Twitterer Jukan[1] zeigt eine Infografik seitens TrendForce zum Lagerbestand der DRAM-Hersteller, welche gut den Ausgangspunkt der aktuellen Speicher-Krise beschreibt. Denn noch vor den Megadeals seitens OpenAI mit Samsung und SK Hynix, welche nächstes Jahr gut 40% aller weltweiten Speicherchip-Produktion auffressen werden, ging bereits ab Frühjahr 2025 der Lagerbestand bei den DRAM-Herstellern erheblich und anhaltend zurück. Im Oktober 2025, wo die OpenAI-Deals bekannt wurden, lag jener Lagerbestand schon nur noch bei einem Fünftel des Oktobers 2024 – sprich, der Markt war schon ausgezehrt bereits vor den OpenAI-Deals. Jene haben dann allerdings den Deckel drauf gemacht und eine formidable Speicher-Krise heraufbeschworen, welcher in den nachfolgenden Wochen jeder größere Marktteilnehmer mit eigenen Hamsterkäufen so gut wie möglich befeuert hat. Ohne die OpenAI-Deals zum falschen Zeitpunkt wäre dies allerdings alles wesentlich glimpflicher abgelaufen, hier fielen somit ein ungünstiges Marktumfeld mit einer (angekündigten) massiven Mengeneinschränkung unpassend zusammen.
Weiteres zur galoppierenden Speicher-Krise: Laut TechPowerUp[5] denkt Samsung darüber nach, seine Speicherfertigung sogar von HBM3 zu Server-DRAM umzuschichten, weil letzteres mehr nachgefragt und somit (derzeit) lukrativer ist. Teilweise hängt dies natürlich auch mit der kommenden Umstellung auf HBM4 zusammen, so dass mittelfristig ein paar HBM3-Kapazitäten frei werden könnten. Trotzdem ist es bezeichnend für die laufende Speicher-Krise, wenn einfacher Server-DRAM nunmehr gegenüber dem eigentlichen Hochpreis-Produkt HBM vorgezogen wird. Die ComputerBase[6] vermeldet hingegen die Sorgen von Transcend bei der Beschaffung von NAND-Speicher für SSDs: Zum einen würden Lieferungen der Chiphersteller verschoben, zum anderen gäbe es (erneute) Preissteigerungen von +50-100% allein in der vergangenen Woche. Dies dürfte sich mit etwas zeitlichem Verzug dann auch auf dem Endkundenmarkt zeigen, ergo ist inzwischen allerhöchste Eisenbahn, dort für die nächste Zeit letztmalig zuzuschlagen. Nicht umsonst berichten TrendForce[7] über gutklassige Geschäfts der NAND-Hersteller, deren Top 5 bereits im abgelaufenen dritten Quartal ihre Umsätze gegenüber dem direkten Vorquartal um +16,5% steigern konnten.
Wie VideoCardz[8] berichten, ist unter Linux der erste 590er Treiber von nVidia erschienen – womit die angekündigte Streichung des Supports von Maxwell- und Pascal-basierten Grafikkarten in Kraft tritt. Die Release Notes reflektieren dies zwar noch nicht, aber der Support für diese Grafikkarten wurde schon effektiv entfernt. Dies sollte dann demnächst auch auf die Windows-Treiber von nVidia zutreffen, wenngleich durchaus noch ein letzter 580er Treiber für Windows erscheinen könnte. Aber um den Jahreswechsel herum wird diese Änderung dann auch unter Windows in Kraft treten und die neueren nVidia-Treiber dann nur noch Grafikkarten ab der GeForce GTX 16 Serie bzw. der GeForce RTX 20 Serie aus jeweils der Turing-Architektur[9] unterstützen. Wie üblich wird nVidia den älteren Grafikchip-Architekturen noch ab und zu Sicherheitsupdates zukommen lassen, aber der Support mit Spiele-bezogenen Day1-Patches endet für Maxwell[10](GeForce 900 Serie) und Pascal[10](GeForce 10 Serie) somit.
Verschiedentliche Berichte behaupten derzeit, Intel hätte mit dem dritten Quartal erstmals 1% dGPU-Marktanteil erreicht. Jene 1% stimmen laut den aktuellen Marktanteilszahlen von JPR[11], aber das "erstmals" passt überhaupt nicht – gerundet hatte das Intel auch schon in Vergangenheit hier und da erzielt, zugleich gab es in der Anfangszeit der Arc-Grafikkarten sogar mehrfach klar höhere Intel-Marktanteile: 3,8% im Q3/2022 sowie 4% im Q1/2023[12]. Natürlich soll nicht unter den Schefel gestellt werden, dass jene früheren Zahlen unrealistisch sind, sich JPR hierbei verzählt haben könnten oder der manchmal auftretende Effekt einer großen Differenz im B2B-Geschäft gegenüber dem Endkunden-Markt besteht. JPR erfasst schließlich die Absätze von AMD, Intel & nVidia an die Grafikkarten-Hersteller, nicht den Absatz der Händler an die Endkunden oder instutionellen Abnehmer. Wenn Intel also in der Anfangszeit richtig viel Ware in den Channel gepresst hat, dann kann dies durchaus mal zu gewissen Ausschlägen geführt haben.
Wie bekannt, hat sich die erste Arc-Generation jedoch nur sehr mäßig verkauft und am Ende dürfte die Handelskette diese große Erstlieferung somit über viele Quartale gestreckt haben müssen, um sie irgendwann dann loszubekommen. Ob diese Erklärung allerdings ausreicht, um einen Ausschlag auf 4% zu erklären, wenn Intel real bei eher nur einem halben Prozentpunkt herumtaumelt, ist unsicher. Normalerweise gehen die Grafikkarten-Hersteller bei einem neuen, unsicheren Hardware-Projekt nicht derart ins Risiko, zugleich waren Intel-Grafikkarten gerade anfänglich auch nur von sehr wenigen Herstellern erhältlich. Dass selbige die Übermenge eines am Markt ungeprüften Produkts von Intel einfach mal so abgenommen haben sollen, ist nach wie vor eher unwahrscheinlich. Nebenbei gesagt liefert die verlinkte Meldung zu den früheren Marktanteilszahlen[12] auch zuletzt nicht mehr einzeln genannte Angaben zur Gewichtung von mobile dGPUs sowie iGPUs: In den Jahren 2022/23 lag der Mix zwischen Desktop dGPU und mobile dGPU bei grob 50:50, oftmals sogar mit minimalem Vorteil auf Desktop-Seite. Und zugleich lag der iGPU-Anteil unter allen Grafikchips bei 77-82%, ergo grob 80%.
Bezeichnend für die Verwerfungen innerhalb der aktuellen Speicher-Krise ist der verkündete[13]Rückzug von Micron aus dem Endkundengeschäft mittels seiner Eigenmarkt 'Crucial'. Micron ist einer der drei großen Speicherchip-Hersteller und hatte bislang als einziger der großen Drei (+ Samsung & SK Hynix) den Endkundenmarkt mittels einer Eigenmarke bedient, welche dort DRAM und SSDs anbietet. Dies wird man nunmehr im Zuge der Umschichtung auf "lukrativere" Geschäftssparten einstellen, wobei die Belieferung des Handels erst im Februar 2026 eingestellt wird. Support und Garantieleistungen werden natürlich weiterhin geboten, auch wird Micron weiterhin im OEM-Segment aktiv bleiben, sprich die Micron-Speicherchips verschwinden mitnichten gänzlich aus Consumer-Produkten. Aber mit diesem Schritt nimmt Micron einen Großabnehmer für Consumer-Bedürfnisse aus dem Markt und kann somit Haus-intern zugunsten professioneller Produkt mit höheren Margen umschichten. Vermutlich dürfte 'Crucial' aber sowieso bei Micron auf dem Prüfstand gestanden haben, denn nur für eine mittelfristig laufende Speicher-Krise sägt man kaum einen ganzen Unternehmensbereich derart endgültig ab.
[2]