Gerüchteküche: nVidias AD104-Chip nach (erfolgreichem) Tape-Out kurz vor Start der Test-Phase

Laut Twitterer Kopite7kimi [1] steht der AD104-Chip kurz vor dem Beginn der Test-Phase – sprich das Tape-Out muß schon erfolgreich gewesen sein, die ersten Testchips sind augenblicklich anzunehmenderweise schon beim Packaging und werden von dort in Kürze bei nVidia zurück erwartet. Danach beginnt die Validierungs-Phase des Grafikchips, wo jener erst einmal auf Funktionalität und Stabilität geprüft wird. Dem schließt sich die Produkterstellungs-Phase an, wo die konkreten Grafikkarten (auf Basis vorher schon erstellter Konzeptionen) herausgearbeitet werden. Dazu spielt man mit verschiedenen Hardware-Konfigurationen (Anzahl der freigeschalteten Hardware-Teile), lotet die machbaren sowie zweckmäßigen Taktraten aus und arbeitet gleichzeitig an den realen Grafikboards.

AD104 is close to starting the test.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter [1] am 26. Mai 2022

Vielleicht 4-5 Monate nach dem Zurückerhalt des Grafikchips vom Tape-Out ist die konkrete Grafikkarte dann in einem verkaufsfertigen Zustand. Wenn man rechtzeitig genug die Massenfertigung der entsprechenden Komponenten angeworfen hat, kann man danach direkt zum Release schreiten. Für den AD104-Chip bzw. darauf basierende Grafikkarten bedeutet dies voraussichtlich einen Release zum Herbstanfang – Richtung September/Oktober. In jedem Fall dürfte dies später passieren als bei AD102-basierten Grafikkarten, denn jene haben ihre Test-Phase bereits im April erreicht [2]. Im Gegensatz zu früheren nVidia-Generationen verkündet der (in diesen Fragen blendend informierte) Twitterer bei "Ada Lovelace [3]" nunmehr nur den Start der Test-Phase und nicht mehr direkt den Tape-Out – letzteres wäre zwar medienwirksamer, für eine Termin-Abschätzung taugen aber wohl beide Angaben.

Auffallend ist, dass man derzeit somit indirekte Tape-Out-Meldungen zu AD102 & AD104 vernehmen durfte, aber noch nichts zum AD103-Chip. Zu diesem wurde allerdings der Start der Test-Phase bereits vor Monatsfrist [6] auf einen bald nachfolgenden Zeitraum prognostiziert – womöglich ist dies also bereits passiert und wurde schlicht nicht gemeldet. Dass nVidia den AD103-Chip wie seinerzeit den GA103-Chip der Ampere-Generation [8] erst einmal nicht nutzt, dürfte kaum erneut passieren, denn dafür ist der Hardware-Abstand zwischen 4er und 2er Chip bei "Ada Lovelace" einfach zu groß: Das 2,4fache von AD104 zu AD102, im Gegensatz zu "nur" dem 1,75fachen von GA104 zu GA102. Für die GeForce RTX 40 Serie dürfte der AD103-Chip somit zwingend benötigt werden, ähnlich liegende Hardware-Abspeckungen von AD102 (mit nur 80-90 Shader-Clustern) wären monströse Silizium-Verschwendungen.

Aus den bekannten Terminen zum Start der Test-Phase bei AD102 und AD104 kann man somit inzwischen auch einen groben Termin-Plan für den Release der ersten paar GeForce RTX 40 Grafikkarten ableiten. Augenscheinlich geht es mit der AD102-basierten GeForce RTX 4090 los und folgt die AD104-basierte GeForce RTX 4070 in einem Abstand von ca. 2 Monaten. nVidia könnte diesen Abstand noch etwas zusammendrücken, indem man die GeForce RTX 4090 leicht verzögert, aber grundsätzlich müsste dies der Ablauf sein. Die AD103-basierte GeForce RTX 4080 dürfte sich wahrscheinlich schlicht in der Mitte dessen einordnen – was eine Release-Abfolge "4090 → 4080 → 4070" ergibt. Eine Seitenchance hat nach wie vor der nahezu gleichzeitige Release von GeForce RTX 4080 & 4090 mit der 4080 zuerst – so wie es nVidia bei der GeForce RTX 30 Serie gehandhabt hatte. Bei diesen Release-Terminen hat nVidia sicherlich etwas Spielraum, da AMDs RDNA3-Serie nicht derart früh erwartet wird.

Bezogen auf AMD gibt es noch keinerlei neue Angaben – sondern nur den Hinweis, dass AMD sein RDNA3-Projekt [10] wohl früher als bisher bekannt herausbringen will, die bisher hierzu notierten Release-Termine somit nicht mehr gelten. Dies dürfte allerdings auch nicht zu gänzlich anderen, viel früheren Terminansetzungen führen, schließlich lassen sich solche Dinge wie Tape-Out und Validierungs-Phase nicht wirklich (noch weiter) beschleunigen. Insofern kann man vorsichtigerweise mit einem RDNA3-Konter im Herbst 2022 rechnen – dann aber womöglich gleich mit "Navi 31" (bisher auf Jahresanfang 2023 erwartet) und nicht nur mit dem Midrange-Chip "Navi 33". Und letztlich deuten alle diese Bruchstück-Informationen indirekt auch an, dass mit den Mainstream-Chips "AD106" und "AD107" dieses Jahr wohl nicht mehr zu rechnen ist – mangels jeglicher Wortmeldung zu diesen außerhalb der blanken Chip-Spezifikationen [11].

Nachtrag vom 30. Mai 2022

Twitterer Kopite7kimi [12] hat bestätigt, dass die Launch-Strategie von nVidia zur kommenden GeForce RTX 40 Serie auf "4090 → 4080 → 4070" lauten wird – und damit vom bisherigen Prozedere abweicht, welche die xx80er Lösung immer zuerst gesehen hat. Bei der Ampere-Generation [8] war dies allerdings auch nur noch pro Forma der Fall, faktisch wurden GeForce RTX 3080 & 3090 zusammen vorgestellt [13] und später im Abstand von nur einer Woche zueinander in den Markt gebracht. Wie sich dies bei der GeForce RTX 40 zeitlich aufteilt, ist noch nicht sicher, allerdings dürfte nVidia den Launch von GeForce RTX 4070, 4080 und 4090 vermutlich allesamt innerhalb von grob zwei Monaten abhandeln (zu ermessen anhand der Daten zum Start der jeweiligen Test-Phase). Wann es damit losgeht, bleibt genauso noch in der Schwebe – der bisher genannte Termin "Juli" bezieht sich wahrscheinlich nur auf die offizielle Vorstellung und noch nicht auf den realen Produkt-Launch.

nVidia's launch strategy for "Ada Lovelace": 2 paths seem possible.
A) 4080 → 4090 → 4070
B) 4090 → 4080 → 4070
Quelle:  3DCenter @ Twitter [14] am 30. Mai 2022
 
Choose B. Confirmed.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter [12] am 30. Mai 2022

Grundsätzlich gesehen hängt diese Release-Abfolge schlicht an weit zurückreichenden Entscheidungen, welche Chips zuerst in den Tape-Out gehen. Zu diesem Zeitpunkt irgendwann im Jahr 2021 musste nVidia mit einer sehr kräftigen RDNA3-Generation [10] rechnen, mit Navi 31 als explizitem Angriff auf die Leistungsspitze. Dies erklärt die Eile von nVidia, um bei der "Ada Lovelace" Generation [3] zumindest in jedem Fall einen zeitlichen Vorteil gegenüber AMD zu erzielen. Wohl auch auf Basis der Strategie-Überlegungen des Jahres 2021 wurde dann schlicht der AD102-Chip zuerst angesetzt – womit die GeForce RTX 4090 ziemlich automatisch an die Spitze der Release-Abfolge rutscht. Nur insofern von AMD keine Gefahr drohen würde, könnte nVidia dies nachträglich noch umdrehen (durch Verzögerung des AD102-Chips) – doch ansonsten gilt die Faustregel: Produkte rauswerfen, sobald die Technik fertig ist.