Mit den APUs "Mullins" (Tablets) und "Beema" (LowPower-PCs) stellt AMD den Refresh der bisherigen APUs "Temash" und "Kabini" aus der Jaguar-Architektur [1] vor. Die beiden neuen APUs kann man grob ebenfalls noch der Jaguar-Architektur zurechnen, da weder technologisch entscheidendes passiert ist, noch ein neues Fertigungsverfahren ansteht oder aber die Anzahl der Hardware-Einheiten erhöht wurde. AMD hat bei diesen Refresh-APUs vielmehr in Richtung von (deutlich) mehr Energieeffizienz gearbeitet – auch die Änderungen an den CPU-Rechenkernen selber gehen vornehmlich nur in diese Richtung, selbst wenn AMD jenen mit "Puma+" nun sogar einen neuen Namen gegeben hat. Primär bieten Mullins & Beema schlicht deutlich niedrigere TDPs und Verlustleistungen, größtenteils sogar mit höheren Taktraten bei CPU & integrierter Grafik verbunden.
Bobcat | Jaguar | Puma+ | |
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Ausführungen | Hondo für Tablets Ontario für LowPower-Notebooks Zacate für Notebooks & Desktops |
Temash für Tablets Kabini für Notebooks & Desktop |
Mullins für Tablets Beema für Notebooks & Tablets |
Fertigung | 40nm TSMC (Bulk) | 28nm TSMC (Bulk) | 28nm GlobalFoundries |
Transistoren | ~450 Millionen | 914 Millionen | 930 Millionen |
Chipfläche | 77mm² (einzelner Rechenkern 4,9mm²) |
114mm² (einzelner Rechenkern 3,1mm²) |
? |
CPU-Teil | 2 Bobcat-Rechenkerne, 512 kByte Level2-Cache pro Rechenkern, alle CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE4A | 4 Jaguar-Rechenkerne, 2 MB Level2-Cache insgesamt, alle CPU-Befehlssatzerweiterungen bis AVX1 | 4 Puma+ Rechenkerne, 2 MB Level2-Cache insgesamt, alle CPU-Befehlssatzerweiterungen bis AVX1 |
iGPU-Teil | VLIW5-basierte Grafiklösung mit 80 VLIW5 Shader-Einheiten, DirectX 11.0 | GCN1.1-basierte Grafiklösung mit 128 (1D) Shader-Einheiten, DirectX 11.2b | GCN1.1-basierte Grafiklösung mit 128 (1D) Shader-Einheiten, DirectX 11.2b |
Speicherinterface | SingleChannel DDR3, offiziell bis DDR3/1333 (viele kleinere Modelle nur bis DDR3/1066) | SingleChannel DDR3, offiziell bis DDR3/1600 (viele kleinere Modelle nur bis DDR3/1066 bis DDR3/1333) | SingleChannel DDR3, offiziell bis DDR3/1866 (viele kleinere Modelle nur bis DDR3/1066 bis DDR3/1600) |
Topmodell | E2-2000 mit 2 Rechenkernen, 1.75 GHz CPU-Takt und 538 MHz iGPU-Takt (TurboCore @ 700 MHz), max. DDR3/1333 (gesamte Modell-Liste [2]) |
A6-5200 mit 4 Rechenkernen, 2.0 GHz CPU-Takt und 600 MHz iGPU-Takt, max. DDR3/1600 (gesamte Modell-Liste [3]) |
A6-6310 mit 4 Rechenkernen, 2.0/2.4 GHz CPU-Takt und ≤800 MHz iGPU-Takt, max. DDR3/1866 (gesamte Modell-Liste nachfolgend) |
Dies äußert sich auch sehr augenscheinlich beim Top-Modell A6-6310, welches mit von 2.0 auf 2.4 GHz gesteigertem CPU-Takt sowie von 600 auf 800 MHz gesteigerten iGPU-Takt antritt, trotzdem aber eine von 25W auf 15W gesenkte TDP ins Feld führen kann. Bei den weiteren Modellen sind die Unterschiede nicht ganz so krass, aber immer noch bemerkenswert – AMD hat hier wirklich kräftig optimieren können. Leider gibt es derzeit noch keine Informationen zur Chipgröße des Mullins/Beema-Dies sowie eine Bestätigung, wer der Fertigungspartner ist – so daß die Gerüchte, GlobalFoundries könne anstatt von bisher TSMC hier zu Rate gezogen worden sein, weiterhin Nahrung erhalten (Update: nachträglich wurde GlobalFoundries als Fertigungspartner bestätigt). Eine von AnandTech [4] stammende Angabe zu einer von 914 Millionen auf 930 Millionen gesteigerten Transistorengröße zeigt jedoch an, daß es sich zweifelsfrei nicht um dasselbe Die handelt.
Kerne | CPU-Takt | L2 | integrierte Grafik | Speicher | TDP | |
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Beema A6-6310 | 4 | 2.0/2.4 GHz | 2 MB | Radeon R4, 128 Shader-Einheiten @ ≤800 MHz | DDR3/1866 | 15W |
Beema A6-6210 | 4 | 1.8 GHz | 2 MB | Radeon R3, 128 Shader-Einheiten @ ≤600 MHz | DDR3/1600 | 15W |
Beema E2-6110 | 4 | 1.5 GHz | 2 MB | Radeon R2, 128 Shader-Einheiten @ ≤500 MHz | DDR3/1600 | 15W |
Beema E2-6010 | 2 | 1.35 GHz | 1 MB | Radeon R2, 128 Shader-Einheiten @ ≤350 MHz | DDR3/1333 | 10W |
Mullins A10 Micro-6700T | 4 | 1.2/2.2 GHz | 2 MB | Radeon R6, 128 Shader-Einheiten @ ≤500 MHz | DDR3/1333 | 4,5W |
Mullins A4 Micro-6400T | 4 | 1.0/1.6 GHz | 2 MB | Radeon R3, 128 Shader-Einheiten @ ≤350 MHz | DDR3/1333 | 4,5W |
Mullins E1 Micro-6200T | 2 | 1.0/1.4 GHz | 1 MB | Radeon R2, 128 Shader-Einheiten @ ≤300 MHz | DDR3/1066 | 3,95W |
AnandTech sind auch derzeit die einzigen, welche ein paar eigene Mullins-Benchmarks daherzeigen können. Danach schlägt der dort verwendete A10 Micro-6700T wirklich alles an modernen Tablet-Prozessoren, was aufzubieten war – aber Schnelligkeit war sowieso noch nie das Problem von AMDs Tablet-Prozessoren. Die erste entscheidende Frage im Tablet-Segment ist, ob man diese Performance zu einer verträglichen Stromaufnahme realisieren kann. Hier kann Mullins eine TDP von nur 4,5W ins Feld führen, während der Vorgänger Temash A6-1450 mit immerhin 8W TDP daherkam – so gesehen sieht es sehr gut aus für AMD. Die zweite entscheidende Frage ist dann, ob das Gesamtsystem – also Prozessor und dafür benötigte weitere Komponenten – einen marktgerechten Preis haben. Dies läßt sich von außen leider arg schwer einsehen – erst kürzlich wurde bekannt [5], daß eines der Hauptprobleme von Intels Tablet-Prozessoren die mit diesen CPUs einhergehenden vergleichsweise hohen Kosten für die restlichen Komponenten sei.
Die von AMD selbst erstellten und bei der PC Games Hardware [6] einzusehenden Beema-Benchmarks zeigen zudem an, daß die höheren Taktraten in der Praxis nicht zwingend zu einer höheren Performance führen, da oftmals der Beema A6-6310 nur auf gleicher Höhe mit dem Kabini A6-5200 herauskam – trotz klar höheren Taktraten bei CPU und iGPU. Hier dürfte die niedrigere TDP von nur 15W (gegenüber 25W beim Kabini-Modell) wahrscheinlich regelnd eingegriffen haben, so daß man bei Beema wohl nicht von einem echten Performance-Sprung ausgehen kann – wohl aber von derselben Performance zu einer klar niedrigeren Stromaufnahme. Gänzlich zufriedenstellen ist dies allerdings nicht – denn die Stromaufnahme war nie wirklich das Problem des Beema-Vorgängers Kabini, während man mehr Performance dagegen gern mitgenommen hätte.
Nachtrag vom 29. April 2014
Zur Vorstellung von AMDs neuen LowPower-APUs "Mullins" und "Beema" haben sich nun noch weitere Mullins-Benchmarks diverser Webseiten eingefunden – wobei überall nur ein AMD-Referenz-Tablet mit der größten Mullins-APU A10 Micro-6700T getestet wurde. Jenes schlug sich allerdings hervorragend: In den CPU-Benchmarks grob auf Augenhöhe oder minimal besser als Intels aktuelle Silvermont [7]-basierte Tablet-Prozessoren (welche im Gegensatz zur vorherigen Saltwell-Generation auch mit den Tablet-Prozessoren von ARM etc. mithalten können), in den iGPU-Benchmarks meist weit vor allen Kontrahenten. Auch wenn mit üblichen Tablet-Prozessoren – also abseits von AMD- und Intel-Modellen – verglichen wurde, konnte dieser Grundeindruck weiterhin aufrecht erhalten, wobei die eigentliche Stärke von AMDs Mullins-APU bei den Grafik-Benchmarks zu sehen ist.
Man kann also durchaus sagen, daß AMDs Mullins-APU A10 Micro-6700T der derzeit schnellste Tablet-Prozessor ist. Dabei scheint die Stromaufnahme gering genug für einen typischen Tablet-Einsatz zu sein – sprich, ohne daß die Tablet-Hersteller sich verrenken müssen. Die Akkulaufzeit des Referenz-Tablets bestätigt den guten Eindruck, sie kann bei hochwertigen Modellen in Richtung 8 bis 10 Stunden gehen. Preislich dürfte es sicherlich auch keine ganz großen Probleme geben – es bleibt nur die Frage offen, wieviele Tablet-Anbieter überhaupt derartig leistungsfähige SoCs wünschen bzw. ob für die Tablet-Hersteller nicht eventuell andere Dinge (wie integrierte Modems, was bei AMD komplett fehlt) wichtiger sind. Eventuell bekommt AMD ja bei den PC-nahen Tablet-Herstellern einen Fuß in die Tür, die Mullins-APU hat einen echten Praxiseinsatz sicherlich verdient.
Im übrigen gibt es inzwischen eine mehrfache Bestätigung dafür, daß Mullins & Beema tatsächlich von GlobalFoundries und nicht von TSMC wie deren Vorgänger Temash & Kabini hergestellt werden. Damit könnte einiges der Verbesserungen an der Pro/Watt-Performance nicht direkt AMDs Arbeit an Mullins & Beema, sondern schlicht dem anderen 28nm-Fertigungsverfahren von GlobalFoundries geschuldet sein. Der Wechsel des Fertigungspartners hat für AMD zudem den Zweitnutzen, daß somit das alljährliche Wafer-Mindestabnahmeabkommen mit GlobalFoundries einfacher einzuhalten sein wird, nachdem selbiges letztes Jahr doch um einen erheblichen Betrag verfehlt wurde. Auch aus dieser Richtung scheint sich Mullins für AMD gut anzulassen – nun wird man aber zuerst noch die Tablet-Hersteller überzeugen müssen, was erfahrungsgemäß nicht einfach ist.
Nachtrag vom 30. April 2014
In den letzten Meldungen an dieser Stelle wurden die offiziellen Verkaufsnamen der Mullins-APUs unvollständig angegeben, da AMD jenen nunmehr noch den Namenszusatz "Micro" mitgegeben hat und ohne diesen Namenszusatz eine Verwechslungsgefahr mit diversen anderen AMD-APUs besteht. So ist der "A10-6700T" eine Richland-APU für den Desktop-Einsatz, nur der "A10 Micro-6700T" stellt eine Mullins-APU für den Tablet-Einsatz dar. Dies wurde nunmehr in den betreffenden Meldungen samt aller dazugehörigen Tabellen entsprechend korrigiert – natürlich auch für die anderen Mullins-Modelle, welche ebenfalls durchgehend diesen Namenszusatz "Micro" tragen.
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/news/amd-jaguar
[2] http://www.3dcenter.org/news/amd-veroeffentlicht-weitere-bobcat-prozessoren-e1-1500-e2-2000
[3] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-temash-kabini
[4] http://www.anandtech.com/show/7974/amd-beema-mullins-architecture-a10-micro-6700t-performance-preview
[5] http://www.3dcenter.org/news/hardware-und-nachrichten-links-des-1718-april-2014
[6] http://www.pcgameshardware.de/CPU-Hardware-154106/News/AMD-SoCs-Beema-Mullins-1118939/
[7] http://www.3dcenter.org/news/intel-silvermont
[8] http://www.golem.de/news/amd-apu-mullins-im-test-das-performance-tablet-wie-es-sein-sollte-1404-106123.html
[9] http://hothardware.com/Reviews/AMD-Beema-and-Mullins-Mainstream-and-LowPower-2014-APUs-Tested/
[10] http://www.techspot.com/article/810-amd-beema-and-mullins-preview/
[11] http://techreport.com/review/26377/a-first-look-at-amd-mullins-mobile-apu
[12] http://www.tomshardware.com/reviews/amd-tablet-processor,3813.html