Intel Core i5-750 (Lynnfield) Review

Dienstag, 8. September 2009
 / von Leonidas & TechNickel
 

Lange hat es gedauert, bis Intel endlich einmal seine Nehalem-Prozessorenarchitektur erweitert – schließlich wurde diese schon im November 2008 vorgestellt. Schon seinerzeit war jedoch klar, daß der originale Nehalem-Prozessor in Form des Bloomfield-Cores samt dem X58-Chipsatz immer ein auf das HighEnd-Segment beschränktes Angebot bleiben wird und es für LowCost- und Mainstream-Segment extra Angebote auf Basis einer anderen Plattform geben wird. Heute nun wird der erste Teil hiervon in Form des Lynnfield-Cores und des P55 Mainboard-Chipsatzes offiziell vorgestellt.

Dabei ist der Prozessor selber nur zum gewissen Teil ein Mainstream-Angebot, reichen die Preise für Lynnfield-CPUs schließlich von 199 bis immerhin 555 Dollar Listenpreis. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Bloomfield (Core i7-9xx) ist aber der ebenfalls neue P55 Mainboard-Chipsatz, welcher deutlich günstigere Mainboards sowie auch wieder die Benutzung von DualChannel-Speicherkits anstatt von TripleChannel-Speicherkits ermöglicht und somit maßgeblich dazu beiträgt, daß die Plattform-Kosten bei Lynnfield-CPUs klar geringer ausfallen als bei Bloomfield-CPUs. Erst in Kombination beider Neuvorstellungen ergibt sich dann der wirkliche Preisvorteil gegenüber dem bisherigen Nehalem-Angebot auf Bloomfield-Basis.

Dabei muß man allerdings erstaunlich wenig Abstriche bei der Performance machen: Normalerweise legen die Hersteller zwischen explizite HighEnd- und explizite Mainstream-Angebote zumeist einen größeren Hardware-Unterschied (gerade im Grafikchip-Bereich ist dies vollkommen normal), hier trifft dies jedoch nicht zu. Der neue Lynnfield-Core ist gegenüber dem bisherigen Bloomfield-Core kaum verändert – und in eigenen Bereichen sogar moderner: So gibt es weiterhin vier Rechenkerne samt HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Core und 8 MB Level3-Cache insgesamt oben drauf, die interne Mikroarchitektur beider Nehalem-basierter Prozessoren ist zudem dieselbe.

Bloomfield Lynnfield
Fertigung 731 Millionen Transistoren in 45nm, 275mm² Die-Fläche 774 Millionen Transistoren in 45nm, 296mm² Die-Fläche
Technik Nehalem-Architektur, QuadCore, HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Core, 8 MB Level3-Cache Nehalem-Architektur, QuadCore, HyperThreading (nicht beim Core i5-750), 256 kByte Level2-Cache pro Core, 8 MB Level3-Cache
Taktfrequenzen 2.66 bis 3.33 GHz 2.66 bis 2.93 GHz
TDP 130W 95W
TurboMode maximal zwei Taktstufen à 133 MHz, limitiert durch die TDP maximal fünf Taktstufen à 133 MHz, limitiert durch die TDP
Intel VT ja ja
Speicherinterface integriertes TripleChannel-Interface bis zu DDR3/1066 integriertes DualChannel-Interface bis zu DDR3/1333
Anbindung Chipsatz QPI, 19,2 bis 25,6 GB/sec DMI, 2 GB/sec
Anbindung Grafik über den Chipsatz integriertes PCI Express 2.0 Interfaces, 1x16 oder 2x8 PCI Express Lanes
Plattform Sockel 1366, Intel X58 Chipsatz Sockel 1156, Intel P55 Chipsatz
Modelle und Listenpreise Core i7-975 XE: 3.33 GHz (999$)
Core i7-965 XE: 3.2 GHz (ausgelaufen)
Core i7-950: 3.06 GHz (562$)
Core i7-940: 2.93 GHz (ausgelaufen)
Core i7-920: 2.66 GHz (284$)
Core i7-870: 2.93 GHz (555$)
Core i7-860: 2.8 GHz (285$)
Core i5-750: 2.66 GHz (199$)

Etwas kleiner ist der Lynnfield-Core beim integrierten Speicherinterface, da dieser "nur" über ein DualChannel-Interface verfügt und der Bloomfield-Core der bekannten Core i7-9xx Prozessoren über ein TripleChannel-Interface. Allerdings kann der Lynnfield sein Speicherinterface offiziell mit DDR3/1333 ansprechen, während Intel den Bloomfield nach wie vor offiziell nur mit DDR3/1066 freigibt. Hier könnte man in der Summe einen gewissen Performancevorteil des Bloomfield-Cores durch die höhere Speicherbandbreite (17 GB/sec zu 21 GB/sec) vermuten, allerdings ergibt die Praxis doch nur recht selten einen Vorteil zugunsten des Bloomfields.

Auf der Haben-Seite steht beim Lynnfield-Core dagegen ein direkt in die CPU integriertes PCI Express 2.0 Interfaces, welches wahlweise 1x16 oder 2x8 PCI Express Lanes zur Verfügung stellt. Durch die direkte Integration dieses Interfaces in die CPU kann der Lynnfield-Core bei Grafikkarten-relevanten Anwendungen unter Umständen etwas schneller sein – um wieviel schneller, wird sich aber anscheinend nie explizit bestimmen lassen, da es kaum eine Möglichkeit gibt, eine Lynnfield-CPU mit deaktiviertem PCI Express Interface zu betreiben (und somit allein nur dieses Feature zu testen). Hier wird man aus "normalen" Lynnfield- vs. Bloomfield-Benchmarks interpretieren müssen, wieviel nun dem integrierten PCI Express Interface zuzuschreiben ist.

Desweiteren verfügt der Lynnfield-Core über den ausgefeilteren TurboMode gegenüber dem Bloomfield-Core. Letzterer bot mittels des TurboModes noch eine maximale Übertaktung von zwei Taktstufen à 133 MHz an – beim Lynnfield-Core sind es nun maximal fünf Taktstufen á 133 MHz. Damit wird unserer Meinung nach der TurboMode erstmals richtig interessant, denn die maximal möglichen 266 MHz Zugewinn beim Bloomfield sind eigentlich nicht der Rede wert, während die maximal möglichen 666 MHz Zugewinn beim Lynnfield da schon eher interessant sind. Allerdings sind diese maximal möglichen fünf Taktstufen beim TurboMode des Lynnfield-Cores keineswegs durchgängig verfügbar, sondern je nach Lynnfield-Modell und benutzter Anzahl an Rechenkernen ergeben sich ganz unterschiedliche Situationen:

Core i7 9xx Core i7 870 Core i7 860 Core i7 750
1 Kern + 266 MHz + 666 MHz + 666 MHz + 533 MHz
2 Kerne + 266 MHz + 533 MHz + 533 MHz + 533 MHz
3 Kerne + 133 MHz + 266 MHz + 133 MHz + 133 MHz
4 Kerne + 133 MHz + 266 MHz + 133 MHz + 133 MHz

Zudem gilt: Der TurboMode begrenzt sich immer automatisch an der Prozessor-TDP, womit der reale Zugewinn je nach Prozessor-Einzelstück und je nach Systemumgebung (Raumtemperatur & Kühlung) durchaus extrem unterschiedlich ausfallen kann. Hinzu kommt, daß gerade bei Windows XP und Vista der Thread-Scheduler des Betriebssystems oftmals mehr Rechenkerne belastet als wirklich benötigt werden – und der TurboMode kann schließlich nur dann gut funktionieren, wenn einzelne Rechenkerne komplett ohne Last sind und daher in den Sleep-Modus geschickt werden (weil erst dann der Stromverbrauch deutlich sinkt, womit sich die Reserven für den TurboMode ergeben). Der Praxisgewinn des TurboMode ist daher klar geringer einzuschätzen als obige Zahlen vermuten lassen, wenngleich diesbezüglich der Lynnfield-Core immer noch besser aufgestellt ist als der Bloomfield-Core.

Weiterhin erwähnenswert im Vergleich zwischen Lynnfield und Bloomfield wäre die trotz nahezu identischer Hardware-Power (und sogar etwas mehr Transistoren und größerer Die-Fläche beim Lynnfield) geringere TDP von nun nur noch 95 Watt beim Lynnfield-Core gegenüber den 130 Watt des Bloomfield-Cores. Dies ist umso beachtenswerter, als daß beide Prozessoren in derselben 45nm-Fertigung hergestellt werden und der Lynnfield-Core sogar weiterhin intern das stromfressende QPI zur Anbindung von Speichercontroller und PCI Express Interface benutzt. Intel hat hier also innerhalb eines Jahres Mittel und Wege gefunden, den Stromverbrauch der Nehalem-Prozessorenarchitektur trotz gleicher Fertigungsgröße maßgeblich zu zügeln.

Und dies kommt letztlich auch dem Plattform-Preis zu gute, denn Mainboards für CPUs mit 130 Watt TDP kosten naturgemäß mehr als Mainboards für CPUs mit 95 Watt TDP. Überhaupt ist der größte technische Unterschied zwischen Lynnfield und Bloomfield im eigentlichen bei den Mainboards zu suchen. Der Bloomfield kommt im Sockel 1366 daher und funktioniert nur auf den (vergleichsweise teuren) X58-Mainboards und auch nur mit TripleChannel-Speicherkits, was insgesamt den Plattform-Preis doch erheblich nach oben treibt. Der Lynnfield-Core bietet hier deutliche Vorteile: Er kommt im Sockel 1156 für den P55-Chipsatz und verlangt nur nach DualChannel-Speicherkits.

Neben dem günstigeren Speicherpreis dürften insbesondere die P55-Mainboards klar günstiger ausfallen als bislang die X58-Boards. Zudem wird es für den Sockel 1156 zukünftig auch noch andere Intel-Chipsätze und womöglich sogar Mainboard-Chipsätze anderer Anbieter geben, womit die Boardpreise perspektivisch sogar noch erheblich sinken könnten. Selbiges ist beim X58-Chipsatz für den Bloomfield-Core dagegen nicht zu erwarten, da es dort keinen Wettbewerb in Form anderer Chipsatz-Angebote gibt. Damit ist auch der Vergleich der Listenpreise zwischen den Bloomfield- und den Lynnfield-Modellen wenig zielführend, da der eigentliche Preisunterschied bei Mainboard und Speicher liegt (nachfolgend wurde bei den Lynnfield-Straßenpreisen von den Listenpreisen ausgehend interpoliert, da die aktuellen Vorlaunch-Straßenpreise offensichtlich noch klar zu hoch angesetzt sind):

Prozessor Mainboard Speicher Gesamtpreis
Core i5-750 (2.66 GHz) 199$ Listenpreis
ca. 170 Euro
P55-Mainboard
ca. 110 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 350 Euro
Core i7-860 (2.8 GHz) 285$ Listenpreis
ca. 240 Euro
P55-Mainboard
ca. 110 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 420 Euro
Core i7-870 (2.93 GHz) 555$ Listenpreis
ca. 470 Euro
P55-Mainboard
ca. 110 Euro
4GB DualChannel-Kit DDR3/1333
ca. 70 Euro
ca. 650 Euro
Core i7-920 (2.66 GHz) 284$ Listenpreis
ca. 235 Euro
X58-Mainboard
ca. 170 Euro
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066
ca. 105 Euro
ca. 510 Euro
Core i7-950 (3.06 GHz) 562$ Listenpreis
ca. 475 Euro
X58-Mainboard
ca. 170 Euro
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066
ca. 105 Euro
ca. 750 Euro
Core i7-975 XE (3.33 GHz) 999$ Listenpreis
ca. 845 Euro
X58-Mainboard
ca. 170 Euro
6GB TripleChannel-Kit DDR3/1066
ca. 105 Euro
ca. 1120 Euro

Wie zu sehen, kommen trotz nahezu identischer Listenpreise doch erheblich andere Plattform-Preise zwischen Bloomfield und Lynnfield zustande. Hier liegt wie gesagt der Hauptpunkt der Lynnfield-Prozessoren: Diese bringen die Nehalem-Prozessorenarchitektur auf ein allgemein bezahlbares Niveau und machen das System insgesamt einfacher, preisgünstiger und verlustleistungsärmer. Mehr Performance gegenüber den Bloomfield-Prozessoren kann und wird es dagegen nicht geben: Dazu fehlt den Lynnfield-Modellen zum einen die Taktrate und zum anderen ist dies auch überhaupt nicht das Ziel dieser Prozessoren und der dazugehörigen Plattform. Es geht beim Lynnfield-Core und der dazugehörigen Plattform nicht um neue Performance-Rekorde, sondern darum, die Nehalem-Prozessorenarchitektur endlich in den Massenmarkt zu bringen.