Nahezu zwei Jahre nach der originalen Radeon HD 7970 [2] steht mit der Radeon R9 290X nun deren echte Ablösung an – zwar weiterhin innerhalb der 28nm-Fertigung, aber auf Basis des viel größeren Hawaii-Grafikchips und damit mit deutlich höherem Performance-Potential. Und jenes benötigt AMD inzwischen, um mit nVidias GK110-Chip der GeForce GTX Titan mithalten zu können. Wie sich beide Grafikkarten genau zueinander einordnen lassen und was die Radeon R9 290X an beachtenswerten Besonderheiten aufweist, soll diese Launch-Analyse aufzeigen.
Wie genannt, basiert die Radeon R9 290X auf dem Hawaii-Grafikchip, welcher von AMD mit immerhin 2816 Shader-Einheiten an einem 512 Bit DDR Speicherinterface ins Rennen geschickt wird – dies ist ähnlich mächtig wie nVidias GK110-Chip, welcher maximal 2880 Shader-Einheiten an einem 384 Bit DDR Speicherinterface aufbietet. Allerdings konnte AMD dies alles in eine Chipfläche von nur 438mm² packen – dies ist immer noch sehr viel, aber trotzdem deutlich weniger als die 561mm² Chipfläche von nVidias GK110-Chip. Mit dem Release des Hawaii-Chips ändert AMD im übrigen die bisherige Angabe zur Chipfläche des R1000/Tahiti-Chips von bisher 365mm² auf nunmehr nur 352mm² (ohne Angabe von Gründen) ab.
Trotzdem hat AMD noch einiges mehr in den Hawaii-Chip gepackt als einfach nur mehr Shader-Einheiten: Gegenüber dem R1000/Tahiti-Chip der Radeon HD 7900 Serie wurde das FrontEnd (die Raster-Engines) glatt verdoppelt und damit ein bekannter Schwachpunkt dieses früheren Chipdesigns beseitigt. Hinzu kamen 8 anstatt 2 ACEs, welche die Auslastung der Shader-Einheiten im GPGPU-Einsatz erhöhen sollen. Als weitere Änderung wurde die Anzahl der Raster Operation Units (ROPs) von 32 auf 64 Stück wiederum verdoppelt, was der Performance unter höheren Auflösungen zugute kommen sollte. Wie schon genannt, wurde zudem das Speicherinterface von 384 auf 512 Bit DDR verbreitert – wobei allerdings aus Platzgründen ein Speicherinterface für eher mittlere Taktraten verbaut wurde, woraus sich auch der eher mittelprächtige Speichertakt der Radeon R9 290X (von 2500 MHz) erklärt.
Wirklich grundlegende Änderungen gibt es somit jedoch nicht – grundsätzlich ist der Hawaii-Chip einfach ein weiterer 28nm-basierter Grafikchip aus AMDs GCN-Architektur. Vorab wurde der Hawaii-Chip als "GCN 2.0" gehandelt, allerdings verwendet AMD diesen Begriff nicht und möglicherweise kommt später noch einmal eine offizielle GCN 2.0 Architektur. Aus diesem Grund – und weil die technologischen Änderungen außerhalb der höheren Einheiten-Zahl eher geringfügig sind – ist es wohl sinnvoller, den Hawaii-Grafikchip inoffiziell als "GCN 1.1" zu bezeichnen. Bezüglich des DirectX-Levels unterstützt der Hawaii-Chip wie bekannt [5] DirectX 11.2 "Tier 2", inoffiziell "DirectX 11.2b" genannt.
Radeon HD 7970 "GHz Edition" | Radeon R9 290X | GeForce GTX Titan | |
---|---|---|---|
Chipbasis | AMD R1000/Tahiti, 4,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 352mm² Chip-Fläche | AMD Hawaii, 6,2 Mrd. Transistoren in 28nm auf 438mm² Chip-Fläche | nVidia GK110, 7,1 Mrd. Transistoren in 28nm auf 561mm² Chipfläche |
Technologie | GCN 1.0 Architektur, DirectX 11.2a & Mantle | GCN 1.1 Architektur, DirectX 11.2b & Mantle, TrueAudio | Kepler-Architektur, DirectX 11.0, PhysX |
Technik | 2 Raster-Engines, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface | 4 Raster-Engines, 2816 Shader-Einheiten, 176 TMUs, 64 ROPs, 512 Bit DDR Interface | 5 Raster-Engines, 2688 Shader-Einheiten, 224 TMUs, 48 ROPs, 384 Bit DDR Interface |
Taktraten | 1000/1050/3000 MHz | ≤1000/2500 MHz | 837/876/3000 MHz |
Speicher | 3 GB GDDR5 | 4 GB GDDR5 | 6 GB GDDR5 |
Layout | DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 28,1cm | 27,5cm | 26,5cm |
Stromstecker | 1x 6pol. + 1x 8pol. | 1x 6pol. + 1x 8pol. | 1x 6pol. + 1x 8pol. |
TDP | 250W | 250W | 250W |
Idle-Verbrauch [6] | 14W | 20W | 12W |
Spieleverbrauch [6] | 235W | 239W | 203W |
3DC Perf.Index (1920x1080 4xAA) |
390% | 480% | 480% |
Listenpreis | 499$ | 549$ | 999$ |
Straßenpreis | 280-320€ | 540-580€ | 810-880€ |
Release | 22. Juni 2012 [7] | 24. Oktober 2013 | 21. Februar 2013 [8] |
Im Gegensatz zu nVidias GeForce GTX Titan und deren GK110-Chip nutzt AMD mittels der Radeon R9 290X den Hawaii-Chip vollkommen aus – es gibt also (nach derzeitigem Kenntnisstand) keine deaktivierten Hardware-Einheiten. Bezüglich der Taktfrequenzen ist AMD aggressiver mit einem Turbo-Takt von bis zu 1000 MHz – wobei nVidias GeForce GTX Titan durchaus auch in der Spitze zu Chiptaktraten von bis zu 1006 MHz fähig ist. Letztendlich ergibt dies Rohleistungen für beide Grafikkarten, welche sich zwar in den Einzel-Disziplinen unterscheiden, im Gesamtbild jedoch durchaus eine gewisse Nähe aufzeigen:
Allerdings wird dieser Rohleistungs-Vergleich durch AMDs neues Turbo-System immer mehr theoretisch, da jener Vergleich bei AMD auf dem maximal erreichbaren Turbo-Takt und bei nVidia auf dem von nVidia angegebenen üblichen Boost-Takt basiert. Letzterer mag in der Praxis noch halbwegs einhaltbar sein, der maximale Turbo-Takt bei AMD ist aber in jedem Fall immer nur die maximale Obergrenze und eben kein Mittelwert. Insbesondere bei HighEnd-Grafikkarte wie der Radeon R9 290X, wo die Turbo-Taktraten aufgrund der damit einhergehenden Stromverbrauchswerte, Temperaturen sowie der Geräuschentwicklung eher schwer einzuhalten sind, täuschen diese Rohleistungen dann etwas über die realen Zustände.
Womit wir sofort beim entscheidenden Punkt der Radeon R9 290X sind – den zwei BIOS-Modi "Quiet" und "Uber". Die Platine besitzt hierzu einen Schalter, womit der Besitzer vom default-mäßigen Quiet-Modus in den Uber-Modus schalten kann, dies passiert im Rahmen der Garantie. In den zwei BIOS-Modi sind dann differierende Grenzwerte für Stromverbrauch, Temperatur und Lüfterdrehzahl festgelegt, welche nachfolgend den Chiptakt der Karte vollautomatisch limitieren. Wie auch schon bei den bisherigen Grafikkarten der Volcanic-Islands-Generation [12] gibt es bei der Radeon R9 290X keinen festen Chiptakt und auch keinen Basis-Takt mehr, sondern eben nur noch einen PowerTune-kontrollierten maximalen Chip-Takt von (bis zu) 1000 MHz. Die über AMDs Overdrive-Funktion möglichen äquivalenten PowerTune-Anpassungen sind dagegen bei der Radeon R9 290X erstaunlicherweise nicht mehr über die Garantie gedeckt.
In der Praxis führen die BIOS-gesteuerten PowerTune-Voreinstellungen dazu, daß die Radeon R9 290X in ihrem defaultmäßigen Quiet-Modus die 1000 MHz im Spielebetrieb nie sieht. Laut Messungen der ComputerBase [13] liegt der real anliegende Takt im Quiet-Modus bei im Schnitt nur 851 MHz, während im Uber-Modus dagegen in der Tat konstant 1000 MHz erreicht werden. Die Differenz ist mit gut 15% sehr erheblich und hat dann natürlich auch seine deutlichen Auswirkungen auf die Performance der Karte. Eine andere Auswirkungen liegt dagegen im Stromverbrauch, wobei hier die Differenz mit im Schnitt 40 Watt mehr (im Einzelfall aber durchaus auch 75 Watt mehr!) nicht ganz so dramatisch ist – da eine hohe Leistungsaufnahme im absoluten HighEnd-Bereich keinen wirklichen Hinderungsgrund darstellt.
Hardware.fr | Heise | HT4U | PCGH | TechPowerUp | Ø | |
---|---|---|---|---|---|---|
Radeon R9 280X | 18W 211W [14] |
16,3W 228,6W [15] |
13W 203W [16] |
16W 217W |
||
Radeon HD 7970 "GHz Edition" | 13W 225W [17] |
13W 206W [18] |
13,0W 254,3W [19] |
15W 247W [20] |
14W 209W [21] |
14W 235W |
Radeon R9 290X (Quiet) | 21W 219W [22] |
? 266W [23] |
20,0W 231,1W [24] |
21W 249W [25] |
16W 236W [26] |
20W 239W |
Radeon R9 290X (Uber) | 22W 278W [22] |
20,0W 306,9W [24] |
21W 269W [25] |
17W 246W [26] |
20W 279W |
|
GeForce GTX 770 | 11W 155W [27] |
9,8W 195,1W [28] |
10W 179W [29] |
8W 162W [30] |
10W 180W |
|
GeForce GTX 780 | 13W 171W [31] |
12W 173W [32] |
12,0W 198,9W [33] |
14W 222W [34] |
10W 199W [35] |
12W 189W |
GeForce GTX Titan | 13W 180W [36] |
11,9W 198,1W [37] |
13W 214W [38] |
10W 208W [39] |
12W 203W |
|
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch (jeweils der reinen Grafikkarte). |
Eher interessant ist da schon, welchen Einfluß die beiden BIOS-Modi auf die von der Radeon R9 290X jeweils erzeugte Geräuschentwicklung haben. AMD hatte zudem versprochen, endlich einmal vernünftige Referenzkühler auch im HighEnd-Segment zu liefern – was für die Radeon R9 290X doppelt wichtig ist, da es jene Grafikkarte vorerst nur in ihrem Referenzdesign zu kaufen geben wird. Die Ergebnisse der Geräuschtests sind allerdings eher zwiespältig: Mit dem Quiet-Modus erreicht AMD vernünftige Werte, welche etwas besser sind als bislang von AMDs HighEnd-Modellen gewohnt – aber auch nicht so gut wie die Spitzenwerte, welche nVidia teilweise bietet. Der Uber-Mode schlägt hingegen deutlich an und ist daher nur etwas für Krach-unempfindliche Naturen. Nachfolgend zur besseren Illustration einige Wortlaute aus den heutigen Launch-Tests zur Geräuschentwicklung der Radeon R9 290X:
Idle | Spiele im Quiet-Modus | Spiele im Uber-Modus | |
---|---|---|---|
HT4U [40] | Im überwiegenden Arbeitsbereich bleibt sie relativ leise. Schaut man einen Film, oder surft im Internet, bleibt der Lüfter bei etwa 1050 RPM und arbeitet dabei mit rund 17 dB(A). Das ist als leises Säuseln schwach wahrzunehmen. | Das Quiet-BIOS verdient seinen Namen allerdings nur im unmittelbaren Vergleich zur Geräuschkulisse des Performance-BIOS. 35 dB(A) bei einem Radial-Lüfter sind nicht leise, sondern laut. Immerhin setzte man sich von der Darbietung der HD 7970 GHz-Edition mit rund 44 dB(A) ganz klar ab, aber an die ebenfalls nicht leise GTX Titan mit rund 31 dB(A) kommt man ebenfalls nicht heran. | Das Performance-BIOS, welches AMD als Über-BIOS bezeichnet, zeigt eigentlich durchweg den Taktratenbetrieb der GPU auf 1000 MHz, dafür dreht der Ventilator dann auch mit rund 3000 RPM und lärmt mit 46 dB(A). Das liegt gar noch ein Stückchen über den Messwerten der seinerzeitigen HD 7970 GHz-Referenz. |
PC Games Hardware [25] | Die Lautheit bewegt sich zwischen "laues Lüftchen" (Leerlauf), "deutlich hörbares, leicht pfeifendes Rauschen" (Quiet Mode) und "Orkan" (Uber Mode bei warmer Gehäuseluft). Der Quiet-Modus arbeitet rund ein Drittel lauter als bei GTX 780 und Titan, während der Uber-Mode sogar die unangenehm laute 7970-GHz-Edition noch übertrifft – der Preis, den Sie für die beste Performance zahlen müssen. | ||
ComputerBase [41] | Im Desktop-Betrieb kommt die Radeon R9 290X auf eine Lautstärke von 33,5 Dezibel und ist damit exakt so laut wie die Radeon HD 7970 GHz Edition. Der Lüfter ist aus einem geschlossenen Gehäuse ohne Weiteres zu hören, ein ruhiges Arbeiten ist aber durchaus möglich. Das Ergebnis ist akzeptabel. | Unter Last haben wir dann zunächst schlimmes befürchtet, da die Radeon HD 7970 GHz Edition ein regelrechter Radaumacher gewesen ist. Aus den Fehlern hat AMD aber offensichtlich gelernt, denn lauter als 50 Dezibel wird das neue Single-GPU-Flaggschiff nicht. Damit ist die Karte zwar lauter als die GeForce GTX Titan, bleibt aber durchaus im Rahmen des Erträglichen – eine deutliche Verbesserung gegenüber der letzten Generation! Die Karte ist zu keiner Zeit störend. | Das ändert sich, wenn man das schnellere „Uber“-BIOS aktiviert. Dann erzielen wir einen Messwert von 59,5 Dezibel, womit die Karte fast die Lautstärke einer Radeon HD 7970 GHz Edition erreicht und nervend laut ist. Die GeForce GTX Titan schlägt sich in dem Szenario jedoch auch nicht viel besser. |
Golem [42] | Dagegen hält der Quiet-Mode, was der Name verspricht: Zumindest in einer offenen Plattform ist die Karte dann zwar deutlich hörbar, aber keineswegs lästig. Eine parallel in einem zweiten Mainboard betriebene Radeon HD 7970 GHz Edition im Referenzdesign fällt wesentlich störender auf. Selbst im stillen Modus ist die 290X noch lauter als die Geforce Titan, die dafür aber auch viel mehr kostet. | Fünf Minuten spielen im Uber-Mode reichen, um mit der 290X zu erleben, wie laut eine Grafikkarte in der Praxis wirklich werden kann. Vielleicht mit Ausnahme der ersten GTX 480, die aber weniger nervig klingt, ist das die lauteste Grafikkarte, die Golem.de bisher getestet hat. Das Geräusch der neuen Radeon ist, ganz charakteristisch für AMD-Karten im Referenzdesign, nicht nur ein lautes Rauschen. Je schneller der Lüfter dreht, umso mehr hochfrequente Anteile gibt das System durch die schnell bewegte Luft von sich, was am Ende fast wie ein Pfeifen klingt. Mehrere Personen fanden das sehr unangenehm. | |
Hardwareluxx [43] | Die Radeon R9 290X schwimmt bei der Idle-Lautstärke im Mittelfeld – es könnte schlimmer, aber auch besser sein. | Wir sind fast schon positiv überrascht von den guten Werten für die Lautstärke unter Last. Natürlich besitzt auch die Radeon R9 290X noch einiges an Potenzial, dass wir per eigenhändigem Tuning von PowerTune erreichen konnten. Aber immerhin ist die Karte deutlich leiser als der Vorgänger Radeon HD 7970 GHz Edition. |
Eine abschließende Wertung zu den beiden BIOS-Modi gerade aufgrund deren Geräuschentwicklung ist natürlich immer recht subjektiv – aber wir denken, daß die wenigsten Besitzer der Radeon R9 290X jene Karte wirklich dauerhaft im Uber-Mode betreiben werden. Im Quiet-Modus ist die Karte durchaus als "ausgeglichen" zu bezeichnen und auch der mittelprächtige Performance-Vorteil ist diesen hohen Unterschied in der Geräuschentwicklung letztlich kaum wert. Zur Ehrenrettung des Uber-Mode muß allerdings dazugesagt werden, daß sich ähnliches auch bei einer GeForce GTX Titan erreichen läßt: Setzt man dort die Grenzwerte für Leistungsaufnahme, Temperatur und Chipspannung (im Rahmen der Garantie) hinauf, fängt die nVidia-Karte genauso an, richtig laut zu werden.
Aus dem gleichen Grund ist Overclocking auf der Radeon R9 290X ein eher grenzwertiges Vergnügen – weil dann ganz automatisch alle Reserven angezapft werden müssen und die Karte nicht nur auf die höchsten Taktraten, sondern auch die höchsten Lüfterdrehzahlen getrieben wird. Zudem scheint der Hawaii-Chip mit seinen derzeit bis zu 1000 MHz Turbo-Takt auch bereits ziemlich am Ende zu sein, da übliche Übertaktungsergebnisse bei 1050 bis 1100 MHz liegen und mehr wohl nur per großem Glück möglich ist. Die Speicherübertaktung der Karte gestaltet sich einfacher, im Normalfall konnten immer 3000 MHz Speichertakt erreicht werden. Der erreichbare Performancegewinn im Bereich von 10% ist jedoch nicht großartig und weit von dem entfernt, was die GeForce GTX Titan in dieser Frage bietet.
Aufgrund der starken Limitierungen von AMDs PowerTune zumindest beim Quiet-Modus ist es für die Benchmarks zur Radeon R9 290X wieder einmal enorm wichtig, daß jene unter realitätsnahen Bedingungen durchgeführt wurden – sprich, nicht im offenen Teststand mit bestmöglicher Frischluft-Zufuhr, sondern idealerweise im geschlossenen Gehäuse mit normaler Anzahl von langsam drehenden Lüftern – oder eben nach einer gewissen Vorwärmphase, welche die Grafikkarte auf Temperaturen bringt. Anderenfalls greifen selbst im Quiet-Mode die Taktraten des Uber-Mode, spricht läuft die Karte für ein bis zwei Minuten auf 1000 MHz und bildet somit ein Benchmark-Ergebnis ab, welches nicht der im Gamer-Alltag zu erwartenden Praxis entspricht. Leider haben sich dieser zwar aufwendigen, aber doch einzig korrekten Testmethode weiterhin nur wenige Hardware-Tester verschrieben, deren Testergebnisse wir aber auch als einzige an dieser Stelle auswerten wollen. Um den Uber-Mode der Radeon R9 290X besser vergleichen zu können, haben einige Tester die GeForce GTX Titan zudem ebenfalls an ihre Limits (innerhalb der Garantie) getrieben, diese Werte wurden unter der Bezeichnung "Titan (Max)" ebenfalls notiert.
1920x1080 4xAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
HT4U [45] | 84,9% | 99,5% | 107,0% | 100% | 108,2% |
PC Games Hardware [46] | 81,5% | 97,4% | 109,2% | 100% | 109,7% |
ComputerBase [47] | 81,5% | 99,0% | 105,9% | 100% | 111,9% |
1920x1080 8xAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
HT4U [45] | 81,4% | 101,6% | 110,0% | 100% | 108,9% |
ComputerBase [47] | 78,6% | 97,7% | 104,2% | 100% | 111,4% |
1920x1080 4xSSAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
HT4U [45] | 89,8% | 107,8% | 116,5% | 100% | 111,0% |
ComputerBase [47] | 79,7% | 97,1% | 105,5% | 100% | 112,9% |
2560x1600 4xAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
HT4U [45] | 87,3% | 103,8% | 112,9% | 100% | 110,0% |
ComputerBase [47] | 83,7% | 98,4% | 109,9% | 100% | 111,1% |
2560x1600 8xAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
HT4U [45] | 82,9% | 104,7% | 113,9% | 100% | 109,5% |
ComputerBase [47] | 82,2% | 100,7% | 110,5% | 100% | 108,6% |
2560x1600 4xSSAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
HT4U [45] | 93,2% | 113,1% | 121,7% | 100% | 112,2% |
ComputerBase [47] | 81,8% | 97,1% | 109,4% | 100% | 111,1% |
5760x1080 4xAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
ComputerBase [47] | 86,2% | 103,8% | 113,4% | 100% | 111,0% |
5760x1080 8xAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
ComputerBase [47] | 80,2% | 106,5% | 117,4% | 100% | 109,1% |
3840x2160 4xAA | 7970-GHz | 290X (Quiet) | 290X (Uber) | Titan | Titan (Max) |
---|---|---|---|---|---|
PC Games Hardware [46] | 84,8% | 107,0% | 118,6% | 100% | 110,8% |
ComputerBase [47] | 77,8% | - | 102,5% | - | 100% |
Die Liste der sinnvollen Benchmarks ist durch die Beschränkung auf jene Tests mit realitätsnahem Test-Prozedere zwar kürzer, dafür aber auch deutlich aussagekräftiger. Dies wird sofort offensichtlich, wenn man sich die Differenzen zwischen Quiet- und Uber-Mode bei der Radeon R9 290X bei realitätsfremden und realitätsnahen Tests ansieht: Im Schnitt der vorgenannten Zahlen liegt eine Differenz von 9,2% zwischen Quiet- und Uber-Mode vor, wobei der niedrigste Wert 7,0% ist (bei der GeForce GTX Titan sind es im übrigen im Schnitt 10,5%, minimal 8,2%). In den allermeisten Hardware-Tests mit realitätsfremden Test-Prozedere hat man zwischen Quiet- und Uber-Mode dagegen nur Differenzen von bis zu 6% festgestellt, meistens dagegen noch weniger.
Der Unterschied mag nach wenig klingen, aber hier wurde am Ende doch insbesondere von den englischsprachigen Tests die Radeon R9 290X in ihrem Quiet-Modus als etwas zu gut bewertet. Speziell dann, wenn zwischen Quiet- und Uber-Modus nur noch Unterschiede von wenigen Prozentpunkten herauskommen, wurde nicht wirklich die Performance des Quiet-Modus aufgezeigt, sondern rannte man in übliche Falle von Turbo-Funktionen mit aggressiven Limits für Temperatur, Lüfterdrehzahl und Stromaufnahme – welche den Benchmark mit (teilweise oder nahezu) vollem Takt durchlaufen lassen, im realen Spieleeinsatz jedoch durchgehend herunterregeln werden. Damit muß klar gesagt werden, daß die Performance des Quiet-Modus der Radeon R9 290X heute von den allermeisten Tests als etwas zu gut bewertet wurde. Die Differenz ist nicht großartig, aber dennoch relevant für eine exakte Bewertung insbesondere im Vergleich zur augenscheinlich gleichauf liegenden GeForce GTX Titan.
Und in dieser Frage ist dann größtmögliche Exaktheit durchaus Trumpf – denn bei Betrachtung vieler heutiger Benchmarks im Netz drängt sich durchaus die Idee auf, die Radeon R9 290X würde in ihrem defaultmäßigen Quiet-Mode die GeForce GTX Titan leicht schlagen können. Laut den vorstehend aufgeführten Benchmarks unter realitätsnahen Bedingungen ist dies jedoch mitnichten der Fall: In der Summe der Dinge ordnen wir die Radeon R9 290X auf die gleiche Performance wie die GeForce GTX Titan ein, ergo auf einen Performance-Index von 480%. Jener bezieht sich auf den defaultmäßigen Quiet-Modus, da jener den Auslieferungszustand der Karte darstellt. Durch den Uber-Mode erhöht die Radeon R9 290X dann im Rahmen der Garantie ihre Performance noch einmal um wie gesagt 9,2% – was angesichts der damit einhergehenden viel höheren Geräuschentwicklung allerdings einen eher schlechten Tausch darstellt.
Die Radeon R9 290X kommt damit leider nur am unteren Ende der Performance-Erwartungen heraus, bei einem geradeso Gleichstand zur GeForce GTX Titan. Wir betrachten dies allerdings nicht als wirklich bedeutsam, denn ein paar Prozent mehr spielen am Ende keine ganz so große Rolle, wenn andere gravierende Unterschiede existieren. Und jene gibt es beim Vergleich zwischen Radeon R9 290X und GeForce GTX Titan beim Preispunkt: Während nVidia sein Top-Modell für satte 999 Dollar in die Preisliste schreibt, hat AMD einen Listenpreis von vergleichsweise günstigen 549 Dollar angesetzt. Damit sind in Europa trotz Einrechnung der Mehrwertsteuer aufgrund des aktuell günstigen Dollar/Euro-Kurses durchaus Straßenpreise von unter 500 Euro möglich – wie sich auch an AMDs unverbindlicher Preisempfehlung von 499 Euro ergibt, wenngleich die ersten Straßenpreise dies noch nicht wiederspiegeln:
Perf.Index | Listenpreis | Euro-UVP | Straßenpreis | Kontrahenten | |
---|---|---|---|---|---|
Radeon R9 290X 4GB | 480% | 549$ | 499€ | 540-580€ PreisRoboter [48] Geizhals [49] Amazon [50] |
GeForce GTX Titan 6GB (480%, 810-880€) |
Radeon R9 290 4GB | ~440% | wahrscheinlich 449$ |
geschätzt 399€ |
ab 31. Oktober [51] | GeForce GTX 780 3GB (440%, 515-550€) |
Radeon R9 280X 3GB | 380% | 299$ | 249€ | 240-280€ PreisRoboter [52] Geizhals [53] Amazon [54] |
Radeon HD 7970 "GHz Edition" 3GB (390%, 280-320€) GeForce GTX 770 2GB (380%, 320-350€) |
Radeon R9 270X 2GB | 290% | 199$ | 165€ | 165-190€ PreisRoboter [55] Geizhals [56] Amazon [57] |
Radeon HD 7870 "Boost Edition" 2GB (290%, 180-200€) GeForce GTX 660 Ti 2GB (280%, 180-210€) |
Radeon R7 260X 2GB | 200% | 139$ | 130€ | 120-140€ PreisRoboter [58] Geizhals [59] Amazon [60] |
Radeon HD 7850 2GB (220%, 135-160€) GeForce GTX 650 Ti "Boost" 2GB (220%, 125-150€) |
Radeon R7 250 1GB GDDR5 | 105-110% | 89$ | ? | 75-90€ PreisRoboter [61] Geizhals [62] Amazon [63] |
Radeon HD 7750 1GB GDDR5 (110%, 70-80€) GeForce GTX 650 1GB (115%, 80-90€) |
Allerdings gibt es derzeit noch zu wenige und vor allem kaum lieferbaren Listungen zur Radeon R9 290X – sobald sich diese Situation geklärt hat, sind sicherlich Straßenpreise von unter 500 Euro bis hin in Richtung 480 Euro zu erwarten. Doch egal ob nun 480 Euro oder die aktuell genannten 540 Euro: Die Radeon R9 290X ist in allen Disziplinen ziemlich gleichwertig zur GeForce GTX Titan, bietet dafür jedoch einen monströs niedrigeren Preispunkt an – die nVidia-Karte ist schließlich bei weiterhin über 800 Euro gelistet. Jene Differenz überlagert unserer Meinung nach alle anderen kleineren Differenzen zwischen beiden Karten – und dies eindeutig zugunsten der Radeon R9 290X.
Sicherlich begründet sich dieser markante AMD-Vorteil in erster Linie aus dem völlig absurden Preispunkt der GeForce GTX Titan – aber diesen "Fehler" nVidias muß man AMD schließlich nicht ankreiden. Selbst die Radeon R9 290X verlangt schließlich noch nach einem Premium-Preis für ihre Mehrperformance: Gegenüber der Radeon R9 280X gibt es im Quiet-Mode nur gut 25% Mehrperformance, dafür verlangt AMD aber auch gleich den glatt doppelten Euro-Preispunkt. Mit der Radeon R9 290X rückt AMD (zum Vorteil aller Grafikkarten-Käufer) schlicht das Preisgefüge im HighEnd-Segment wieder (halbwegs) zurecht, auf daß der monströse Preispunkt der GeForce GTX Titan für nVidia nicht mehr haltbar ist.
So lange dieser Preispunkt noch existiert, gehen natürlich alle Empfehlungen in Richtung der Radeon R9 290X: Die Karte liefert im Quiet-Modus in etwa die gleiche Performance wie die GeForce GTX Titan auf ebenfalls default-Werten, hat nirgendwo eine wirklich bedeutsame Schwäche, aber eben den übergroßen Vorteil beim Preis. Daß der Uber-Mode nicht wirklich gefallen will, ist kein großer Nachteil, da die Radeon R9 290X diesen BIOS-Modus nicht benötigt, um mit der GeForce GTX Titan gleichzuziehen. Einzig bei der Overclocking-Neigung hat die nVidia-Karte ihre Vorteile, da die AMD-Karte hier deutlich schneller am Limit ist. Eventuell können zukünftige Hersteller-Designs zur Radeon R9 290X hierzu besseres liefern, diese Hersteller-Designs läßt AMD aber erst ab Jahresende zu.
In der Zwischenzeit wird nVidia reagieren und die GeForce GTX Titan durch die GeForce GTX 780 Ti [64] ersetzen. Jene zur Mitte des Novembers zu erwartende Karte dürfte in etwa die Performance der GeForce GTX Titan oder leicht besser erreichen und dürfte primär dazu gedacht sein, ohne großen Gesichtsverlust einen konkurrenzfähigen Preis gegenüber der Radeon R9 290X bilden zu können. Ob dies funktioniert, ist allerdings noch nicht ganz heraus – denn die Gerüchte sprechen derzeit von 649 Dollar für die GeForce GTX 780 Ti, was gegenüber der Radeon R9 290X nicht ausreichend günstig wäre. Noch ist nicht ganz klar, wie nVidia diese Situation bewältigen will bzw. ob man tatsächlich die AMD-Preispunkte in voller Höhe mitgehen will – dies wird sich dann in den kommenden Wochen ergeben. Bis dahin ist die Radeon R9 290X auf jeden Fall "King of the Hill", ganz egal ob die GeForce GTX Titan von den Leistungswerten her vergleichbar ist.
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-radeon-hd-7970
[3] http://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/AMD-Radeon-R9-290X-Referenzboard.jpg
[4] http://www.3dcenter.org/abbildung/amd-radeon-r9-290x-referenz-board
[5] http://www.3dcenter.org/news/uebersichtsliste-welche-hardware-unterstuetzt-welches-level-von-directx-11x
[6] http://www.3dcenter.org/artikel/eine-neubetrachtung-des-grafikkarten-stromverbrauchs
[7] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-radeon-hd-7970-ghz-edition
[8] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-nvidia-geforce-gtx-titan
[9] http://www.3dcenter.org/abbildung/rohleistungs-vergleich-radeon-hd-7970-ghz-edition-geforce-gtx-titan-radeon-r9-290x
[10] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=547254
[11] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-radeon-r9-290x
[12] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-radeon-r7-240-250-260x-r9-270x-280x
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