Grafikchip-Marktanteile: Vergleich der Statistiken von Jon Peddie Research und Mercury Research

Nach der kürzlichen Meldung über die aktuellen Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile [1] gibt es eine gewisse Verwunderung darüber, wieso die zwei Marktforschungs-Institute Jon Peddie Research [2] und Mercury Research [3] gerade bei den Marktanteilen von Grafikchips für Desktop-Grafikkarten derart voneinander abweichende Zahlen nennen können. Wir haben uns in der Vergangenheit regelmäßig eher nur auf die Ergebnisse von Jon Peddie Research verlassen – auch weil jene sogar teilweise weit über eine Dekade zurückreichen und damit die Erstellung wirklich langfristiger Marktanteils-Statistiken [4] ermöglichen. Zur besseren Diskussionsgrundlage (sowie zur dauerhaften Sicherung dieser Werte) haben wir allerdings nachfolgend die Ergebnisse beider Institute über die letzten drei Jahre im direkten Vergleich notiert:

	GPU-Gesamtmarkt AMD – Intel – nVidia		GPUs Desktop-Grafikkarten AMD – nVidia
	Jon Peddie	Mercury	Jon Peddie	Mercury
Q2/2016	13,5% – 72,6% – 13,9%	12,3% – 71,5% – 16,1%	29,9% – 70,0%	22,8% – 77,2%
Q1/2016	13,2% – 70,1% – 16,7%	11,8% – 71,7% – 16,3%	22,8% – 77,2%	20,3% – 79,7%
Q4/2015	11,8% – 71,6% – 16,6%	12,4% – 71,1% – 16,4%	21,1% – 78,8%	20,3% – 79,7%
Q3/2015	11,5% – 72,8% – 15,7%	13,1% – 70,6% – 16,1%	18,8% – 81,1%	21,2% – 78,8%
Q2/2015	10,7% – 75,2% – 14,1%	14,0% – 70,1% – 15,7%	18,0% – 81,9%	23,6% – 76,4%
Q1/2015	12,9% – 72,2% – 14,9%	15,3% – 69,0% – 15,5%	22,5% – 77,4%	28,1% – 71,9%
Q4/2014	13,6% – 71,4% – 15,0%	15,8% – 68,5% – 15,5%	24,0% – 76,0%	31,3% – 68,7%
Q3/2014	14,1% – 71,8% – 14,1%	16,6% – 67,5% – 15,7%	28,4% – 71,5%	34,2% – 65,8%
Q2/2014	16,5% – 69,9% – 13,6%	18,0% – 65,8% – 15,9%	37,9% – 62,0%	36,2% – 63,8%
Q1/2014	16,7% – 66,8% – 16,6%	19,0% – 64,3% – 16,4%	35,0% – 65,0%	36,3% – 63,7%
Q4/2013	18,3% – 65,1% – 16,6%	19,8% – 63,2% – 16,7%	35,0% – 64,9%	36,4% – 63,6%
Q3/2013	20,7% – 63,0% – 16,3%	20,3% – 62,8% – 16,5%	35,5% – 64,5%	36,0% – 64,0%

Gerade im GPU-Gesamtmarkt gleichen sich die Werte beider Institute auch mittelfristig, abzüglich natürlich einer gewissen Spielbreite. Es ist vielleicht bei Jon Peddie Research eine leichte Tendenz zu sehen, stärker in die Extreme zu gehen – sprich, Hersteller in einer Schwächephase tiefer anzusetzen als Mercury Research, in einer Stärkephase dann natürlich um so besser. Jene Tendenz ist bei den Marktanteilen der Grafikchips für Desktop-Grafikkarten dann sehr ausgeprägt zu beobachten: Jon Peddie Research haben dort AMD sowohl in deren Stärkephasen höher als bei Mercury Research angesetzt als auch in deren Schwächephasen (sehr deutlich) niedriger als bei Mercury Research. Ein solch krasser Unterschied wie im letzten Quartal – wo Mercury Research AMD bei 22,8% Marktanteil sieht, Jon Peddie Research jedoch gleich 29,9% notieren – ist allerdings bislang noch nicht aufgetreten. Wer hier richtig liegt, läßt sich außen natürlich nicht beantworten – und zu ihrer Methodik dürften sich beide Statistik-Institute sicherlich kaum in die Karten blicken lassen.

Ein Punkt wäre allerdings zu erwähnen, welcher speziell im ersten Halbjahr mit im Spiel war – und da einiges durcheinander geworfen haben könnte: Das erste Halbjahr 2016 dürfte im Desktop-Markt primär durch die jeweilige Abverkausfstrategien der beiden Grafikchip-Entwickler geprägt worden sein – und viel weniger durch die Verkäufe der ersten 14/16nm-Boliden (auch wenn jene buchhalterisch für AMD und nVidia durchaus schon im zweiten Quartal 2016 liegen dürften). Gut möglich an dieser Stelle, das nVidias augenscheinlicher Markteinbruch vielleicht einfach nur ein Ausdruck dafür ist, daß nVidia die Verkäufe an 28nm-basierten Grafikchips besonders früh zurückgefahren hat, um keine großen 28nm-Lagerbestände bei den Grafikkarten-Herstellern aufkommen zu lassen. Dies ist natürlich nur eine These – in jedem Fall gilt, das wir die Wahrheit über die Marktanteile innerhalb der 14/16nm-Generation erst mit den entsprechenden Statistiken zum zweiten Halbjahr 2016 sehen werden, wenn dann (weitestgehend) nur noch 14/16nm-basierte Beschleuniger im Spiel sind.