Eigentlich ist es ein kleines Wunder, der erst Asus mit dem EeePC kommen musste, um eine längst überfällige neue PC-Klasse aus der Taufe zu heben – die der Billig-Notebooks bzw. der Billig-Computer (von Intel inzwischen Netbooks und Nettops genannt). Denn die Technik war schon des längeren dafür bereit – und noch viel wichtiger, die Leistungsanforderungen heutiger Alltagsanwendungen wurden schon seit einiger Zeit selbst von wirklich günstigen PC-Komponenten ausreichend gedeckt, so daß diese PC-Klasse möglich werden konnte.
Trotzdem haben sich die großen Hersteller lange gesträubt, in diese Richtung hin zu denken und führten bisherige Billig-Angebote eher denn ein Schattendasein bei zumeist eher kleineren Computer-Händlern. Dahinter steckt natürlich seitens der großen Hersteller und großen PC-Händler auch der Gedanke, sich die durchschnittlichen Absatzpreise nicht zu verderben – was aus geschäftlicher Sicht wohl verständlich ist, in der heutigen Zeit aber inzwischen deutlich am Marktbedarf vorbeigeht.
Denn das ist es, was sich über die Jahre geändert hat: Heutztage benötigt man als typischen Home- oder Arbeits-PC (oder auch Notebook) eben kein Gerät der mittleren Leistungsklasse mehr, es reicht faktisch das billigste vom billigen vollkommen aus. Kauft man sich stattdessen ein Gerät der unteren Leistungsklasse (aber nichts das billigste), erhält man sogar stattliche Reserven für die Zukunft – insofern ist wie gesagt für den typischen Home- oder Arbeits-PC selbst ein Mittelklassegerät noch vollkommener Overkill. Das diese Geräte trotzdem in Massen verkauft werden, hängt zum einen mit fehlendem Wissen bei vielen Käufern zusammen, zum anderen aber auch mit dem einfachen phsychologischem Effekt, daß bei Technik-Käufen dem günstigsten Angebot automatisch eine gewisse Minderwertigkeit zugeordnet wird.
Wobei letzterer Punkt oftmals nicht ganz unbegründet ist, basieren viele der heutigen LowCost-Geräte auf arg abgespeckten, schlecht aufrüstbaren oder/und alter Hardware. Auch Intels Bestrebungen hin zu einfachen Internet-Computern im PC- und Notebook-Segment (Nettops und Netbooks auf Atom-Basis) basieren auf einer klaren Abgrenzung zum "eigentlichen" PC-Bereich: Intel hat hierfür extra Prozessoren mit mehr als deutlichen Nachteilen bei der Performance aufgelegt, zudem sind dieserart Geräte kaum noch aufrüstbar – was faktisch auf eine Konsolen-Bauform hinausläuft.
Dies muß aber nicht sein – es läßt sich sowohl der LowCost-Gedanke als auch Leistungsfähigkeit und Aufrüstbarkeit des "normalen" PCs verbinden. Sicherlich kostet das ein paar Euro mehr, aber der Preisunterschied hierfür ist nicht besonders hoch. Dabei können dann aber Geräte herauskommen, welche sich nicht in wesentlichen Punkten von einem regulären Mittelklasse-PC unterscheiden – nur die Performance ist halt etwas niedriger.
Aber das ist ja genau der Punkt, den man heutzutage bei einem Home- oder Arbeits-PC einsparen kann, weil einfach selbst bei den günstigen Prozessor-Modellen mehr als ausreichend davon vorhanden ist. Die große Kunst liegt ja immer darin, zu erkennen, wieviel von einer Sache wirklich benötigt wird, sowie in welchen Punkten man sparsam sein kann – und in welchen man eher klotzen als kleckern sollte.
Dieser Artikel wird sich nun nachfolgend damit beschäftigen, welche Komponenten für einen LowCost-PC im Desktop-Bereich sinnvoll sind, welcher trotz seines günstigen Preises keine Kompromisse beim Punkt der Nutzungsfreundlichkeit macht und natürlich auch eine Aufrüstfähigkeit garantiert. Für eine gute Nutzungsfreundlichkeit wird dabei insbesondere ein großes Display als wichtig erachtet, dies ein Punkt, wo man sicherlich nicht sparen sollte.
Denn eigentlich ist ein günstiger Desktop-PC schon seit einiger Zeit ohne großen Aufwand zu erstellen, einfach weil heutige Prozessoren selbst auf kleinen Taktstufen schon sehr ordentliche Leistungen anbieten. Theoretisch könnte man sogar mit noch geringerem Silizium-Aufwand leben, wenn speziell Intel denn leistungsfähige SingleCore-Modelle anbieten würden – denn diese reichen derzeit für den Home- oder Arbeits-PC noch aus. Auf der anderen Seite erwirbt man mit einem DualCore-Modell auch gleichzeitig noch eine in der Zukunft wachsende Performance, denn die derzeitigen DualCore-Optimierungen sind auch weiterhin noch stark ausbaufähig.
QuadCore-Prozessoren sind dagegen aufgrund der noch schlechter ausgeprägten QuadCore-Optimierungen derzeit noch schwer übertrieben, wenn man ein günstiges Gerät zusammenbauen will. Natürlich sind im Preisbereich von 200 Euro inzwischen reichlich erstklassige QuadCore-Prozessoren zu finden und sind die im gleichen Preisbereich zu findenden DualCore-Modelle nicht ausreichend schneller getaktet, um dagegen dauerhaft bestehen zu können – aber dies ist ja auch ein bis zwei Preisklassen über das, worum es heute gehen soll.
Bleibt man also bei den DualCore-Modelle, hat man derzeit die Auswahl zwischen Celeron E, Pentium E, Core 2 Duo E4x00, Core 2 Duo E7x00 sowie bei AMD den kleineren Athlon 64 X2 Modellen. Wobei erstgenannte CPU (Celeron E) keine wirkliche Empfehlung bekommen kann, da zu stark abspeckt und mit zu kleinen Taktraten im Markt stehend, ohne daß der Preis deswegen deutlich günstiger wäre.
Innerhalb der anderen CPU-Modelle ist aber jedes gangbar, wobei man durchaus in einem Preisbereich bis zu 70 Euro bleiben kann. Dies läßt die Core 2 Duo Modelle derzeit herausfallen, weil jene diesen Preispunkt derzeit nicht erreichen – was sich aber mit zukünftigen Preissenkungen auch wieder ändern könnte. Über diese 70 Euro braucht man wie gesagt nicht gehen, darüber bekommt man für den Mehrpreis nicht eine wirklich deutliche Mehrleistung – einmal abgesehen davon, daß diese ja sowieso nicht wirklich gebraucht werden würde.
Aktuell würde das bedeuten, daß man entweder einen Pentium E2220 mit 2.4 GHz oder einen Athlon 64 X2 5400+ mit 2.8 GHz für diese Summe bekommen, was für einen Home- oder Arbeits-PC eine schon sehr anständige Motorisierung wäre. Insbesondere bei Intel locken zwar die neuen Core 2 Duo Modelle, allerdings kommt man dort zu einer vergleichbaren Taktrate kaum unter 100 Euro weg (Core 2 Duo E7200 mit 2.53 GHz).
Vielmehr lohnt eher der Blick nach unten, ob man denn nicht unter dem Verzicht auf etwas Taktfrequenz noch mehr sparen könnte: So gibt es den Pentium E2180 mit 2.0 GHz Takt für ca. 50 Euro, hier stehen dem Verzicht auf 20 Prozent Taktraten ein um rund 25 Prozent niedriger Preis gegenüber. Der Athlon 64 X2 4600+ mit 2.4 GHz Takt für ebenfalls ca. 50 Euro hat hingegen eine gegenüber dem 5400+ Modell nur um 15 Prozent niedrigere Taktrate, bei einem wiederum rund 25 Prozent niedrigerem Preis. Ob man diesen Weg geht, hängt maßgeblich davon ab, ob das Gerät auch als Spielemaschine genutzt werden soll – für einen reinen Home- und Arbeits-PC kann man sich auch locker an diese 50-Euro-Prozessoren halten.
Wenn wir nun kräftig am Prozessor gespart haben, sollte beim Hauptspeicher nur dort gespart werden, wo es sinnvoll ist – nicht dagegen bei der Größe dessen. Es werden also konsequent 2 GB, was selbst für Windows Vista problemlos reichen sollte. Bei der Speichersorte kann man im Intel-Bereich dagegen sparsam sein, sofern man daraus einen Preisvorteil zieht: Für die FSB800-CPU Pentium E reichen rein theoretisch DDR2/400-Riegel. Da diese aber nicht günstiger sind, kann man problemlos zur DDR2/533 oder DDR2/667 greifen – auch zu DDR2/800, nur sollte man dafür wie gesagt keinen Mehrpreis zahlen, weil es auf diesem System keine Mehrleistung erbringen kann.
Beim AMD-Prozessor ist die Sache hingegen einfach: DDR2/800-Speicher passt am besten zu dieser CPU. Bei den Speichertimings braucht man sich sowohl auf dem AMD- als auf dem Intel-System nicht zu verausgaben, die dadurch erzielbaren Performance-Unterschiede sind nicht großartig und zählen vor allem auf einem Home- oder Arbeits-System überhaupt nicht. Selbst konservative 5-5-5-Timings bei einem DDR2/800-Riegel sind gangbar – wenn man zum gleichen Preis etwas besseres bekommt, kann man das natürlich problemlos nehmen. In beiden Fällen sollte man mit ca. 30 Euro für 2 GB Speicher rechnen.
Erhebliches Sparpotential liegt auch beim Mainboard, weil hier vielen Funktionen von HighEnd-Modellen nicht benötigt werden. An der Grundausstattung ist natürlich nichts zu ändern: Zwei Speichersteckplätze, DualChannel-Speicherinterface (wobei auch ein SingleChannel-Interface nicht wirklich viel Leistung kostet, aber man bekommt für den Unterschied einfach keinen wirklich besseren Preis angeboten), PCI Express x16 Grafikkarten-Steckplatz (oder PCI Express 2.0 x8), zwei oder drei PCI-Steckplätze, drei interne SATA-Ports, integrierte Soundlösung, integrierte Grafiklösung, integrierte Netzwerklösung und eine gute Anzahl an USB 2.0 Ports (optional externe SATA-Ports). Nicht benötigt werden dagegen Overclocking-Fähigkeit, ein integriertes Analog-Modem, FireWire und eigentlich alle anderen Dinge, die vorstehend nicht aufgezählt wurden.
Trotzdem ist das Mainboard der kritischste Punkt, weil die Mainboards der günstigen Preisklasse leider zumeist über das komplette Produkt hinweg "billig" gemacht werden, sprich: Sucht man nach einem Mainboard wie oben aufgezählt, ist es schwierig, ein solches in einer insgesamt guten Qualität zu finden. Schaut man sich dagegen bei den Qualitätsboards um, wird man von diesen mit haufenweise Zusatzfeatures erschlagen, welche für das Ziel des LowCost-PCs nicht benötigt werden und somit nur unnötig den Preis hochtreiben. Hier arbeiten die Mainboard-Hersteller leider noch viel zu oft nach dem Prinzip "Qualität = möglichst viele Features", obwohl abgesehen von den Grundfeatures die meisten Zusatzfeatures oftmals nie genutzt werden.
Zur Grafikfähigkeit wären folgende Varianten zu beachten: Steht fest, daß das Gerät niemals zum Spiele-PC umgerüstet werden wird, reicht natürlich ein Mainboard ohne extra PCI Express x16 Grafikkarten-Steckplatz. Wird das Gerät hingegen bewußt als (kleiner) Spiele-PC geplant, wird die integrierte Grafiklösung nicht benötigt bzw. ist deren Leistungsfähigkeit egal. Generell ist die Leistungsfähigkeit der integrierten Grafiklösung nur interessant, wenn das Gerät nicht mit einer extra Grafikkarte aufgerüstet wird und man trotzdem ein Spielchen zwischendurch wagen will oder aber nebenbei den Client eines Online-Spiels am laufen hat.
Der Vorteil gerade der langlebigen Online-Spiele wie World of WarCraft (erschienen 2004) oder EVE Online (erschienen 2003) besteht ja gerade darin, daß deren Grafikdarstellung aufgrund des Alters der zugrundeliegenden Engine inzwischen zumeist auch von integrierten Grafiklösungen realisiert werden kann. Dies ist aber auch der einzige große Spielebereich, wo integrierte Grafik noch gut mithalten kann, für "echte" Spiele ist diese nach wie vor nur mit herben Abstrichen bei der Bildqualität und Auflösung zu gebrauchen. Falls die integrierte Grafik wirklich zum Zuge kommt, sollte es eine von ATI oder nVidia und natürlich neueren Datums sein (AMD 690G oder 780G, nVidia GeForce 7xx0 oder GeForce 8x00), integrierte Grafiklösungen anderer Hersteller (Intel, SiS, VIA) haben entweder zu starke Probleme bei der Spiele-Kompatibilität oder/und sind zu leistungsschwach.
Will man sich alle Möglichkeiten offenhalten, sollte es dann also ein Mainboard mit guter integrierter Grafiklösung samt extra PCI Express x16 Steckplatz sein. Zudem wäre bei einem Intel-System aus Gründen auf Aufrüstbarkeit in der Zukunft noch zu beachten, daß nach Möglichkeit ein FSB1333 oder wenigstens ein FSB1066 unterstützt wird, damit man in einiger Zeit einen deutlich höher getakteten Billig-Prozessor (oder einen günstig gewordenen Mittelklasse-Prozessor) nachrüsten und somit die Lebensdauer des Systems mit nur geringem monetären Aufwand deutlich verlängert kann. Insgesamt muß man mit 40 bis 70 Euro für das Mainboard rechnen, je nach Ausstattung dessen.
Damit wäre das Grundsystem erledigt, fehlt nur ein wenig Zubehör: Dazu gehört zuerst eine Festplatte in anständiger, aber nicht übermässiger Größe (250 GB für ca. 35 Euro), hier kann man später nach Bedarf ja immer noch nachrüsten. Desweiteren ein optisches Laufwerk, welches man aufgrund der derzeit niedrigen Preise sicherlich auch gleich mit Brenn-Funktion nehmen kann (ca. 20 Euro). Hinzu kommen noch ein Standard-Gehäuse (ca. 30 Euro), wobei hier sicherlich auch gleich die Slim-Bauform passend wäre, sowie ein Netzteil der 350-Watt-Klasse (ca. 25 Euro). Falls in das System nie eine extra Grafikkarte verbaut werden soll, tut es sogar auch ein 250-Watt-Modell. Und letztlich kann man für Maus und Tastatur mit 20 Euro wegkommen, sofern es keine speziellen Ansprüche gibt.
Abschließend käme dann noch ein Display hinzu, welches wir allerdings nicht in den PC-Preis als solches mit einrechnen wollen, da sonst der Vergleich zu einem Nettop-Gerät nicht mehr richtig gelingt. Beim Display sollte man wie schon erwähnt sicherlich nicht sparen – eher umgedreht, hier kann es nach Laune und Geldbeutel auch gern das beste und größte sein, was es so gibt. Der vorstehend zusammengestellte PC kann selbst sehr große Displays jederzeit einwandfrei betreiben, dies ist überhaupt keine Frage.
Damit stehen wir insgesamt bei 250 Euro in der billigsten Bauform, welche ausgelegt ist für einen PC ohne große Leistungsansprüche, wo in aller Regel keine extra Grafikkarte nachgerüstet werden soll – und bei 300 Euro in der etwas teureren Bauform, welche dann aber mit einer vernünftigen CPU, besserem Mainboard und Aufrüstmöglichkeit für eine extra Grafikkarte aufwarten kann.
In beiden Fällen bekommt man wesentlich mehr Leistung und damit auch Durchhaltevermögen als mit einem der Nettop-Computer mit Atom-Prozessor. Diese mögen als Surfstations zum jetzigen Zeitpunkt durchgehen, haben allerdings keine Leistungsreserven für die Zukunft und sind damit schneller "altes Eisen" als ein Gerät, wie es vorstehend vorgestellt wurde. Gerade aber die geringe Preisdifferenz überzeugt hierbei: Die günstigsten Nettops werden kaum für unter 150 Euro zu bekommen sein, oftmals werden jedoch um die 200 Euro fällig werden. In diesem Preisbereich spielt aber auch unser Billig-Computer – nur daß dieser geradezu dramatisch mehr Power unter der Haube hat.
Kommt es zudem zum Thema Aufrüst- und Grafikfähigkeit, schmieren die Nettop-Geräte gleich vollkommen ab, weil jene Funktionalität bei diesen Geräten generell nicht vorgesehen ist. Selbst wenn man nur die integrierten Grafiklösungen bemüht, steht unser Billig-PC wesentlich günstiger da, weil wir natürlich auf eine moderne integrierte Lösung von ATI oder nVidia setzen würden, welche wenigstens eine gewisse Grundperformance bietet und zudem ohne Kompatibilitätsprobleme daherkommt. Nettops wird es hingegen in erster Linie mit älteren Intel-Chipsätzen geben, deren Grafiklösung im Vergleich zu denen ATI und nVidia eine klar schlechtere Performance haben und ebenso diverse Kompatibilitätsprobleme aufweisen.
Und auch die größere Konfiguration ist immer noch ihren monetären Mehreinsatz deutlich wert: Rechnet man die erhebliche Mehrperformance ein und sieht, daß die Verwendung von Standard-Hardware eben auch Aufrüstfähigkeit und die Möglichkeit einer extra Grafikkarte des Mainstream-Bereichs ermöglicht, ist der Preisunterschied von ca. 200 Euro eines Nettops zu den 300 Euro bei unserem Billig-Computer mehr als gerechtfertigt – vielmehr lohnt sich die Preisersparnis des Nettops nicht wirklich, betrachtet man sich dessen Limitationen.
Ein solcher Billig-PC läßt sich natürlich auch jederzeit mit einer extra Grafikkarte zur Spielestation ausbauen – und zwar ohne daß man hierbei irgendwelche beachtenswerten Einbußen ein Kauf nehmen müsste, weil die Komponenten dieses PCs ja bewußt sparsam ausgewählt wurden. Diese Sparsamkeit trifft zwar zu, allerdings ist die für Spiele entscheidende Grundfunktionalität (moderner Prozessor auf modernem Mainboard mit 2 GB Speicher) einwandfrei vorhanden. Natürlich ist das ganze System weniger zur Aufnahme einer HighEnd-Grafikkarte gedacht, dafür müsste das Netzteil mehr Leistung liefern und auch die CPU-Motorisierung erscheint hierfür als ein wenig zu schwach.
Aber Grafikkarten des oberen Mainstream- bis Performance-Marktsegments können hier problemlos eingesetzt werden. Als exzellente Lösung für den vorstehend vorgestellten PC kann man die GeForce 9600 GT betrachten, deren Mainstream-Performance passt perfekt zu den gewählten Mainstream-Prozessoren, zudem hat die Karte auch einen vergleichsweise niedrigen Stromhunger (60 Watt unter Last). Ebenfalls passende Lösungen sind Radeon HD 3690/3830, GeForce 8800 GS, GeForce 9600 GSO, Radeon HD 3850, Radeon HD 3870 und GeForce 8800 GT, wobei bei den beiden letztgenannten Karten das Netzteil sicherlich eher größer (400 Watt, gute Power auf der 12V-Leitung) als kleiner dimensioniert werden sollte.
Und damit kann man dann ganz schnell auf die Spiele-Performance eines ausgewachsenen Mainstream-PCs der 1000-Euro-Klasse kommen. Wobei man, wenn man bei dem Beispiel der GeForce 9600 GT bleiben will, dafür gerade einmal 420 Euro (ohne Betriebssystem und ohne Monitor) ausgeben würde – hier kann man gewaltig sparen, ohne dafür erhebliche Nachteile bei der Performance hinnehmen zu müssen. Natürlich ist das 1000-Euro-Gerät trotzdem etwas schneller – allerdings dürfte es dort in erster Linie deutlich mehr CPU-Power geben, welche jedoch unter Spielen in den meisten Fällen nicht so die Bedeutung hat und damit keine erhebliche Mehrperformance erzeugt.
Zu beachten wäre bei der Wahl der Grafikkarte in Zusammenhang mit dem benutzten Display natürlich noch, daß die native Auflösung des Displays nicht zu groß sein sollte (maximal 22 Zoll mit 1680x1050), um die benutzte Grafikkarte nicht zu überfordern oder aber in eine niedrigere als die native Auflösung zu zwingen. Der Bildqualitätsverlust durch eine andere als die native Auflösung ist unter Spielen zwar nicht sofort augenscheinlich (im Gegensatz zum Windows-Desktop), aber natürlich trotzdem vorhanden. Diese Möglichkeit darf eigentlich nur der letzte Ausweg bei besonders Hardware-fressenden Spielen sein, ansonsten sollten Grafikkarte und Display immer so geplant werden, daß die native Auflösung auch unter Spielen nutzbar ist.
Ob nun mit extra Grafikkarte als günstige Spielemaschine oder ob ohne extra Grafikkarte – in beiden Fällen wäre ein wirklich preisgünstiger Billig-Computer erreicht, welcher von der Performance und den Möglichkeiten eher jeden Nettop-Computer problemlos in den Schatten stellt. In beide Richtungen des Preissegments ergeben sich hier starke Argumente zugunsten dieses Billig-PCs: Nach unten hin haben die Nettops deutlich weniger Performance, welche zwar für eine einfache Surfstation reichen mag, jedoch nicht den Anspruch eines Home-PCs erfüllt. Zudem muß man bei einem Nettops auch mit einer deutlich kürzeren Lebenserwartung rechnen, ehe dieses Gerät aus Performance-Gründen ausgewechselt werden muß.
Nach oben hin gibt es dagegen zwar Performance nach Belieben, allerdings bezahlt man dafür auch heftig mehr – und benötigt diese Performance zumindest für einen Home-PC auch nicht. Gerade das ist der Knackpunkt an unserem Billig-Computer: Dieser bietet genau soviel Leistung, wie heutzutage (inklusive Reserve) wirklich nötig ist – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei hat dieser Billig-Computer gute Möglichkeiten hin zur Aufrüstung sowohl bezüglich der Performance (spätere CPU-Upgrades) als auch zum Umbau zu einer kleinen Spielemaschine mittels einer Mainstream-Grafikkarte. Gerade in diesem Punkt erfüllt unser Billig-Computer die Anforderungen "ausgewachsener" PCs und grenzt sich deutlich von den Nettops ab.
Dabei soll eben jene Nettop- und Netbook-Klasse hier nicht verteufelt werden – nein, gerade jene neue Klasse von Billig-Computer war und ist ein Augenöffner, wo die wahren Bedürfnisse der Konsumenten liegen. Und gerade im Mobile-Bereich ist dies eben ein mobiles Gerät ohne jegliche Performance-Ansprüche, welches einfach einen Reisebegleiter geben soll, ohne dafür echt Platz wegzunehmen oder gar ernsthaft Geld zu kosten. Genauso haben auch die Nettop-Computer als einfache Surfstations ihre Berechtigung, nutzbar beispielsweise in Internet-Cafes, Bilibliotheken und ähnlichem.
Dieser Artikel hat aber auch gezeigt, daß es neben den Nettops und Netbooks eigentlich noch eine weitere Klasse an Billig-Computern überhalb diesen geben sollte: Eine Klasse von Geräten, welche explizit als standardmäßiger Home- und Arbeits-PC gedacht ist und sich wie erwähnt auch in Richtung einer kleinen Spielemaschine ausbauen läßt. Für diese Anwendungszwecke 1000-Euro-Geräte zu nehmen, ist schwerer Overkill, weil die Performance dieser Geräte heutzutage einfach nicht für die Aufgabenstellung als Home- und Arbeits-PC benötigt wird.
Ob sich die Gerätehersteller allerdings dieser Realität beugen werden wollen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Nicht umsonst werden Nettops und Netbooks zum größten Teil aus Spezialhardware zusammengestellt, welche die voraufgezählten Nachteile hat und daher diese neue Geräte-Klasse schwerlich mit ausgewachsenen PCs vergleichbar macht. Eine Initiative zugunsten von Billig-Computern aus Standard-Hardware dürften den großen Herstellern weniger schmecken, müsste diese doch dann eine (möglicherweise deutliche) Abnahme des durchschnittlichen PC-Verkaufspreises fürchten.
Allerdings wird sich der Lauf der Welt kaum aufhalten lassen – ganz besonders wenn es fundamentale Ursachen gibt. Unser Ruf nach einem leistungsfähigen Billig-Computer ergeht ja nicht, weil wir irgendwie krampfhaft sparen wollten, sondern weil einfach die Möglichkeiten hierzu sowohl auf der Performance- als auch der Anspruchsseite inzwischen klar vorhanden sind. Eine zeitlang dürfte es wohl noch gut gehen, Otto Mediamarktkäufer für den einfachen Home-Einsatz ein 1000-Euro-Gerät (mit am besten nur gurkiger Grafiklösung, aber natürlich "Spiele-Tauglichkeit") zu verkaufen, mit steigender Hardware-Power (man denke nur an die kommenden Nehalem-Prozessoren) wird die Diskrepanz zwischen Leistungsmöglichkeiten und realem Leistungsbedarf aber irgendwann zu groß werden, um dieses noch zu übersehen. Spätestens dann werden sich die PC-Bauer damit arrangieren müssen, darf nur das gekauft wird, was auch wirklich benötigt wird – und nicht blind nach Prospekt und Geldbeutel.
Gut möglich, daß wir derzeit sogar am Anbruch eines neuen Hardware-Zeitalters stehen, in welchem Performance zunehmend unwichtiger wird, und Dinge wie Komfortabilität, Nutzbarkeit, Aufrüstbarkeit und Ergonomität in den Vordergrund rücken. Das muß dann noch nicht einmal zwingend bedeuten, daß wir weniger für PCs ausgeben – eventuell werden die Ausgaben nur umgeschichtet und gehen weg von der originalen grauen Box in Richtung zusätzlicher Monitore, Eingabegeräte, externer Datenträger und weiterer Periperhie-Gerätschaften (um nur einige Möglichkeiten zu nennen). Es würde auch Räume für neue, derzeit möglicherweise noch nicht einmal gedachte Produkte eröffnen, welche die Einsatzmöglichkeiten des PCs vergrößern oder aber bestehende Einsatzmöglichkeiten komfortabler machen. Alles in allem geht es wohl weg von der Frage nach immer mehr Performance – hin zu der Frage, die vorhandene (sowieso hohe) Performance auch entsprechend auszunutzen.
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=421483
[3] http://www.3dcenter.org/artikel/der-trend-zum-billig-computer
[4] http://www.3dcenter.org/artikel/der-trend-zum-billig-computer/der-trend-zum-billig-computer-2