Gerüchteküche: Vergleichende Performance-Werte zu Radeon RX 7700 & 7800 aufgetaucht

Von den Marktforschern bei Jon Peddie Research [1] kommen weitere Performance-Werte zu verschiedenen Navi-32-Ausführung für die noch fehlende RDNA3-Mittelklasse, verglichen mit einer ganzen Reihe anderer AMD- und nVidia-Karten. Die Quellenlage ist dabei etwas unklar: Die zusätzlich genannten Chip-Daten stellen offenbar eine Zusammenfassung fernöstlicher Gerüchte dar und sind damit kein eigener Leak. Jener ergibt sich nur bei den Performance-Werten, deren Herkunft jedoch nicht angegeben wurde. Da hier allerdings auch Performance-Werte von möglicherweise nie tatsächlich gebauten Karten-Varianten angebenen werden, könnte es sich fast nur um einen Leak von AMD-internen Tests handeln. Aufgrund dieser Unsicherheiten kann man diesen Leak sicherlich unter einige Vorbehalte stellen.

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AMD Navi 32 Performance-Leak [3] — veröffentlicht von Jon Peddie Research [1]; annotiert von 3DCenter

Inhaltlich scheint der Leak zumindest zu den bekannten Grafikkarten seriöse Zahlen bereitzuhalten, denn deren Performance bewegt sich nur im engen Rahmen um einen behelfsweise zum Vergleich gebildeten 3DC WQHD-Index (55:45%-Mittelwert aus FHD- und 4K-Index, normiert auf die Radeon RX 6800 bei 93%). Allerdings passen die genannten Performance-Werte zum Schnitt von 15 Spiele-Benchmarks unter der WQHD-Auflösung nur noch grob zu den kürzlich aufgetauchten TimeSpy-Werten [4]: Dort hätte man Radeon RX 7700 und 7800 im 3DC UltraHD/4K Performance-Index auf Werte von ca. 262% bzw. ca. 323% Index-Punkte eingeordnet, hier sind es nunmehr (interpoliert auf die 4K-Auflösung) ca. 271% bzw. 311% – sprich, bei der Radeon RX 7700 minimal mehr, bei der Radeon RX 7800 jedoch beachtbar weniger.

In der Folge dessen rücken die beiden initialen Navi-32-Lösungen weiter zusammen und damit erscheint es wieder als sinniger, dass die Radeon RX 7700 schon mit 54 Shader-Clustern antreten soll. Dies läßt zugleich auch eine weitere Navi-32-Variante mit nur 48 Shader-Clustern offen, welche hier genauso mitgetestet wurde – was wie gesagt auf AMD als Urheber dieser Benchmarks hindeutet, die Grafikkarten-Hersteller testen üblicherweise Vorab-Samples zu möglicherweise nie realisierten Grafikkarten. Allerdings reicht die Performance dieser Navi-32-Lösung mit nur 48 Shader-Clustern nur für eine Performance auf Höhe der Radeon RX 6750 XT aus, ergo auch nur leicht mehr als bei der Radeon RX 6700 XT.

Denkbar, dass AMD eine solche Karte erst dann bringt, wenn die Preise zu Navi 32 am fallen sind bzw. die früheren Navi-22-Beschleuniger aus dem Markt gehen. Weiter im Gespräch ist nach diesem Benchmark-Leak zudem eine Navi-31-Ausführung mit 70 Shader-Clustern – wobei Jon Peddie Resarch jene in ihrer Auflistung interessanterweise einmal mit 256-Bit und einmal mit 384-Bit-Speicherinterface führen. Letzteres erscheint allerdings wenig sinnvoll, denn auf Sicht des niedrigeren Performance- und Preis-Niveaus lohnt es nicht, die 70-CU-Version mit dem vollen Speicherinterface und damit auch gleich 24 GB Grafikartenspeicher herauszubringen. Performance-mäßig sollte jene 70-CU-Version dann jedoch gut in den Raum zwischen Radeon RX 7800 und 7900 XT passen.

Mit gleich vier neuen RDNA3-Grafikkarten würde man zwar deutlich mehr bieten als zuletzt berichtet, doch die jeweiligen Performance-Abstufungen gehen zumeist gerade noch so in Ordnung. Die vier neuen RDNA3-Karten werden dann den Raum zwischen Radeon RX 7600 (268-300 Euro) und Radeon RX 7900 XT (818-900 Euro) befüllen – wofür vier Karten vielleicht eine zu viel sind, nur zwei Karten jedoch eher als zu knapp erscheinen. Eine Preis-Prognose zu den vier neuen RDNA3-Karten läßt sich natürlich noch nicht aufstellen, diesbezüglich kann sich AMD frei entscheiden. Demzufolge kann man vorerst nur die Performance-Werte der jeweiligen AMD- und nVidia-Modelle in einen Vergleich setzen:

Dabei ergeben die abweichenden Performance-Werte gegenüber den TimeSpy-Benchmarks [4] eine leicht abgewandelte Bewertung. Dies trifft weniger für den Zweikampf Radeon RX 7700 gegen GeForce RTX 4060 Ti zu, welchen AMD in den Fragen Performance und Speichermenge spielend gewinnen sollte. Faktisch reicht gemäß dieser neuen Benchmarks bereits der Navi-32-Chip mit nur 48 Shader-Clustern aus, um die GeForce RTX 4060 Ti (leicht) zu schlagen – zuzüglich weiterhin des VRAM-Vorteils. AMD könnte hier die GeForce RTX 4060 Ti denkbarerweise preislich in die Zange nehmen: Radeon RX 7700 preislich leicht darüber ($420-460), Navi 32 mit 48 Shader-Clustern preislich leicht darunter ($340-370). Damit wäre dann auch schon die Brücke zum Preisniveau der Radeon RX 7600 ($269) geschlagen, dazwischen passt dann keine weitere Karte.

Die Radeon RX 7800 kann sich hingegen gemäß dieser neuen Performance-Werte nicht ganz mit der GeForce RTX 4070 ($599) anlegen – und dürfte deswegen preislich leicht niedriger angesetzt werden ($530-580). Eher als passender Kontrahent zur GeForce RTX 4070 erscheint da Navi 31 mit 70 Shader-Clustern mit einer leicht besseren Performance, womit ein Preislevel auf Punkt der GeForce RTX 4070 oder auch etwas höher erwartet werden kann ($600-680). Jene vorgenannten Preispunkte wären dabei noch einigermaßen weit weg von einer echten Preisoffensive, sondern würden nur AMDs aktuelle Strategie fortschreiben, nVidias Preisniveau zu übernehmen sowie bestenfalls leicht zu unterbieten. Auf besseres kann man zwar hoffen, sollte jenes jedoch nicht erwarten – gerade da AMD bei allen vier neuen RDNA3-Karten einen VRAM-Vorteil hat, welcher insbesondere im Feld der GeForce RTX 4060 Ti als sehr gewichtiger Punkt gilt (12 anstatt 8 GB VRAM).

Insgesamt sollte diese Portfolio-Gestaltung mit gleich vier RDNA3-Grafikkarten zwischen Radeon RX 7600 und 7900 XT exzellente Möglichkeiten für AMD ergeben, nVidia im Midrange-Segment die Butter vom Brot zu nehmen. nVidia hat dort schließlich als einzige wirklich zugkräftige Lösung die GeForce RTX 4070, während die GeForce RTX 4070 Ti für dieses Segment zu teuer ist und die GeForce RTX 4060 Ti sich über deren VRAM-Menge selbst aus dem Spiel nimmt. Allerdings muß offen bleiben, ob AMD wirklich mit diesen vier neuen RDNA3-Grafkkarten für das Midrange-Segment plant. Die Informationen der letzten Tage hierzu sind ausreichend widersprüchlich, auf dass die wichtigste Aufgabe der kommenden Wochen sein wird, AMDs tatsächliche Portfolio-Planung zu Navi 32 aufzudecken.

Nachtrag vom 21. Juli 2023

Wie in unserem Forum [5] festgestellt, entsprechen die vergleichenden Performance-Werte zu Radeon RX 7700 & 7800 seitens "Jon Peddie Research" bis auf eine einzelne minimale Abweichung einer linearen Interpolation der Performance der Radeon RX 7900 XT mit der Anzahl der Shader-Cluster der kommenden Navi-32-Karten. Dies wäre erstens für die WQHD-Auflösung kaum denkbar, dort sollte die Performance-Skalierung noch nicht derart perfekt sein – und wäre zweitens ein zu großer Zufall, wenn gleich 3 von 4 Werten perfekt zu dieser Milchmädchenrechnung passen (der vierte Wert weicht dann nur um einen Prozentpunkt ab). Damit ergibt sich eine hohe Chance darauf, dass diese Werte seitens "Jon Peddie Research" Nonsens sind, möglicherweise eine Spielerei aus einem fernöstlichen Forum darstellen. An dieser Stelle wäre es dann nochmals besser gewesen, wenn JPR diese Meldung mit einem Quellennachweis versehen hätten.