Kompakte und leicht zu transportierende Gehäuse gibt es viele auf dem Markt. Leider muss man bei fast jedem davon gewisse Abstriche machen. Bei dem einen wird zum Beispiel die geringe Bauhöhe dadurch erkauft, dass man das Netzteil hochkant auf Höhe der CPU montieren muss. Eine solche Bauweise schränkt naturgemäß den Kreis der verbaubaren Kühler stark ein. Andere kleinwüchsige Exemplare sind zwar sehr kompakt, erlauben dafür aber auch nicht den Einbau von überlangen Grafikkarten. Als Ideal wäre ein solches Kompaktgehäuse zu bezeichnen, wenn der User bei der Auswahl der Komponenten keine Kompromisse eingehen müsste. Ebenfalls zwingend erforderlich wären adäquate Belüftungsmöglichkeiten, damit die wertvolle Hardware nicht einem Hitzekollaps erliegt. All diese Wünsche verspricht NZXT mit der auf den ungewöhnlichen Namen Panzerbox getauften Wunderkiste zu erfüllen.
Die Panzerbox wird in einem mit Produktbildern verzierten, stabilen Karton geliefert. Zwei Formteile aus Styropor sorgen dafür, dass das Gehäuse ohne Blessuren beim Käufer ankommt.
Wie nicht anders zu erwarten, wirkt die Panzerbox recht kompakt und bullig. Die Linienführung ist angenehm schlicht ausgefallen, auf optische Spielereien wurde verzichtet. Laut NZXT soll das Design an einen Panzer erinnern, daher auch die Bezeichnung Panzerbox. Zwar ist die Redaktion mit einer guten Portion Fantasie gesegnet, aber Parallelen zu einem Kettenfahrzeug vermögen wir nicht wirklich zu erkennen.
Ein Blick auf die Maße zeigt, dass die Panzerbox zwar kompakt, aber nicht winzig ist. Ein Vergleich mit dem in der gleichen Preisklasse spielenden Silverstone SG03 SUGO verdeutlicht diesen Umstand eindrucksvoll.
NZXT Panzerbox | Silverstone SG03 SUGO | |
---|---|---|
Tiefe (mm) | 445 | 312 |
Breite (mm) | 244 | 200 |
Höhe (mm) | 445 | 360 |
Gewicht (kg) | 6,3 | 3,5 |
Mainboard Formfaktor | µATX & ATX | µATX |
Das NZXT Gehäuse ist wesentlich schwerer und in allen Dimensionen teils deutlich größer, bietet aber auch den Vorteil, Standard-ATX-Mainboards verbauen zu können.
Im Lieferumfang befindet sich ein umfangreicher Satz Schrauben. Dabei wurde jede Sorte säuberlich in einem eigenen Tütchen verpackt und mit einer Beschriftung versehen, die den entsprechenden Verwendungszweck angibt. Kabelbinder muss der Käufer im nächsten Baumarkt selbst erwerben, hier hat NZXT ein wenig gespart. Erwähnenswert sind zwei Schienen, mit denen ein 2x 120 mm Radiator für eine Wasserkühlung im Deckel montiert werden kann.
Laut Bedienungsanleitung soll im Lieferumfang ein Einschub für einen 5,25" Schacht enthalten sein, der die Montage eines 3,5" Laufwerkes ermöglicht. Bei unserem Testgerät war dieser jedoch nicht enthalten. Eine Nachfrage bei Caseking ergab, dass es sich bei unserem Exemplar um ein Vorserienmodell handelt. Der beschriebene Einbaurahmen ist bei für den Endkunden bestimmten Modellen definitiv mit dabei.
Apropos Bedienungsanleitung, das kleine Heftchen ist reich bebildert und mehrsprachig ausgeführt. Die Abbildungen veranschaulichen gut, wie man die Hardware richtig im Gehäuse verbaut. Der Text ist gut und verständlich geschrieben.
Das komplette Gehäuse besteht aus schwarz lackiertem Aluminium. Die Front und der Deckel der Panzerbox sind aus einem Stück Meshgitter gefertigt.
Im unteren Teil der Front wird durch den Luft einsaugenden 190 mm Lüfter dominiert, dieser ist durch das Meshgitter hindurch gut zu erkennen.
An der linken Seite finden sich Power- und Reset-Button. Beide Taster sind recht klein geraten und unterscheiden sich hinsichtlich der Größe kaum voneinander. Im Eifer des Gefechtes sind hier Verwechslungen nicht ausgeschlossen. Im Vergleich zum restlichen Gehäuse wirken die beiden Taster doch recht billig und passen nicht in das sonst hochwertige Erscheinungsbild.
Die drei 5,25" Abdeckungen bestehen ebenfalls aus massivem Aluminium und werden fest mit dem Gehäuse verschraubt.
Den Übergang von der Front zum Deckel schlägt die Panzerbox in einem sanft gewölbten Bogen. Kurz oberhalb dieses Bogens befindet sich das Front-Panel, welches die folgenden Anschlüsse bietet:
Wie bereits erwähnt, besteht der Deckel ebenfalls komplett aus Lochblech. Um die Stabilität zu erhöhen und etwas für das Auge zu bieten, wurde hier eine großflächige Struktur in das Gitter gepresst.
Die beiden mit Thumbscrews gesicherten Seitenteile sind identisch aufgebaut. Im unteren hinteren Bereich ist jeweils ein kleines rechteckiges Meshgitter eingelassen, welches zu einer guten Belüftung beitragen soll.
Am Heck der Panzerbox wird zum ersten Mal der ungewöhnliche Aufbau des Gehäuses erkennbar. Aufgrund seiner Breite kann das Netzteil hochkant neben der Grafikkarte positioniert werden. Bei vergleichbaren Gehäusen wird das Netzteil zwar ebenfalls hochkant eingebaut, dann allerdings direkt gegenüber der CPU. Die dadurch entstehenden Limitierungen bei der Wahl eines adäquaten Prozessor-Kühlers sind durch eine solche Konstruktion allerdings unvermeidbar.
Eine weitere Besonderheit, welche die Montage erheblich erleichtert, ist der herausnehmbare Mainboardtray. Weiter finden wir am Heck noch einen 120 mm Lüfter, der die erwärmte Luft aus dem Gehäuse bläst. Direkt unterhalb des Deckels befinden sich dann noch Schlauchdurchführungen, um den Betrieb einer Wasserkühlung zu erleichtern.
Der Boden ist wie fast immer reichlich unspektakulär: Als Standfüße kommen vier großzügig bemessene Weichgummiblöcke zum Einsatz. Durch die Breite des Gehäuses ist die Standfestigkeit auch ohne ausklappbare Standfüße sehr gut.
Der ebenfalls in schwarz gehaltene Innenraum wirkt aufgeräumt. Hinter der Front befindet sich einer von den beiden 190 mm Ventilatoren. Da NZXT auf einen Staubfilter verzichtet hat, bläst der Riesenlüfter nicht nur viel Luft in das Innere der Panzerbox, sondern auch Unmengen an Staub. Regelmäßiges Aussaugen des Innenraumes dürfte hier schnell zu wöchentlichen Routine werden.
Exotisch ist die Haltevorrichtung für zwei Festplatten, diese wird hochkant an einer seitlichen Verstrebung befestigt. Sie liegt genau im Luftstorm des einsaugenden Lüfters und wird mit einer Thumbscrew gesichert. Grafikkarten können bis zu einer Länge von 31 cm eingebaut werden, entfernt man den Festplattenrahmen vor dem Frontlüfter, steigt die nutzbare Länge auf beachtliche 37 cm. Damit dürften selbst kommende High-End Grafikboliden genügend Platz in der Panzerbox finden.
Dass das Netzteil bei der Panzerbox senkrecht neben den Expansionsslots Platz findet, haben wir ja bereits bei der Betrachtung der Äußerlichkeiten festgestellt. Die nebenan liegenden Soltbleche sind allesamt mit Thumbscrews verschraubt und müssen nicht mühsam aus dem Gehäuse gebrochen werden. Das Netzteil liegt hochkant neben den Expansionsslots und kann, je nach Wunsch, so verbaut werden, dass der Lüfter entweder die kalte Umgebungsluft von außen ansaugt oder die erwärmte Luft von der Grafikkarte absaugt.
Ein an der Rückseite befestigter 120 mm Lüfter sowie ein im Deckel befindliches 190 mm Exemplar sorgen dafür, dass die vom System erhitzte Luft schnell abgeführt werden kann.
Die NZXT Panzerbox bietet drei 5,25" Schächte, die über Abdeckungen aus massivem Aluminium verfügen. Interessant ist die Tatsache, dass NZXT in jedem Schacht kleine Gummistreifen verlegt hat, diese sollen eventuell auftretende Vibrationen schlucken, die von den Laufwerken ausgehen. Wie fast alles bei diesem Gehäuse, werden auch die Blenden und sämtliche Laufwerke mit Thumbscrews befestigt.
Für Festplatten stehen insgesamt vier Einbauplätze zur Verfügung. Die beiden Datenspeicher, die hochkant vor dem Frontlüfter verbaut werden können, sind dabei durch kleine Gummipuffer entkoppelt. Die Einbauplätze unter den 5,25" Schächten verfügen ebenfalls über die bereits erwähnten Gummistreifen zur Entkopplung.
Der Einbau der Hardware verlief ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Alle Gewinde für die verschiedenen Schrauben waren passgenau und leichtgängig. Die Montage des Mainboards war dank des entnehmbaren Trays ausgesprochen komfortabel.
Beim ersten Start bekommt man erst einmal einen Schreck, die Lüfter machen mit einer an einen Staubsauger erinnernden Geräuschkulisse lautstark auf sich aufmerksam. Die Umdrehungsgeschwindigkeiten der Lüfter wurden mit der aktuellen Version von Speedfan [24]ausgelesen und ergaben folgende Werte:
Alle drei Lüfter verfügen über einen 3-Pin Molex Stecker, der es ermöglicht, die Lüfter direkt am Mainboard anzuschließen. Lediglich das 120 mm Exemplar nennt zusätzlich noch einen großen 4-Pin Molex Stecker sein eigen und kann somit auch direkt am Netzteil betrieben werden.
Um die Temperaturen zu messen, setzt 3DCenter ein aus folgenden Komponenten bestehendes Testsystem ein:
Volllast wird mittels eines einstündigen Dauerloop des 3DMark06 bei einer Raumtemperatur von 20°C simuliert. Alle im Auslieferungszustand vorhandenen Lüfter werden für den Test angeschlossen. Gemessen haben wir dabei die folgenden Werte:
Temperatur Idle | Temperatur Last | |
---|---|---|
CPU | 31°C | 40°C |
Gehäuse | 21°C | 22°C |
Grafikkarte | 40°C | 44°C |
Festplatte | 23°C | 24°C |
Die gute Belüftung schlägt sich deutlich in den gemessenen Temperaturen nieder. Das Gehäuse ist geradezu dazu prädestiniert, um moderne High-End Hardware zu beherbergen. Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass ausgerechnet die beiden 190 mm Ventilatoren solche vorlauten Gesellen sind, das 120 mm Pendant bleibt dagegen angenehm leise. Eine Lüftersteuerung, wenigstens für die beiden 190 mm Lüfter, ist für eine vernünftige Arbeitsatmosphäre damit schon fast Pflicht.
Die NZXT Panzerbox ist ein gutes Gehäuse. Das Design wirkt schlicht, aber nicht langweilig. Der herausnehmbare Mainboardtray und der durchdachte Innenraum machen die Arbeit zum Vergnügen. Die Verarbeitungsqualität ist – NZXT-typisch – auf hohem Niveau. Ein Manko ist der fehlende Staubfilter für den Frontlüfter, bei einem Preis von knapp 120 Euro dürfte man den schon erwarten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Panzerbox eine gute Wahl für jeden ist, der ein kompaktes Gehäuse sucht, aber dabei möglichst wenige Abstriche bei der verbaubaren Hardware machen möchte.
Plus
Minus
Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei unserem Sponsor Caseking [26], der uns auch diesmal großzügig mit Testmustern versorgt hat.
Einen ganz besonderen Dank möchten wir den 3DCenter-Membern =Silence= [27] und Brotzeit [28] aussprechen. Die beiden haben uns die CPU und die Grafikkarte für das Gehäuse-Testsystem zu einem echten Freundschaftspreis verkauft, vielen Dank dafür!
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/users/nahaz
[2] http://www.3dcenter.org/abbildung/1-2
[3] http://www.3dcenter.org/abbildung/2-3
[4] http://www.3dcenter.org/abbildung/3-3
[5] http://www.3dcenter.org/abbildung/4-2
[6] http://www.3dcenter.org/abbildung/5-2
[7] http://www.3dcenter.org/abbildung/6-2
[8] http://www.3dcenter.org/abbildung/7-1
[9] http://www.3dcenter.org/abbildung/8-2
[10] http://www.3dcenter.org/abbildung/9-2
[11] http://www.3dcenter.org/abbildung/10-2
[12] http://www.3dcenter.org/abbildung/11-2
[13] http://www.3dcenter.org/abbildung/12-2
[14] http://www.3dcenter.org/abbildung/13-2
[15] http://www.3dcenter.org/abbildung/14-2
[16] http://www.3dcenter.org/abbildung/15-2
[17] http://www.3dcenter.org/abbildung/16-1
[18] http://www.3dcenter.org/abbildung/20-2
[19] http://www.3dcenter.org/abbildung/18-2
[20] http://www.3dcenter.org/abbildung/19-2
[21] http://www.3dcenter.org/abbildung/21-1
[22] http://www.3dcenter.org/abbildung/17-2
[23] http://www.3dcenter.org/abbildung/22-1
[24] http://www.almico.com/speedfan.php
[25] http://www.3dcenter.org/abbildung/x-0
[26] http://www.caseking.de/shop/catalog/
[27] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/member.php?u=25975
[28] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/member.php?u=22669