereich des Möglichen.
Ohne Konkurrenz ist in diesem Vergleich die GeForce 9800 GT AMP! von Zotac oder deren größere Schwestermodelle. Für einen vertretbaren Preisaufschlag erhält man ein Vielfaches der Rechenleistung der GeForce 9500 GT in Spielen und CUDA-Applikationen. Im scharfen Gegensatz dazu steht natürlich die steigende Verlustleistung unter Belastung, wobei dieser Wert einfach geschluckt werden muss, da eine GeForce 9500 GT definitiv nicht leistungsfähig genug ist, um das System wie gewünscht anzutreiben. Nachteilig ist dies natürlich für die Auswahl des Netzteils, welches umso mehr zu leisten hat.
Die GeForce 9800 GT-AMP! selbst ist eine übertaktete Version der regulären GeForce 9800 GT, welche in Leistung und Funktion wiederum identisch zur früheren GeForce 8800 GT ist. Die Anbindung erfolgt über ein PCI Express 2.0 Interface, gekühlt wird die Karte durch das Referenzkühlsystem, das immerhin nur einen Slot bedarf und sich daher für das Mini-ITX-System eignet. Die Karte wird zusätzlich über einen 6-Pol-Anschluss aus dem Netzteil versorgt.
Komplettiert wird unser kleiner Spiele-PC nun also mit den folgenden Komponenten:
Der Zusammenbau war, wie erwartet, zum Teil etwas kniffelig. Wer einmal in einem Mini-ITX Gehäuse geschraubt hat, dem kommt ein µATX-Gehäuse plötzlich wie ein BigTower vor. Die Platzverhältnisse sind erwartungsgemäß beengt. Das Mainboard inklusive montiertem CPU-Kühler und dem Speicherriegeln lässt sich am besten ins Gehäuse zwängen, wenn man zuvor den Festplattenkäfig entfernt. Nach einigem vorsichtigen Ruckeln und Schieben des Boards sowie gefühlten fünf Liter vergossenem Schweiß sitzt dann alles an seinem Platz. Nun muss das Mainboard lediglich noch mit vier Schrauben gesichert werden. Für die anstehende Verkabelung hat sich herausgestellt, dass kleine Hände mit langen Fingern ein unschätzbarer Vorteil sein können.
Der 86mm hohe Arctic Alpine 7 Pro passt gerade so, ein Blatt Papier könnte man nicht mehr zwischen den Kühler und das Netzteil schieben. Auch die 23cm messende Zotac GeForce 9800 GT AMP! passt nach einer 30minütigen Fummelorgie in das kleine Gehäuse. Diese Grafikkarte stellt damit, was die Abmessungen betrifft, auch das Maximum dessen dar, was in das Gehäuse passt.
Die Montage des Laufwerkes war dagegen ein Kinderspiel, es wird einfach in den dafür vorgesehenen Schacht geschoben und mit vier winzigen Schrauben fixiert.
Temperaturen:
Bei einem solch kleinen Gehäuse sind die Temperaturen natürlich besonders interessant. Alle Werte wurden bei einer Raumtemperatur von 22°C gemessen. Zuerst die gemessenen Werte mit eingebauter Zotac GeForce 9800 GT AMP!:
Zotac GeForce 9800 GT AMP! | Idle | Load |
---|---|---|
CPU | 32°C | 49°C |
Grafikkarte | 68°C | 77°C |
Festplatte | 22°C | 24°C |
Die Werte für CPU und GPU gehen in Ordnung und enthalten Reserven für warme Sommertage und schlecht belüftete Räume. Die Temperaturen der Festplatte liegt im absolut grünen Bereich – dies ist der Tatsache zu verdanken, dass der Datenspeicher direkt hinter dem einsaugenden 120mm Lüfter montiert wird. Somit muss auch nicht auf aktuelle Festplatten verzichtet werden, ein generelller Zwang zu den "green"-Modellen der Hersteller besteht damit ebenfalls nicht.
Es folgen die gemessenen Temperaturen ohne PCI Express Grafikkarte:
GeForce 9300 IGP | Idle | Load |
---|---|---|
CPU | 29°C | 48°C |
Grafikkarte | 72°C | 90°C |
Festplatte | 22°C | 24°C |
Die Auswirkungen der zusätzlichen Grafikkarte scheinen keinen starken Auswirkungen auf die Kühlleistung des CPU-Kühlers zu haben. Der IPG (und damit der Chipsatz) werden jedoch sehr heiß. Dies liegt an der passiven Kühllösung, deren Werte jedoch in Ordnung gehen. Insgesamt hatten wir aufgrund der kompakten Bauform, der 3-GHz-CPU und der zusätzlich belastenden GeForce 9800 GT sogar höhere Temperaturen erwartet. Die geringen Temperaturen verdankt das Sugo zu einem Großteil dem einsaugen 120mm-Lüfter. Dieser ist zudem von der Geräuschentwicklung her völlig unauffällig, macht seine Sache also ausgesprochen gut.
Benchmarks:
In Anbetracht der Auslegung als Spielesystem könnte man nun von einem Fokus auf Benchmarks ausgehen. Allerdings haben wir uns gegen ausgedehnte Versuchsreihe entschieden. Grafikkarten des Typs GeForce 8800 GT und 9800 GT wurden im Laufe der Zeit schließlich zur genüge getestet. Je nach Auflösung und Einstellungen liegen sie zwischen 50% und 100% unterhalb aktueller SingleChip-Karten. Auch der Pentium E2220 mit 3 GHz liegt im guten Mittelfeld aktueller Mainstream-Systeme, insofern wird hier nichts überraschendes herauskommen können.
Ein weit größerer Faktor ist allerdings die Art und Weise, wie die Benchmarks entstehen sollten. Optimal wäre eine Auflistung aller WorstCase-Szenarien mit Frameverläufen auf Savegame-Basis. Am Ende stünden eindeutige Aussagen über das Zusammenspiel zwischen Pentium E2220 und GeForce 9800 GT, allerdings nur halb so aussagekräftige Daten über andere Kombinationen.
Wir haben uns daher für das absolute Minimum an Benchmarks, einmal mit GeForce 9800 GT und einmal mit dem GeForce 9300 IGP entschieden. Zum Einsatz kommen H.A.W.X, Anno 1404 und Far Cry 2 in ihren jeweiligen DirectX10-Versionen. Wird hier ein flüssiges Spielgefühl erreicht, reicht die Leistung für DirectX9 und ältere Spiele meist ebenfalls aus. Wer zu einer aktuellen CPU ab Core 2 Duo mit über 2.6 GHz greift, profitiert je nach Applikation automatisch von höherer CPU-Leistung gegenüber unserem Pentium E2220.
Benchmarks mit GeForce 9800 GT AMP!
Auflösung 1680x1050
maximale Detailstufe
DirectX10 2xAA/1xAF (4x bei Anno 1404)
Bei 1680x1050 liefert die Kombination aus Pentium E2220 und GeForce 9800 GT AMP! durchaus spielbare Werte bei hohen Details und 2x Anti-Aliasing. Reserven nach unten sind vorhanden, Spiele mit DirectX9 erlauben mitunter höhere Einstellungen. Auf Basis der bekannten Abweichungen von Average-fps und limitierten Messreihen, darf man gut und gerne 20% weniger Leistung im tatsächlichen Spielfluss annehmen. Wer auf Windows-XP setzt, kann je nach Spiel dagegen noch das ein oder andere Prozent gewinnen.
Benchmarks mit GeForce 9300 IGP
Auflösung: 1280x800
minimale Detailstufe
bei Far Cry 2 allgemeine Leistung auf "Niedrig", erweiterte Optionen auf "Hoch" (vom Spiel so gefordert)
DirectX10 1xAA/1xAF
Anders die integrierte Grafik GeForce 9300 bei 1280x800: Die DirectX10-Versionen der Spiele zwingen den Chip in die Knie, im realen Spielfluss darf man starke Einbrüche erwarten und den Spielspaß ersteinmal vergessen. Je nach Spiel und DirectX9-Renderpfad sind jedoch akzeptable Werte möglich. Wer auf aktuelle Shooter verzichtet, kann die IGP durchaus für eine große Anzahl an Spielen nutzen – ob Sins of a Solar Empire, Adventures wie Book of Unwritten Tales oder eine Runde Blood Bowl. Wer auf maximale Detailstufen verzichtet, muss also nicht extra erst die GeForce 9800 GT bemühen.
Das System im Alltagseinsatz:
Im Alltagsbetrieb verhält sich unser Gaming-System grundsätzlich angenehm leise. Lediglich der Lüfter der Zotac 9800 GT ist deutlich herauszuhören. Die restlichen Komponenten machen sich dagegen nur durch ein leises Rauschen bemerkbar. Die Temperaturen sind für ein so kleines Gehäuse mehr als ordentlich, Gedanken um die verbaute Hardware muss sich diesbezüglich keiner machen. Das zum Test installierte Betriebssystem Windows Vista Ultimate in der 32-Bit-Version lief mit den installierten 4 GB Arbeitsspeicher erwartungsgemäß flüssig. Es war zu jeder Zeit ein zügiges Arbeiten möglich, ungewöhnliche Verzögerungen oder ähnliches konnten wir im Betrieb nicht feststellen.
Der Silverstone DVD-Brenner überzeugte mit seiner angenehmen Laufruhe, die Leistung des Laufwerkes war in allen Lebenslagen ausreichend. Wer auch gerne Blu-Ray Discs ansehen möchte, kann alternativ zum dem von uns getesteten Modell auch für 160 Euro ein entsprechendes Laufwerk von Silverstone [42]erwerben oder gleich auf ein externes Laufwerk zurückgreifen. Damit wird das Mini-ITX-System im übrigen zum vollwertigen Blu-Ray-Player. Alle nötigen Anschlüsse im Bereich Video/Audio sind vorhanden, die IGP greift der CPU während des Abspielens unter die Arme – auf die zusätzliche Grafikkarte kann in diesem Fall verzichtet werden.
Für Freunde des gepflegten "Kartenspiels" ist das Sugo SST-SG05 allerdings definitiv nicht die richtige Wahl. Der Einbau der Grafikkarte ist nicht ohne Tücken und erfordert eine gewisse Geduld und Zeit. Ein schneller Wechsel der Karte ist also faktisch ausgeschlossen.
Kosten und Alternativen:
Die von uns zusammengestellte Konfiguration hat sich als ausgesprochen preisgünstig erwiesen. Die Komponenten kosten im Einzelnen:
Das macht 499€ für den kompletten Rechner. Dieser Preis entspricht einem der günstigen Notebooks, die man überall in Supermärkten und Angeboten entdecken kann. Schnell stellt sich die Frage, ob ein Notebook nicht ähnliche Möglichkeiten wie das Mini-ITX-System bietet. Wie unser System ist ein Notebook platzsparend, relativ leise und bietet meist alles, was man an Anschlüssen und Funktionen benötigt, um es ein Multimedia-System zu nennen. Als große Pluspunkte müssen jedoch die hohe Mobilität und der geringe Stromverbrauch des Notebooks angesehen werden. Ob der integrierte Bildschirm des Notebooks ein großer Vorteil ist, muss jeder für sich entscheiden. Aktuelle Flachbildschirme sind teilweise günstig in der Anschaffung, solange man keine professionellen Anforderungen stellt.
Allerdings muss eindeutig angeführt werden, dass keines der Notebooks in diesem Kostenbereich (und 200-300€ höher) an die Spieleperformance dieses Mini-ITX-Systems heranreichen kann. Die billigsten Vertreter setzen auf Intels integrierte Chipsätze und scheiden völlig aus, Notebooks mit nVidias GeForce 9600M Grafiklösungen kommen ebenfalls nicht annähernd heran. Auch in diesem Preisbereich beliebte Vertreter auf Seiten von ATI wie die Mobility Radeon 4650 können hier nicht mithalten. Will man in vergleichbare Performance-Regionen vorstoßen, findet man sich bei Notebooks schnell bei Preisen über 1.000 Euro und mehr wieder. Wer auf die vergleichbar hohe Mobilität verzichten kann und auch die erhöhte Leistungsaufnahme durch die zusätzliche Grafikkarte verschmerzen will, der bekommt mit einem Mini-ITX durchaus einen ansprechenden Kompromiss mit dem Besten aus beiden Welten geboten.
Alternativen zur verwendeten Hardware gibt es viele. So lässt sich die Größe und der Preis der Festplatte beliebig nach oben skalieren, insbesondere durch den Einsatz einer SSD oder aktueller 1-2TB Festplatten. Ein optionales Blu-Ray-Laufwerk wurde bereits angesprochen. Ursprünglich war für diesen Artikel eine schnellere CPU geplant, die das Budget mit 80-100€ belastet, je nach Einsatzgebiet jedoch noch einmal ein paar Prozent mehr Leistung liefert. Generell ist die Leistung des Pentium E2220 jedoch völlig ausreichend, so dass die größte Auswahl an Alternativen im Bereich der Grafikkarten besteht. Solange die Karte innerhalb des Limits von 23cm bleibt und das Netzteil nicht übermäßig belastet, kann jede aktuelle Karte verwendet werden. Natürlich bieten sich hier auch Karten aus ATIs Radeon-Serie an, solange sie denn ausreichend leise sind.
Fazit:
Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass ein Computer auf Mini-ITX Basis in der Leistung einem ausgewachsenen Desktop-Rechner in nichts nachstehen muss. Je nach eingesetzter Grafikkarte kann er sogar als Ersatz für die liebgewonnene Spielkonsole dienen. Eine perfekte Basis für einen solchen Mini-Rechner ist das Sugo SG06 Gehäuse, welches sehr gut mit dem Zotac 9300-ITX Mainboard harmoniert. Das Board lässt in Sachen Ausstattung keinerlei Wünsche offen, selbst ein WLAN-Modul findet auf der kleinen Platine noch einen Platz.
Durch die leistungsstarke integrierte Grafiklösung kann man sich bei einem rein als HTPC eingesetzten Rechner den Kauf einer weiteren Grafikkarte sparen. Je nach den verbauten Komponenten ist es möglich, einen sehr leisen Computer zu bauen, der auch bei einem DVD-Abend nicht zum Spielverderber wird. Das laufruhige Silverstone-Laufwerk fügt sich dabei perfekt ein und bietet in jeder Lebenslage eine ausreichende Leistung. Ein solches Mini-ITX System können wir jedem empfehlen, der einen leistungsstarken Computer bei minimalem Platzbedarf benötigt. Die Kombination aus Sugo SG06 und Zotac 9300-ITX hat sich dabei als echtes Dreamteam herausgestellt. Es ist die ideale Alternative zu den bekannten Shuttle-Barebones.
Bedanken möchten wir uns bei Zotac [43] und Caseking [44], die uns freundlicherweise mit Samples unterstützt haben.
Verweise:
[1] https://www.3dcenter.org/users/blackbirdsr
[2] https://www.3dcenter.org/users/nahaz
[3] https://www.3dcenter.org/users/warmachine79
[4] https://www.3dcenter.org/abbildung/1-4
[5] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=461274
[6] https://www.3dcenter.org/abbildung/11-4
[7] http://www.mini-itx.com/
[8] http://www.via.com.tw/en/initiatives.../case-mods.jsp
[9] http://www.caseking.de/shop/catalog/Gehaeuse/Silverstone/Silverstone-SST-SG05B-Sugo-inkl-300W-Netzteil-black::12031.html
[10] https://www.3dcenter.org/abbildung/2-5
[11] https://www.3dcenter.org/abbildung/3-5
[12] https://www.3dcenter.org/abbildung/4-4
[13] https://www.3dcenter.org/abbildung/6-4
[14] https://www.3dcenter.org/abbildung/7-3
[15] https://www.3dcenter.org/abbildung/8-5
[16] https://www.3dcenter.org/abbildung/9-4
[17] https://www.3dcenter.org/abbildung/27-1
[18] https://www.3dcenter.org/abbildung/28-1
[19] https://www.3dcenter.org/abbildung/29-1
[20] https://www.3dcenter.org/abbildung/30-1
[21] https://www.3dcenter.org/abbildung/13-4
[22] https://www.3dcenter.org/abbildung/14-4
[23] https://www.3dcenter.org/abbildung/15-3
[24] https://www.3dcenter.org/abbildung/16-3
[25] http://products.epro-itx.com/WiFi/WIFI-MODULE-OG.pdf
[26] https://www.3dcenter.org/abbildung/17-4
[27] https://www.3dcenter.org/abbildung/21-2
[28] https://www.3dcenter.org/abbildung/22-2
[29] https://www.3dcenter.org/abbildung/b1
[30] https://www.3dcenter.org/abbildung/b2
[31] https://www.3dcenter.org/abbildung/b3
[32] https://www.3dcenter.org/abbildung/b4
[33] https://www.3dcenter.org/abbildung/b5
[34] https://www.3dcenter.org/abbildung/b6
[35] https://www.3dcenter.org/abbildung/x-2
[36] https://www.3dcenter.org/abbildung/26-1
[37] https://www.3dcenter.org/abbildung/24-1
[38] https://www.3dcenter.org/abbildung/25-1
[39] https://www.3dcenter.org/abbildung/23-1
[40] https://www.3dcenter.org/abbildung/9800gt
[41] https://www.3dcenter.org/abbildung/igp
[42] http://www.caseking.de/shop/catalog/Silverstone-SATA-Slim-Blu-Ray-Reader-DVD-Writer::12297.html
[43] http://www.zotac.com/index.php?lang=de
[44] http://www.caseking.de/shop/catalog/