Die Umfrage der letzten Woche [1] ging der Frage nach, wieviele PC-Systeme überhaupt die zwingenden Mindestanforderungen zu Windows 11 erfüllen. Diesbezüglich enthielt die Umfrage noch einen kleinen Fehler, als dass nach aktivem SecureBoot gefragt wurde – als eigentliche Mindestanforderungen hat sich inzwischen jedoch allein das Vorhandensein von SecureBoot im UEFI gezeigt, jenes muß mitnichten aktiv sein. Möglicherweise wurde mit diesem kleinen Lapsus die Umfrage etwas verfälscht, jener Effekt dürfte allerdings eher gering sein, da für diese Antwortoption (allein) sowieso die allerwenigsten Stimmen aufliefen. Mit 46,1% nahe an der Stimmenhälfe sind hingegen jene Umfrageteilnehmer, welche alle Mindestanforderungen erfüllen – was aber auch bedeutet, dass dies bei 53,9% der Umfrageteilnehmer nicht das Fall ist, wenngleich aus verschiedenen Gründen.
Dabei ist diese Quote augenscheinlich ziemlich üblich, denn Golem [3] berichteten kürzlich von einer Erhebung unter Millionen von Unternehmens-PCs, wo ebenfalls 55% der benutzten PCs (außerhalb von Servern und virtuellen Maschinen) nicht für Windows 11 tauglich sind. Die 53,9% der Umfrageteilnehmer der 3DC-Umfrage mit gleichem Ausgang teilen sich dann auf in 31,7% (aller Umfrageteilnehmer), wo sowohl der Support von CPU-Seite als auch der Sicherheitsfeatures nicht gegeben ist, sowie 11,8%, wo es nur am CPU-Support hakt und weitere 10,5%, wo die Sicherheitsfeatures nicht passen (jene Antwortoption könnte wie gesagt durch vorgenannte Ungenauigkeit real etwas niedriger liegen). Grob gesehen kommen somit Probleme beim CPU-Support sowie bei den Sicherheitsfeatures ähnlich oft vor – die häufigste Auflösung ist jedoch, dass beides zusammen nicht erfüllt wird. Anzunehmen, dass sich hierbei schlicht das Alter der benutzten PCs zeigt: Da teilweise schon 2017er Prozessoren nicht mehr unterstützt werden und auch der standardmäßige Verbau von TPMs der Version 2.0 auf einen ähnlichen Zeitpunkt fällt, ist es ziemlich logisch, dass Windows 11 eine Vielzahl an noch genutzten Geräten ausschließt.
zwingende Windows-11-Anforderungen | |
---|---|
AMD-CPU | alle Prozessoren ab der "Zen+" Architektur (Ryzen 2000, ohne Ryzen 2000G), zuzüglich aus früheren Architekturen: Athlon 3000G (Zen1) (genaue Liste [4]) |
Intel-CPU | alle Prozessoren ab der "Coffee Lake" Architektur (Core i-8000), zuzüglich aus früheren Architekturen: Core i-7000X (Skylake-X) + Xeon W (Skylake & Cascade Lake) + Core i7-7820HQ (Kaby Lake) im Surface Studio 2 (genaue Liste [5]) |
Sicherheit | aktives TPM 2.0 & |
Dies sagt allerdings vergleichsweise wenig über den Markterfolg von Windows 11 aus – auch wenn diesbezüglich gern prophezeit wird, dass sich aufgrund des Unwillens der Nutzer die Geschichte von Windows 8 wiederholen soll. Doch Windows 8 war letztlich viel zu kurz am Markt, bevor es von Windows 10 abgelöst wurde (Oktober 2012 → Juli 2015), zudem lief seinerzeit noch der Support für das sehr populäre Windows 7. Der viel größere "Erfolg" von Windows 10 beruht eben nicht primär auf der größeren Beliebtheit, sondern eher darauf, dass Windows 10 (jetzt) nicht mehr mit Windows 7 zu kämpfen hat und zudem seit seinem Start inzwischen ganze 6 Jahre vergangen sind. Sollte Windows 11 also in weiteren 6 Jahren ebenfalls noch nicht abgelöst und das Windows-10-Supportende nicht nach hinten verschoben worden sein, ist Windows 11 ein ähnlicher Markterfolg durchaus zuzutrauen. Denn letztlich ergibt sich selbiger nur zum geringen Teil über Umsteiger – sondern in erster Linie über PC-Neuverkäufe.
Doch jene Angebote dürften in kürzester Zeit auf Windows 11 umgestellt werden, die PC-Hersteller haben zuletzt schon ihre vorhandenen Windows-10-Geräte mit der Möglichkeit zum kostenlosen Umstieg beworben. Für jene ist Windows 11 in doppelter Hinsicht ein Segen als Absatzankurbelung: Erstens einmal kann man nun mit dem Neuheitswert von Windows 11 werben – und zweitens treiben die hohen Hardware-Voraussetzungen samt dem festen Support-Ende von Windows 10 (Oktober 2025) die PC-Nutzer mittel- und langfristig ganz automatisch zum PC-Neuerwerb, anstatt die vorhandenen Geräte entsprechend länger zu benutzen. Kommt dann auch noch Software hinzu, welche eines der neuen Features voraussetzt – wie eventuell Anticheat-Software Gebrauch von SecureBoot und TPM machen wird – dann könnte Windows 11 sogar noch schneller für den Massenmarkt obligatorisch werden.
Release | Support-Ende | Zeit bis Nachfolger | Verbreitung vor Nachfolger | höchste Verbreitung jemals | |
---|---|---|---|---|---|
Windows 10 | 29. Juli 2015 | 14. Oktober 2025 | 6 Jahre | 79,8% im September 2021 | (bisher) 79,8% im September 2021 |
Windows 8/8.1 | 26. Oktober 2012 | 10. Januar 2023 | ~3 Jahre | 23,3% im Juni 2015 | 23,4% im Juli 2015 |
Windows 7 | 22. Oktober 2009 | 14. Januar 2020 | 3 Jahre | 59,4% im September 2012 | 63,0% im November 2014 |
Windows Vista | 8. November 2006 | 11. April 2017 | 3 Jahre | 24,7% im September 2009 | 25,0% im Oktober 2009 |
Windows XP | 25. Oktober 2001 | 8. April 2014 | 5 Jahre | unbekannt | um die ~85% irgendwann 2006 |
Verbreitungsgrade rein von Windows-Versionen gemäß StatCounter [6] |
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/umfrage/umfrage-werden-die-zwingenden-windows-11-anforderungen-erfuellt
[2] http://www.3dcenter.org/abbildung/umfrage-auswertung-werden-die-zwingenden-windows-11-anforderungen-erfuellt
[3] https://www.golem.de/news/microsoft-windows-11-laeuft-auf-50-prozent-der-firmen-pcs-nicht-2110-160013.html
[4] https://docs.microsoft.com/en-us/windows-hardware/design/minimum/supported/windows-11-supported-amd-processors
[5] https://docs.microsoft.com/en-us/windows-hardware/design/minimum/supported/windows-11-supported-intel-processors
[6] https://gs.statcounter.com/windows-version-market-share/desktop/worldwide