Wie sich die Herstellungspreise von Grafikkarten auch nur ungefähr zusammensetzen, ist üblicherweise ein streng gehütetes Geschäftsgeheimnis der Grafikchip-Entwickler (für das Referenzdesign verantwortlich) und der Grafikkartenhersteller. Um so dankbarer sind wir damit für eine kürzlich aufgetauchte [2] Zusammenstellung der Analysten von Mercury Research [3], welche sich dem Thema annimmt (Klick öffnet das Bild im Originalformat):
Diese Aufstellung hilft in der Ausgangsfrage unglaublich weiter – ist allerdings auch nicht frei von Fehlern. Diese müssen wir erst einmal korrigieren, um mit dem Datenmaterial nachfolgend weiterarbeiten zu können:
Daraus ergeben sich einige abgewandelte Werte, welche die Datengrundlage etwas sicherer machen ("Logic", "Clock" und "Pass." wurden, da preislich bei allen Karten gleich, als ein Wert unter "L/C/P" zusammmengefasst):
GPU | RAM | Power | Thermal | L/C/P | Conn. | PCB | Total | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Radeon HD 3450 256MB DDR2 | 7,00$ | 3,48$ | 3,89$ | 2,93$ | 2,75$ | 2,20$ | 3,06$ | 25,31$ |
Radeon HD 3450 512MB DDR2 | 7,00$ | 6,96$ | 3,89$ | 2,93$ | 2,75$ | 2,20$ | 3,06$ | 28,79$ |
Radeon HD 3650 512MB DDR2 | 18,00$ | 6,96$ | 8,02$ | 4,50$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,65$ | 47,08$ |
Radeon HD 3650 512MB GDDR3 | 18,00$ | 13,98$ | 8,02$ | 4,50$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,65$ | 54,10$ |
Radeon HD 4350 512MB DDR2 | 8,00$ | 6,96$ | 5,64$ | 2,50$ | 2,75$ | 2,20$ | 3,06$ | 31,12$ |
Radeon HD 4550 512MB GDDR3 | 8,00$ | 13,98$ | 7,64$ | 3,25$ | 2,75$ | 2,20$ | 3,06$ | 40,88$ |
Radeon HD 4650 512MB DDR2 | 12,00$ | 6,96$ | 8,28$ | 5,90$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,73$ | 42,82$ |
Radeon HD 4650 512MB GDDR3 | 12,00$ | 13,98$ | 8,28$ | 5,90$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,73$ | 49,84$ |
Radeon HD 4670 512MB GDDR3 | 18,00$ | 15,38$ | 7,08$ | 5,90$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,73$ | 56,03$ |
Radeon HD 4770 512MB GDDR5 | 25,00$ | 13,30$ | 8,53$ | 5,20$ | 2,75$ | 2,20$ | 5,93$ | 62,92$ |
Radeon HD 4830 512MB GDDR3 | 22,00$ | 13,98$ | 8,23$ | 6,05$ | 2,75$ | 2,20$ | 5,93$ | 61,14$ |
Radeon HD 4850 512MB GDDR3 | 28,00$ | 15,38$ | 8,02$ | 10,55$ | 2,75$ | 4,00$ | 6,36$ | 75,06$ |
Radeon HD 4850 1024MB GDDR3 | 28,00$ | 30,76$ | 8,02$ | 10,55$ | 2,75$ | 4,00$ | 6,36$ | 90,44$ |
Radeon HD 4870 512MB GDDR5 | 32,00$ | 13,30$ | 8,69$ | 19,90$ | 2,75$ | 4,00$ | 6,36$ | 87,00$ |
Radeon HD 4870 1024MB GDDR5 | 32,00$ | 26,60$ | 8,69$ | 19,90$ | 2,75$ | 4,00$ | 6,36$ | 100,30$ |
Radeon HD 4890 1024MB GDDR5 | 55,00$ | 39,90$ | 8,69$ | 19,90$ | 2,75$ | 4,00$ | 6,74$ | 136,98$ |
GeForce 8400 GS 256MB DDR2 | 6,00$ | 3,48$ | 4,01$ | 3,51$ | 2,75$ | 2,20$ | 3,06$ | 25,02$ |
GeForce 8400 GS 512MB DDR2 | 6,00$ | 6,96$ | 4,01$ | 3,51$ | 2,75$ | 2,20$ | 3,06$ | 28,50$ |
GeForce 9400 GT 512MB DDR2 | 12,00$ | 6,96$ | 7,93$ | 4,93$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,78$ | 41,55$ |
GeForce 9500 GT 512MB DDR2 | 14,00$ | 6,96$ | 7,93$ | 4,93$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,78$ | 43,55$ |
GeForce 9500 GT 512MB GDDR3 | 14,00$ | 13,98$ | 7,93$ | 4,93$ | 2,75$ | 2,20$ | 4,78$ | 50,57$ |
GeForce 9600 GSO 384MB GDDR3 | 12,00$ | 10,49$ | 8,77$ | 7,00$ | 2,75$ | 2,20$ | 6,49$ | 49,70$ |
GeForce 9600 GT 512MB GDDR3 | 22,00$ | 13,98$ | 8,32$ | 5,40$ | 2,75$ | 2,20$ | 6,23$ | 62,68$ |
GeForce GTS 250 512MB GDDR3 | 35,00$ | 16,92$ | 8,32$ | 13,00$ | 2,75$ | 4,00$ | 6,50$ | 86,49$ |
GeForce GTS 250 1024MB GDDR3 | 35,00$ | 33,83$ | 8,32$ | 13,00$ | 2,75$ | 4,00$ | 6,50$ | 103,40$ |
GeForce GTX 260 (216SP) 896MB GDDR3 | 45,00$ | 26,92$ | 8,32$ | 19,00$ | 2,75$ | 4,00$ | 7,37$ | 113,36$ |
GeForce GTX 275 896MB GDDR3 | 55,00$ | 29,60$ | 8,32$ | 19,00$ | 2,75$ | 4,00$ | 7,37$ | 126,04$ |
GeForce GTX 280 1024MB GDDR3 | 65,00$ | 33,83$ | 8,32$ | 19,00$ | 2,75$ | 4,00$ | 7,37$ | 140,27$ |
GeForce GTX 285 1024MB GDDR3 | 90,00$ | 33,83$ | 8,32$ | 19,00$ | 2,75$ | 4,00$ | 7,37$ | 165,27$ |
Wirklich genau nehmen sollte man selbst diese korrigierten Werte allerdings nicht, da einige Einzelwerte nach wie vor eher ungenau sind – gerade bei den höherwertigen nVidia-Karten liegen oft nur Mittelwerte vor, welche im Einzelfall sicherlich abweichend sind. Zumindest ergibt die Sache aber eine ungefähre Richtung und es offenbaren sich einige interessante Detailinformationen, welche wir nachfolgend nacheinander ansprechen wollen.
Der interessanteste Punkt ist sicherlich der reine Grafikchip-Preis, welche kaum jemals in dieser Fülle so direkt genannt wurden. Zu beachten wäre, daß die beiden Grafikchip-Entwickler hier natürlich unterschiedliche Preise für ihre Chips machen, je nachdem auf welcher Karte und damit mit welchen Taktfrequenzen diese zum Einsatz kommen. So hat beispielsweise ein GT200/b-Chip ein halbes Dutzend verschiedener Preise, da der Chip auf ebenso vielen verschiedenen Grafikkarten zum Einsatz kommt:
Chip | Die-Fläche | Karte | Segment | Preis |
---|---|---|---|---|
ATI RV710 | 72mm² | Radeon HD 4350/4550 | LowCost | 8$ |
ATI RV730 | 146mm² | Radeon HD 4650 | Mainstream | 12$ |
Radeon HD 4670 | Mainstream | 18$ | ||
ATI RV740 | 137mm² | Radeon HD 4770 | Mainstream | 25$ |
ATI RV770 | 256mm² | Radeon HD 4830 | Mainstream | 22$ |
Radeon HD 4850 | Mainstream | 28$ | ||
Radeon HD 4870 | Performance | 32$ | ||
ATI RV790 | 282mm² | Radeon HD 4890 | Performance | 55$ |
nVidia G98 | 86mm² | GeForce 8400 GS | LowCost | 6$ |
nVidia G96/b | 144/119mm² | GeForce 9400 GT | LowCost | 12$ |
GeForce 9500 GT | Mainstream | 14$ | ||
nVidia G94/b | 240/180mm² | GeForce 9600 GT | Mainstream | 22$ |
nVidia G92/b | 330/276mm² | GeForce 9600 GSO | Mainstream | 12$ |
GeForce GTS 250 | Mainstream | 35$ | ||
nVidia GT200/b | 576/470mm² | GeForce GTX 260 (216SP) | Performance | 45$ |
GeForce GTX 275 | Performance | 55$ | ||
GeForce GTX 280 | HighEnd | 65$ | ||
GeForce GTX 285 | HighEnd | 90$ |
Ganz auf die Goldwaage legen kann man diese Angaben natürlich nicht, da sich je nach Grafikkartenhersteller unterschiedliche Rabatte ergeben dürften – diese Hersteller, welche nur Grafikchips von ATI oder nVidia verbauen, werden hier sicherlich etwas besser gestellt sein als diese Hersteller, welche Grafikchips beider Entwickler im Programm haben. Zudem dürfte es auch noch einen gewissen Unterschied machen, welche Abnahmemengen die einzelnen Grafikkartenhersteller realisieren – sehr große Hersteller wie Asus und MSI werden dabei sicherlich etwas im Vorteil sein.
Nichtsdestotrotz läßt sich erkennen, daß LowCost-Grafikchips für zwischen 6 bis 12 Dollar zu haben sind, währenddessen die Grafikchips des Mainstream-Bereichs zwischen 12 und 35 Dollar kosten und für die Grafikchips des Performance- und HighEnd-Bereichs zwischen 32 und 90 Dollar ausgegeben werden muß. Die Übergänge sind durch die jeweils unterschiedliche Preispolitik der Grafikchip-Entwickler etwas fließend – wobei durchaus die Tendenz zu erkennen ist, daß ATI seine Grafikchips etwas günstiger ansetzt als nVidia seine in etwa gleichschnellen Pendants.
Interessanterweise entsprechen diese Grafikchip-Preise weitestgehend der jeweils vom Grafikchip belegten Die-Fläche auf dem Wafer: Ein RV770-Chip hat 75 Prozent mehr Die-Fläche als ein RV730-Chip, während der Preis der jeweiligen Spitzenprodukte ebenfalls nur um 78 Prozent auseinanderliegt. Eigentlich hätte man hier eine stärkere Progression nach oben hin vermutet, daß also die größeren Grafikchips deutlich mehr kosten als sie eine größere Chipfläche haben. Dies trifft aber faktisch nur auf die absoluten Spitzenprodukte Radeon HD 4890 und GeForce GTX 285 zu – in anderen Bereichen kosten größere Chips teilweise sogar weniger als kleinere Chips (Radeon HD 4830 zu Radeon HD 4770 und GeForce 9600 GSO zu GeForce 9600 GT).
Höhere Rohgewinnaufschläge bei den größeren Grafikchips sind aber dennoch zu rechtfertigen, da diese in geringerer Stückzahl als die kleineren Grafikchips abgesetzt werden und bei diesen zudem auch die Produktionsausbeute nicht so hoch sein dürfte wie bei den LowCost-Chips. Letztere lassen sich zudem unter Umständen sogar im billigen Bulk-Fertigungsverfahren herstellen, was niedrigere Waferkosten bedeutet, während für alles ab dem ernsthaften Mainstream-Bereich immer die teurere HighPerformance-Produktion verwendet werden muß.
Insgesamt gesehen dürfte hier sowieso eine große Mischkalkulation seitens der Grafikchip-Entwickler existieren, da neben den reinen Produktionskosten und den allgemeinen Kosten von ATI und nVidia ja auch noch die Entwicklungskosten für neue Grafikchips als ein sehr großer Posten zu Buche steht. Ironischerweise dürften gerade die Entwicklungskosten für die HighEnd-Chips jeweils deutlich am höchsten sein – nicht nur, weil sie auf weniger produzierte Grafikchips aufzuteilen sind, sondern weil die HighEnd-Chips üblicherweise zuerst entwickelt werden und sich die Grafikchips für die anderen Marktsegmente "nur" von diesen ableiten.
Der Hauptteil der Entwicklungskosten einer Grafikchip-Generation von mehreren hundert Millionen Dollar liegt also bei den zuerst erscheinenden HighEnd-Chips. Der hohe Grafikchip-Preis dieser HighEnd-Modelle kommt also nicht von ungefähr – ganz alleine gefertigt, müssten jene Preise wahrscheinlich sogar noch höher ausfallen. Die HighEnd-Chips werden bezüglich der Entwicklungskosten sicherlich regelmäßig von den Grafikchips der anderen Marktsegmente und deren teils dramatisch größeren Stückzahlen quersubventioniert.
Weiter geht es mit dem Thema der Speicherpreise: Aus den von Mercury Research kommenden Daten läßt sich nämlich ziemlich exakt darauf schließen, was heutzutage eine bestimmte Sorte und Menge Speicher kostet. Folgende Einzelpreise ergaben sich hierbei:
256MB | 512MB | 1024MB | 2048MB | |
---|---|---|---|---|
DDR2 400/500 MHz | 3,48$ | 6,96$ | 13,92$ | 27,84$ |
GDDR3 800/900 MHz | 6,99$ | 13,98$ | 27,96$ | 55,92$ |
GDDR3 1000 MHz | - | 15,38$ | 30,76$ | 61,52$ |
GDDR3 1100/1200 MHz | - | 16,92$ | 33,83$ | 67,66$ |
GDDR5 1600/1800 MHz | - | 13,30$ | 26,60$ | 53,20$ |
GDDR5 1950 MHz | - | 19,95$ | 39,90$ | 79,80$ |
Gut zu sehen ist, wie jeh nach Taktrate die Speicherpreise steigen – und bei niedrigem Preis durchaus auch einmal sehr günstig sein können. So kostet normal getakteter GDDR5-Speicher (1600/1800 MHz, verbaut bei der Radeon HD 4770 und 4870) offenbar sogar minimal weniger als normaler GDDR3-Speicher (800/900 MHz). Sollte GDDR5-Speicher auf diesen Taktfrequenzen wirklich für diesen niedrigen Preis weggehen, können wir mit der kommenden Grafikchip-Generation einen sehr breiten Einsatz von GDDR5-Speicher auch im Mainstream-Bereich erwarten.
Nur im HighEnd-Bereich kostet jener GDDR5-Speicher natürlich sein Geld (1950 MHz, verbaut bei der Radeon HD 4890), aber gegenüber den Spitzenprodukten der GDDR3-Generation ist der Unterschied auch nicht gerade groß. Gerade, wenn man dafür ein etwas kleineres Speicherinterface im Grafikchip ansetzen kann, dürfte sich dieser Tausch doch lohnen. Schnelleren GDDR3-Speicher wird es sowieso nicht mehr geben bzw. dürfte dieser, wenn wirklich verlangt, nochmals erheblich teurer werden als die aktuellen GDDR3-Spitzenprodukte.
Daneben ist der geradezu extrem günstigere Preis von DDR2 bemerkenswert: Dies hängt natürlich auch mit dem niedrigeren Takt dieser Speichersorte von maximal 500 MHz zusammen, zum anderen aber kommen diese Speicher aus der günstigen Massenproduktion von PC-Hauptspeicher, sind also kein speziell für Grafikkarten aufgelegtes Produkt. Damit erklärt sich der günstigere Preis – und auch, wieso die Grafikkartenhersteller immer wieder auf diesen Speicher zurückgreifen: Im LowCost-Segment kann man damit wirklich eine Menge Kosten einsparen.
So liegen zwischen 512 MB GDDR3 und derselben Speichermenge DDR2 immerhin gute 7 Dollar – was bei einem Gesamtpreis von 30 bis 40 Dollar eine sehr erhebliche Summe ist, immerhin runde 20 Prozent von den gesamten Herstellungskosten. Vor allem aber läßt sich ein solcher Betrag nirgendwo anders an einer LowCost-Grafikkarte einsparen – kein Wunder, daß die Grafikkartenhersteller gern zu diesem Mittel greifen.
Die Alternative ist genauso oft zu beobachten: LowCost-Modelle mit riesigem, eigentlich für das Leistungspotential der Karte zu großem Speicher. Sehr beliebt dürfte hierbei die Variante sein, 512 MB GDDR3-Speicher durch 1024 MB DDR2-Speicher zu ersetzten – der Kostenpunkt ist derselbe, allerdings läßt sich die größere Speichermenge deutlich besser vermarkten. Natürlich wird eine solche Karte mit 1024 MB DDR2-Speicher auf 500 MHz überall klar langsamer sein als dieselbe Karte mit 512 MB GDDR3-Speicher auf 800 MHz – aber so lange das die Käufer nicht wissen, wird halt zu der Karte mit der höheren Speichermenge gegriffen.
Und letztlich sehr interessant ist die prozentuale Verteilung der Einzelkosten bei unterschiedlichen Grafikkarten. Hier ergeben sich teils deutliche Differenzen bei Karten unterschiedlicher Preisregionen. Folgendes wurde anhand einiger ATI-Grafikkarten ermittelt, da dort die vorhandenen Komponenten-Einzelpreise doch besser belegt sind (die Kosten für das Grafikboard wurden nachfolgend zusammengezogen):
Sehr schön zu sehen ist, wie mit steigendem Kartenpreis der Anteil des Grafikchips klar zunimmt und der Anteil der Platine (nebst allen Aufbauten außer Chip und Speicher) ebenfalls klar abnimmt. Der Anteil des Speichers nimmt dagegen bis in den Mainstream-Bereich hinein ebenfalls ab, nur im Performance- und HighEnd-Bereich gibt es dann durch die dort üblichen größeren Speichermengen wieder einen zunehmenden Anteil am gesamtem Herstellungspreis einer Grafikkarte. Selbige Tendenzen existieren dann auch bei den nVidia-Modellen, wo beim Spitzenmodell GeForce GTX 285 der Anteil des Grafikchips sogar bei über der Hälfte des gesamten Herstellungspreises liegt.
Der bei zunehmender Karten-Leistungsfähigkeit kleiner werdende Anteil des Grafikboards samt Aufbauten ist aber auch als Hinweis darauf zu sehen, daß es unserer Meinung nach durchaus möglich ist, im Performance- und HighEnd-Bereich die absoluten Billig-Bauteile wegzulassen und dort nur solche Komponenten zu benutzen, welche ohne das berüchtigte Spulenfiepen [9] auskommen. Die Kosten für die Stromversorgung, zu welchen die bewußten Spulen einen Teil beitragen, liegen je nach Marktsegment der Karte zwischen 4 und 9 Dollar, was im Performance- und HighEnd-Bereich nur noch zwischen 5 und 7 Prozent des Karten-Herstellungspreises ausmacht. Die Benutzung besserer Komponenten dürfte hier mit maximal ein bis zwei Dollar Mehrpreis zu Buche stehen, was im Sinne des HighEnd-Charakters dieser Produkte doch tragbar erscheint.
Ein Wort noch zu den Kosten für die jeweiligen Kühlkonstruktionen, welche vorstehend mit in die Kosten für das Grafikboard eingerechnet wurden: Einzeln betrachtet sind die Kosten für Kühler und Lüfter in Relation zum Kartenpreis betrachtet recht konstant, sie schwanken maximal zwischen 10 und 17 Prozent und liegen meistens bei 13 bis 15 Prozent des Karten-Herstellungspreises. Dies hängt offenbar mit den jeweiligen Verlustleistungen der einzelnen Karten zusammen: Steigende Performance bedeutet höhere Verlustleistung und damit größere benötigte Lüfter. Sicherlich kann man mit eher verlustleistungsarmen Karten an dieser Stelle einiges einsparen – die Erfahrung zeigt aber, daß Sparsamkeit im Grafikkarten-Sektor letztlich nur zur Steigerung der Performance benutzt wird, womit man am Ende wieder auf das gleiche herauskommt.
Abschließend möchten wir ein klein wenig davor warnen, aus den vorstehend aufgelisteten Karten-Herstellungspreisen auf mögliche Gewinnmargen der Grafikkartenhersteller schließen zu wollen. Solche Rechnungen lassen sich mit dem vorhandenen Datenmaterial nicht anstellen, da es hierbei zu viele unbekannte Punkte gibt. So lassen sich beispielsweise die Marketing-Kosten eines Grafikkartenherstellers schwer auf einzelne Produkte aufschlüsseln – dazu gehört schließlich nicht nur Werbung, sondern auch Messen wie die CeBIT, welche für die Hersteller sehr heftig ins Geld gehen. Auch die Eigenkosten eines Grafikkartenherstellers sind uns (natürlich) nicht bekannt, so daß sich diese Rechnung unmöglich serös anstellen läßt.
Bekannt sind dagegen einige weitere Zusatzkosten wie die für Beilagen, Transport, Verpackung und RMA. So kosten beigelegte Kabel und Adapter zwischen 0,25 bis 1,50 Dollar pro Stück, wobei natürlich bei den HighEnd-Modellen üblicherweise das volle Programm beigelegt wird und bei den LowCost-Modellen nur das allernötigste. Die Verpackung selber kostet zwischen 1,50 Dollar für eine extrakleine Retail-Verpackung und 4 Dollar für eine der üblichen großen Retail-Verpackungen, eine eingeprägte Schrift auf der Verpackung oder andere Extras kosten im übrigen jeweils einen Dollar extra.
Der Transport zwischen Grafikkartenhersteller und Distributor ist dann ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor, diesen kann man mit im Schnitt 6 Prozent des Großhandelspreises ansetzen. Der Preis ist daher so hoch, da Grafikkarten üblicherweise per Luftfracht zu den Distributoren verschickt werden – der Transport per Schiff ist zwar billiger, dauert aber auch seine Zeit und hat daher das Risiko, daß sich die Grafikkartenpreise inzwischen ändern. Und letztlich kommen noch die RMA-Kosten hinzu, wobei die RMA-Quote sehr unterschiedlich ist: Bei HighEnd-Modellen beträgt diese üblicherweise 2 bis 3 Prozent, bei LowCost-Modellen dürfte sie wohl um einiges niedriger liegen. Die RMA-Quote deutet im übrigen nicht direkt auf die dadurch entstehenden Kosten hin, diese können unter Umständen sogar höher ausfallen.
All dies hilft aber wie gesagt nicht weiter, um eine mögliche Gewinnspanne der Grafikkartenhersteller zu ermitteln, da wir zum einen wie gesagt nicht die Eigenkosten der Hersteller kennen und zum anderen auch nicht den Großhandelspreis – denn nur zu diesem verkauft ein Grafikkartenhersteller schließlich seine Produkte. Von den allgemein bekannten Straßenpreisen wären hier also noch die Kosten und die Marge der Einzel- und Großhändler abzuziehen, zu welchen es genauso wenig handfeste Angaben gibt.
Allenfalls kann man die allgemeine Aussage aufstellen, daß bei den LowCost- und Mainstream-Karten üblicherweise Gewinnmargen für die Grafikkartenhersteller von wenigen Dollar pro Stück vorhanden sind und es in diesen Marktsegmenten die schiere Masse macht. Bei Performance- und HighEnd-Grafikkarten liegt dagegen üblicherweise eine höhere Marge vor – primär deswegen, weil in diesen Marktsegmenten deutlich weniger Karten abgesetzt werden und sich das ganze ohne höhere Gewinnmarge kaum lohnen würde. Zudem existiert gerade bei den Performance- und HighEnd-Grafikkarten ein größeres wirtschaftliches Risiko (Preissenkungen, Neuvorstellungen, Kursschwankungen), womit auch der Risikoaufschlag im Kartenpreis höher ausfallen muß.
Realistisch betrachtet ist das Grafikkarten-Geschäft ein höchst riskantes für die Hersteller und Händler: Zu den vorgenannten Risikopunkten kommt auch noch hinzu, daß es eigentlich zu viele Anbieter und zu viele Händler gibt, die sich preislich Tag für Tag aufs neue zu unterbieten versuchen. In einem solchen Markt sind die Endabgabepreise üblicherweise vollkommen "ausgelutscht" – insofern ist nicht davon auszugehen, daß wirklich viel Geld bei den Grafikkartenherstellern sowie im Groß- und Einzelhandel übrig bleibt.
Wir danken für die wertvollen Informationen zu den Nebenkosten (Beilagen, Transport, Verpackung und RMA) durch einen befreundeten Mitarbeiter eines bekannten Grafikkartenherstellers.
Verweise:
[1] http://www.3dcenter.org/users/leonidas
[2] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=463411
[3] http://www.mercuryresearch.com/
[4] http://www.3dcenter.org/dateien/abbildungen/grafikkartenpreise-pic1.jpg
[5] http://www.3dcenter.org/abbildung/herstellungspreise-aktueller-grafikkarten-datenmaterial-laut-mercury-research
[6] http://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?t=463477
[7] http://www.3dcenter.org/artikel/herstellungspreise-aktueller-grafikkarten
[8] http://www.3dcenter.org/artikel/herstellungspreise-aktueller-grafikkarten/preise-von-grafikchip-und-grafikspeicher
[9] http://www.3dcenter.org/umfrage/wie-relevant-ist-das-spulenzirpen-bei-grafikkarten-fuer-euch
[10] http://www.3dcenter.org/artikel/herstellungspreise-aktueller-grafikkarten/verteilung-der-einzelkosten-fazit