Im Vorfeld des heutigen "Next Horizon" Events (Live-Blog ab 18 Uhr deutscher Zeit bei AnandTech [1], Liste der Livestreams [2]) hat AMD neue Zahlen zu den Marktanteilen im Prozessoren-Markt veröffentlicht. Jene stammen von den Marktforschern von Mercury Research [3] und sind normalerweise nicht frei verfügbar, daher ist es schön, mal wieder entsprechende Zahlen zu haben. Selbige beziehen sich auf die Marktanteile unter x86-Prozessoren und beinhalten offiziell nur den AMD-Marktanteil – aber da VIA selbst vor einer Dekade, als man noch neue Prozessoren bot, schon nur noch bei 0,3% Marktanteil notiert wurde, dürfte die Differenz zum AMD-Marktanteil (im x86-Feld) wohl inzwischen gänzlich zugunsten von Intel gehen. Dies trifft dann auch auf die vor Monatsfrist schon notierten Marktanteils-Daten [4] zu, wo seinerzeit noch nicht klar war, ob sich jene auf x86 oder auch andere CPU-Architekturen beziehen – da die beiden vorliegenden Datensätze gleichlautend sind, handelt es sich auch bei diesen früheren Daten dann also rein um x86-Prozessoren.
x86 Desktop | Q3/2017 | Q4/2017 | Q1/2018 | Q2/2018 | Q3/2018 |
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AMD | 10,9% | 12,0% | 12,2% | 12,2% | 13,0% |
Intel | 89,1% | 88,0% | 87,8% | 87,8% | 87,0% |
x86 Desktop-Prozessoren, Quelle: Mercury Research [5] |
Und damit ist dann im Feld der x86 Desktop-Prozessoren sogar ein tieferer Blick möglich als mit den reinen AMD-Zahlen. Allerdings ist im Desktop-Bereich eher denn zu beobachten, das sich das Eichhörnchen sehr mühsam nährt – der "große" Boost zugunsten von AMD liegt zwischen dem vierten Quartal 2016 und dem ersten Quartal 2017 mit einer Steigerung von 9,9% auf 11,4% AMD-Marktanteil [4], danach ging und geht es nur noch sehr langsam vorwärts. Nur das gerade abgelaufene dritte Quartal 2018 bietet hierzu mit einem "Sprung" von 12,2% auf 13,0% AMD-Marktanteil einen gewissen Lichtblick – hier zahlt sich dann AMDs solide Arbeit bei Ryzen 2000 [6] und Ryzen Threadripper 2000 [7] aus. Nichtsdestotrotz deutet diese Marktanteils-Entwicklung eher darauf hin, das AMD hier an natürliche Grenzen stößt – denn im Retail-Segment haben sich AMDs Prozessoren auch schon vor Intels 14nm-Lieferschwäche prächtig mit ungefährem Gleichstand zu Intel [8] verkauft. Das es insgesamt dennoch nur zu 13% Marktanteil reicht, wird wohl auf den übermächtig großen Anteil des OEM-Segments und dessen üblicher Unbeweglichkeit zurückzuführen sein.
Einigermaßen anders sieht die Situation bei den x86 Mobile-Prozessoren aus, wo AMD vor allem im Vorjahresvergleich deutlich zulegen konnte – und endlich wieder über 10% Marktanteil in diesem von AMD lange Zeit eher stiefmütterlich behandelten Teilsegment liegt. Letztlich scheint sich Raven Ridge [9] dann doch noch ganz vernünftig verkaufen lassen – wobei mehr in jedem Fall möglich ist, Intel hat im Segment der günstigen Kombi-Chips nach wie vor keinerlei Alternativen zu bieten und ist auch bei der reinen CPU-Performance (unter gewissen TDP-Grenzen) nicht mehr unangefochten vorn. Auch in diesem Fall dürften AMD die schwierig zu ändernden Verhältnisse im OEM-Geschäft vor weiteren Marktanteils-Zuwächsen ausbremsen – aber wenigstens gibt es im Mobile-Segment gewisse AMD-Erfahrungen bei den meisten Notebook-Herstellern, müssen diese alten Verbindungen einfach nur mit neuem Leben gefüllt werden. Als Nebenaufgabe darf AMD dabei durchaus den genauen Blick auf die konkret enstehenden AMD-Notebooks begreifen, damit typische Fehler wie Speicher im SingleChannel-Betrieb oder unsinnige Konfigurationen mit schwacher zusätzlicher Grafiklösung vermieden werden können.
x86 Mobile | Q3/2017 | Q2/2018 | Q3/2018 |
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AMD | 6,8% | 8,8% | 10,9% |
Intel | 93,2% | 91,2% | 89,1% |
x86 Mobile-Prozessoren, Quelle: Mercury Research [5] |
Die Insgesamt-Abrechnung der x86-Prozessoren enthält dann Desktop-, Mobile- und Server-Prozessoren, nicht aber Prozessoren für IoT- bzw. Embedded-Geräte – was jedoch durchaus sinnvoll ist, denn letztgenannte Sparte hat mit dem eigentlichen Zweikampf im x86-Segment zwischen AMD und Intel nicht wirklich etwas zu tun. Die Insgesamt-Zahlen zeigen grundsätzlich ähnliche Tendenzen wie die Mobile-Prozessoren auf – was wohl bedeutet, das deren Anzahl hierbei dominierend ist, die Desktop-Prozessoren also (klar) in der Minderheit sind und die Server-Prozessoren von deren Stückzahl her keine Rolle spielen. Mit insgesamt 10,6% zu 89,4% zwischen AMD und Intel liegt der Platzhirsch natürlich immer noch um Dimensionen vor dem Herausforderer – und AMD noch ganze Äonen davon enfernt, mal wieder bei 20-30% Marktanteil wie zu Hochzeiten gelistet zu werden. Solcherart Zahlen sind allerdings sowieso nur über einige Jahre kontinuierlich guter Arbeit zu erreichen, AMD steht diesbezüglich eher noch am Anfang des Weges – und natürlich hat Intel hier auch noch ein Wörtchen mitzureden. Doch egal wie jeder dieser Firmen ihr wirtschaftlicher Erfolg zu gönnen ist, für den CPU-Käufer wäre ein eher ausgeglichenes Marktverhältnis sicherlich die beste Lösung, dann kann sich der Wettbewerb am besten entfalten.
x86 insgesamt | Q3/2017 | Q2/2018 | Q3/2018 |
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AMD | 7,5% | 9,1% | 10,6% |
Intel | 92,5% | 90,9% | 89,4% |
x86 insgesamt: Desktop, Mobile & Server, aber ohne IoT/Embedded, Quelle: Mercury Research [5] |
Nachtrag vom 30. November 2018
Die DRAM Exchange [10] gibt (seltene) Einblicke in die Marktverhältnisse bei Server-Prozessoren: Danach soll Intel für dieses Jahr in der Kategorie der x86 Server-Prozessoren noch auf einen Marktanteil von 98% kommen – was allerdings immerhin schon 2% für AMD übrigläßt, nach wahrscheinlich vor dem Jahr 2017 durchgehenden Nullnummern seitens AMD. Für das sich üblicherweise arg langsam bewegende Server-Segment ist dies schon ein guter Einstand, gerade da selbiger noch mit AMDs 14nm-Prozessoren und allein der initialen Generation an Epyc-Prozessoren erzielt wurde (Zen+ bzw. Pinnacle Ridge [11] erschien im Server-Segment bisher nicht). Für das nächste Jahr prognostiziert man dann eine Marktverteilung von sogar 5% zugunsten von AMD zu weiterhin satten 95% zugunsten von Intel – was aber dennoch eine Verdopplung der AMD-Marktanteile samt einem weiteren erheblichen Bedeutungsgewinn für AMDs Server-Prozessoren ergeben würde. Dabei ist diese Prognose sicherlich noch eher defensiv, denn Intel-intern spricht man von der Verhinderung der 20%-Marke zugunsten von AMD [12] – was natürlich nicht bedeutet, das AMD jene auch nur annähernd erreichen wird, sondern das Intel AMD einfach nur als ernstzunehmenden Kontrahenten im Server-Markt des Jahres 2019 sieht.
x86 Server | 2017 | 2018 | 2019 (Prognose) |
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AMD | 1% | 2% | 5% |
Intel | 99% | 98% | 95% |
x86 Server-Prozessoren, Quelle: DRAM Exchange [10] |
Verweise:
[1] https://www.anandtech.com/show/13547/amd-next-horizon-live-blog-starts-9am-pt-5pm-utc
[2] https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/showthread.php?p=11844826#post11844826
[3] http://mercuryresearch.com/
[4] http://www.3dcenter.org/news/hardware-und-nachrichten-links-des-67-oktober-2018
[5] http://www.mercuryresearch.com/
[6] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-ryzen-2000
[7] http://www.3dcenter.org/artikel/launch-analyse-amd-ryzen-threadripper-2000
[8] http://www.3dcenter.org/news/hardware-und-nachrichten-links-des-9-august-2018
[9] http://www.3dcenter.org/news/amd-raven-ridge
[10] https://www.dramexchange.com/WeeklyResearch/Post/2/5156.html
[11] http://www.3dcenter.org/news/amd-pinnacle-ridge
[12] http://www.3dcenter.org/news/hardware-und-nachrichten-links-des-12-juni-2018