Mit dem gestrigen Dienstag hat AMD seine Llano-Prozessorenarchitektur etwas überraschend vorgestellt – wenngleich es eigentlich kein echter Launch war, denn zu einigen Details hält sich AMD weiterhin ziemlich bedeckt und es wurden zudem "nur" die Llano-Modelle für das Mobile-Segment offiziell in den Markt entlassen. Nichtsdestotrotz gibt es inzwischen genügend Informationen und Benchmarks, um passabel Llano einschätzen zu können – sowohl für das Mobile- als auch das Desktop-Segment.
Grob betrachtet stellt Llano dabei eine klare Fortentwicklung der bekannten K10-Architektur des originalen Phenom-Prozessors vor, außer einer Verdopplung des Level1-Caches (nunmehr 1 MB pro Rechenkern) und dem generellen Weglassen eines Level3-Caches gibt es CPU-seitig keine wichtigen Neuerungen zu berichten. AMD behauptet zwar, durch interne Verbesserungen die IPC-Performance um 6 Prozent gesteigert zu haben, aber dies macht das Kraut auch nicht mehr fett – und vor allem befördert es Llano nicht in andere Performance-Sphären als Athlon II und Phenom II.
Technik | Fertigung | |
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AMD Athlon II X2 (Regor) | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache je Kern, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1066, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE 4a, keine integrierte Grafik, Sockel AM3, 8er Chipsatz-Serie | 234 Millionen Transsitoren in 45nm auf 117,5mm² Die-Fläche |
AMD Athlon II X4 (Propus) | 4 Rechenkerne, 512 kByte Level2-Cache je Kern, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE 4a, keine integrierte Grafik, Sockel AM3, 8er Chipsatz-Serie | 300 Millionen Transsitoren in 45nm auf 169mm² Die-Fläche |
AMD Phenom II X4 (Deneb) | 4 Rechenkerne, 512 kByte Level2-Cache je Kern, 6 MB shared Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE 4a, keine integrierte Grafik, Sockel AM3, 8er Chipsatz-Serie | 758 Millionen Transsitoren in 45nm auf 258mm² Die-Fläche |
AMD Llano 2C | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache je Kern, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1866, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE4a, integrierte AMD-Grafik mit 160 VLIW5 Shader-Einheiten, Sockel FM1, 70er Chipsätze | 758 Millionen Transistoren in 32nm |
AMD Llano 4C | 4 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache je Kern, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1866, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE4a, integrierte AMD-Grafik mit 400 VLIW5 Shader-Einheiten, Sockel FM1, 70er Chipsätze | 1450 Millionen Transistoren in 32nm auf 228mm² Die-Fläche |
Sandy Bridge 2C+GT1 | 2 Rechenkerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 4 MB shared Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE 4.2 & AVX, integriertes Intel-Grafik mit 6 Shader-Einheiten, Sockel 1155, 6er Chipsatz-Serie | 504 Millionen Transistoren in 32nm auf 131mm² Die-Fläche |
Sandy Bridge 2C+GT2 | 2 Rechenkerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 4 MB shared Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE 4.2 & AVX, integriertes Intel-Grafik mit 12 Shader-Einheiten, Sockel 1155, 6er Chipsatz-Serie | 624 Millionen Transistoren in 32nm auf 149mm² Die-Fläche |
Sandy Bridge 4C | 4 Rechenkerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 8 MB shared Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, CPU-Befehlssatzerweiterungen bis SSE 4.2 & AVX, integriertes Intel-Grafik mit 12 Shader-Einheiten, Sockel 1155, 6er Chipsatz-Serie | 995 Millionen Transistoren in 32nm auf 216mm² Die-Fläche |
Mit der direkten Verwandschaft zu diesen CPUs übernimmt Llano leider auch ein paar deren kleiner Nachteile: Denn weiterhin fehlen SSE 4.1 und 4.2 (unterstützt wird nur das originale SSE4 in der AMD-Variante SSE4a), sowie die neuere CPU-Befehlssatzerweiterung AVX und die Krytobeschleunigung AES-NI (kommt erst bei Bulldozer). Dafür hat Llano einen Turbo-Modus erhalten, der sich auf dem Papier sehen lassen kann: Bei den Mobile-Prozessoren können einzelne Rechenkerne bis zu 900 MHz mehr Takt durch TurboCore 2.0 bekommen, wenn nötig und innerhalb der festgesetzten Höchsttemperaturen realisierbar. Leider hat AMD derzeit nur den TurboCore-Höchsttakt zu seinen Llano-Prozessoren herausgegeben und keine Informationen zu den exakten Taktabstufungen.
Desktop-Portfolio | Technik | integrierte Grafik | TDP |
---|---|---|---|
A8-3850 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.9 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6550D mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 600 MHz | 100W |
A8-3800 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.4 GHz (TurboCore max. 2.7 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6550D mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 600 MHz | 65W |
A6-3650 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.6 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz | 100W |
A6-3600 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.1 GHz (TurboCore max. 2.4 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz | 65W |
A4-3400 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 2.7 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1600, Sockel FM1 | Radeon HD 6410D mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 600 MHz | 65W |
E2-3200 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 2.4 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1600, Sockel FM1 | Radeon HD 6370D mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 443 MHz | 65W |
E2-450 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.65 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1333, Sockel FT1 | Radeon HD 6320 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 508 MHz (TurboCore max. 600 MHz) | 18W |
E2-350D | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.6 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 | Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 492 MHz | 22W |
E2-300 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.3 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 | Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 488 MHz | 18W |
E2-240 | 1 Rechenkern, 512 kByte Level2-Cache insgesamt, 1.5 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 | Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 500 MHz | 18W |
Der entscheidende Punkt von Llano liegt aber natürlich außerhalb des reinen CPU-Teils: AMD integriert bei Llano eine Grafiklösung mit immerhin 400 Shader-Einheiten, was man durchaus als Mainstream-Niveau betrachten kann. Die integrierte Grafik basiert dabei direkt auf dem RV840/Redwood-Chip der Radeon HD 5500/5600 Grafikkarten (ebenfalls 400 Shader-Einheiten), im Gegensatz zu diesen verfügt Llano allerdings über die neuere UVD3-Videoeinheit der aktuellen Northern Islands Grafikchip-Generation. AMD setzt diese integrierte Grafik in sehr verschiedenen Größen von 80 bis 400 Shader-Einheiten an, so daß bei jeglicher Diskussion über die Leistungsfähigkeit der integrierten Llano-Grafik immer beachtet werden muß, über welche Grafiklösung man genau spricht.
Die integrierte Llano-Grafik kann mit den DirectX11-Grafiklösungen von AMD zudem einen CrossFire-Verbund eingehen, wobei auch nicht leistungsgleiche Grafikkarten verbaut sein können (allerdings maximal doppelt so schnelle Grafiklösungen wie die integrierte Llano-Grafik). Einen wirklichen Sinn ergibt dieses Feature für uns allerdings nicht: Wenn man wirklich mehr Performance wünscht, gibt es im Desktop mehr als reichlich erstklassige Angebote – und im Mobile-Bereich nimmt eine zusätzliche Grafiklösung den Llano-Effekt der guten Grafikperformance bei gleichzeitig hoher Akkulaufzeit wieder weg.
Mobile-Portfolio | Technik | integrierte Grafik | TDP |
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A8-3530MX | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 1.9 GHz (TurboCore max. 2.6 GHz), bis DDR3/1600 | Radeon HD 6620G mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 444 MHz | 45W |
A8-3500M | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 1.5 GHz (TurboCore max. 2.4 GHz), bis DDR3/1333 | Radeon HD 6620G mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 444 MHz | 35W |
A6-3410MX | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 1.6 GHz (TurboCore max. 2.3 GHz), bis DDR3/1600 | Radeon HD 6520G mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 400 MHz | 45W |
A6-3400M | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 1.4 GHz (TurboCore max. 2.3 GHz), bis DDR3/1333 | Radeon HD 6520G mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 400 MHz | 35W |
A4-3310MX | 2 Rechenkerne, 2 MB Level2-Cache insgesamt, 2.1 GHz (TurboCore max. 2.5 GHz), bis DDR3/1333 | Radeon HD 6480G mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 444 MHz | 45W |
A4-3300M | 2 Rechenkerne, 2 MB Level2-Cache insgesamt, 1.9 GHz (TurboCore max. 2.5 GHz), bis DDR3/1333 | Radeon HD 6480G mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 444 MHz | 35W |
E2-3300M | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.8 GHz (TurboCore max. 2.2 GHz) | Radeon HD 6380G mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs | 35W |
Die integrierte Grafik schlägt sich trotz des Weglassens eines Level3-Caches dann deutlich in der Anzahl der Transistoren nieder: Satte 1,45 Milliarden verbraucht die Vierkern-Variante von Llano – deutlich mehr als bei anderen CPUs, sogar mehr als bei Intels Sechskern-Prozessoren (Gulftown mit 1,17 Mrd. Transistoren). Das Prozessoren-Die ist mit 228mm² allerdings nicht deutlich größer als jenes von Sandy Bridge (216mm²), insofern ist AMD diesbezüglich noch gerade so im Rahmen. Daneben wird es noch eine dedizierte Zweikern-Variante von Llano geben, welche allerdings noch nicht marktreif ist – für den Augenblick werden alle Zweikern-Llanos aus teildeaktivierten Vierkern-Dies gewonnen.
Bei der Taktrate scheint Llano zudem derzeit noch ein Problem zu haben: Während die vorhergehenden Phenom II Prozessoren in 45nm weit über 3 GHz takten und ein ähnlicher Takt seitens AMD auch für Llano geplant war, kommt Llano in 32nm derzeit auf maximal 2.9 GHz – und dies bei einer TDP von gleich 100 Watt. Man munkelt, daß AMD derzeit an weiteren Steppings für Llano arbeitet, um das ursprüngliche Taktziel wieder anpeilen zu können. Deswegen kam wohl jetzt auch der Launch der Mobile-Prozessoren zuerst – weil diese wegen der geringeren TDP sowieso keine besonders hohen Taktfrequenzen gehen können.
Dieses Taktraten-Problem wirft AMD allerdings bei der CPU-Performance weit zurück: Mit der niedrigeren Pro/Takt-Performance des K10-Prozessorendesigns brauchte AMD in den letzten Jahren immer einen klaren Mehrtakt, um wenigstens halbwegs mithalten zu können. Dieser fehlt nun, womit Llano bezüglich der reinen CPU-Performance sogar hinter Athlon II & Phenom II zurückfällt. Im Mobile-Segment ist dies aufgrund vergleichbarer Taktraten in der Praxis nicht relevant, aber im Desktop-Bereich ergibt der große Taktraten-Unterschied auch einen großen Performance-Unterschied zwischen alten und neuen AMD-Prozessoren – zugunsten der alten Modelle.
Hier wird AMD zudem an einer Stelle getroffen, wo AMD zuletzt sowieso nicht mehr zeitgemäß aussah: Die CPU-Performance von Athlon II & Phenom II ist bekannterweise nur auf höchstmöglichen Taktraten oder mit sechs Rechenkernen halbwegs konkurrenzfähig zu Intel. Mit Llano gibt es nun zumindest im Desktop-Segment und zumindest derzeit (bis AMD Llano auf klar über 3 GHz hieven kann) nochmals deutlich weniger CPU-Performance, was in der Summe einen richtig breiten Performance-Graben zwischen den aktuellen CPUs von AMD und Intel ergibt:
In der Praxis liegt Llano sowohl bei Mobile- als auch Desktop-Versionen meilenweit von technisch vergleichbaren CPUs von Intel entfernt, sprich also CPUs mit gleicher Anzahl an Rechenkernen und ähnlichen Taktraten: AMD braucht auf gleichem Takt faktisch vier Llano-Rechenkerne, um überhaupt in die Nähe von Intels Sandy-Bridge-Zweikernern zu kommen. Sobald dann noch ein Taktratenunterschied hinzukommt – und dies ist auf den niedrigen Llano-Taktraten ganz schnell der Fall – zieht Intel aber auch in einem solchen Fall deutlich davon. Auch der im Mobile-Segment bei AMD stark promotete TurboCore-Modus scheint den Mobile-Llanos nicht deutlich weiterzuhelfen, vermutlich werden in der Praxis die maximalen TurboCore-Aufschläge nur eher selten erreicht.
Allerdings muß man diesbezüglich auch nicht alles so schwarz sehen wie es derzeit teilweise geschrieben und kommentiert wird: Llano ist von Anfang an als LowCost- und Mainstream-Prozessor konzipiert worden – dies wird bei all dem Fusion-Hype gern übersehen. Für die allermeisten Anwender wird die CPU-Performance von Llano sowohl im Notebook als auch auf dem Desktop immer ausreichend sein, immerhin ist Llano (als Vierkerner) etwas mehr als doppelt so schnell wie Bobcat. Die hoch getakteten Phenom II Modelle und alles, was von Intel kommt, ist natürlich schneller und teilweise sogar dramatisch schneller als Llano – aber die wenigsten Anwender haben für diese Performancereserven echte Anwendungszwecke.
Natürlich ist es eine psychologische Hürde, eine CPU mit nominell schlechterer CPU-Performance zu erstehen, wenn man eben auch reichlich Angebote mit besserer CPU-Performance offeriert bekommt. Dafür ist dann aber eben die integrierte Llano-Grafik da, welche es deutlich besser machen soll als die integrierte Sandy-Bridge-Grafik. AMD bietet hierfür schließlich auch genügend Hardware-Power auf – die bis zu 400 Shader-Einheiten sind hervorragend, wenngleich deren Taktraten natürlich deutlich niedriger sind als aus dem Desktop-Segment gewohnt.
Etwas kritisch ist noch der Punkt, ob diese hohe Rechenpower überhaupt an einem gesharten Speicherinterface auf Touren kommen kann – schließlich bedienen sich aus dem DualChannel 64 Bit DDR Speicherinterface mit DDR3-Speicher des Llano-Prozessors sowohl die eigentliche CPU als auch die integrierte Grafiklösung. AMD hat hier mit der offiziellen Verwendung von bis zu DDR3/1866-Speichern ein wenig gegengesteuert, trotzdem ist die Speicherbandbreite der integrierten Llano-Grafik in der Praxis niedriger als bei vergleichbaren Mainstream Desktop-Grafiklösungen. Und dies scheint dann wohl auch der Grund dafür zu sein, daß die integrierte Llano-Grafik teilweise nicht ganz so beeindruckende Ergebnisse wie vorab gedacht erzielt:
Die Werte der Mobile-Lösungen schwanken ziemlich stark zwischen 40 und 90 Prozent Performanceplus zwischen der besten Llano-Grafik und der besten Sandy-Bridge-Grafik, grob kann man von ca. 70 Prozent Vorteil sprechen. Allerdings konnte man sich vor dem Llano-Start trotzdem klar mehr vorstellen – zwischen dem zweifachen und dreifachen hatte man eigentlich erwartet. Die integrierte Llano-Grafik schlägt damit die integrierte Sandy-Bridge-Grafik zwar um Längen, kommt aber nicht an die hohen Erwartungen heran und bricht auch nicht wirklich aus dem LowCost-Segment aus.
Trotzdem reicht es natürlich aus, um einige der kleineren (extra) Mobile-Grafikchips von AMD und nVidia obsolet zu machen: Die integrierte Radeon HD 6620G hat (teilweise mit Augenzudrücken) das Leistungsniveau einer Mobility Radeon HD 5650 [4] (auf niedrigem Takt), Radeon HD 6550M [5], GeForce GT 425M [6] oder GeForce GT 525M [7] zu bieten – alles was kleiner ist in AMDs und nVidias Mobile-Portfolio, wird demzufolge von der Radeon HD 6620G geschlagen.
Die heute nicht getestete Radeon HD 6520G mit nur 320 Shader-Einheiten dürfte dann allerdings gut 15 Prozent langsamer sein. Die Radeon HD 6480G mit nur 240 Shader-Einheiten und halbierter ROP-Anzahl dürfte dagegen deutlich abfallen und vermutlich nur noch das Niveau der Intel HD Graphics 3000 erreichen. Hier muß der Llano-Käufer deutlich aufpassen, was er abbekommt – schlecht sind die kleineren Llano-Grafikeinheiten zwar nicht, aber eben auch nicht mehr der angestrebte Ersatz für einen extra Mobile-Grafikchip.
Wie gesagt ist die Speicherbandbreite ein Problem der integrierten Llano-Grafik: AnandTech haben zwischen DDR3/1333- zu DDR3/1866-Speicher immerhin 23 Prozent Performance-Unterschied ausgemessen, dies ist für die getesteten Auflösungen (1024x768 und 1280x1024) und eine ausschließliche Erhöhung des Speichertakts (um 40%) doch recht viel. Das Problem im Mobile-Segment ist, daß dort kaum solch hohe Speichertaktraten von den Notebook-Herstellern vorgesehen werden – selbst AMDs eigenes Llano-Sample kam bei den Hardware-Testern nur mit DDR3/1333 an, obwohl die verbaute Llano-CPU auch DDR3/1600 ansteuern kann. Hier verschenkt AMD im Mobile-Bereich einiges an möglicher Performance.
Im Desktop-Bereich ist die Konkurrenz dann zwar nochmals härter, dafür gibt es dort auch ohne Probleme DDR3/1866-Speicher. Damit kommt die bestmögliche Desktop-Grafik Radeon HD 6550D auf eine ganz anständige Performance, welche ziemlich exakt dem Performance-Bild der Desktop-Grafikkarten Radeon HD 5550 DDR3 und GeForce GT 430 DDR3 entspricht. Hier liegt die integrierte Llano-Grafik schon viel eher im Rahmen der Erwartungen – zwar am unteren Ende dieser Erwartungen, aber immerhin.
Die heute nicht getestete Radeon HD 6530D mit nur 320 Shader-Einheiten und deutlich niedrigerem Takt dürfte allerdings deutlich schwächer ausfallen, geschätzt muß man sich hier auf einen Performanceabschlag von 30 bis 35 Prozent einstellen. Die noch kleineren Grafiklösungen Radeon HD 6410D, 6370D, 6320 und 6310 mit ihrer geringeren Anzahl an Recheneinheiten und halbierter ROP-Anzahl erreichen dann nur noch klares LowCost-Niveau und sind überhaupt nicht mit der Performance von Radeon HD 6530D und 6550D vergleichbar.
Eine gänzliche Gewißheit zur Leistungsfähigkeit der integrierten Llano-Grafik lässt sich derzeit allerdings nicht erreichen – dafür fehlen leider Benchmarks auf den üblichen FullHD-Auflösungen von 1920x1080/1200. Gerade wenn die integrierte Radeon HD 6550D nunmehr auf dem Performance-Niveau von Radeon HD 5550 DDR3 und GeForce GT 430 DDR3 eingeschätzt wird und diese beiden Desktop-Karten aktuelle Spiele durchaus unter FullHD darstellen können (wenngleich ohne Anti-Aliasing und manchmal mit abgesenkten Settings), wären somit eigentlich FullHD-Benchmarks der Radeon HD 6550D vollkommen angebracht. Bis zum Auftauchen solcher Zahlen bleibt ein leichter Zweifel, ob die Radeon HD 6550D angesichts ihrer Bandbreiten-Abhängigkeit ihre guten Resultate auch bis hinauf in höhere Auflösungen durchhalten kann.
Der Punkt der Performance auf CPU- und GPU-Seite ist damit trotzdem schon ausreichend gut ausgelotet, um darüber nachdenken zu können, für welche Käufergruppe Llano nun interessant ist. Hierbei muß man wohl deutlich trennen zwischen Desktop- und Mobile-Ansprüchen: Im Mobile-Bereich hat Llano trotz der nur arg mittelmäßigen CPU-Performance in jedem Fall eine hohe Berechtigung durch den kostengünstigen und Akkulaufzeit-schonenden Ersatz vieler LowCost-Grafiklösungen. Für ein einfaches Spiele-Notebook ist Llano hier sogar die mit Abstand beste Wahl – und mit dieser Charakterisierung dürfte sich für AMD ein sehr breiter Markt auftun, weil "günstig, spielefähig und langlaufend" im Mobile-Markt sehr griffige Argumente sind und reine CPU-Performance demgegenüber zumeist zurücksteht.
Im Desktop-Bereich gibt es dagegen deutlich andere Performance-Anforderungen, gerade im Grafikchip-Bereich. Eine Radeon HD 6550D mit dem Performanceniveau Radeon HD 5550 DDR3 und GeForce GT 430 DDR3 gilt da als totale Einsteigerlösung, um die der ernsthafte Gamer einen weiten Bogen machen wird – selbst dieser Gamer, welcher auf sein Budget schauen muß oder ein besonders laufruhiges System wünscht. Interesant ist die im Desktop-Bereich von Llano gebotene Grafikperformance eher für absolute Gelegenheitsspieler, denen gleichzeitig die durchschnittliche CPU-Performance nicht doch zu wenig ist. Ob sich hier (in unseren Breitengraden) ein großer Markt machen lassen wird, bliebe abzuwarten. In den prosperierenden PC-Märkten der Schwellen- und Entwicklungsländern dürfte Llano dagegen vermutlich großartig ankommen, dort geht es immer um einen besonders kostengünstigen Mix aus CPU- und GPU-Performance – genau das, was Llano bietet.
Damit mag Llano aus Sicht des Hardware-Enthusiasten vielleicht enttäuschend sein – allerdings war dieser Hardware-Enthusiast dann auch vorab ziemlich falsch informiert, denn hier auf 3DCenter wurde von Anfang an die vergleichsweise niedrige CPU-Performance angekündigt und auch die GPU-Performance eher zurückhaltend prognostiziert. Llano ist für den Gelegenheitsspieler konzipiert – das mag Hardware-Enthusiasten nicht besonders ansprechen, aber der Gelegenheitsspieler wird mit Llano ziemlich gut bedient und für AMD dürfte somit das gesteckte Ziel (abgesehen von mehr Taktrate) doch erfüllt sein. Wenn AMD es richtig (bei Preisgestaltung und Marketing) angeht, könnte Llano sogar ein markterschütternder Erfolg werden, trotz all der Bedenken und Enttäuschung aus dem Enthusiasten-Segment.
Was für Llano-Interessenten in jedem Falle elementar sein wird, ist der genaue Überblick über alle Modelle und deren Features. Ohne diesen Überblick kann man ganz schnell das für die eigenen Bedürfnisse falsche Llano-System angedreht bekommen – weil Llano eben so stark wandelbar ist bzw. einen so breiten Performance-Bereich nach unten hin abdeckt. Als Faustregel kann man sich merken, daß sobald es um ein performantes System geht, ausschließlich die Llano-Modelle mit dem "A8" am Anfang interessant sind.
Nachtrag vom 18. Juni 2011
HT4U [18] vermelden erste Preislistungen von Desktop-Llanos in den USA, welche die Vermutung einer eher günstigen Preissituation bei Llano deutlich untermauern. So wird das schnellste Desktop-Modell in Form des A8-3850 mit vier Rechenkernen auf 2.9 GHz und integrierter Radeon HD 6550D derzeit für 142 Dollar angeboten, in Euroland wären dies mit der (in den USA üblicherweise weggelassenen) Mehrwertsteuer ca. 119 Euro und damit etwas mehr als das Preisniveau des Core i3-2120 (ab 111 Euro [19]). Der A6-3650 mit vier Rechenkernen auf 2.6 GHz und integrierter Radeon HD 6530D steht dagegen für 122 Dollar (ca. 102 Euro) zum Verkauf, etwas mehr als bei Intels Core i3-2100 (ab 91 Euro [20]). Mit einer echten Marktverfügbarkeit ab Anfang Juli dürften die Preise der Llano-Prozessoren dann wohl noch ein wenig nachgeben, so daß danach von einem vermutlich ähnlichen Preisniveau gesprochen werden kann.
AMD Llano | Intel Sandy Bridge | ||
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A8-3850 4 Kerne, 2.9 GHz, CPU-Performance = 100% Radeon HD 6550D (400 SE) @ 600 MHz, GPU-Performance = 100% 100 Watt TDP |
Vorlaunchpreis 119 Euro, DDR3/1866-Speicher, tendentiell etwas billigere Mainboards | Core i3-2120 2 Kerne + HyperThreading, 3.3 GHz, CPU-Performance = 121% HD Graphics 2000 (6 SE) @ 850 MHz (TurboMode @ 1100 MHz), GPU-Performance = 40% 65 Watt TDP |
CPU ab 111 Euro [19], DDR3/1333-Speicher, tendentiell etwas teurere Mainboards |
A8-3800 4 Kerne, 2.4 GHz (TurboCore max. 2.7 GHz), CPU-Performance = ca. 90% Radeon HD 6550D (400 SE) @ 600 MHz, GPU-Performance = 100% 65 Watt TDP |
CPU-Preis noch unbekannt, DDR3/1866-Speicher, tendentiell etwas billigere Mainboards | ||
A6-3650 4 Kerne, 2.6 GHz, CPU-Performance = ca. 90% Radeon HD 6530D (320 SE) @ 443 MHz, GPU-Performance = ca. 70% 100 Watt TDP |
Vorlaunchpreis 102 Euro, DDR3/1866-Speicher, tendentiell etwas billigere Mainboards | Core i3-2100 2 Kerne + HyperThreading, 3.1 GHz, CPU-Performance = 115% HD Graphics 2000 (6 SE) @ 850 MHz (TurboMode @ 1100 MHz), GPU-Performance = 40% 65 Watt TDP |
CPU ab 91 Euro [20], DDR3/1333-Speicher, tendentiell etwas teurere Mainboards |
A6-3600 4 Kerne, 2.1 GHz (TurboCore max. 2.4 GHz), CPU-Performance = ca. 80% Radeon HD 6530D (320 SE) @ 443 MHz, GPU-Performance = ca. 70% 65 Watt TDP |
CPU-Preis noch unbekannt, DDR3/1866-Speicher, tendentiell etwas billigere Mainboards | ||
Pentium G850 2 Kerne, 2.9 GHz, CPU-Performance = ca. 90% HD Graphics 2000 (6 SE) @ 850 MHz (TurboMode @ 1100 MHz), GPU-Performance = 40% 65 Watt TDP |
CPU ab 72 Euro [21], DDR3/1333-Speicher, tendentiell etwas teurere Mainboards | ||
CPU- und GPU-Performanceangaben sind grobe Werte, als Index=100% wurde der A8-3850 sowohl bei der CPU- als auch der GPU-Performance festgesetzt |
Damit relativiert sich auch die schwächere CPU-Leistung von AMDs Llano-Architektur [22], denn ein A8-3850 liegt diesbezüglich nur ca. 15 Prozent hinter einem Core i3-2100 zurück, was grob betrachtet kein relevanter Unterschied mehr ist und durch die deutlich bessere Grafikperformance wieder aufgehoben wird. Einen deutlichen Nachteil haben die beiden genannten AMD-CPUs allerdings bei der Verlustleistungs-Klasse: Intels Core i3-21xx Prozessoren laufen unter 65 Watt TDP und dürften in der Realität weit weniger als diese grobe Klasseneinteilung verbrauchen, während A8-3850 und A6-3650 gleich mit einer TDP von 100 Watt antreten (auch wenn der Real-Verbrauch doch weniger sein wird). Interessanter in AMDs Llano-Portfolio [23] ist daher vielleicht der A8-3800 mit nur 65 Watt TDP, welcher die gleiche Grafikeinheit wie der A8-3850 und einen nur etwas niedrigeren CPU-Takt aufweist (nominell 2.4 GHz, im TurboCore maximal 2.7 GHz).
Nachtrag vom 30. Juni 2011
Mit dem Donnerstag hat AMD nun auch seine Desktop-Llanos offiziell vorgestellt – doch mittels des Launchs der Mobile-Llanos vor zwei Wochen [23] und einiger Vorab-Tests war allerdings das meiste schon bekannt und bringen die neuen Benchmarks fast nur noch eine Bestätigung des schon erarbeiteten Performance-Bilds. So gab es keine Überraschungen bei der CPU- und GPU-Performance der Desktop-Modelle: Die CPU-Performance wird weiterhin als arg durchschnittlich auf dem Niveau gleich getakteter Athlon II & Phenom II Prozessoren angesehen – mit dem Problem allerdings, daß diese früheren AMD-Prozessoren teils klar höhere Taktraten erreichen und Llano somit in der Summe aus Pro/MHz-Leistung und Taktrate sogar noch hinter Athlon II und Phenom II zurückliegt. Am Ende kommt Llanos schnellstes Modell in Form des Vierkerners A8-3850 gerade einmal auf dieselbe CPU-Performance wie der Zweikerner Core i3-2100 aus der Sandy-Bridge-Generation von Intel – und dies ist ein Prozessor mit einem Preispunkt von unter 100 Euro.
Technik | integrierte Grafik | TDP | Preis | |
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A8-3850 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.9 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6550D mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 600 MHz | 100W | 135$ |
A8-3800 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.4 GHz (TurboCore max. 2.7 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6550D mit 400 Shader-Einheiten, 20 TMUs und 8 ROPs @ 600 MHz | 65W | |
A6-3650 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.6 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz | 100W | 115$ |
A6-3600 | 4 Rechenkerne, 4 MB Level2-Cache insgesamt, 2.1 GHz (TurboCore max. 2.4 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz | 65W | |
A6-3500 | 3 Rechenkerne, 3 MB Level2-Cache insgesamt, 2.1 GHz (TurboCore max. 2.4 GHz), bis DDR3/1866, Sockel FM1 | Radeon HD 6530D mit 320 Shader-Einheiten, 16 TMUs und 8 ROPs @ 443 MHz | 65W | |
A4-3400 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 2.7 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1600, Sockel FM1 | Radeon HD 6410D mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 600 MHz | 65W | |
E2-3200 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 2.4 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1600, Sockel FM1 | Radeon HD 6370D mit 160 Shader-Einheiten, 8 TMUs und 4 ROPs @ 443 MHz | 65W | |
E2-450 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.65 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1333, Sockel FT1 | Radeon HD 6320 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 508 MHz (TurboCore max. 600 MHz) | 18W | |
E2-350D | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.6 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 | Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 492 MHz | 22W | |
E2-300 | 2 Rechenkerne, 1 MB Level2-Cache insgesamt, 1.3 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 | Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 488 MHz | 18W | |
E2-240 | 1 Rechenkern, 512 kByte Level2-Cache insgesamt, 1.5 GHz (kein TurboCore), bis DDR3/1066, Sockel FT1 | Radeon HD 6310 mit 80 Shader-Einheiten, 4 TMUs und 4 ROPs @ 500 MHz | 18W |
Mittels der Desktop-Modelle von Llano läßt sich nun auch zielsicher erkennen, woher diese auch schon bei den Mobile-Llanos spürbare geringe CPU-Performance kommt: AMD braucht trotz der 32nm-Fertigung von Llano viel zu viel CPU-Spannung, um Llano überhaupt in die Nähe von 3 GHz zu bekommen. In der Summme hat ein Llano auf 3 GHz somit die gleiche Leistungsaufnahme [24] wie ein K10-Kern auf demselben Takt (gerechnet auf CPU-Vollast ohne Beteiligung der Llano-Grafiklösung) – wobei das K10-Modell aber in 45nm gefertigt wird (Llano in 32nm) und dies eigentlich für einen klaren Leistungsaufnahme-Vorteil stehe müsste. AMD bzw. GlobalFoundries haben hier schlicht noch Probleme mit der 32nm-Fertigung (wahrscheinlich ist dies auch der Grund für die Bulldozer-Verschiebung) und können daher gutklassige Leistungsaufnahmen nur bei arg niedrigen Taktraten erreichen bzw. geht schon bei mittlerer Taktrate schnell der Stromverbrauch massiv nach oben.
Allerdings ist auch klar, daß hier noch reichlich Potential für Llano liegt: Denn daß die 32nm-Fertigung von Llano derzeit keinerlei Stromverbrauchs-Vorteile bringt, wird keinesfalls ein Dauerzustand sein. Vielmehr könnten die Llano-Taktfrequenzen regelrecht explodieren, wenn GlobalFoundries seine Probleme mit der 32nm-Fertigung in den Griff bekommt – die bisherigen Llano-Modelle dürften dann viel weniger verbrauchen und AMD könnte dann auch höhere Llano-Modelle mit Taktraten nahe 4 GHz auflegen. Auch könnten dann im Mobile-Segment die Taktraten ähnlich steigen, ohne einen höheren Stromverbrauch auszulösen – und Llano damit auf der CPU-Seite deutlich attraktiver machen. Normalerweise sollte diese Entwicklung absolut machbar sein – es ist halt nur eine Frage der Zeit. Aber da der Llano-Nachfolger "Bulldozer Trinity" (zweite Bulldozer-Generation samt integrierter Grafik) kaum vor dem Jahresende 2012 antreten dürfte, hat AMD noch einiges an Zeit, um Llano bei der Taktrate deutlich nach vorn zu schieben.
Für den Augenblick muß AMD bei Llano zwangsläufig die integrierte Radeon-Grafik in den Vordergrund schieben, weil nur diese ein Feature bietet, welches Intel nicht hat – eine Grafik-Performance im Bereich unterer Mainstream und damit dramatisch besser als bei Intels aktuellen Sandy-Bridge-Grafiklösungen. Allerdings reicht es auch nur bei der besten Llano-Grafik in Form der Radeon HD 6550D zu dieser Einschätzung – jene kommt in etwa (je nach Test) auf ein Performance-Niveau rund um die Radeon HD 5550 DDR3 herum bzw. etwas schwächer als die GeForce GT 430. Interessant ist, daß die Llano-Grafiklösung dieses Performance-Niveau auch schon mit DDR3/1600-Speicher erreicht [25] – DDR3/1866 ist dann nur noch zwei Prozent schneller, während DDR3/1333 deutlich Leistung verschenkt. Weniger interessant ist dagegen die Möglichkeit zum CrossFire-Betrieb mit einer extra Radeon-Grafikkarte: Laut übereinstimmenden Berichten ergibt sich dabei ein derart starker Mikroruckler-Effekt, daß das subjektive Spielgefühl schlechter ist als nur mit der integrierten Grafik allein.
Allerdings gilt diese für eine integrierte Grafik stolze Performance eben auch nur für die Radeon HD 6550D, die anderen Llano-Grafiklösungen sind allesamt klar bis überdeutlich schwächer: Bei der Radeon HD 6530D kann man einen Abschlag von ca. 25 Prozent ansetzen, bei der Radeon HD 6410D sind es gar ca. 40 Prozent und bei der Radeon HD 6370D dann ca. 50 Prozent (Schätzwerte [26] auf Basis der bekannten Rohdaten [23]). Die letzteren beiden verabschieden sich damit deutlich aus dem Mainstream-Feld und auch die Radeon HD 6530D wäre dem nur noch äußerst knapp hinzuzurechnen – eigentlich sollte in der Tat die Radeon HD 6550D die unterste Grenze hierfür darstellen. Damit sind eigentlich nur noch die A8-3800 und A8-3850 Prozessoren aus AMDs Llano-Portfolio [23] interessant, da nur diese über die Radeon HD 6550D Grafiklösung verfügen.
Die große Frage zu Llano ist aber immer: Für welchen Anwender passt es? Auf den ersten Blick hat Llano zumindest im Desktop keinen großen Ansatz – viele Anwender wünschen sich generell mehr CPU-Performance und akzeptieren das von Llano gebotene Performance-Niveau nur bei einem niedrigen Stromverbrauch, was Llano aber derzeit gerade nicht hat. Und bezüglich der integrierten Grafik lockt Llano keinen ernsthaften Gamer hinter dem warmen Ofen hervor, die Performance-Anforderungen von Gamern werden sich auf absehbare Zeit nur mit extra Grafikkarten abdecken lassen. Interessant ist Llano auf dem Desktop dagegen für den klaren Gelegenheitsspieler, welcher bisher eine Intel-Grafik nutzt und mit dieser auch zurechtkam – für diesen ist Llano eine großartige Verbesserung und die vergleichsweise niedrige CPU-Power in den allermeisten Fällen kein Stolperstein.
Allerdings ist der typische Gelegenheitsspieler üblicherweise nun auch kein Hardware-Profi und firm mit allen CPU- und GPU-Entwicklungen. Daß die Presse also Llano als "ideal für Gelegenheitsspieler" feiert, nutzt AMD auf dem Desktop-Markt noch gar nichts – diese Information muß auch erst einmal zum potentiellen Kunden gebracht werden. Im Enthusiasten-Bereich organisieren sich die Marktteilnehmer weitestgehend selbst, aber im Massenmarkt muß AMD kräftig auf die Werbetrommel schlagen, damit Llano bei den potentiellen Käufern ausreichend bekannt wird. Hierbei muß man dann leider auch gegen das im Massenmarkt verbreitete (und natürlich unrichtige) Vorurteil aus dem CPU-Segment von "AMD = billig" ankämpfen, dies wird für AMD also keineswegs ein Selbstläufer trotz guter Ausgangslage und klar skizzierbarem Kundenkreis. Da AMD mittels seines Fusion-Konzepts allerdings langfristig denkt, dürfte man sich auch von solchen Anfangsschwierigkeiten nicht auf seinem Weg abbringen lassen.
Nachtrag vom 31. Mai 2012
Wie der (erneut in diesen Detailfragen sehr rührige und hartnäckige) Planet 3DNow! [27] ausführt, hat AMD seine Transistoren-Zählmethode bei der Prozessoren-Entwicklung umgestellt und zählt nunmehr die Entkopplungskondensatoren (de-capacitor cells) nicht mehr zum offiziellen Transistoren-Count. Beim neu vorgestellten Trinity [28] mit seinen 1303 Millionen Transistoren wurde dies schon so berücksichtigt, der Trinity-Vorgänger Llano [23] wurde allerdings noch nach der alten Zählweise vermessen, welche auf 1450 Millionen Transistoren kam. Daraus ergab sich die (fälschliche) Feststellung, AMD hätte zwischen Llano und Trinity – womöglich aufgrund der Bulldozer-Abstammung von Trinity – ein paar Transistoren einsparen können, diese Differenz basiert aber eben nur auf den unterschiedlichen Transistoren-Zählmethoden. Gemäß der neuen Zählmethode hat Llano nur noch 1178 Millionen Transistoren und kommt somit etwas unterhalb die Transistoren-Anzahl von Trinity – was dann letztlich auch zur etwas gestiegenen Die-Fläche zwischen Llano und Trinity passt.
Technik | Fertigung | |
---|---|---|
Llano 4C [23] | Sockel FM1, 4 Husky-Kerne, 1 MB Level2-Cache pro Kern, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1866, kein PCI Express Interface, integrierte HD6550D-Grafik mit 400 VLIW5 Shader-Einheiten | 1178 Millionen Transistoren auf 228mm² Chip-Fläche in 32nm |
Trinity 4C [28] | Sockel FM2, 4 Piledriver-Kerne in 2 Modulen, 2 MB Level2-Cache pro Modul, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1866, kein PCI Express Interface, integrierte HD7660D-Grafik mit 384 VLIW4 Shader-Einheiten | 1303 Millionen Transistoren auf 246mm² Chip-Fläche in 32nm |
Bulldozer [29] | Sockel AM3+, 8 Bulldozer-Kerne in 4 Modulen, 2 MB Level2-Cache pro Modul, 8 MB Level3-Cache insgesamt, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1866, kein PCI Express Interface, keine Grafik | 1200 Millionen Transistoren auf 315mm² Chip-Fläche in 32nm |
Sandy Bridge 2C+GT1 [30] | Sockel 1155, 2 Sandy-Bridge-Kerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 3 MB Level3-Cache insgesamt, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, PCI Express 2.0 x16, integrierte HD2000-Grafik mit 6 Execution Units | 504 Millionen Transistoren auf 131mm² Chip-Fläche in 32nm |
Sandy Bridge 2C+GT2 [30] | Sockel 1155, 2 Sandy-Bridge-Kerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 3 MB Level3-Cache insgesamt, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, PCI Express 2.0 x16, integrierte HD3000-Grafikmit 12 Execution Units | 624 Millionen Transistoren auf 149mm² Chip-Fläche in 32nm |
Sandy Bridge 4C [30] | Sockel 1155, 4 Sandy-Bridge-Kerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 8 MB Level3-Cache insgesamt, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1333, PCI Express 2.0 x16, integrierte HD3000-Grafik mit 12 Execution Units | 1160 Millionen Transistoren auf 216mm² Chip-Fläche in 32nm |
Sandy Bridge E [31] | Sockel 1356 & 2011, 8 Sandy-Bridge-Kerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 20 MB Level3-Cache insgesamt, QuadChannel-Speicherinterface bis DDR3/1600, PCI Express 3.0 Interface x40, keine Grafik | 2270 Millionen Transistoren auf 435mm² Chip-Fläche in 32nm |
Ivy Bridge 4C [32] | Sockel 1155, 4 Ivy-Bridge-Kerne + HyperThreading, 256 kByte Level2-Cache pro Kern, 8 MB Level3-Cache insgesamt, DualChannel-Speicherinterface bis DDR3/1600, PCI Express 3.0 x16, integrierte HD4000-Grafik mit 16 Execution Units | 1400 Millionen Transistoren auf 160mm² Chip-Fläche in 22nm |
Nicht ganz klar ist, wie dies AMD beim Bulldozer-Prozessor gehandhabt hat, sprich ob dessen Transistoren-Anzahl nun noch nach alter oder schon nach neuer Zählmethode bestimmt wurde. Richtig unklar ist zudem, inwiefern diese neuen AMD-Angaben nun noch mit den Intel-Angaben vergleichbar sind – ob Intel also auch jene Entkopplungskondensatoren mitzählt oder dies nicht tut. Dabei gehören die Entkopplungskondensatoren sicherlich nicht zum eigentlichen Prozessoren-Design, sondern werden nur verbaut, um das Signalrauschen der eigentlichen Logik-Transistoren gering zu halten. Andererseits belegen auch die Entkopplungskondensatoren Die-Fläche und sind jene schließlich auch notwendig, um den Prozessor auf der gewünschten Taktrate stabil zu halten – ob man die Entkopplungskondensatoren einfach so nicht mitzählen darf, wäre dann also die nächste Frage.
Verweise:
[1] https://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=509620
[3] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-llano
[4] https://www.3dcenter.org/artikel/uebersicht-mobile-grafikloesungen-september-2010
[5] https://www.3dcenter.org/news/2011-01-30
[6] http://www.3dcenter.org/artikel/uebersicht-mobile-grafikloesungen-september-2010/uebersicht-mobile-grafikloesungen-september
[7] https://www.3dcenter.org/news/2011-05-30
[8] http://www.chip.de/artikel/AMD-Llano-Sabine-Fusion-attackiert-Intel-Sandy-Bridge-4_49681099.html
[9] http://www.computerbase.de/artikel/komplettsysteme/2011/test-amds-a-serie-llano/
[10] http://www.tomshardware.de/a8-3500m-llano-apu,testberichte-240809.html
[11] http://www.anandtech.com/show/4444/amd-llano-notebook-review-a-series-fusion-apu-a8-3500m
[12] http://www.anandtech.com/show/4448/amd-llano-desktop-performance-preview/1
[13] http://www.hexus.net/content/item.php?item=30828
[14] http://hothardware.com/reviews/AMD-Fusion-A83500M-ASeries-Llano-APU-Review/
[15] http://www.legitreviews.com/article/1636/1/
[16] http://www.pcper.com/reviews/Processors/AMD-Series-Llano-APU-Sabine-Notebook-Platform-Review
[17] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-llano/launch-analyse-amd-llano-seite-2
[18] http://ht4u.net/news/24012_kostet_das_top-modell_der_llano-desktop_weniger_als_150_us-dollar/
[19] http://www.preisroboter.de/search.php?search=Core+i3-2120
[20] http://www.preisroboter.de/search.php?search=Core+i3-2100
[21] http://www.preisroboter.de/search.php?search=Pentium+G850
[22] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-llano/launch-analyse-amd-llano-seite-2
[23] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-llano
[24] http://ht4u.net/reviews/2011/amd_llano_apu_desktop_a8/index29.php
[25] http://www.computerbase.de/artikel/grafikkarten/2011/test-llano-grafikleistung/11/
[26] https://www.3dcenter.org/artikel/intel-hd-graphics-3000-overclocking-report
[27] http://www.planet3dnow.de/cgi-bin/newspub/viewnews.cgi?id=1338289075
[28] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-trinity-mobile
[29] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-bulldozer
[30] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-intel-sandy-bridge
[31] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-intel-sandy-bridge-e
[32] https://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-intel-ivy-bridge
[33] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-llano/launch-analyse-amd-llano-nachtraege