Lange hat es gedauert, bis Intel endlich einmal seine Nehalem-Prozessorenarchitektur erweitert – schließlich wurde diese schon im November 2008 [3] vorgestellt. Schon seinerzeit war jedoch klar, daß der originale Nehalem-Prozessor in Form des Bloomfield-Cores samt dem X58-Chipsatz immer ein auf das HighEnd-Segment beschränktes Angebot bleiben wird und es für LowCost- und Mainstream-Segment extra Angebote auf Basis einer anderen Plattform geben wird. Heute nun wird der erste Teil hiervon in Form des Lynnfield-Cores und des P55 Mainboard-Chipsatzes offiziell vorgestellt.
Dabei ist der Prozessor selber nur zum gewissen Teil ein Mainstream-Angebot, reichen die Preise für Lynnfield-CPUs schließlich von 199 bis immerhin 555 Dollar Listenpreis. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Bloomfield (Core i7-9xx) ist aber der ebenfalls neue P55 Mainboard-Chipsatz, welcher deutlich günstigere Mainboards sowie auch wieder die Benutzung von DualChannel-Speicherkits anstatt von TripleChannel-Speicherkits ermöglicht und somit maßgeblich dazu beiträgt, daß die Plattform-Kosten bei Lynnfield-CPUs klar geringer ausfallen als bei Bloomfield-CPUs. Erst in Kombination beider Neuvorstellungen ergibt sich dann der wirkliche Preisvorteil gegenüber dem bisherigen Nehalem-Angebot auf Bloomfield-Basis.
Dabei muß man allerdings erstaunlich wenig Abstriche bei der Performance machen: Normalerweise legen die Hersteller zwischen explizite HighEnd- und explizite Mainstream-Angebote zumeist einen größeren Hardware-Unterschied (gerade im Grafikchip-Bereich ist dies vollkommen normal), hier trifft dies jedoch nicht zu. Der neue Lynnfield-Core ist gegenüber dem bisherigen Bloomfield-Core kaum verändert – und in eigenen Bereichen sogar moderner: So gibt es weiterhin vier Rechenkerne samt HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Core und 8 MB Level3-Cache insgesamt oben drauf, die interne Mikroarchitektur beider Nehalem-basierter Prozessoren ist zudem dieselbe.
Bloomfield | Lynnfield | |
---|---|---|
Fertigung | 731 Millionen Transistoren in 45nm, 275mm² Die-Fläche | 774 Millionen Transistoren in 45nm, 296mm² Die-Fläche |
Technik | Nehalem-Architektur, QuadCore, HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Core, 8 MB Level3-Cache | Nehalem-Architektur, QuadCore, HyperThreading (nicht beim Core i5-750), 256 kByte Level2-Cache pro Core, 8 MB Level3-Cache |
Taktfrequenzen | 2.66 bis 3.33 GHz | 2.66 bis 2.93 GHz |
TDP | 130W | 95W |
TurboMode | maximal zwei Taktstufen à 133 MHz, limitiert durch die TDP | maximal fünf Taktstufen à 133 MHz, limitiert durch die TDP |
Intel VT | ja | ja |
Speicherinterface | integriertes TripleChannel-Interface bis zu DDR3/1066 | integriertes DualChannel-Interface bis zu DDR3/1333 |
Anbindung Chipsatz | QPI, 19,2 bis 25,6 GB/sec | DMI, 2 GB/sec |
Anbindung Grafik | über den Chipsatz | integriertes PCI Express 2.0 Interfaces, 1x16 oder 2x8 PCI Express Lanes |
Plattform | Sockel 1366, Intel X58 Chipsatz | Sockel 1156, Intel P55 Chipsatz |
Modelle und Listenpreise | Core i7-975 XE: 3.33 GHz (999$) Core i7-965 XE: 3.2 GHz (ausgelaufen) Core i7-950: 3.06 GHz (562$) Core i7-940: 2.93 GHz (ausgelaufen) Core i7-920: 2.66 GHz (284$) |
Core i7-870: 2.93 GHz (555$) Core i7-860: 2.8 GHz (285$) Core i5-750: 2.66 GHz (199$) |
Etwas kleiner ist der Lynnfield-Core beim integrierten Speicherinterface, da dieser "nur" über ein DualChannel-Interface verfügt und der Bloomfield-Core der bekannten Core i7-9xx Prozessoren über ein TripleChannel-Interface. Allerdings kann der Lynnfield sein Speicherinterface offiziell mit DDR3/1333 ansprechen, während Intel den Bloomfield nach wie vor offiziell nur mit DDR3/1066 freigibt. Hier könnte man in der Summe einen gewissen Performancevorteil des Bloomfield-Cores durch die höhere Speicherbandbreite (17 GB/sec zu 21 GB/sec) vermuten, allerdings ergibt die Praxis doch nur recht selten einen Vorteil zugunsten des Bloomfields.
Auf der Haben-Seite steht beim Lynnfield-Core dagegen ein direkt in die CPU integriertes PCI Express 2.0 Interfaces, welches wahlweise 1x16 oder 2x8 PCI Express Lanes zur Verfügung stellt. Durch die direkte Integration dieses Interfaces in die CPU kann der Lynnfield-Core bei Grafikkarten-relevanten Anwendungen unter Umständen etwas schneller sein – um wieviel schneller, wird sich aber anscheinend nie explizit bestimmen lassen, da es kaum eine Möglichkeit gibt, eine Lynnfield-CPU mit deaktiviertem PCI Express Interface zu betreiben (und somit allein nur dieses Feature zu testen). Hier wird man aus "normalen" Lynnfield- vs. Bloomfield-Benchmarks interpretieren müssen, wieviel nun dem integrierten PCI Express Interface zuzuschreiben ist.
Desweiteren verfügt der Lynnfield-Core über den ausgefeilteren TurboMode gegenüber dem Bloomfield-Core. Letzterer bot mittels des TurboModes noch eine maximale Übertaktung von zwei Taktstufen à 133 MHz an – beim Lynnfield-Core sind es nun maximal fünf Taktstufen á 133 MHz. Damit wird unserer Meinung nach der TurboMode erstmals richtig interessant, denn die maximal möglichen 266 MHz Zugewinn beim Bloomfield sind eigentlich nicht der Rede wert, während die maximal möglichen 666 MHz Zugewinn beim Lynnfield da schon eher interessant sind. Allerdings sind diese maximal möglichen fünf Taktstufen beim TurboMode des Lynnfield-Cores keineswegs durchgängig verfügbar, sondern je nach Lynnfield-Modell und benutzter Anzahl an Rechenkernen ergeben sich ganz unterschiedliche Situationen:
Core i7 9xx | Core i7 870 | Core i7 860 | Core i7 750 | |
---|---|---|---|---|
1 Kern | + 266 MHz | + 666 MHz | + 666 MHz | + 533 MHz |
2 Kerne | + 266 MHz | + 533 MHz | + 533 MHz | + 533 MHz |
3 Kerne | + 133 MHz | + 266 MHz | + 133 MHz | + 133 MHz |
4 Kerne | + 133 MHz | + 266 MHz | + 133 MHz | + 133 MHz |
Zudem gilt: Der TurboMode begrenzt sich immer automatisch an der Prozessor-TDP, womit der reale Zugewinn je nach Prozessor-Einzelstück und je nach Systemumgebung (Raumtemperatur & Kühlung) durchaus extrem unterschiedlich ausfallen kann. Hinzu kommt, daß gerade bei Windows XP und Vista der Thread-Scheduler des Betriebssystems oftmals mehr Rechenkerne belastet als wirklich benötigt werden – und der TurboMode kann schließlich nur dann gut funktionieren, wenn einzelne Rechenkerne komplett ohne Last sind und daher in den Sleep-Modus geschickt werden (weil erst dann der Stromverbrauch deutlich sinkt, womit sich die Reserven für den TurboMode ergeben). Der Praxisgewinn des TurboMode ist daher klar geringer einzuschätzen als obige Zahlen vermuten lassen, wenngleich diesbezüglich der Lynnfield-Core immer noch besser aufgestellt ist als der Bloomfield-Core.
Weiterhin erwähnenswert im Vergleich zwischen Lynnfield und Bloomfield wäre die trotz nahezu identischer Hardware-Power (und sogar etwas mehr Transistoren und größerer Die-Fläche beim Lynnfield) geringere TDP von nun nur noch 95 Watt beim Lynnfield-Core gegenüber den 130 Watt des Bloomfield-Cores. Dies ist umso beachtenswerter, als daß beide Prozessoren in derselben 45nm-Fertigung hergestellt werden und der Lynnfield-Core sogar weiterhin intern das stromfressende QPI zur Anbindung von Speichercontroller und PCI Express Interface benutzt. Intel hat hier also innerhalb eines Jahres Mittel und Wege gefunden, den Stromverbrauch der Nehalem-Prozessorenarchitektur trotz gleicher Fertigungsgröße maßgeblich zu zügeln.
Und dies kommt letztlich auch dem Plattform-Preis zu gute, denn Mainboards für CPUs mit 130 Watt TDP kosten naturgemäß mehr als Mainboards für CPUs mit 95 Watt TDP. Überhaupt ist der größte technische Unterschied zwischen Lynnfield und Bloomfield im eigentlichen bei den Mainboards zu suchen. Der Bloomfield kommt im Sockel 1366 daher und funktioniert nur auf den (vergleichsweise teuren) X58-Mainboards und auch nur mit TripleChannel-Speicherkits, was insgesamt den Plattform-Preis doch erheblich nach oben treibt. Der Lynnfield-Core bietet hier deutliche Vorteile: Er kommt im Sockel 1156 für den P55-Chipsatz und verlangt nur nach DualChannel-Speicherkits.
Neben dem günstigeren Speicherpreis dürften insbesondere die P55-Mainboards klar günstiger ausfallen als bislang die X58-Boards. Zudem wird es für den Sockel 1156 zukünftig auch noch andere Intel-Chipsätze und womöglich sogar Mainboard-Chipsätze anderer Anbieter geben, womit die Boardpreise perspektivisch sogar noch erheblich sinken könnten. Selbiges ist beim X58-Chipsatz für den Bloomfield-Core dagegen nicht zu erwarten, da es dort keinen Wettbewerb in Form anderer Chipsatz-Angebote gibt. Damit ist auch der Vergleich der Listenpreise zwischen den Bloomfield- und den Lynnfield-Modellen wenig zielführend, da der eigentliche Preisunterschied bei Mainboard und Speicher liegt (nachfolgend wurde bei den Lynnfield-Straßenpreisen von den Listenpreisen ausgehend interpoliert, da die aktuellen Vorlaunch-Straßenpreise offensichtlich noch klar zu hoch angesetzt sind):
Prozessor | Mainboard | Speicher | Gesamtpreis | |
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Core i5-750 (2.66 GHz) | 199$ Listenpreis ca. 170 Euro |
P55-Mainboard ca. 110 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 350 Euro |
Core i7-860 (2.8 GHz) | 285$ Listenpreis ca. 240 Euro |
P55-Mainboard ca. 110 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 420 Euro |
Core i7-870 (2.93 GHz) | 555$ Listenpreis ca. 470 Euro |
P55-Mainboard ca. 110 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 650 Euro |
Core i7-920 (2.66 GHz) | 284$ Listenpreis ca. 235 Euro |
X58-Mainboard ca. 170 Euro |
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066 ca. 105 Euro |
ca. 510 Euro |
Core i7-950 (3.06 GHz) | 562$ Listenpreis ca. 475 Euro |
X58-Mainboard ca. 170 Euro |
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066 ca. 105 Euro |
ca. 750 Euro |
Core i7-975 XE (3.33 GHz) | 999$ Listenpreis ca. 845 Euro |
X58-Mainboard ca. 170 Euro |
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066 ca. 105 Euro |
ca. 1120 Euro |
Wie zu sehen, kommen trotz nahezu identischer Listenpreise doch erheblich andere Plattform-Preise zwischen Bloomfield und Lynnfield zustande. Hier liegt wie gesagt der Hauptpunkt der Lynnfield-Prozessoren: Diese bringen die Nehalem-Prozessorenarchitektur auf ein allgemein bezahlbares Niveau und machen das System insgesamt einfacher, preisgünstiger und verlustleistungsärmer. Mehr Performance gegenüber den Bloomfield-Prozessoren kann und wird es dagegen nicht geben: Dazu fehlt den Lynnfield-Modellen zum einen die Taktrate und zum anderen ist dies auch überhaupt nicht das Ziel dieser Prozessoren und der dazugehörigen Plattform. Es geht beim Lynnfield-Core und der dazugehörigen Plattform nicht um neue Performance-Rekorde, sondern darum, die Nehalem-Prozessorenarchitektur endlich in den Massenmarkt zu bringen.
Vor einem Hardware-Test steht natürlich immer die Frage an, was man eigentlich testen will. Insbesondere Prozessoren haben ein weites Betätigungsfeld und daher kann man hierbei ganz schnell in die Breite gehen und massenhaft Tests aufbieten. Wir wollen uns allerdings an dieser Stelle auf Spiele-Benchmarks beschränken – und dies aus zwei Gründen: Erstens einmal entspricht dies der Zielsetzung von 3DCenter – und zweitens ist davon auszugehen, daß das Web heute am Launchtag voll sein wird von Anwendungs- und Theoriebenchmarks zu den neuen Intel-Prozessoren.
Dabei sind diese dann noch nicht einmal besonders spannend, denn zum einen ist die Performance der Nehalem-Prozessorenarchitektur unter Anwendungs-Benchmarks eigentlich schon hinlänglich bekannt – und zum anderen dürfte die Anwendungs-Performance die meisten unserer Leser nur nebensächlich tangieren, sind heutige Prozessoren im allgemeinen ausreichend schnell für alle normalen Alltagsaufgaben. Daß im Massenmarkt und außerhalb von Spezialfällen einzige Feld, wo wirklich noch Performance benötigt wird, ist allein das Feld der Computerspiele.
Allerdings deuten die meisten der üblichen CPU-Benchmarks unter Spielen eher darauf hin, daß auch unter Spielen eigentlich keine besonders leistungsfähige CPU mehr benötigt wird – oftmals werden dabei Frameraten im Sorgenlos-Bereich von über 100 fps gemessen, wenn man die Auflösung für die CPU-Tests absenkt. Wenn man dagegen die Auflösung für die CPU-Tests nicht absenkt, sondern unter realitätsnahen 1680x1050 mit 4x Anti-Aliasing testet (so wie es dann letztlich auch gespielt wird), zeigen viele Benchmarks über eine breite Palette unterschiedlichster CPUs zumeist keinen oder nur geringe Performance-Ausschläge.
Dies verleitet viele Tester und Betrachter wie gesagt zu der Annahme, daß CPU-Performance unter heutigen Spielen nicht mehr so wichtig ist – was jedoch grundsätzlich falsch ist. Denn zum einen sind durchaus Spiele bekannt, welche von Haus aus eindeutig CPU-limitiert sind – die meisten Strategietitel und auch viele Aufbausimulationen gehören dazu. Und zum anderen enthalten auch üblicherweise Grafikkarten-limitierte Spiele hier und da CPU-limitierte Spielszenen – man muß sie nur suchen und nutzen.
Vor allem aber liegt das Problem bei einer realistischen Betrachtung der CPU-Performance unter Spielen in der Benutzung von Timedemos zum Benchmarken. Timedemos funktionieren faktisch wie Videos, nur werden hierbei die erzeugten Bilder nicht einzeln abgespeichert und abgerufen, sondern jedesmal neu von der Spieleengine errechnet. Dabei wird allerdings immer nur die zu sehende Grafik neu berechnet, das Spiel läuft nicht wirklich neu ab. Vom richtigen Spiel unterscheidet ein Timedemos somit das, was im Spiel dynamisch berechnet wird: Künstliche Intelligenz und Physik.
Für die Ermittlung einer Grafikkarten-Performance ist das Fehlen dieser Punkte bei einer Timedemo deutlich verschmerzbar, weil dies zumeist CPU-Berechnungen sind. Umgedreht ist dies für die Ermittlung einer CPU-Performance ein so schweres Handicap, daß die üblichen Timedemos für CPU-Benchmarks eigentlich gar keinen Sinn machen. Es fehlen hierbei wesentliche, auf die CPU gehende Teile der Originalberechnung, die CPU wird somit nicht derart belastet wie im realen Spiel und damit weichen dann auch die Ergebnisse zwischen Timedemo und realem Spiel teilweise drastisch voneinander ab.
Dieser Punkt geht teilweise sogar so weit, daß sich ein üblicherweise als mehrheitlich Grafikkarten-limitiert bekanntes Spiel in Wahrheit bei realitätsnaher Ermittlung der Performance sogar als fast rein CPU-limitiert herausstellen kann. Dies trifft so auf Far Cry 2 zu: Setzt man hierfür den normalerweise benutzten Benchmark "Ranch" an, welcher außer einem Flyby keinerlei Interaktion mit der Spielwelt beinhaltet, zeigt das Spiel eine weitgehende Grafikkarten-Limitierung. Benutzt man dagegen den Benchmark "Action Scene", welcher ein Feuergefecht mit 20 Gegnern zeigt (wobei es sich nicht um ein Timedemo im eigentlichen Sinne handelt, da in diesem Test die Gegner-K.I. weiterhin dynamisch auf den Spieler reagiert), ist das Spiel selbst unter 1680x1050 mit 4x Anti-Aliasing (bei einer guten Grafikkarte) einwandfrei CPU-limitiert.
Und dies trifft auf eine Vielzahl an Spielen zu: Wenn man einen Test aufbauen kann, welcher die vollständigen CPU-Berechnungen inklusive K.I. und Physik beinhaltet und dann den Spieler vor eine größere Zahl an Gegnern stellt, geht es eigentlich immer in Richtung CPU-Limitierung. Natürlich benötigt dies Zeit und Geduld, ein solches Setting für jedes einzelne Spiel herauszuarbeiten und solcherart Benchmarks sind keinesfalls so problemlos durchführ- und reproduzierbar wie die üblichen Tests mittels Timedemos. Aber mittels solcher Tests kann man deutlich belegen, daß auch die CPU heutzutage noch für höhere Frameraten sorgen kann – und zwar unter absolut realistischen Bedingungen und nicht nur unter 800x600 LowQuality.
Wir wollen uns heute an dieser Stelle auf exakt solcherart Testszenarien konzentrieren, welche unter realistischen Bedingungen (1680x1050 mit höchstmöglicher Grafikqualität, anisotropen Filter und 4x Anti-Aliasing) noch Unterschiede bei der CPU-Performance zeigen. Dabei werden wir unter keinen Umständen an den Grafikeinstellungen herumdrehen, nur um per Zwang eine CPU-Limitierung zu erreichen – getestet wird ausschließlich so, wie es letztlich auch gespielt wird.
Benchmarks, bei welchen unter diesen realistischen Bedingungen dann eine Grafikkarten-Limitierung greift, sparen wir uns allerdings komplett – es ist schließlich allgemein bekannt, daß ein Großteil der Spiele unter realistischen Bedingungen so reagiert (davon abgesehen dürfte es heute in anderen Lauchartikeln auch genügend solcher Benchmarks geben). Hier und heute soll es eher um die Ausnahmen gehen – diese Fälle, wo es trotz der realistischen Bedingungen immer noch CPU-limitiert ist. Wie dies dann gegenüber der Masse der Grafikkarten-limitierten Spielen zu werten ist, wird eine Sache des Fazits und der Diskussion zum Artikel sein.
Folgende Spiele haben wir also nachfolgend ausgemessen:
Dies sieht natürlich erst einmal nach wenig aus, allerdings war in der Kürze der Zeit nicht viel mehr zu erreichen – immerhin mussten wir nicht nur die Benchmarks selber durchführen, sondern vor allem vorher erst einmal feststellen, welche Benchmarks für den Zweck eines CPU-Tests überhaupt geeignet sind. Mit der Zeit dürfte hier sicherlich noch der eine oder andere Benchmark hinzukommen, für den Augenblick müssen wir aber erst einmal mit diesen drei Benchmarks auskommen.
Was bei diesen Spielen genau getestet wurde, wird dann jeweils auf den nachfolgenden Seite erklärt. Als Testsysteme kamen vier verschiedene Systeme zum Einsatz, womit wir mit diesem Test alle drei derzeit wichtigen Prozessorarchitekturen abbilden können:
Phenom-II-System | Core-2-System | Lynnfield-System | Bloomfield-System | |
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CPUs | Phenom II X4 955 BE (3.2 GHz) | Core 2 Duo E8500 (3.16 GHz) Core 2 Quad Q9550 (2.83 GHz) |
Core i5-750 (2.66 GHz) | Core i7-920 (2.66 GHz) |
CPU-Testsetting | - | - | TurboMode: off | HyperThreading: on/off TurboMode: off |
Mainboard | Gigabyte MA770T-UD3P (BIOS F3) | Gigabyte EP45-UD3P Rev. 1.0 (BIOS F8A) | Gigabyte P55-UD3 (BIOS F3) | Gigabyte EX58-UD3R Rev. 1.0 |
Speicher | 4GB OCZ Platinum Low Voltage DDR3/1600 C7 auf DDR3/1333 7-7-7-20 | 4GB OCZ Platinum XTC DDR2/1066 CL5 auf DDR2/1066 5-5-5-18 | 4GB OCZ Platinum Low Voltage DDR3/1600 C7 auf DDR3/1333 7-7-7-20 | 6GB OCZ Platinum Low Voltage DDR3/1600 C7 auf DDR3/1066 7-7-7-20 |
CPU-Kühler | CoolerMaster Hyper TX3 mit 92mm Lüfter | |||
Festplatte | Samsung F1 HD322HJ 320GB | |||
Grafikkarte | Zotac GeForce GTX 295 SinglePCB 2x896MB | |||
Treiber | AMD Catalyst 9.8 nVidia GeForce 190.62 |
Intel 9.1.1.1015 nVidia GeForce 190.62 |
Intel 9.1.1.1015 nVidia GeForce 190.62 |
Intel 9.1.1.1015 nVidia GeForce 190.62 |
Betriebssystem | Windows Vista Ultimate x64 SP2 |
Zum besseren Beleg der CPU-Limitierung bei allen benutzten Benchmarks wurde der Core i5-750 zudem auch noch übertaktet auf 3.8 GHz Takt mitgetestet. Auf diesem Takt – immerhin 42,5 Prozent höher als der default-Takt – lief die CPU immer noch mit maximal 61 Grad Celcius unter Prime. Die Spannung wurde hierbei nur mittelmäßig von 1.136 auf 1.232 Volt erhöht – wir scheinen bei unserem Serien-Modell des Core i5-750 (kein "Engineering Sample") ein wirklich taktfreudiges Exemplar erwischt zu haben, welches mit einer besseren Kühlung sicherlich auch noch die 4-GHz-Grenze erreichen kann.
Zu beachten wäre abschließend, daß wir die beiden Nehalem-basierten Prozessoren durchgehend mit deaktiviertem TurboMode vermessen haben. Dies hängt damit zusammen, daß Benchmarks mit aktiviertem TurboMode deutlich schlechter reproduzierbar sind – hinzu kommt, daß der TurboMode bei jedem PC-System und jedem einzelnen Prozessor anders wirken wird und daher schwer allgemeingültige Aussagen zu erreichen sind. Dies wird womöglich Aufgabe kommender Artikel sein, den Einfluß des TurboModus noch einmal genauer zu beleuchten.
Far Cry 2 ist ein nahezu perfektes Beispiel dafür, wie sehr Timedemo-Benchmarks ohne große CPU-Belastung doch die Realität verfälschen und ein Spiel irrtümlicherweise in die Ecke der Grafikkarten-Limitierung stellen können. Zwar ist der üblicherweise eingesetzte Ranch-Benchmark nicht einmal ein Timedemo, da die Spiel-K.I. auch bei diesem weiterhin mitläuft. Allerdings passieren hierbei keine Aktionen, welche die Spiel-K.I. dazu bewegen, größere Berechnungen auszulösen. Demzufolge schlummert die Spiel-K.I. in diesem Test eher vor sich hin als daß sie wirklich aktiv wird.
Das genaue Gegenteil hierzu ist die "Action Scene", welche gemäß ihres martialischen Namens eine Action-Spielsequenz darstellt, wie sie aber in Far Cry 2 häufiger vorkommt: Der Spieler wird einfach in eine Situation hineingeworfen, wo haufenweise Gegner vorhanden sind und diese auch auf die Spieler-eigenen Aktionen reagieren. In diesem Fall bekommt die Spiel-K.I. dann auch wirklich etwas zu tun: Gegner sichten, in Deckung gehen, Laufwege berechnen sowie zielen und schiessen – und dies alles mal 20, denn ungefähr so viele Computergegner agieren in dieser Spielszene.
Hierbei ergibt sich dann eine explizit hohe CPU-Last – und zwar trotz der eingestellten höchstmöglichen Grafikqualität (Modus "Ultra High"). Getestet wurde unter der Auflösung von 1680x1050 samt Spiel-eigenem anisotropen Filter und 4x Anti-Aliasing. Da das Spiel gerade in dieser "Action Scene" allerdings immer ein wenig anders abläuft, sind relativ viele Benchmark-Durchläufe notwendig, um auf solide Werte zu kommen. Wir haben jeweils drei Rechnerneustarts ausgeführt und nach diesen den Benchmark jeweils 15mal durchlaufen lassen – zusammen sind dies also 45 Einzelwerte, aus denen dann ein Mittelwert gebildet wurde.
Die Ergebnisse dieses Tests ergeben viele interessante Gesprächspunkte: So schneiden Core 2 Quad und Phenom II taktnormiert in etwa genauso gut ab, während der Core i5-750 und der Core i7-920 Prozessor trotz niedrigerer Taktrate klar vor diesen liegen und damit eine deutlich höhere Pro/MHz-Leistung offenbaren (taktnormiert zum Core i5-750 beiderseits ca. +25%). Interessanterweise gewinnt hier der Core i7-920 Prozessor durch HyperThreadind deutlich (+14%) hinzu, wobei dies wohl eher die Ausnahme von der Regel bezüglich des Wirkens von HyperThreading unter Spielen darstellt.
Deutlich ist hingegen der Abfall des DualCore-Modells, welchen vor einem noch schlechteren Ergebnis nur seine recht hohe Taktrate rettet. Sehr beachtbar ist zudem das Resultat des auf 3.8 GHz übertakteten Core i5-750: Bei 43 Prozent höheren CPU-Takt kommen hier noch satte 37 Prozent mehr Performance heraus – und dies alles wie gesagt unter 1680x1050 auf der "Ultra High" Bildqualität samt 4x Anti-Aliasing. Diese hohe Performance wird zwar im konkreten Fall nicht zwingend benötigt, zeigt aber die enorme CPU-Limitierung dieses Benchmarks an.
Der Fussball Manager 09 ist Benchmark-technisch komplettes Neuland – was eigentlich etwas verwunderlich ist, sind doch dieserart Managerspiele nicht nur in Deutschland sehr beliebt und ist genauso auch klar, daß man bei diesen Programmen einen erheblichen Teil der Spielzeit damit zubringt, auf die Fertigstellung von Simulationsberechnungen zu warten. Wir testen hier also nicht den den Matchmodus des Fussball Managers, wo man sich ein Fussballspiel unter 3D-Grafik anschauen kann, sondern rein die Berechnungszeit einer Simulation.
Dankenswerterweise besitzt der Fussball Manager 09 ab genau dieser Spielversion einen Vorsimulationsmodus, wo man also eine festgelegte Zeitspanne ohne Rückfragen des Programms durchsimulieren kann. Dies entspricht prinzipiell durchaus dem normalen Spiel im Fussball Manager 09 – nur daß dieser von Programmrückfragen, den Spieltagen und anderen Aktivitäten unterbrochen wird und sich daher schlecht zum Benchmarken eignet.
Konkret haben wir ein neues Spiel mit 21 simulierten Profi-Liegen nebst 68 zugehöriger Jugendligen eröffnet. Dies ist eine relativ runde Ausstattung, weil man damit alle wichtigen Fussball-Ligen im Spiel hat – und somit auch Zugriff auf deren komplettes Spielermaterial bekommt. Danach haben wir mit dem 1. FC Union Berlin in der dritten Bundesliga exakt ein Jahr vorsimuliert – vom 1. Juni 2008 bis zum 2. Juni 2009. In dieser Zeit haben die spieleigenen Assistenten alle Entscheidungen beim eigenen Verein getroffen und natürlich auch bei den sowieso durch den Computer gesteuerten Vereinen. Es ist also keinerlei Benutzereingriff notwendig gewesen, man musste einfach nur das Ergebnis des Simulationsmodus abwarten bzw. die dafür verstrichene Zeit stoppen.
Anzumerken wäre noch, daß wir das Spiel nur in der Auflösung von 1280x1024 getestet haben, da im Simulationsmodus ja keinerlei Grafik zu berechnen war und somit andere Auflösungen auch keine anderen Ergebnisse erbringen konnten. Irgendwelche Grafikeinstellungen im Spiel sind hierbei ebenfalls nicht relevant, diese betreffen sowieso nur den Matchmodus. Es wurden drei Durchläufe des Simulationsmodus nach jeweils einem Spiel-Neustart vorgenommen und aus diesen Ergebnissen dann ein Mittelwert gebildet (in diesem Fall reichen tatsächlich wenige Duchläufe, da die Ergebnisse nahezu perfekt reproduzierbar sind) . Zu beachten wäre bei den nachfolgenden Zahlen noch, daß es sich hierbei um Zeitangaben handelt – kleinere Werte sind ergo besser.
Ausnahmsweise haben wir in diesem Benchmark den Core i7-920 Prozessor ausschließlich ohne HyperThreading laufen lassen. Mit HyperThreading stürzt das Spiel erstaunlicherweise (und HyperThreading ist nun ja keine besonders neue Technologie mehr, zudem läuft der Fussball Manager 09 üblicherweise nur auf einem einzigen Thread) sofort ab, so daß wir diesbezüglich gar keine Wahl hatten.
Neue Benchmarks sind immer einmal für Überraschungen gut – wie in diesem Fall eindrucksvoll zu sehen: Der Fussball Manager 09 outet sich hierbei erst einmal als auf SingleCore-Prozessoren optimiertes Spiel – und gleichzeitig vollkommen unoptimiert für neuere Prozessorenarchitekturen wie den Phenom II oder die Nehalem-Riege. Somit gewinnt diesen Benchmark ausgerechnet das kleinste Modell von allen – der Core 2 Duo E8500 – aufgrund seiner Taktrate von 3.16 GHz (und dies obwohl der benutzte Phenom II sogar etwas mehr Takt hat).
Diese Ergebnisse hängen natürlich in dieser Ausprägung maßgeblich an den Programmierern dieses Spiels – wenn sich jene nicht bei der jedes Jahr neu erscheinenden Spielversion um jedes mal neue, teil mit hoher Einarbeitungszeit verbundene Programmoberflächen kümmern würden, sondern auch einmal unter der Haube aufräumen würden, wäre das Ergebnis sicherlich anders. Aber so kann der Test zum Fussball Manager 09 nur als gutes Negativbeispiel dafür angesehen werden, was passiert, wenn man programmiertechnisch uralte Engines für aktuelle Spiele benutzt. Und es steht durchaus zu vermuten, daß der Fussball Manager 09 hier nicht allein dasteht, sondern daß noch so einiges an ähnlichen Uralt-Engines mit reichlich Optimierungsbedarf in Benutzung ist.
Daß der Benchmark in der Tat von einer guten CPU-Performance fast linear profitieren kann, zeigt sich somit nur beim Vergleich des Core i5-750 auf default-Taktraten mit dem auf 3.8 GHz übertaketen Modell: Hier stehen 43 Prozent mehr Taktrate eine Berechnungszeitverkürzung von wiederum 37 Prozent gegenüber, ein erneut erstklassiges Ergebnis für diesen Übertaktungsversuch.
GTA IV ist sicherlich das Spiel, wo man aktuell am meisten an Mehrperformance benötigen könnte – je nach Einstellung kann man mit diesem Spiel auch die beste heutzutage verfügbare Hardware an den Rand der Unspielbarkeit führen. Dabei hat sich inzwischen herausgestellt, daß die Anforderungen des Spiels an die Grafikkarte zumeist nicht ausgesprochen hoch sind – allein besonders viel Grafikkartenspeicher belohnt das Spiel durch wenige bis gar keine Nachladeruckler mehr.
Dafür aber sind insbesondere auf hohen Einstellungen (maximierte Sichtweite) die Anforderungen an die CPU enorm – nicht nur, daß sich hierbei deutliche Unterschiede zwischen diversen CPUs zeigen, auch liegt die Framerate auf maximierten Settings noch lange nicht hoch genug für einen absolut sorgenfreien Genuß des Spiels. GTA IV ist – wenn man es richtig anfängt – derzeit wohl der idealste CPU-Benchmark im Spielebereich.
Wir testen GTA IV auf der Auflösung von 1680x1050 jeweils mit maximalen Bildqualitätsoptionen samt maximierter Sichtweite und des Spiel-eigenen anisotropen Filters (Anti-Aliasing beherrscht das Spiel leider nicht). Als Benchmark haben wir die von der PCGH [13] gefundene Sequenz gewählt. Jene Testsequenz zeigt einen kleinen Spaziergang über eine offene Promenade samt Sonnenuntergang, welches sowohl CPU als auch Grafikkarte stark fordert. Auch gemäß unserer Erfahrung ist diese Spielszene durchaus repräsentativ für die eher langsameren Stellen in GTA IV.
Den Benchmark haben wir dann exakt so durchgeführt, wie bei der PCGH [13] beschrieben. Da dieser GTA IV Benchmark teilweise schwankende Ergebnisse ausgibt, waren auch hier recht viele Benchmark-Durchläufe notwendig, um auf solide Werte zu kommen: Wir haben jeweils drei Rechnerneustarts ausgeführt und nach diesen den Benchmark jeweils 5mal durchlaufen lassen – zusammen sind dies also 15 Einzelwerte, aus denen dann ein Mittelwert gebildet wurde.
Ausnahmsweise haben wir auch in diesem Benchmark den Core i7-920 Prozessor ausschließlich ohne HyperThreading laufen lassen, da sich bei diesem bei Aktivierung von HyperThreading geradezu extrem schwankende Benchmark-Werte ergaben. Diese traten allerdings nicht innerhalb von mehreren Durchläufen zutage, sondern erst nach einem Reboot – dann aber war der Effekt gewaltig, die Frameraten schwankten zwischen 20 und 40 fps. Als sich daran das HyperThreading als schuldig erwies, blieb uns gar nichts anderes übrig, als diesen Benchmark nur ohne HyperThreading zu absolvieren.
GTA IV zeigt ein dem Test unter Far Cry 2 ziemlich ähnliches Ergebnis: So liefern Core i5-750 und Core i7-920 (ohne HyperThreading) das fast identische Ergebnis ab und laufen beide trotz niedrigerem Takt wieder klar vor dem Core 2 Quad Q9550 und dem Phenom II X4 955 BE ins Ziel. Auch kommen hier wieder die beiden letztgenannten Prozessoren auf eine ähnliche Pro/MHz-Leistung – wenngleich unter GTA IV mit leichten Vorteile für den AMD-Prozessor, was dann gemäß der absolut höheren Taktrate auch in deutlich schnelleren absoluten Performancewerten zugunsten des AMD-Modells resultiert.
Dafür fällt allerdings das DualCore-Modell Core 2 Duo E8500 noch weiter zurück – der Core 2 Quad hat hier taktnormiert eine um ca. 65 Prozent höhere Pro/MHz-Leistung, was eine ziemlich gute Ausnutzung der zwei weiteren Rechenkerne darstellt. Zudem gehen auch die absoluten Frameraten des Core 2 Duo E8500 schon ziemlich nach unten – für GTA IV empfiehlt sich nicht nur laut diesen Benchmarks generell ein QuadCore-Prozessor.
Etwas geringer als bei den beiden vorhergehenden Tests fällt hier die Skalierung zwischen Core i5-750 auf Normaltakt und dem auf 3.8 GHz übertaktetem Zustand aus: 43 Prozent höherem CPU-Takt stehen hier "nur" 26 Prozent mehr Performance gegenüber. Auf übertaktetem Zustand werden hier wohl schon so hohe Frameraten erzeugt, daß das Spiel dann teilweise in eine Grafikkarten-Limitierung umkippt.
Leider sind es aus Zeitgründen nicht mehr Benchmarks geworden – das Erschließen von passenden Benchmarks wie auch die Durchführung der Benchmarks selber verschlingt nun einmal bei der von uns angesetzten Methode jede Menge Zeit, die wir allerdings für diesen Artikel nicht zur Verfügung hatten. Dafür haben wir es uns aber im Gegenzug auch gespart, einen Haufen an zumeist nichtssagender Zahlen zu produzieren, sondern können sagen, daß jeder einzelne der von uns zur Verfügung gestellten Benchmark-Zahlen eine hohe Aussagekraft beinhaltet.
So steht Far Cry als Beispiel für eine ganze Reihe an normalerweise Grafikkarten-limitierten Benchmarks, welche aber in Situationen mit vielen Gegner in eine CPU-Limitierung umschlagen. Ein solches Verhalten ist bei einigen Shooter-Spielen zu finden – ganz besonders im Multiplayer-Modus kann es ganz schnell mal zu einer CPU-Limitierung kommen (selbst wenn dort keine K.I. berechnet werden muß). Ebenfalls in diese Riege fallen MMOs wie World of WarCraft oder EVE Online, welche genauso bei hohem Gegner- oder/und Spieleraufkommen regelmäßig in eine heftige CPU-Limitierung umschlagen.
Der Fussball Manager 09 steht hingegen als Beispiel für rundenbasierte Simulationsspiele wie Civilization und ähnliche, wo die Grafikberechnung meist nur der eine Teil der Angelegenheit ist, die im Hintergrund oder am Rundenende laufenden Simulations-Berechnungen dagegen den anderen Teil. Hier ergibt sich durch die Art der Berechnung – teilweise ganz ohne Grafikdarstellung – natürlich immer ein eindeutiges CPU-Limit. Gerade die Performanceanforderungen solcherart von Spielen sind bislang noch so gut wie überhaupt noch nicht beachtet worden.
Und letztlich ist GTA IV – schon allein für sich enorm bedeutet – ein sehr gutes Beispiel für Open-World-Spiele, wo also zugunsten einer möglichst lebendigen Welt haufenweise für das eigentliche Spiel nicht bedeutende Dinge nebenbei her passieren. In GTA IV fahren hierzu NPCs durch die Gegend, gibt es eine Wetter- und Sonnenberechnung und vieles weitere mehr. All dies verlangt in aller Regel enorm an CPU-Leistung und kann selbst in einem Spiel mit ansonsten hervorragender Optik zu einer weitestgehenden CPU-Limitierung führen.
Und wie gesagt wurde dies alles auf absolut realistischen Bildqualitäts-Settings erreicht – nirgendwo musste hierfür die Bildqualität abgesenkt oder aber Anti-Aliasing deaktiviert werden. Der von uns ausgemessenen Vorteil kommt also auch wirklich (eine gute Grafikkarte vorausgesetzt) 1:1 beim Gamer an – diese Benchmarks sind keine Aufzeigung von theoretischen Möglichkeiten, sondern von absolut praktischen Auswirkungen.
Jedoch gibt es natürlich auch genügend andere Benchmarks, welche sich selbst nach intensiver Suche einer CPU-Limitierung verweigern. Als ein Beispiel sei hierbei Crysis genannt, welches wir durch das Heraussuchen einer speziellen Szene sogar schon so weit hatten, bis auf 1680x1050 mit der "High Quality", jedoch ohne Anti-Aliasing, einwandfrei CPU-limitiert zu sein. Mit Anti-Aliasing änderte sich dieses allerdings wieder – und da in der entsprechenden Szene auch noch genügend Luft für Anti-Aliasing war, haben wir diese Benchmarks erst einmal herausgelassen.
Und dies ist nur ein Beispiel – es gibt wie gesagt jede Menge anderer Spiele, welche sich kaum einmal von ihrer grundsätzlichen Grafikkarten-Limitierung trennen. Derzeit läßt sich dies nur grob schätzen, aber sicherlich die Hälfte aller Spiele ist auf heutzutage üblichen Auflösungen und samt Anti-Aliasing fast durchgehend Grafikkarten-limitiert und scheidet damit als echtes Betätigungsfeld hochmoderner CPUs aus. Weitere 30 Prozent aller Spiele dürften je nach Situation Grafikkarten- oder CPU-limitiert sein und nur gute 20 Prozent sind dann durchgehend CPU-limitiert (Prozentwerte alles grobe Schätzungen).
Dies bedeutet zwar, daß eine schnelle CPU unter heutigen Spielen etwas weniger wichtig ist als eine schnelle Grafikkarte – aber auch, daß wenn man rundherum glücklich sein will, die schnelle CPU genauso auch mit dazugehört. Es bestätigt sich hier die alte Faustregel, daß ein PC-System immer ausgewogen aufgebaut sein sollte. Für diesen Fall umformuliert bedeutet dies: Zu einer Grafikkarte des Performance- oder HighEnd-Segments gehört auch eine entsprechend leistungsfähige CPU, ansonsten sieht man halt in einem gewissen Teil der Spiele komplett hinterher.
Nachdem dieser Punkt geklärt ist, wollen wir natürlich noch speziell auf den Core i5-750 als dem heutigen Testkandidaten sowie den Lynnfield-Core allgemein eingehen. Wie zu erwarten war, liegt das Performance-Profil des Core i5-750 Prozessors sehr nahe dem des mit gleichen Takt laufenden Core i7-920 Prozessors – die festgestellten Abweichungen erklären sich primär durch das HyperThreading des letztgenannten Prozessors. Jenes HyperThreading kann dabei durchaus auch schon mal für einen guten Performancegewinn auch unter Spielen sorgen (Far Cry 2), in anderen Titeln ergeben sich aber auch teilweise extrem Framerateneinbrüche mit HyperThreading (GTA IV).
Daneben ergibt sich taktnormiert ein Unterschied zur Core 2 Quad Architektur von runden 30 Prozent, den völlig abweichenden Wert im Fussball Manager 09 einmal beiseitegelassen. Zum Phenom II schwankt der Unterschied taktnormiert ebenfalls um die 30 Prozent, so daß auch hier der Core i5-750 letztlich klar vorn zu sehen, trotz dessen nominell nur mittelprächtiger Taktrate.
Damit bringt der Core i5-750 im Endeffekt die vollständige Nehalem-Performance, welche bisher HighEnd-Gefilden vorbehalten war, ins Mainstream-Segment. Gegenüber in etwa gleichpreisigen Core 2 Quad und dem Phenom II Prozessoren bietet der Core i5-750 die klar bessere Performance, gegenüber den in etwa gleich schnellen Bloomfield-Prozessoren (Core i7-9xx) den klar besseren Plattformpreis. Intel scheint mit dem Core i5-750 alles richtig gemacht zu haben – nicht einmal das Fehlen von HyperThreading ist als Nachteil zu werten, da dieses im Spielealltag wie gesagt zumeist einen eher zweifelhaften Nutzen hat.
Prozessor | Mainboard | Speicher | Gesamtpreis | |
---|---|---|---|---|
Core i5-750 (2.66 GHz) | 199$ Listenpreis ca. 170 Euro |
P55-Mainboard ca. 110 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 350 Euro |
Core 2 Quad Q9550 (2.83 GHz) | 266$ Listenpreis ca. 190 Euro |
P45-Mainboard ca. 80 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR2/1066 ca. 55 Euro |
ca. 325 Euro |
Phenom II X4 955 BE (3.2 GHz) | 245$ Listenpreis ca. 160 Euro |
770-Mainboard ca. 70 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 300 Euro |
Phenom II X4 965 BE (3.4 GHz) | 245$ Listenpreis ca. 205 Euro |
770-Mainboard ca. 70 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 345 Euro |
Etwas differierend sieht es dagegen bei den höherwertigen Lynnfield-Prozessoren aus, dem Core i7-860 mit 2.8 GHz Takt und dem Core i7-870 mit 2.93 GHz Takt. Beide haben dem Core i5-750 das HyperThreading-Feature voraus, sind aber ansonsten die selben identischen Lynnfield-Cores. Interessant scheint hier insbesondere das Modell Core i7-860, da es für denselben Plattformpreis von Seiten des Core 2 Quad und sogar der Bloomfield-basierten Core i7 Prozessoren nur bezüglich der Performance langsamere Modelle zu kaufen gibt:
Prozessor | Mainboard | Speicher | Gesamtpreis | |
---|---|---|---|---|
Core i7-860 (2.8 GHz) | 285$ Listenpreis ca. 240 Euro |
P55-Mainboard ca. 110 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 420 Euro |
Core i7-920 (2.66 GHz) | 284$ Listenpreis ca. 235 Euro |
X58-Mainboard ca. 170 Euro |
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066 ca. 105 Euro |
ca. 510 Euro |
Core 2 Quad Q9650 (3.0 GHz) | 316$ Listenpreis ca. 270 Euro |
P45-Mainboard ca. 80 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR2/1066 ca. 55 Euro |
ca. 405 Euro |
Negativ geht die Sache allerdings für den derzeit schnellsten Lynnfield aus, den Core i7-870. Dessen hoher Listenpreis von immerhin 555 Dollar scheint der Taktrate von nur 2.93 GHz (nur 133 MHz schneller als der Core i7-860) nicht wirklich angepasst, so daß hier das Preis/Leistungsverhältnis (wie aber so oft an der Leistungspitze) nicht mehr stimmt. Allerdings haben in diesem Preisfeld Core 2 Quad und Phenom II nichts mehr mitzureden – es bleibt als einzig verbliebener Wettbewerber der Bloomfield-basierte Core i7, welcher aber auch gleich noch einmal etwas mehr kostet. Hier sind aufgrund des Preis- und Performanceunterschieds letztlich beide Lösungen gangbar:
Prozessor | Mainboard | Speicher | Gesamtpreis | |
---|---|---|---|---|
Core i7-870 (2.93 GHz) | 555$ Listenpreis ca. 470 Euro |
P55-Mainboard ca. 110 Euro |
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333 ca. 70 Euro |
ca. 650 Euro |
Core i7-950 (3.06 GHz) | 562$ Listenpreis ca. 475 Euro |
X58-Mainboard ca. 170 Euro |
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066 ca. 105 Euro |
ca. 750 Euro |
In der Summe setzen speziell Core i5-750 und Core i7-860 auf Lynnfield-Basis in ihrem Preisbereich jeweils klare neue Bestmarken bezüglich des Preis/Leistungsverhältnisses und sind für Neukäufer faktisch uneingeschränkt zu empfehlen. Intel hat ergo mit dem Lynnfield-Core ein gutes Werk getan, nun wird die Performance der Nehalem-Prozessorenarchitektur erstmals auch für einen größeren Teil des Marktes nutzbar.
Allerdings ist der Lynnfield nun auch wieder nicht so viel schneller, als daß man jetzt sofort ein gutklassiges Core 2 Quad oder Phenom II System verschrotten müsste. Insbesondere wenn sich die DualCore- und QuadCore-Programmierung endlich einmal wirklich breitflächig durchsetzt, kann man auch mit einem dieser "alternativen" QuadCore-Modelle sicherlich auch noch eine ganze Weile sehr gut auskommen. Langfristig scheinen die Lynnfield-Modelle aber als die bessere Wahl, schließlich wird es bei diesen wohl auch noch Nachschub in Form höherer Taktfrequenzen geben – wahrscheinlich sogar verbunden mit einer kleineren Fertigungsgröße (32nm).
Dagegen ist es beim Core 2 Quad nichts mehr an schnellen Taktfrequenzen oder Preissenkungen zu erwarten, Intel wird diese Prozessoren auf dem aktuell hohen Preis belassen und damit sozusagen selbstätig aus dem Markt nehmen. Bei AMD sind hingegen weitere bedeutende Taktstufen auf dem aktuellen 45nm K10-Kern kaum noch anzunehmen – und bislang gibt es seitens AMD keine Pläne, die aktuelle Prozessorenarchitektur noch auf 32nm umzulegen, dieser Schritt ist erst für die 2011 anstehende neue "Bulldozer"-Prozessorenarchitektur geplant.
Insofern ist Intel beim Lynnfield-Core in der (für Intel) seltenen Situation, die wahrscheinlich derzeit zukunftssicherste System anzubieten. Dies gilt natürlich bei Intel immer unter Vorbehalt, der Hersteller hat eine lange Historie von eigentlich unnötigen Imkompatibilitäten, welche dann doch wieder einen Plattformwechsel nötig machten. Aber eigentlich ist der Lynnfield-Core als so gut einzuschätzen, daß man darüber problemlos hinwegsehen kann – wie gesagt gilt für Neukäufer eine uneingeschränkte Empfehlung zugunsten von Core i5-750 und Core i7-860.
Verweise:
[1] https://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] https://www.3dcenter.org/users/technickel
[3] https://www.3dcenter.org/artikel/zum-launch-der-nehalem-architektur
[4] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=464642
[5] http://www.3dcenter.org/artikel/intel-core-i5-750-lynnfield-review
[6] http://www.3dcenter.org/artikel/intel-core-i5-750-lynnfield-review/cpu-performance-unter-spielen
[7] https://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/far-cry-2-pic.jpg
[8] https://www.3dcenter.org/abbildung/far-cry-2-screenshot
[9] http://www.3dcenter.org/artikel/intel-core-i5-750-lynnfield-review/benchmarks-far-cry-2
[10] https://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/fm-09-pic.jpg
[11] https://www.3dcenter.org/abbildung/fussball-manager-09-screenshot
[12] http://www.3dcenter.org/artikel/intel-core-i5-750-lynnfield-review/benchmarks-fussball-manager-09
[13] http://extreme.pcgameshardware.de/benchmarks/124-faq-so-bencht-pcgh-spiele-how-benches-inside-2.html#post993790
[14] https://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/gta-4-pic.jpg
[15] https://www.3dcenter.org/abbildung/gta-iv-screenshot
[16] http://www.3dcenter.org/artikel/intel-core-i5-750-lynnfield-review/benchmarks-gta-iv
[17] http://www.3dcenter.org/artikel/intel-core-i5-750-lynnfield-review/bewertung-fazit