Genug Zeit ist mittlerweile seit dem Launch der Direct3D10 HighEnd-Grafikchips G80 [3] (GeForce 8800 Serie) und R600 [4] (Radeon HD 2900 Serie) vergangen – was den großen Rahmen angeht, ist die Bestandsaufnahme bezüglich Leistungsfähigkeit, Bildqualität und Kompatibilität wohl abgeschlossen. Auch DualCore [5]-Prozessoren haben sich bei der Zielgruppe dieses Artikels inzwischen weitestgehend durchgesetzt, ihre Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit in Spielen wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls hinreichend untersucht und insgesamt kann man für den folgenden Test davon ausgehen, dass Spiele umso mehr von DualCore, teils in erheblichem Maße, profitieren, je neuer sie sind.
Die Erkenntnisse, die aus den vorgenannten Testberichten gewonnen wurden, gilt es jetzt zu verdichten und zusammenzuführen. Schließlich sind beide neuen Technologien wie beschrieben ausreichend lange im Markt, sollten sich die Grafikchip-Entwickler und die jeweiligen Treiberteams inzwischen darauf eingestellt haben können. Es gibt also zwei Fragen, die dieser Testbericht beantworten soll:
Wobei die erste Frage des Testberichts zwangsläufig zu einer weiteren – hier und heute jedoch kaum beantwortbaren – Frage führen wird: Liegt die bessere DualCore-Skalierung von Hersteller A an einem besseren Treiber – oder an der zu hohen Komplexität des Designs von Hersteller B?
Für die hierfür angestellten Benchmarks gelten folgende Rahmenbedingungen:
Vorab sei an dieser Stelle den Firmen Club3D [8], Intel [9], nVidia [10] und Sapphire [11] für die unkomplizierte Stellung von Testsamples für unsere neuen Teststationen gedankt, womit auch dieser Artikel wieder ermöglicht wurde.
Zuerst wollen wir der Frage nachgehen, wie gut die vorgenannten Grafikkarten unter heutigen Treibern von DualCore-Prozessoren profitieren. Der erste Test hierzu beschäftigt sich mit der Aufbausimulation Anno 1701:
Anno 1701 macht seinen Ruf als CPU-limitiertes Spiel alle Ehre: Keine Grafikkarte profitiert im Durchschnitt weniger als 35 Prozent von einer DualCore-CPU (bei der GeForce 7950 GT sind es sogar 40 Prozent) – das ist bereits ein Wert, der den Unterschied zwischen "spielbar" und "unspielbar" ausmachen kann. Da der Unterschied zwischen den Karten aber im Durchschnitt lediglich 5 Prozent beträgt, ist dieser Test keine große Hilfe, Skalierungsunterschiede zwischen den Grafikchip-Herstellern auszumachen, viel mehr unterstreicht dieser Test lediglich die Aussage, dass Anno 1701 massiv von DualCore-CPUs profitiert. Bei allen Grafikkarten ist die CPU-Last ähnlich hoch, lediglich die GeForce 8800 GTS kommt auf minimal bessere Werte.
Kommen wir nun zum zweiten Test, hier dient Stalker: Shadow of Chernobyl als Grundlage. Das Spiel fordert CPU und Grafikkarte gleichermaßen, ist jedoch nicht so CPU-lastig wie Anno 1701.
Bei Stalker sind die Testergebnisse deutlich unterschiedlich. Während die "Startszene" generell Grafikkarten-limitiert ist – die Radeon HD 2900 XT ist hier die Ausnahme – belohnt die Szene "Schweres Gefecht" den Einsatz von DualCore-CPUs mit einem Leistungsschub von durchschnittlich 40 Prozent, was nicht verwunderlich ist, zehren die Partikeleffekte in Gefechtsszenen hauptsächlich von der CPU-Power. Eine klar erkennbare Tendenz ist jedoch, dass mit zunehmender CPU-Lastigkeit einer Szene die GeForce 8800 GTS mehr von DualCore-CPUs profitiert als die Radeon HD 2900 XT – das Bild, was wir im Durchschnitt erhalten, täuscht über diese Tatsache hinweg, man muss sich schon die einzelnen Testergebnisse ansehen, um diese Tendenz erkennen zu können. Bei der Vorgängergeneration verhält es sich umgekehrt, hier scheint mit steigender CPU-Last die Radeon X1900 XT leicht im Vorteil gegenüber der GeForce 7950 GT zu sein.
Die Startszene offenbart aber noch einen interessanten Aspekt: Die Radeon HD 2900 XT ist hier die einzige Karte, welche einen Gewinn aus DualCore zieht – was ein Hinweis auf eine bessere DualCore-Optimierung im ATI-Treiber sein könnte oder auch, daß der R600-Chip architekturbedingt weniger CPU-Last erzeugt. Ob sich diese Vermutung bewahrheitet, werden die folgenden Tests noch zeigen.
Gothic 3 ist das Testbed für den nächsten Durchgang. Auch in Gothic 3 kann die CPU keine ruhige Kugel schieben, dennoch hat bereits der Performance-Report zu Gothic 3 [13] gezeigt, daß es hier eher die Grafikkarte ist, welche die Freude am flüssigen Spiel im Keim ersticken kann.
Eben jenes Ergebnis aus dem Performancereport zeigt sich auch in dieser Messung: Sowohl die GeForce 8800 GTS als auch die Radeon HD 2900 XT bekommen hier in einer der vier Messungen ihre Grenze klar und unmissverständlich aufgezeigt, die mittlerweile recht schwachbrüstige GeForce 7950 GT sogar in zwei der vier Messungen. Radeon HD 2900 XT und GeForce 8800 GTS profitieren im gleichen Maße von DualCore, nämlich deutlich weniger als in den beiden ersten Tests, jedoch immer noch in einem meß- und auch fühlbaren Rahmen. Auch hier ist der Performancegewinn bei der Radeon HD 2900 XT größer – jedoch nicht in einer Dimension, welche die Vermutung aus dem vorangegangenen Test unterstreichen würde.
Die Hardcore-Rennsimulation (GPL-Fans mögen das verzeihen) GTR 2 ist die nächste Station unseres Reviews. Was GTR 2 angeht, ist es recht schwierig, hier eine generelle Aussage über CPU- oder Grafikkartenlimits zu treffen – mit steigender Anzahl von Autos, die am Rennen beteiligt sind, geht die Tendenz aber mehr zur CPU-Limitierung. Aber sehen wir uns die Zahlen an:
Eine sehr interessante Beobachtung: Die Existenz eines zweiten Kerns wird von der GeForce 8800 GTS schlichtweg ignoriert – die Reaktionen bewegen sich beinahe im Rahmen der Messtoleranz, was darin gipfelt, daß die GeForce 8800 GTS sogar knapp von der GeForce 7950 GT überholt wird, sobald jene einen zweiten Prozessorkern zur Verfügung hat. Insgesamt profitiert hier die Radeon X1900 XT am meisten von einer DualCore-CPU, die Unterschiede sind jedoch, den Ausreisser GeForce 8800 GTS außen vor gelassen, so gering, daß man sie getrost vernachlässigen kann. Die Vermutung aus dem zweiten Test weiterhin im Hinterkopf konstantieren wir hier auch wieder, daß die Radeon HD 2900 XT in GTR 2 mehr von DualCore-CPUs profitiert als die GeForce 8800 GTS.
Im vierten Test wenden wir uns Armed Assault zu. Das Spiel hat in seinem Performancereport [14] gezeigt, daß es CPU und Grafikkarte an seine Grenze treiben kann. Insbesondere der massive Leistungsgewinn, den ein Core 2 Duo gegenüber einem Athlon 64 X2 erreicht, weist darauf hin, daß die CPU hier entscheidende Bedeutung hat – eine Behauptung, die man nunmehr nicht mehr unverändert gelten lassen kann; aber sehen wir uns den Test an:
Obwohl der Leistungsgewinn durch DualCore mehr als überschaubar ist, ist es hier definitiv nicht die Grafikkarte, welche limitiert, nicht in diesen Auflösungen. Andere Testberichte haben gezeigt, daß die Rohpower der Karten sich teilweise um das zwei- bis dreifache unterscheiden, hier jedoch bewegen sich die Unterschiede selbst zwischen GeForce 7950 GT, Radeon HD 2900 XT und GeForce 8800 GTS in einem Rahmen von 15 bis 20 Prozent. Die Erklärung ist einfach: Armed Assault profitiert massiv vom Prozessortakt – man sollte darüber nachdenken, bei einer CPU-Limitierung noch zwischen einer "Kernlimitierung" und einer takt- bzw. architekturbedingten Limitierung zu unterscheiden. Seltsamerweise sind es hier die älteren Karten, welche einen massiveren Gewinn durch DualCore-CPUs zu verzeichnen haben – aufgrund ihrer Reserve nach oben hin sollte es eigentlich die neue Kartengeneration sein.
Im sechsten Test müssen die Grafikkarten einen kleinen Test Drive Unlimited Parcours absolvieren. Der Performancereport zu TDU [15] attestierte dem Spiel Genügsamkeit bezüglich des verwendeten Prozessors – traf jedoch keine Aussage, ob sich diese Genügsamkeit sich auf die Anzahl der Kerne oder auf den Takt bzw. die Architektur beschränkt. Aber sehen wir, was uns die Testergebnisse diesbezüglich sagen:
Ein sehr indifferentes Bild. Ausgerechnet die schwächste GPU in Form der GeForce 7950 GT verzeichnet hier wieder die größten Leistungsgewinne, fast 60 Prozent sind es im Schnitt – im Extremfall bleibt das Pendel gar erst bei 70 Prozent stehen. Mit einer SingleCore-CPU noch auf Augenhöhe liegend, schlägt die GeForce 7950 GT die normalerweise klar stärkere Radeon X1900 XT im DualCore-Betrieb mehr als deutlich. Bei der aktuellen Generation von Grafikkarten, Radeon HD 2900 XT und GeForce 8800 GTS sieht es exakt umgekehrt aus: Im SingleCore Betrieb noch unterlegen, wird die nVidia-Karte im DualCore-Betrieb von der ATI-Karte ein- und teilweise auch überholt. Auch dies erinnert uns wieder an die Vermutung im zweiten Test, die sich mittlerweile derart stringent durch den Testverlauf zieht, daß sie einfach ins Fazit gehört.
Im Laufe der angestellten Tests haben sich bei den nVidia-Treibern deutliche Unregelmäßigkeiten in der Performance gezeigt, wenn man alte und neue Treiber vergleicht. Diese Tatsache verdient eine genauere Betrachtung im Rahmen eines zusätzlichen Tests. Als erstes Spiel wurde hier wieder Stalker: Shadow of Chernobyl verwendet. Hier zeigten sich die Unregelmäßigkeiten besonders beim Vergleich zwischen dem 158.22 und dem 162.18 Treiber:
In drei von vier Messungen verdoppelt sich die Performance mit dem 162.18 – und nicht nur die Performance selbst steigt, sondern auch die Skalierung von Single- und DualCore CPU hat sich geringfügig verbessert.
Auch in Armed Assault zeigten sich Unterschiede zwischen den Treibern, hier ist es der 158.22 und der 162.18, die gegeneinander antreten:
Der Unterschied ist nicht so deutlich wie bei Stalker: Shadow of Chernobyl, aber auch hier bekommt man mit dem aktuelleren Treiber die bessere Performance, deutlich erkennbar ist auch die bessere DualCore-Optimierung beim 162.18er Treiber.
Man muss ein zweigeteiltes Fazit ziehen. Hier gilt es zwischen der aktuellen Generation, also der GeForce 8800 GTS sowie der Radeon HD 2900 XT, und auf der anderen Seite der älteren Generation in Form von GeForce 7950 GT und Radeon X1900 XT zu differenzieren – denn die Ergebnisse sind ziemlich gegensätzlich.
Was diese beiden Karten angeht, so scheint ATI seine Hausaufgaben den Treiber betreffend besser gemacht zu haben. Nur in Stalker: Shadow of Chernobyl skaliert die GeForce 8800 GTS geringfügig besser mit einem zweiten Kern, in allen anderen Spielen ist die Radeon HD 2900 XT jedoch besser: Bei GTR 2 und Test Drive Unlimited sogar deutlich, bei Armed Assault und Gothic 3 im Rahmen der Messungenauigkeit und bei Anno 1701 nicht signifikant, jedoch messbar.
Theoretisch müsste es umgekehrt sein, da die G80-basierenden Grafikkarten schließlich deutlich länger auf dem Markt waren und nVidia daher deutlich mehr Zeit hatte, seinen Treiber zu optimieren. Andererseits war ATI durch den verspäteten R600-Launch im Zugzwang – man hatte wohl gar keine andere Wahl, als mit guten Treibern zu brillieren, ging doch die Presse aufgrund des stark verspäteten Launches mit erheblichen Vorbehalten an den R600-Chip ran.
Die erste Frage, die sich am Anfang des Tests stellte war, welcher Grafikchip-Hersteller besser mit DualCore CPUs skaliert – diese Frage kann man relativ eindeutig zugunsten von ATI beantworten. Ob dies allerdings zwingend an der besseren Treiberarbeit seitens ATI hängt, läßt sich kaum mit Gewissheit sagen – schließlich spielt hier auch noch die Komplexität der jeweiligen GPU-Architekturen mit hinein. Auch hier könnte ein Grund für die bessere Skalierung der ATI-GPU zu finden sein – diese Vermutung wird durch den zweiten Teil des Fazits sogar erhärtet.
Diese beiden Grafikkarten skalieren durch die gesamte Testreihe hinweg ungefähr gleich gut mit DualCore-CPUs. Es gibt nur einen Ausreißer, der jedoch so extrem ist, daß er erwähnt und berücksichtigt werden muss: Test Drive Unlimited. Hier gewinnt die GeForce 7950 GT beinahe 71 Prozent an Performance durch einen zweiten Prozessorkern. Generell ist das eigentlich unlogisch, denn nVidia hat bereits im November 2006 den G80-Chip gelauncht, aber offenbar wurde der aktuelle Treiber auch auf den "alten" G71-Chip weiterhin optimiert – dabei ist es eher unüblich, daß Hardwarehersteller soviel Mühe in ein "veraltetes" Produkt stecken.
Verweise:
[1] https://www.3dcenter.org/users/madkiller
[2] https://www.3dcenter.org/users/warmachine79
[3] https://www.3dcenter.org/artikel/geforce_8800_gtx
[4] https://www.3dcenter.org/artikel/radeon_hd_2900_xt
[5] https://www.3dcenter.org/artikel/2006/11-20_a.php
[6] https://www.3dcenter.org/artikel/radeon_hd_2900_xt/index9.php
[7] https://www.3dcenter.org/artikel/timedemos2
[8] http://www.club3d.nl/index.php/setlang/index/deutsch
[9] http://www.intel.de/
[10] http://www.nvidia.de/
[11] http://www.sapphiretech.com/ge/
[12] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=383474
[13] https://www.3dcenter.org/artikel/2006/12-09_a.php
[14] https://www.3dcenter.org/artikel/2007/04-25_a.php
[15] https://www.3dcenter.org/artikel/2007/03-22_a.php