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Launch-Analyse AMD Ryzen Threadripper 2000

Montag, 20. August 2018
 / von Leonidas [1]
 

Mit seinen Threadripper-Prozessoren [2] hatte AMD letztes Jahr einen auf ungewöhnlichem Weg entstandenen [3] Überraschungs-Coup gelandet: Ohne größeren Aufwand und unter schlichter Nutzung der vorhandenen Ressourcen wurde ein sehr schlagkräftiges HEDT-Projekt auf die Beine gestellt, welches Intel nachfolgend sowohl beim Preis/Leistungs-Verhältnis als auch der reinen Performance gehörig unter Druck setzte. Intel mußte daraufhin seine lange geplante Roadmap regelrecht umstellen und im HEDT-Segment deutlich mehr Hardware bringen, um wenigstens bei der reinen Performance (zum allerdings doppelten Preis) wieder knapp vorn zu liegen [4]. Dies konnte dann allerdings nicht mehr verhindern, das die erste Threadripper-Generation ein echter Publikums- und Verkaufserfolg wurde – so einfach und kostengünstig hatte man noch nie so viele Prozessoren-Kerne nebst entsprechender Performance bekommen.

Mittels der zweiten Threadripper-Generation stände nunmehr "nur" ein gewisses Upgrade an, so wie es das Pinnacle-Ridge-Die eben zuläßt: Dessen 12nm-Fertigung steht für etwas mehr Takt, hinzu gibt es etwas bessere Speicher- und Cache-Latenzen sowie mittels "Precision Boost 2" sowie XFR2 automatisch funktionierenden Boost-Features, welche den realen Prozessoren-Takt ständig in die Nähe des Maximums bringen sollen. All dies hat beim ebenfalls Pinnacle-Ridge-basierten Ryzen 2000 [5] bereits für einen netten, aber natürlich nicht weltbewegenden Performanceboost gesorgt – was jetzt regulär auch bei Ryzen Threadripper 2000 anstehen würde. Doch AMD hat sich für die zweite Threadripper-Generation noch ein Schmankerl ausgedacht, was man eigentlich erst für die dritte Threadripper-Generation erwartet hatte: Consumer-Prozessoren mit bis zu 32 CPU-Kernen. Hiermit hebt AMD die laufenden Kern-Kriege mit Intel ("Core Wars") noch einmal auf ein ganz neues Niveau – und diesesmal wird Intel nicht so schnell mit einer höheren Anzahl an CPU-Kernen kontern können, maximal kann Intel in absehbarer Zeit einen 28-Kerner [6] aufbieten.

Für den Augenblick hat AMD davon den 16-Kerner "Ryzen Threadripper 2950X" sowie den 32-Kerner "Ryzen Threadripper 2990WX" an die Tester herausgegeben, die Performance selbiger wird nachfolgend genauer betrachtet werden. Interessanterweise ist offiziell nur der 32-Kerner gelauncht, der 16-Kerner kommt eigentlich erst am 31. August in den Handel. AMD hatte jenen 16-Kerner aber dennoch den Hardwaretestern bereits mitgegeben, so das es somit einen Doppellaunch gibt – was zum einen grundsätzlich Sinn macht und zum anderen AMD ein wenig davor rettet, zu diesem Launch allein mit den Problemen des 32-Kerners konfrontiert zu werden. Die beiden anderen neuen Modelle (12-Kerner "Ryzen Threadripper 2920X" und 24-Kerner "Ryzen Threadripper 2970WX") werden dann in diesem Oktober nachfolgen, deren Performance läßt sich aufgrund der Performance-Werte zu den beiden bekannten Modellen allerdings bereits in grober Form abschätzen.

Basis Kerne Takt PB2 XFR unl. L2+L3 TDP Preis Release
Ryzen Threadripper 2990WX Pinnacle Ridge 32C +SMT 3.0/4.2 GHz ✓ ✓ ✓ 16+64 MB 250W 1799$ 13. August 2018
Ryzen Threadripper 2970WX Pinnacle Ridge 24C +SMT 3.0/4.2 GHz ✓ ✓ ✓ 12+64 MB 250W 1299$ Oktober 2018
Ryzen Threadripper 2950X Pinnacle Ridge 16C +SMT 3.5/4.4 GHz ✓ ✓ ✓ 8+32 MB 180W 899$ 31. August 2018
Ryzen Threadripper 1950X Summit Ridge 16C +SMT 3.4/4.0 GHz ✗ ✓ ✓ 8+32 MB 180W 799$ 10. Aug. 2017 [2]
Ryzen Threadripper 2920X Pinnacle Ridge 12C +SMT 3.5/4.3 GHz ✓ ✓ ✓ 6+32 MB 180W 649$ Oktober 2018
Ryzen Threadripper 1920X Summit Ridge 12C +SMT 3.5/4.0 GHz ✗ ✓ ✓ 6+32 MB 180W 399$ 10. Aug. 2017 [2]
Ryzen Threadripper 1900X Summit Ridge 8C +SMT 3.8/4.0 GHz ✗ ✓ ✓ 4+16 MB 180W 299$ 31. Aug. 2017 [7]
Alle Threadripper-Prozessoren kommen im Sockel TR4 daher und sind damit nur auf Mainboards mit AMDs X399-Chipsatz einsetzbar. Für die CPU-Modelle mit 250 Watt TDP dürfte noch eine explizite Freigabe durch den jeweiligen Mainboard-Hersteller notwendig werden. "PB" = Precision Boost 2, "unl." = unlocked.

Die vorgenannten Probleme des 32-Kerners bestehen darin, das viele Software unter Windows überhaupt nicht auf Prozessoren mit gleich 64 CPU-Threads vorbereitet ist – und selbst die Windows-Unterstützung so vieler CPU-Threads noch nicht wirklich ausgereift ist. AMD arbeitet mit den Software-Herstellern sowie Microsoft bereits an dieser Problematik, scheint jene Arbeit aber vergleichsweise spät aufgenommen zu haben – womöglich, damit nicht auf diesem Wege schon viele Monate vor dem Launch jener Coup vorab bekannt würde. Der Coup eines 32-Kerners im Consumer-Segment mag AMD gelungen sein, aber dafür hat jenes Produkt nun eben auch mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen: Einzelne Software startet gar nicht auf dem Ryzen Threadripper 2990WX, andere liefert arg unterdurchschnittliche Performance-Ergebnisse ab. In einigen Fällen läuft sogar ein in der Kern-Anzahl halbierter Ryzen Threadripper 2990WX oder aber ein Ryzen Threadripper 2990WX mit deaktiviertem SMT schneller als die default-Variante.

Als zusätzliches Problem haben die Threadripper-Prozessoren mit mehr als 16 CPU-Kern das Dilemma zu verdauen, das technisch nur zwei der vier CPU-Dies über ein aktives Speicherinterface verfügen, da es im Consumer-Segment maximal ein QuadChannel-Speicherinterface gibt. Die anderen zwei CPU-Dies können ihren Speicherzugriff nur auf indirektem Weg über das Infinity Fabric erledigen, mit welchem alle vier CPU-Dies verbunden sind – was aber natürlich die Speicherlatenzen auf diesen beiden CPU-Dies massiv nach oben treibt. Je nach Software, Last und Benchmark ist dies sehr deutlich spürbar – bis hin zu Extremfällen von einer gegenüber dem 16-Kerner halbierten (!) Performance. Gerade in solchen Fällen dürfte natürlich eine Anpassung der jeweiligen Software für regelrechte Wunder sorgen können, denn bedeutsam langsamer als ein 16-Kerner muß der Ryzen Threadripper 2990WX nun wirklich nicht sein.

AMD Ryzen Threadripper 2970WX & 2990WX Speicherzugriff [8]
AMD Ryzen Threadripper 2970WX & 2990WX Speicherzugriff [9]

Solche Performance-Anomalien sind immer mal wieder in den angetretenen Benchmarks der drei Dutzend Launchreviews [10] zu sehen – und in einzelnen Testberichten kommt dann sogar insgesamt der 16-Kerner minimal vor dem 32-Kerner heraus. Dies ist natürlich den Unzulänglichkeiten heutiger Software geschuldet und keineswegs ein dauerhaftes Urteil – wir können zum jetzigen Stand die maximale Performance speziell des 32-Kerners Ryzen Threadripper 2990WX einfach noch gar nicht darstellen, dafür müssen die Software-Entwickler erst noch einige an Patches schreiben. Allerdings ist diese Problematik nicht wirklich Threadripper-exklusiv, denn auch auf Intel-Seite tut sich der 18-Kerner Core i9-7980XE in einigen Testberichten eher schwer, kann sich da kaum vom 16-Kerner Core i9-7960X abzusetzen. In einzelnen Testberichten sind beide Prozessoren auf gleicher Performance-Höhe, bis hin zum Extremfall, das der 16-Kerner in einem Testbericht insgesamt minimal vor dem 18-Kerner gesehen wird.

Zur Auswertung der Anwendungs-Benchmarks sei vorab noch zu erwähnen, das alle Testberichte und Einzelbenchmarks (wie immer bei diesen Launch-Analysen) manuell kontrolliert werden, um nutzlose Benchmarks (primär Grafikkarten-limitierte CAD-Tests) bzw. offensichtlich fehlerhafte Resultate zu erkennen und auszufiltern. Dazu gehört auch die bewußte Nichtberücksichtigung aller für eine Index-Erstellung nicht zielführenden Benchmarks, dies betrifft Singlethread-Tests sowie alle durchgehend nicht skalierenden Benchmarks (derzeit PCMark und der Lame-Encoder, auch einzelne Adobe-Benchmarks). Jene haben ihre Berechtigung in der Einzelbetrachung von Benchmark-Ergebnissen, würden einen Index-Wert aber nur verflachen und damit verfälschen. In einem breiten Testfeld (mit ausreichend Einzelbenchmarks) ist der Effekt solcherart Benchmarks zwar begrenzt (aber dennoch klar messbar), in kürzeren Testfeldern mit unterhalb von 10 Einzelbenchmarks wird hingegen die Index-Aussage unter Hinzunahme solcherart Benchmarks dann doch recht klar verfälscht.

Anwendungs-Performance 2700X 1920X 1950X 2950X 2990WX 8700K 7900X 7960X 7980XE
CPU-Kerne 8C 12C 16C 16C 32C 6C 10C 16C 18C
AnandTech [11]  (20 Tests) 109,2% 118,8% 134,6% 144,2% 168,6% 100% 124,1% - 154,0%
Benchmark.pl [12]  (7 Tests) - 144,9% 167,9% 174,4% - 100% 143,4% - -
ComputerBase [13]  (6 Tests) 115,6% 136,9% 164,7% 170,5% 203,7% 100% 144,0% - -
Golem [14]  (9 Tests) 132,1% - 197,4% 205,7% 260,9% 100% - - 243,6%
Guru3D [15]  (11 Tests) 119,2% 144,8% 175,6% 192,0% 256,1% 100% 141,4% - -
Hardware.info [16]  (12 Tests) 97,8% 118,7% 127,8% 137,3% 134,8% 100% 135,8% - 153,7%
Hardware Canucks [17]  (10 Tests) - 118,0% 135,2% 144,1% - 100% 119,8% 155,1% 162,4%
Hardwareluxx [18]  (7 Tests) 110,5% 124,2% 148,1% 163,5% 192,6% 100% - - -
Hexus [19]  (6 Tests) 125,9% - 200,6% - 321,4% 100% - - 228,6%
Hot Hardware [20]  (6 Tests) 113,7% - 167,1% 175,4% 232,5% 100% 143,9% - 201,7%
Lab501 [21]  (8 Tests) 100,7% 128,9% 150,7% 165,7% 219,8% 100% 131,7% - 191,4%
Le Comptoir du Hardware [22]  (14 Tests) 109,9% - 163,6% 168,4% 230,8% 100% 145,6% - 199,9%
Les Numeriques [23]  (7 Tests) 102,2% 129,1% 153,0% 158,2% 159,7% 100% 134,3% - 167,9%
Overclock3D [24]  (7 Tests) 100,7% - 133,8% 145,1% 171,0% 100% 127,0% - 154,9%
PCLab [25]  (21 Tests) 102,6% - 143,2% 155,0% 169,5% 100% 128,3% - 165,3%
PC Perspective [26]  (9 Tests) 109,8% 140,4% 168,5% 172,9% 191,7% 100% - 186,2% 186,6%
TechPowerUp [27]  (21 Tests) 102,2% - - 133,3% - 100% 110,8% - -
Techgage [28]  (15 Tests) 121,9% - 188,3% 201,4% 278,9% 100% 159,4% 222,2% 230,4%
TechSpot [29]  (10 Tests) 116,2% 155,0% 182,7% 193,6% 239,1% - 136,4% 188,5% 195,4%
The Tech Report [30]  (15 Tests) - 133,8% 154,8% 164,0% 208,1% - 129,5% 155,8% 163,4%
Tom's Hardware [31]  (19 Tests) 105,2% 104,1% 114,6% 124,2% 143,4% 100% 110,4% 128,4% 126,0%
WCCF Tech [32]  (7 Tests) - 127,6% 141,4% - 220,2% 100% 134,0% - 184,8%
Anwendungs-Performance * 109,2% 129,9% 150,6% 160,5% 195,2% 100% 132,4% ~167% 176,5%
Listenpreis 329$ 399$ 799$ 899$ 1799$ 359$ 989$ 1699$ 1999$
* maßvoll gewichtet zugunsten jener Testberichte mit besonders vielen Einzelbenchmarks

Dies rettet diese Performance-Auswertung zum Launch von AMDs Ryzen Threadripper 2000 aber dennoch nicht davor, ein ausgesprochen "flatterhaftes" Benchmark-Bild aufzuzeigen: Je nach Testbericht werden diese HEDT-Prozessoren mal besonders gut und mal besonders schlecht bewertet, es geht regelrecht von einem Extrem ins nächste. Dies wohlgemerkt nicht in einzelnen Benchmarks (was verständlich wäre), sondern mit der Performance-Aussage über einen gesamten Testbericht, welcher üblicherweise aus einem halben bis zwei Dutzend Einzelbenchmarks besteht. Selbst innerhalb jener Testberichte, welche mit wenigstens 9 Einzelbenchmarks antreten, ergeben sich weiterhin ganz gravierende Ergebnisdifferenzen: Für die einen liegt ein Ryzen Threadripper 2990WX nur gut 35% schneller als ein Core i7-8700K, andere sehen hier eine (sehr) viel größere Performancedifferenz bis zum Faktor 2,8. Bezieht man die Tests mit weniger Einzelbenchmarks ein, gibt es sogar Testberichte, welche (über das komplette Benchmarkfeld hinweg) zwischen Ryzen Threadripper 2990WX und Core i7-8700K eine Performancedifferenz mit dem Faktor 3,2 sehen.

Generell kann man jedoch sagen, das je kleiner die Benchmarkfelder sind, die Performancedifferenzen üblicherweise größer ausfallen. Es gibt hierzu auch erhebliche Ausnahmen, aber dies ist einfach die grundsätzliche Tendenz. Dies erklärt sich auch einfach dadurch, das bei kleineren Benchmarkfeldern die Chance höher liegt, das man primär mit gut skalierenden Einzeltests antritt, und die weniger gut skalierenden Tests gleich ganz vom Benchmarkfeld verbannt. Richtig zufriedenstellend ist dies jedoch nicht, wenn man sieht, wie unterschiedlich die Performance dieser HEDT-Prozessoren ausfallen kann: In einzelnen Benchmarks mit perfekter Skalierung, in anderen Benchmarks hingegen nur in der Spitzengruppe, in anderen regelrecht weit hinten dran. Dies muß dann gar nicht einmal mit den vorgenannten Kinderkrankheiten des 32-Kerners Ryzen Threadripper 2990WX zusammenhängen, sondern tritt auch bei anderen, bekannten HEDT-Prozessoren derart auf, wenn einzelne Benchmarks einfach eher auf Taktrate als auf Kern-Anzahl skalieren.

An dieser Stelle muß man unserer Meinung nach bei solcherart Hardwaretests besser darauf achten, auch abweichende Benchmarks in sein Benchmarkfeld zu integrieren – sagen wir diverse Adobe- und Office-Benchmarks, die zumeist nur ungünstig mit mehr CPU-Kernen skalieren, oder auch möglichst verschiedene Browser-, Packprogramm- und Filmkodierungs-Benchmarks, da hierbei oftmals stark voneinander abweichende Performancebilder herauskommen. Gleichfalls muß man allerdings auch aufpassen, keine größere Tendenz zu bestimmten Benchmark-Kategorien zu entwicklen, beispielsweise zu viele Rendering- oder auch zu viele Office-Tests. Insbesondere Benchmark-Suiten mit sehr vielen Einzeltests verleiten dazu, jene allesamt als Einzelbenchmark darzustellen (ergibt ein langes und optisch gut aussehendes Review) – aber damit verschiebt sich auch die insgesamte Performanceaussage zugunsten dieser Einzeltests und die benutzte Benchmark-Suite gewinnt zuviel an Gewicht bezogen auf den Gesamttest. Für unseren Geschmack werden derzeit zu oft einfach nur Benchmarks angehäuft, während die Ausgewogenheit des Benchmarkfeldes kaum eine größere Beachtung erfährt.

In der Summe dessen läßt sich der insgesamte Performance-Index leider viel zu deutlich durch diverse Gewichtungen beinflußen. Normalerweise verändert die Gewichtung (üblicherweise zugunsten von Testberichten mit besonders vielen Einzelbenchmarks) nur noch diverse Nuancen, in diesem Fall kann es allerdings gleich zu beachtbaren Differenzen von über einem Dutzend Prozentpunkten kommen. Sehr klar ist an den verschiedenen Möglichkeiten der Index-Bildung (alle oder nur die größeren Tests, mit oder ohne Gewichtung zugunsten noch größerer Tests) zu sehen, wie erheblich die Testberichte mit vergleichweise geringer Zahl an Einzelbenchmarks und demzufolge üblicherweise hoher Skalierung der HEDT-Prozessoren das insgesamte Performancebild beinflußen können: Je höher man die Latte bei der Anzahl der Einzelbenchmarks ansetzt bzw. je weniger Testberichte man zur Index-Bildung zuläßt, um so geringerer fällt die Performance-Skalierung der HEDT-Prozessoren aus (egal ob von AMD oder Intel wohlgemerkt):

Anwendungs-Performance 2700X 1920X 1950X 2950X 2990WX 8700K 7900X 7960X 7980XE
Index aller 22 Tests ohne Gewichtung 110,6% 133,9% 156,2% 166,2% 205,5% 100% 135,9% ~173% 183,2%
Index aller 22 Tests mit Gewichtung 109,2% 129,9% 150,6% 160,5% 195,2% 100% 132,4% ~167% 176,5%
Index der 13 größeren Tests ohne Gewichtung 110,5% 132,7% 154,2% 163,8% 197,9% 100% 133,6% ~169% 178,8%
Index der 13 größten Tests mit Gewichtung 109,4% 130,0% 150,4% 160,1% 190,8% 100% 131,2% ~165% 174,6%
"größere Tests" bedeutet Testberichte mit 9 Einzelbenchmarks oder mehr; Gewichtung zugunsten jener Testberichte mit jeweils noch mehr Einzelbenchmarks

Nun muß man immer mit dem leben, was vorhanden ist – vorstehende Anmerkungen sollen nur auf die Problematik aufmerksam machen, das es in diesem Fall einfach keine große Eindeutigkeit gibt. Aber genau deswegen machen unsere Launch-Analysen ja auch Sinn, denn die einzelnen Hardwaretester haben mit ihren Benchmarks wie gesagt sehr unterschiedliche Performance-Aussagen zu AMDs Ryzen Threadripper 2000 dargelegt, insbesondere zum 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX: Während bei einigen Testberichten regelrechte Warnungen vor diesem 32-Kern-Boliden ausgesprochen werden, bewundern andere Testberichte hingegen dessen (in den richtigen Benchmarks) überbordende Performance. Der Durchschnitt liegt grob in der Mitte dessen, mit allerdings der klaren Tendenz hin zu Warnung: Denn obwohl im Schnitt aller Testergebnisse der Ryzen Threadripper 2990WX ganz klar den Performance-Thron im Consumer-Bereich erklimmt, ist die gezeigte Mehrperformance doch eher schwach.

So gibt es gegenüber dem 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X nur eine Mehrperformance von (nachfolgend wurde generell der gewichtete Performance-Schnitt aller 22 Testberichte benutzt) gerade einmal +22% – was für die doppelte Kern-Anzahl trotz leicht geringerer Taktraten sicherlich unterhalb der Erwartungen liegt. Hier schlagen sich dann doch die vielen Einzelbenchmarks mit schwacher oder gar negativer Skalierung wieder, trotz das besonders krasse Fälle (wo wahrscheinlich eher ein grober Fehler der Software vorliegt) unsererseits bereits gar nicht erst zur Index-Erstellung zugelassen wurden. Mit etwas besserer Software-Unterstützung kann AMD an dieser Stelle sicherlich noch beachtbar hinzugewinnen – aber man sollte auch nicht erwarten, das hierbei jemals eine gutklassige Skalierung zwischen 16- und 32-Kerner von sagen wir +80% erreicht werden könnte. Denn nach wie vor reagieren viele Benchmarks im Adobe- und Office-Bereich ab dem Stand von 2-4 CPU-Kernen nur noch auf höhere Taktraten, kann der Ryzen Threadripper 2990WX in solchen Situationen gar nichts ausrichten.

Während jener 32-Kerner ergo derzeit wenig effektiv ist (gerade angesichts seines doppelten Preispunkts), hat AMD im 16-Kern-Feld mit dem Ryzen Threadripper 2950X einen würdigen Nachfolger zum Ryzen Threadripper 1950X gefunden. Die Performancedifferenz zwischen diesen beiden Prozessoren ist mit +6,6% allerdings deutlich geringer als bei Ryzen 2000 [5], selbst wenn jenes Performancebild bereits derart erwartet wurde. Beachtenswert zu diesen 16-Kerne-Prozessoren ist allerdings auch der Punkt, das die allermeisten der kleinen Problemchen, welches es zum letztjährigen Threadripper-Launch [2] gab, derzeit weitgehend entschwunden sind, beide 16-Kern-Prozessoren nun mehr oder weniger klaglos durch jede Software und Anwendungsfeld hinweg laufen. Dies mag dem 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX die Hoffnung geben, das einfach eine gewisse Weile auf dem Markt dessen Anfangsprobleme ebenfalls zu lindern helfen mögen.


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Mit seinen Threadripper-Prozessoren hatte AMD letztes Jahr einen auf ungewöhnlichem Weg entstandenen Überraschungs-Coup gelandet: Ohne größeren Aufwand und unter schlichter Nutzung der vorhandenen Ressourcen wurde ein sehr schlagkräftiges HEDT-Projekt auf die Beine gestellt, welches Intel nachfolgend sowohl beim Preis/Leistungs-Verhältnis als auch der reinen Performance gehörig unter Druck setzte. Intel mußte daraufhin seine lange geplante Roadmap regelrecht umstellen und im HEDT-Segment deutlich mehr Hardware bringen, um wenigstens bei der reinen Performance (zum allerdings doppelten Preis) wieder knapp vorn zu liegen. Dies konnte dann allerdings nicht mehr verhindern, das die erste Threadripper-Generation ein echter Publikums- und Verkaufserfolg wurde - so einfach und kostengünstig hatte man noch nie so viele Prozessoren-Kerne nebst entsprechender Performance bekommen. [34]

Launch-Analyse AMD Ryzen Threadripper 2000 (Seite 2)

Montag, 20. August 2018
 / von Leonidas [1]
 

Daneben wäre noch zu erwähnen, das die bisherigen HEDT-Prozessoren von AMD (Ryzen Threadripper 1000 [2]) und Intel (Core X [35]) mit diesem Test weitaus bessere Skalierungs-Ergebnisse bei hoher Kern-Anzahl aufweisen als zu vorherigen Tests. Ehrlicherweise gab es "vorher" auch schließlich kaum entsprechende Tests, waren Consumer-Prozessoren mit mehr als 10 CPU-Kernen schließlich vor dem Jahr 2017 komplett unbekannt. Das sich hier etwas tut, wenn man plötzlich CPU-Modelle mit bis zu 18 CPU-Kernen über dem Consumer-Markt ausschüttet, ist verständlich – und dennoch überrascht die Höhe der Performance-Bewegung etwas. Hierbei gewinnen insbesondere jene Prozessoren mit hoher Kern-Anzahl hinzu – was darauf hindeutet, das die Software-Entwickler sich nun auch tatsächlich speziell der ManyCore-Optimierung angenommen haben. Ein gewisser Effekt durch neuere Benchmarkfelder seitens der Hardwaretester kann allerdings genauso wenig ausgeschlossen werden, beide Effekte dürften wohl gleichzeitig existieren:

alter Perf-Index neuer Perf-Index (letzter Test: Zeitpunkt)
Ryzen 7 2700X 108% ➔ 109% (alt: Ryzen 2000 Launch [5], April 2018)
Threadripper 1920X ~123% ➔ 130% (alt: Core i9-7960X/7980XE Launch [5], September 2017)
Threadripper 1950X ~140% ➔ 151% (alt: Core i9-7960X/7980XE Launch [5], September 2017)
Core i9-7980XE ~162% ➔ 176% (alt: Core i9-7960X/7980XE Launch [5], September 2017)
Core i9-7960X ~158% ➔ ~167% (alt: Core i9-7960X/7980XE Launch [5], September 2017)
Core i9-7900X ~129% ➔ 132% (alt: Core i7-8086K Launch [36], Juli 2018)
100% = Core i7-8700K; alle Werte bezogen auf die Anwendungs-Performance

Nach vielen Ausführungen zur Anwendungs-Performance folgen leider wenige zur Spiele-Performance der neuen Threadripper-Prozessoren: Zum einen sind solcherart Benchmarks leider immer noch eher selten, zumindest wenn es um wirklich CPU-limitierte Szenarien geht, welche man entweder über besonders niedrige Auflösungen oder aber Frametimes/1%-Minimum-fps-Messungen erreichen kann. Die wenigen hierzu vorliegenden Messungen wurden allerdings weitgehend durch einen Treiberbug seitens nVidia [37] entwertet, mit welchem die Performance gerade unter CPU-limitierten Szenarien bei der Benutzung von 32 CPU-Kernen bzw. 64 CPU-Threads maßgeblich einbricht (die Hardwaretester mit Grafikkarten-limitierten Benchmarks haben hiervon ironischerweise nichts mitbekommen). Vor Lösung dieses Treiberbugs wäre die Spiele-Performance zumindest des Ryzen Threadripper 2990WX dann nur mit AMD-Grafikkarten zielsicher zu bestimmen, was aber nur auf die allerwenigsten der vorliegenden Testberichts zutrifft (zumeist wurden halt gewohnheitsmäßig nVidia-Grafikkarten benutzt).

Zum 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X läßt sich grob sagen, das dessen Spiele-Performance im default-Modus in etwa auf dem Niveau des Ryzen 7 1800X liegt – sprich, technisch beachtbar langsamer als bei Intel, aber in der Praxis mit negierbarem Abstand. Im "Game Mode" wird es noch etwas besser, dann kommt eine Spiele-Performance nahe am Ryzen 2700X heraus, was dann nur noch knapp hinter dem Intel-Niveau liegt und in der Praxis keinerlei beachtbaren Unterschied ausmacht. Der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX ist hingegen dann nur noch unter dem "Game Mode" sinnvoll zu betreiben, weil einzelne Spiele ansonsten maßlos in der Performance einbrechen oder eventuell auch gar nicht mehr starten. Damit muß an dieser dieser Stelle aber auch die generelle Kritik angebracht werden, das die Threadripper-Prozessoren (egal welcher Generation und mit wievielen CPU-Kernen ausgerüstet) eigentlich nur im extra "Game Mode" wirklich bestmöglich mit heutigen Computerspielen harmonieren. Selbigen "Game Mode" muß man im "Ryzen Master" Tool einstellen, was allerdings zur Übernahme dieses Settings immer einen Neustart erfordert – wenig passend zu einem Workstation-Prozessor, von welchem man annehmen kann, üblicherweise durchzulaufen.

Hier muß AMD unserer Meinung nach noch einen besseren Weg suchen und finden: Weder sind die damit erforderlichen ständigen Neustarts praktikabel, noch ist das generelle Abschalten von CPU-Kernen im "Game Mode" wirklich sinnvoll bei Workstation-Prozessoren – kann ja sein, das man diese für das Spiel nicht benötigten CPU-Kerne nebenbei mit anderen Aufgaben belegen will. Dauerhaft sinnvoll ist hier nur eine Lösung, welche den einzelnen Spielen die jeweils passende Anzahl an CPU-Kernen zuweist, was über Game-Profile im AMD-Treiber realisierbar erscheint. Derzeit kann man Threadripper-Prozessoren für Spieler sicherlich nicht wirklich empfehlen – und wer dennoch die Dual-Nutzung als Workstation und Spiele-Maschine anstrebt, sollte maximal bis zu 16 CPU-Kerne gehen und muß mit einer nicht optimalen Spiele-Performance leben, da der "Game Mode" in der Praxis kaum benutzt werden dürfte. Allerdings ist dies das Schicksal aller HEDT-Prozessoren, denn auch Intels HEDT-Modelle liegen in ihrer Spiele-Performance gegenüber den regulären Consumer-Prozessoren beachtbar zurück [36].

Beim Stromverbrauch der neuen Threadripper-Prozessoren hat AMD bei den 24- und 32-Kernern das kleine Zugeständnis einer TDP-Erhöhung (von 180 Watt) auf 250 Watt gemacht. Wieviel wirklich verbraucht wird, dazu gibt es allerdings teilweise sehr voneinander abweichende Ausführungen zwischen den einzelnen Testberichten. Während die ComputerBase [38] unter starker AVX2-Last bis zu 457 Watt für das Gesamtsystem beim Ryzen Threadripper 2990WX ermittelt hat (bei einem Idle-Wert von 76 Watt) und damit wahrscheinlich auf über 250 Watt rein für den Prozessor kommt, konstatiert man bei Tom's Hardware [39] beiden neuen Threadripper-Prozessoren eine Punktlandung in der Frage des realen Stromverbrauchs. Bezogen rein nur auf den Stromverbrauch der CPU selber vermaß man dort den Ryzen Threadripper 2950X mit maximal 179,6 Watt, sowie den Ryzen Threadripper 2990WX mit maximal 250,2 Watt. Die Passgenauigkeit dieser Meßwerte zur jeweiligen TDP deutet an, das es normalerweise so sein sollte, das die Threadripper-Prozessoren sich anhand ihrer TDP herunterregeln.

Gut möglich allerdings, das dies von Mainboard zu Mainboard unterschiedlich gehandhabt wird, oder aber das dies von der Aktivierung/Deaktivierung diverser BIOS-Optionen abhängt. Momentan ist das Bild etwas uneindeutig, um hierzu bereits eine klare Antwort geben zu können. Und zumindest von Intel-Seite her ist bekannt, das sich Desktop-Mainboards üblicherweise nicht mehr an die TDP-Vorgaben Intels halten, die Intel-Prozessoren (gerade im HEDT-Segment) damit auch deutlich mehr als ihre TDP-Vorgaben aus der Steckdose ziehen können. Es wäre somit noch herauszufinden, wie dies bei Threadripper 2000 seitens AMD gedacht ist (streng im Rahmen der TDP oder freigegeben) bzw. wie die Mainboard-Hersteller dies dann bei ihren Platinen konkret umsetzen (per default oder erst nach Setzen von BIOS-Optionen freigegeben). Hiervon könnte schließlich neben dem Stromverbrauch auch noch ein gutes Stück an Performance abhängen bzw. sich manche stark abweichenden Benchmarkwerte eventuell besser erklären lassen.

Sobald es ins Feld der Übertaktung geht, müssen jegliche TDP-Grenzen und alle Limitierungen naturgemäß fallen, denn mit seinem automatischen Boostsystem wird ja schon im default-Betrieb ständig der maximale Takt gemäß der gesetzten Limits angestrebt. Nach Aufhebung der Limits hat man die bekannte Möglichkeit zur konventionellen Taktfestsetzung – oder auch die Variante, mittels "Precision Boost Overdrive" (PBO) den Prozessor sich automatisch bestmöglich übertakten zu lassen. Manuell läßt sich der 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X grob auf die von Ryzen 2000 bekannten 4.2 bis 4.3 GHz übertakten, der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX hingegen "nur" auf 3.9 bis 4.0 GHz – mit beiderseits dann sattsamen Steigerungen des Stromverbrauchs, ohne aber das speziell beim 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X dabei besonders viel an Mehrperformance herauskommen würde (grob Richtung +5%). Beim 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX sieht dies etwas besser aus, auf bis zu 4.0 GHz durchgehender Taktrate kann es durchaus in skalierenden Benchmarks um die 10-15% Mehrperformance geben, was ausgehend vom sowieso schon sehr hohen Performance-Niveau dann einen sehr netten Übertaktungsgewinn darstellt.

Nochmals minimal höhere Performance-Werte erreicht man in beiden Fällen interessanterweise über das PBO-Feature, sprich die automatische Übertaktung: Jenes kann den Prozessor flexibel umtakten und ist damit oftmals effektiver als eine fest eingestellte Taktrate. Allerdings geht unter Übertaktung dann auch der Stromverbrauch wirklich maßlos durch die Decke: Tom's Hardware [39] ermittelten (rein für die CPU selber) beim 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X einen Stromverbrauch unter Übertaktung von 327,4 Watt sowie beim 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX dann sogar 498,7 Watt – letzteres ist glatt das Doppelte der TDP. Hohe Taktraten bzw. gute Performance-Ergebnisse unter Übertaktung erreicht man dann allerdings wirklich nur noch mit Wasserkühlung (oder besser), denn unter Luftkühlung regeln sich die Prozessoren zu schnell über die hochgehenden CPU-Temperaturen nach unten. Für den default-Betrieb reicht dagegen tatsächlich eine gutklassige Luftkühlung aus, es soll hierbei zu keinen größeren Performance-Nachteilen (durch abweichende Boost-Taktraten) gegenüber einer Wasskühlung kommen.

Ob Übertaktung für Workstation-Prozessoren wirklich Sinn macht, steht dann sicherlich auf einem anderen Blatt. Wir würden das ja eher verneinen und uns lieber einen "Game Mode on the fly" wünschen, sprich die Möglichkeit, ohne Reboot problemlos die maximale Performance aus Computerspielen herausholen zu können, am besten sogar ohne Deaktivierung von CPU-Kernen oder SMT – weil man jene ja wie gesagt auf einem Workstation-Prozessor eben auch für andere Aufgaben nutzen könnte. Genau im Sinne eines Workstation-Prozessors sollte eher die Problemlosigkeit unter jeder Aufgabenstellung wichtig sein, als denn Übertaktungsgewinne, welche man bei derart leistungsfähiger Hardware nicht notwendig haben sollte bzw. bei derart teurer Hardware sich auch eher verkneift. Schließlich besteht gerade bei einer Workstation wenig Spielraum für Experimente oder gar Abstürze, welche im dümmsten Fall auch Daten oder bereits erledigte Arbeit mit sich reißen kann.

(aktualisierter) Index zur Anwendungs-Performance
32C +SMT, 3.0/4.2 GHz, 250W TDP, 1799$ Threadripper 2990WX 195%
176% Core i9-7980XE 18C +HT, 2.6/4.2 GHz, 165W TDP, 1999$
~167% Core i9-7960X 16C +HT, 2.8/4.2 GHz, 165W TDP, 1699$
16C +SMT, 3.5/4.4 GHz, 180W TDP, 899$ Threadripper 2950X 160%
16C +SMT, 3.4/4.0 GHz, 180W TDP, 799$ Threadripper 1950X 151%
132% Core i9-7900X 10C +HT, 3.3/4.3 GHz, 140W TDP, 989$
12C +SMT, 3.5/4.0 GHz, 180W TDP, 399$ Threadripper 1920X 130%
~112% Core i7-7820X 8C +HT, 3.6/4.3 GHz, 140W TDP, 589$
8C +SMT, 3.7/4.3 GHz, 105W TDP, 329$ Ryzen 7 2700X 109%
100% Core i7-8700K 6C +HT, 3.7/4.7 GHz, 95W TDP, 359$
8C +SMT, 3.8/4.0 GHz, 180W TDP, 299$ Threadripper 1900X ~99%
~90% Core i7-7800X 6C +HT, 3.5/4.0 GHz, 140W TDP, 383$

Aus dieser Warte und das Gesamtbild betrachtend präsentiert sich der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX eher nur wie ein "erster Versuch". Jener Prozessor ist mit zu vielen Einschränkungen und einer zu geringen durchschnittlichen Mehrperformance zu einem doch zu hohen Preis verbunden – und damit letztlich wenig attraktiv. In die Richtung dieses 32-Kerners kann man nur dann schauen, wenn es wirklich um eine reine Workstation (ohne Spiele-Einsatz) geht und wenn vor allem Anwendungen in einem erheblichen (zeitlichen) Umfang genutzt werden, welche auch wirklich entscheidende Mehrperformance mit diesem Prozessor abliefern. Hier sollte man sicherlich vorab manuell kontrollieren, ob in den genutzten primären Anwendungen auch wirklich eine erhebliche Mehrperformance mit dem Ryzen Threadripper 2990WX vorliegt. Einzelne Anwendungen skalieren ja sehr gut, da kann sich dieser 32-Kerner durchaus lohnen. Verallgemeinern läßt sich dies allerdings nicht, ergo kann es auch keine allgemeine Empfehlung für diesen Prozessor geben.

Der 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X ist wesentlich problemloser und kann durchaus sogar als kombinierter Workstation/Spiele-Prozessor genutzt werden – sofern man akzeptiert, das es unter Spielen üblicherweise nicht die optimale Performance gibt bzw. das Consumer-Prozessoren den Job einer Spiele-Maschine für ein Drittel des Preises (etwas) besser können. Wer sich von diesem Punkt nicht irritieren läßt, bekommt für weniger der Hälfte des Preises des Intel-Topmodells Core i9-7980XE ungefähr +91% von dessen Anwendungs-Performance, sprich büßt weniger als -10% Anwendungs-Performance für eine Halbierung des Preises ein. Gegenüber einem ähnlich teuren Intel-Prozessor in Form des Core i9-7900X legt der Ryzen Threadripper 2950X sogar +21% Anwendungs-Mehrperformance oben drauf – bei einem sogar etwas günstigeren Preis pro AMD sowie natürlich der hübscheren Thread-Anzeige unter Windows (32 vs. 20 Threads pro AMD).

CPU-Kerne Performance Listenpreis Performance/Preis
Threadripper 2950X vs. Core i9-7900X 16C vs. 10C 160% vs. 132% 899$ vs. 989$ +33% pro AMD
Threadripper 2950X vs. Core i9-7960X 16C vs. 16C 160% vs. ~167% 899$ vs. 1699$ +82% pro AMD
Threadripper 2950X vs. Core i9-7980XE 16C vs. 18C 160% vs. 176% 899$ vs. 1999$ +102% pro AMD

Da bleiben letztlich keine Fragen offen – wie schon in der ersten Threadripper-Generation ist auch die zweite Threadripper-Generation (bei den Prozessoren-Modellen bis 16 CPU-Kerne) das klar bessere HEDT-Angebot gegenüber Intels Core X. Allenfalls unterbietet sich AMD selbst etwas durch die derzeit sehr attraktiven Abverkaufspreise für die erste Threadripper-Generation – aber jene dürfte es nur kurzfristig geben, bis eben der Abverkauf dieser Prozessoren erledigt ist. AMD hat zudem in der Zwischenzeit an den Kinderkrankheiten der ersten Threadripper-Generation gearbeitet, so das sich die zweite Threadripper-Generation (bis 16 CPU-Kerne) als inzwischen wesentlich runder präsentiert – was dann natürlich auch für die nunmehr "alten" Modelle der ersten Threadripper-Generation gilt. Hoffentlich können die 24- und 32-Kerner der zweiten Threadripper-Generation im Laufe der nächsten Monate eine ähnliche Entwicklung nehmen und damit eines Tages ihre eigenen Kinderkrankheiten losbekommen.

Jene muß man derzeit nicht überbewerten, da AMD hier (wieder einmal) Neuland betritt und somit echte Pionierarbeit leisten muß – während Intel nachfolgend die dabei herauskommenden Verbesserungen nur noch abstauben wird. Sehr wahrscheinlich, das sich das Bild bei der nachfolgenden Threadripper-Generation (Threadripper 3000 auf Zen-2-Basis im Jahr 2019 [40]) dann schon wieder wesentlich verbessert haben dürfte, ähnlich wie die originale Threadripper-Generation ihre zu sehende gute Entwicklung genommen hat. Und natürlich war es clever von AMD, bei diesem Launch gleich den 16-Kerner mitzuliefern (obwohl dessen Auslieferungstermin erst am Monatsende ist), denn ansonsten hätte sich die Fachpresse zu sehr auf die Probleme des 32-Kerners konzentriert. So kommt am Ende doch noch ein gelungener Launch für AMD heraus, was alleine nur mit dem Ryzen Threadripper 2990WX kaum möglich gewesen wäre. Jener 32-Kerner wird noch seine Zeit brauchen – aber der 16-Kerner Ryzen Threadripper 2950X ist derzeit schon sehr gut nutzbar, sofern man so viel Anwendungs-Performance denn überhaupt benötigt.

    Für diese Launch-Analyse herangezogene Testberichte zu AMDs Ryzen Threadripper 2000:

  • Ryzen Threadripper 2000 im Test: 32 Kerne sind verrückt, 16 sehr gut nutzbar [13] [ComputerBase]
  • Threadripper 2990WX und 2950X im Test: Viel hilft nicht immer viel [14] [Golem]
  • AMD Ryzen Threadripper 2990WX und 2950X im Test: Mit Vollgas an Intel vorbei [18] [Hardwareluxx]
  • The AMD Threadripper 2990WX 32-Core and 2950X 16-Core Review [11] [AnandTech]
  • AMD Ryzen Threadripper 2990WX [15] [Guru3D]
  • AMD Threadripper 2950X Performance Review [17] [Hardware Canucks]
  • Review: AMD Ryzen Threadripper 2990WX [19] [Hexus]
  • AMD 2nd Gen Ryzen Threadripper 2950X And 2990WX Review: Beastly Zen+ Many-Core CPUs [20] [Hot Hardware]
  • AMD Threadripper 2950X and 2990WX Review [24] [Overclock3D]
  • The AMD Ryzen Threadripper 2950X and 2990WX Review: Moving Forward [26] [PC Perspective]
  • AMD Ryzen Threadripper 2950X Review [27] [TechPowerUp]
  • Workstation Powerhouses: AMD Ryzen Threadripper 16-core 2950X & 32-core 2990WX Review [28] [Techgage]
  • AMD Ryzen Threadripper 2990WX & 2950X Review [29] [TechSpot]
  • AMD's Ryzen Threadripper 2990WX CPU reviewed [30] [The Tech Report]
  • Ryzen Threadripper 2 (2990WX and 2950X) Review: AMD Unleashes 32 Cores [31] [Tom's Hardware]
  • AMD 2nd Generation Ryzen Threadripper 2990X 32 Core / 64 Thread CPU Review [32] [WCCF Tech]
  • AMD Ryzen Threadripper 2950X – procesor marzen kazdego power-usera [12] [Benchmark.pl]
  • AMD Ryzen Threadripper 2950X i Ryzen Threadripper 2990WX – jeszcze wiecej rdzeni w desktopie [25] [PCLab]
  • AMD Ryzen Threadripper 2990WX & 2950X – Part II – CPU Performance [21] [Lab501]
  • Test: AMD Ryzen Threadripper 2950X / 2990WX [22] [Le Comptoir du Hardware]
  • AMD Ryzen Threadripper 2950X : un CPU à 16 cœurs qui évolue peu [23] [Les Numeriques]
  • AMD Ryzen Threadripper 2990WX & 2950X review: een core te ver? [16] [Hardware.info]

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Daneben wäre noch zu erwähnen, das die bisherigen HEDT-Prozessoren von AMD (Ryzen Threadripper 1000) und Intel (Core X) mit diesem Test weitaus bessere Skalierungs-Ergebnisse bei hoher Kern-Anzahl aufweisen als zu vorherigen Tests. Ehrlicherweise gab es "vorher" auch schließlich kaum entsprechende Tests, waren Consumer-Prozessoren mit mehr als 10 CPU-Kernen schließlich vor dem Jahr 2017 komplett unbekannt. Das sich hier etwas tut, wenn man plötzlich CPU-Modelle mit bis zu 18 CPU-Kernen über dem Consumer-Markt ausschüttet, ist verständlich - und dennoch überrascht die Höhe der Performance-Bewegung etwas. [41]
  • Prozessoren & Speicher

Quellen-URL: https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-ryzen-threadripper-2000

Verweise:
[1] https://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-ryzen-threadripper
[3] https://www.3dcenter.org/news/die-ungewoehnliche-entstehungsgeschichte-von-amds-ryzen-threadripper
[4] https://www.3dcenter.org/artikel/zur-performance-von-core-i7-7960x-7980xe
[5] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-ryzen-2000
[6] https://www.3dcenter.org/news/intel-plant-28-kern-prozessoren-als-core-i9-fuer-das-desktop-segment
[7] https://www.3dcenter.org/news/amd-liefert-den-hedt-achtkerner-ryzen-threadripper-1900x-aus
[8] https://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/AMD-Ryzen-Threadripper-2970WX-2990WX-Speicherzugriff.png
[9] https://www.3dcenter.org/abbildung/amd-ryzen-threadripper-2970wx-2990wx-speicherzugriff
[10] https://www.3dcenter.org/news/launch-von-threadripper-2000-erste-testberichte-gehen-online
[11] https://www.anandtech.com/show/13124/the-amd-threadripper-2990wx-and-2950x-review
[12] http://www.benchmark.pl/testy_i_recenzje/amd-ryzen-threadripper-2950x-test.html
[13] https://www.computerbase.de/2018-08/amd-ryzen-threadripper-2990wx-2950x-test/
[14] https://www.golem.de/news/threadripper-2990wx-und-2950x-im-test-viel-hilft-nicht-immer-viel-1808-135832.html
[15] https://www.guru3d.com/articles-pages/amd-ryzen-threadripper-2990wx-review,1.html
[16] https://nl.hardware.info/reviews/8565/amd-ryzen-threadripper-2990wx-a-2950x-review-een-core-te-ver
[17] https://www.hardwarecanucks.com/forum/hardware-canucks-reviews/78043-amd-threadripper-2950x-performance-review.html
[18] https://www.hardwareluxx.de/index.php/artikel/hardware/prozessoren/47081-amd-ryzen-threadripper-2990wx-und-2950x-im-test-mit-vollgas-an-intel-vorbei.html
[19] https://hexus.net/tech/reviews/cpu/120659-amd-ryzen-threadripper-2990wx/
[20] https://hothardware.com/reviews/amd-ryzen-threadripper-2950x-and-2990wx-review
[21] https://lab501.ro/procesoare-chipseturi/amd-ryzen-threadripper-2990wx-2950x-part-ii-cpu-performance
[22] http://www.comptoir-hardware.com/articles/cpu-mobo-ram/36955-test-amd-ryzen-threadripper-2950x-2990x.html
[23] https://www.lesnumeriques.com/cpu-processeur/amd-ryzen-threadripper-2950x-p45451/test.html
[24] https://www.overclock3d.net/reviews/cpu_mainboard/amd_threadripper_2950x_and_2990wx_review/1
[25] https://pclab.pl/art78574.html
[26] https://www.pcper.com/reviews/Processors/AMD-Ryzen-Threadripper-2950X-and-2990WX-Review-Moving-Forward
[27] https://www.techpowerup.com/reviews/AMD/Ryzen_Threadripper_2950X/
[28] https://techgage.com/article/amd-ryzen-threadripper-2990wx-32-core-workstation-processor-review/
[29] https://www.techspot.com/review/1678-amd-ryzen-threadripper-2990wx-2950x/
[30] https://techreport.com/review/33977/amd-ryzen-threadripper-2990wx-cpu-reviewed
[31] https://www.tomshardware.com/reviews/amd-ryzen-threadripper-2-2990wx-2950x,5725.html
[32] https://wccftech.com/review/amd-ryzen-threadripper-2990wx-32-core-cpu-review/
[33] https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=590064
[34] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-ryzen-threadripper-2000
[35] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-intel-core-x
[36] https://www.3dcenter.org/artikel/zur-performance-des-core-i7-8086k
[37] https://www.3dcenter.org/news/hardware-und-nachrichten-links-des-15-august-2018
[38] https://www.computerbase.de/2018-08/amd-ryzen-threadripper-2990wx-2950x-test/3/
[39] https://www.tomshardware.com/reviews/amd-ryzen-threadripper-2-2990wx-2950x,5725-13.html
[40] https://www.3dcenter.org/news/neue-offizielle-roadmaps-zu-amds-prozessor-und-grafikchip-generationen-bis-zum-jahr-2020
[41] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-ryzen-threadripper-2000/launch-analyse-amd-ryzen-threadripper-2000-seite-