Die aktuelle integrierte Intel-Grafik in den Sandy-Bridge-Prozessoren erbringt zwar wesentlich mehr Performance als die früheren integrierten Intel-Grafiklösungen, konnte aber noch immer nicht aus dem LowEnd-Performancebereich ausbrechen und hat nun auch in Form der integrierten Radeon-Grafik von AMDs Llano-Prozessorenarchitektur [3] einen überlegenen Kontrahenten bekommen. Insofern dürfte die Anfangseuphorie um die neue Intel-Grafiklösung von Sandy Bridge inzwischen weit verflogen und Intel wieder in der Pflicht sein, zukünftig besseres aufzulegen (was man mit der 2012er Architektur "Ivy Bridge" auch zu tun gedenkt).
Ein Punkt, welcher bei Intels neuen integrierte Grafiklösungen jedoch noch nicht so richtig ausgelotet wurde, sind die enormen Übertaktungs- und damit Performancereserven dieser Grafiklösungen. HD Graphics 2000 & 3000 wurden von Intel äußerst defensiv getaktet, es stehen hier Taktreserven von teilweise bis zu 70 Prozent zur Verfügung. Wie weit man mittels der massiven Übertaktung der integrierten Intel-Grafik sowie der Übertaktung des PC-Hauptspeichers zugunsten einer besseren Speicherbandbreite des integrierten Grafikchips kommt, soll an dieser Stelle herausgefunden werden.
integrierte Lösungen | Performance Index |
extra Grafikkarten |
---|---|---|
AMD Radeon HD 6310, Intel HD Graphics & AMD Radeon HD 4290 | ~20% | nVidia GeForce 210 DDR2 |
Intel HD Graphics 2000 | ~25% | nVidia GeForce G210 DDR3 |
~30% | AMD Radeon HD 4350 DDR2 | |
Intel HD Graphics 3000 | ~35% | AMD Radeon HD 5450 DDR3 |
AMD Radeon HD 6370D | ~40% | |
~45% | ||
AMD Radeon HD 6410D & AMD Radeon HD 6480G | ~50% | AMD Radeon HD 6450 DDR3 |
AMD Radeon HD 6520G | ~55% | nVidia GeForce GT 520 DDR3 |
~60% | AMD Radeon HD 6450 GDDR5 | |
AMD Radeon HD 6530D & AMD Radeon HD 6620G | ~65% | nVidia GeForce GT 220 DDR3 |
~70% | AMD Radeon HD 5570 DDR2 | |
~75% | AMD Radeon HD 5550 DDR3 | |
~80% | ||
AMD Radeon HD 6550D | ~85% | |
~90% | AMD Radeon HD 4670 DDR3 | |
~95% | nVidia GeForce GT 430 DDR3 | |
~100% | AMD Radeon HD 5570 DDR3 | |
Der angesetzte Performance-Index ist natürlich nur grob (und sicherlich auch hier und da geringfügig fehlerhaft). Als Basis geht dieser Performance-Index von einer Radeon HD 5570 DDR3 auf 100% aus. |
Schließlich könnte sich die für diesen Test herangezogene Intel HD Graphics 3000 Grafiklösung mit einer 70prozentigen Übertaktung im absoluten Idealfall durchaus auf die Performance der Llano-Grafiklösung Radeon HD 6520G aufschwingen bzw. verglichen mit Desktop-Grafikkarten das Performanceniveau der aktuellen LowCost-Lösungen AMD Radeon HD 6450 bzw. nVidia GeForce GT 520 erreichen. Damit würde die Intel HD Graphics 3000 zwar weiterhin nicht das LowCost-Segment verlassen, aber zumindest den LowEnd-Status ablegen und mit der Konkurrenz dann auf Augenhöhe spielen.
Testgegenstand war dabei wie gesagt die Intel HD Graphics 3000 des Intel Core i5-2500K Prozessors, welche regulär mit 850 MHz taktet und im TurboMode auf 1100 MHz hinaufgeht (der TurboMode-Takt liegt in der Praxis faktisch immer an). Mittels Übertaktung konnten hierbei allerdings auch 1900 MHz GPU-Takt stabil erzielt werden, ein Gewinn von satten 73 Prozent gegenüber dem TurboMode-Takt. Zuzüglich wurde zudem auch der Speichertakt von dem regulären DDR3/1333 auf DDR3/2133 angehoben, was einen Bandbreitengewinn von 60 Prozent ergibt. Das komplette Testsystem bestand dabei aus:
Um den Effekt sowohl der GPU- als auch der Speicherübertaktung jeweils genauer zu eruieren, wurden beide Übertaktungen jeweils einzeln und natürlich auch einmal zusammen vermessen. Zwischenschritte in der Übertaktung haben wir uns allerdings erspart, da deren Aussagekraft nur eher gering sein dürften. Der Test wurde generell mit einem auf 4.5 GHz übertakteten Prozessor durchgeführt, allerdings wurde auch einmal der absolute Auslieferungszustand ausgemessen, so daß zu sehen ist, wie die reine CPU-Übertaktung auf die Frameraten wirkt.
Der Test wurde unter sechs Spielen durchgeführt (Counter-Strike, Crysis, Far Cry 2, F.E.A.R., Portal & Trackmania United), die sicherlich nicht mehr taufrisch sind, jedoch noch am ehesten das wiedergeben, was man integrierter Intel-Grafik zumuten kann – schließlich sollte es nicht zum Trockentest mit durchgehend unspielbaren Frameraten verkommen. Es wurde dabei einmal 1024x768 mit üblicherweise hoher Bildqualität und einmal 1920x1200 mit üblicherweise niedriger Bildqualität getestet – je nachdem, was in den jeweiligen Spielen möglich war, um eine gute Framerate zu erzielen.
CPU default GPU default DDR3/1333 |
CPU @ 4.5 GHz GPU @ 1100 MHz DDR3/1333 |
CPU @ 4.5 GHz GPU @ 1100 MHz DDR3/2133 |
CPU @ 4.5 GHz GPU @ 1900 MHz DDR3/1333 |
CPU @ 4.5 GHz GPU @ 1900 MHz DDR3/2133 |
|
---|---|---|---|---|---|
Counter-Strike 1024x768 HQ |
137,3 fps | 139,9 fps | 143,7 fps | 198,4 fps | 222,4 fps |
Counter-Strike 1024x768 HQ 4xAA/16xAF |
55,0 fps | 56,3 fps | 59,3 fps | 77,0 fps | 92,4 fps |
Counter-Strike 1920x1200 HQ |
49,8 fps | 50,5 fps | 53,0 fps | 75,0 fps | 84,0 fps |
Counter-Strike 1920x1200 HQ 4xAA/16xAF |
21,7 fps | 22,0 fps | 23,9 fps | 28,9 fps | 35,6 fps |
Crysis 1024x768 MQ |
24,1 fps | 24,4 fps | 24,9 fps | 38,6 fps | 41,5 fps |
Crysis (DX9) 1920x1200 LQ |
23,5 fps | 24,1 fps | 25,5 fps | 33,4 fps | 40,0 fps |
Far Cry 2 (DX9) 1024x768 HQ |
28,0 fps | 29,1 fps | 30,2 fps | 40,9 fps | 45,7 fps |
Far Cry 2 (DX9) 1920x1200 LQ |
30,9 fps | 32,1 fps | 33,9 fps | 45,0 fps | 52,8 fps |
F.E.A.R. 1024x768 HQ |
34 fps | 37 fps | 51 fps | 37 fps | 51 fps |
F.E.A.R. 1920x1200 LQ |
40 fps | 43 fps | 59 fps | 43 fps | 59 fps |
Portal 1024x768 HQ |
91,6 fps | 97,6 fps | 100,8 fps | 139,6 fps | 154,3 fps |
Portal 1024x768 HQ 4xAA/16xAF |
38,5 fps | 40,1 fps | 42,3 fps | 53,1 fps | 64,9 fps |
Portal 1920x1200 LQ |
66,1 fps | 67,9 fps | 70,8 fps | 98,4 fps | 110,4 fps |
Portal 1920x1200 LQ 4xAA/16xAF |
26,2 fps | 27,1 fps | 29,0 fps | 34,8 fps | 44,0 fps |
Trackmania United 1024x768 HQ |
48,4 fps | 55,6 fps | 58,2 fps | 69,0 fps | 77,1 fps |
Trackmania United 1024x768 HQ 4xAA/16xAF |
27,2 fps | 28,6 fps | 31,0 fps | 37,5 fps | 45,1 fps |
Trackmania United 1920x1200 LQ |
65,4 fps | 74,7 fps | 88,2 fps | 82,4 fps | 109,0 fps |
Trackmania United 1920x1200 LQ 4xAA/16xAF |
22,8 fps | 23,6 fps | 28,4 fps | 26,8 fps | 37,2 fps |
100% | 104,9% | 117,3% | 136,9% | 164,1% | |
100% | 111,6% | 130,9% | 156,7% |
Auf den ersten Blick schon zu erkennen sind die wirklich großen Performance-Gewinne, welche mittels der Übertaktung der HD Graphics 3000 bzw. des PC-Hauptspeichers zu erreichen sind – durchgängig hebt dies die integrierte Intel-Grafik sofort in eine ganz andere Performanceregion. So liegen zwischen unübertaktetem Rechner und dreifach übertaktetem Rechner (CPU, GPU & Speicher übertaktet) durchschnittlich satte 64,1 Prozent Performance-Gewinn, wobei die reine CPU-Übertaktung hierbei mit 4,9 Prozent nur eher marginal eingreift und immerhin 56,7 Prozent auf das Konto der GPU- und Speicherübertaktung gehen.
Bezüglich GPU- oder Speicherübertaktung liegt die GPU-Übertaktung klar vorn mit einem durchschnittlichen Gewinn von 30,9 Prozent, gegenüber nur 11,6 Prozent allein durch die Speicherübertaktung. Einzelne Spiele schlagen hier allerdings durchaus aus der Reihe – bei F.E.A.R. und Trackmania United bringt die Speicherübertaktung deutlich mehr die GPU-Übertaktung. Der Erfolg der Speicherübertaktung fällt zudem mit höherem GPU-Takt deutlich größer aus, auf 1900 MHz GPU-Takt sind es dann durchschnittlich 19,9 Prozent Performancegewinn durch die (gleiche) Speicherübertaktung. Nur beides zusammen garantiert also für den insgesamten Performancesprung von runden 60 Prozent.
Zudem ist dies ein klarer Hinweis darauf, daß Intel bei zukünftigen integrierten Grafiklösungen mit mehr GPU-Power sehr viel Augenmerk auf eine höhere Speicherbandbreite oder alternativ einen geringeren Bandbreitenbedarf richten muß, um die höhere GPU-Power nicht auszubremsen. Denn wirklich effektiv ist die hier dargelegte Übertaktung nicht: Für eine um 73 Prozent höhere GPU-Rechenpower bekommt man – ohne Speicherübertaktung – nur 31 Prozent Mehrperformance. Zudem entspricht der insgesamte Performancegewinn durch GPU- und Speicherübertaktung von 56,7 Prozent ziemlich exakt der alleinigen Speicherübertaktung von 60 Prozent – dies zeigt die Bandbreitenlimitierung bei stärker werdenden integrierten Grafiklösungen doch deutlich auf.
Für den Augenblick schafft es die Intel HD Graphics 3000 mittels ihrer Übertaktung in jedem Fall, daß Performanceniveau verschiedener Llano-Grafiklösungen knapp zu erreichen – nicht das Performanceniveau der schnellsten Llano-Grafiklösungen, aber immerhin auf gutklassigem Niveau und raus aus der LowEnd-Ecke. Wenn man das extrem hohe Taktpotential der Sandy-Bridge-Grafiklösungen ausnutzt, kann man also eine auch nach Llano noch konkurrenzfähige integrierte Grafik erhalten. Zudem geben diese Übertaktungs-Ergebnisse einen Vorgeschmack auf die kommende integrierte Ivy-Bridge-Grafiklösung, welche voraussichtlich mindestens so schnell wie eine massiv übertaktete Sandy-Bridge-Grafiklösung werden dürfte.
Wir danken unserem Foren-Mitglied misterh [4] für die Erstellung der ganzen Benchmarks für diesen Artikel.
Verweise:
[1] https://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] https://www.3dcenter.org/users/misterh
[3] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-llano
[4] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/member.php?u=9072
[5] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=510289
[6] http://www.3dcenter.org/artikel/intel-hd-graphics-3000-overclocking-report