Intels Comet-Lake-Generation bietet augenscheinlich durchgehend mehr CPU-Threads auf

Seitens Twitterer Apisak [1] wurde die erste Eintragung eines Comet-Lake-basierten Desktop-Prozessors in der SiSoft Sandra Benchmark-Datenbank [2] erspäht. Hierbei handelt es sich um den "Core i3-10100", welcher laut den dort ausgelesenen Daten mit 4 CPU-Kernen samt HyperThreading auf einem Basetakt von 3.6 GHz antritt. Da es sich bei Comet Lake [3] (Core i-10000 Serie) nur um eine weitere Iteration der Skylake [4]-Architektur (mit der leicht verbesserten Grafiklösung von Kaby Lake [5]) handelt, sind in diesem Fall kaum Auslesefehler bei diesen technischen Daten zu befürchten (welche ansonsten bei SiSoft Sandra im Fall von wirklich neuen Architekturen jederzeit auftreten könnnen). Die gezeigte Taktrate ist mit 3.6 GHz Basetakt zwar vergleichsweise uninspirierend (wie beim aktuellen Core i3-9100), allerdings tritt jener Core i3 der Comet-Lake-Generation dafür auch wieder mit aktivem HyperThreading an – und läutet somit eine weitere Aufrüstungs-Runde seitens Intel ein.

Denn jene 8 CPU-Threads zwingen Intel aller Wahrscheinlichkeit dazu, auch beim Core i5 etwas zu tun, welcher bislang mit 6 CPU-Kernen ohne HyperThreading (= 6 CPU-Threads) antrat. Und baut man dann den Core i5 aus, gerät der Core i7 in die gleiche "Bredoille" – auch dort wird Intel nachziehen müssen. Zusammen mit dem wahrscheinlich bereits gesetzten Core i9 (bekommt sicherlich den Vollausbau mit 10 CPU-Kernen samt HyperThreading) dürfte das komplette Portfolio von Core i3 bis i9 bei Comet Lake mit mehr CPU-Threads (und teilweise mehr CPU-Kernen) ausgerüstet werden. Core i3 & i9 erscheinen diesbezüglich bereits als gesetzt, für Core i5 & i7 ergeben sich zwei denkbare Varianten: Entweder die durchgehende Aktivierung von HyperThreading oder aber mehr CPU-Kerne. Dabei hat erstere Variante wohl die größeren Chancen, da die Abstände zwischen den einzelnen Produkt-Segmenten gleichmäßiger wären. Mit der zweiten Variante würde sich beispielsweise ein heftiger Abstand zwischen Core i3 (4C + HT) zu Core i5 (8C ohne HT) ergeben, was nicht besonders sinnig ist – auch angesichts des AMD-Gegenangebots bei Ryzen 3000 [6], wo im selben Preissegment Sechskerner mit SMT stehen.

Tritt erstere Variante in Kraft, bedeutet dies im übrig grob gesehen, das Intel von Core i3 bis i7 einfach HyperThreading aktiviert – und der Core i9 dann vom Achtkerner zum Zehnkerner (jeweils mit HyperThreading) wechselt. Die Zeit der vielen Desktop-Prozessoren ohne HyperThreading wäre dann urplötzlich vorbei – wobei es selbige sicherlich auch nur deswegen gibt, weil Intel eine klare Produkt-Differzierung betreiben musste, nicht wegen Problemen mit dem HyperThreading an sich. Egal, welche Variante es wird, gibt es zumindest durchgehend von Core i3 bis i9 im Desktop-Portfolio von Comet Lake mehr CPU-Threads und teilweise auch mehr CPU-Kerne – sicherlich Intels Antwort auf AMDs Vormarsch mit den Zen-2-basierten Ryzen-3000-Prozessoren, welche die laufenden "Kern-Kriege" zwischen AMD und Intel einmal mehr angefacht haben. Innerhalb von vier CPU-Generationen seit Intels 2015er Skylake hätte Intel dann die in den jeweiligen Produkt-Segmenten gebotenen CPU-Kerne/Threads glatt verdoppelt – was insbesondere deswegen bemerkenswert ist, als das sich daran in den fünf Intel-Generationen zuvor (Sandy Bridge bis Skylake) absolut gar nichts bewegt hatte.

Theoretisch offen bleibt noch die Frage nach den Preispunkten von Comet Lake – allerdings wird Intel hier von zwei Effekten in die Zange genommen und dürfte daher kaum die Möglichkeit zu Preissteigerungen haben. Zum einen existiert hier die Preislage des Ryzen-3000-Portfolios, welche die bisherigen Intel-Prozessoren beim Preis/Leistungs-Verhältnis erheblich unter Druck setzt. Intel braucht hier die Hinzunahme von HyperThreading, um bei der Performance nachzuziehen, kann sich aber trotzdem kaum höhere Preispunkte leisten. Und zweitens hat Intel mit dem Preis des Zehnkerners Core i9-10900X von Cascade Lake X [7] auf 590 Dollar selber schon eine gewisse Marke gesetzt, welche man bei Comet Lake kaum ankratzen kann. Derzeit wäre daher zu vermuten, das Intel bei Comet Lake im bekannten Preisfeld für seine Consumer-Modelle bleibt, sprich von 100 bis 500 Dollar bei Core i3 bis i9. Eher könnte man die These aufstellen, das sich Intel eventuell an den kürzlich abgesenkten Preisen [8] der Grafik-losen Coffee-Lake-Prozessoren orientiert, sprich eher nach unten als nach oben hin denkt. Eine neue CPU-Generation ist schließlich immer eine gute Möglichkeit der Preisanpassung (in alle Richtungen hin), während ansonsten bei einem Marktführer wie Intel regelrechte Preissenkungen arg verpönt sind.

Ob das ganze reicht, um AMDs Ryzen 3000 einen würdigen Kontrahenten entgegenzustellen, hängt von einer Reihe an kleinen Stellschrauben (primär bei Preis & Taktrate) ab, läßt sich also aus der grundsätzlichen Ansetzung heraus noch nicht erkennen. Sicherlich wird der maximal gebotenen Intel-Zehnkerner es schwer haben, gegenüber dem 12-Kerner Ryzen 9 3900X zu bestehen – da fehlen dann einfach die zwei CPU-Kerne. Aber im Rest des Portfolios würde Intel auf gleicher Kern/Thread-Anzahl und sicherlich überall mit gleichwertigen oder besseren Taktraten antreten können. Dies sollte viele Anwendungs-Benchmarks positiv zugunsten von Intel beeinflußen – und im Feld der Spiele-Benchmarks muß sich Intel bekannterweise sowieso nicht sorgen. In der Breite des Portfolios könnte Intel mittels Comet Lake durchaus wieder Konkurrenzfähigkeit erlangen, der Ausgang des Vergleichs an der Spitze bleibt dagegen abzuwarten. Wie bekannt [9], dürften die Desktop-Ausführungen von Comet Lake in den ersten Wochen des Jahres 2020 erscheinen, den neuen Sockel 1200 mit sich bringen und somit neue Mainboards basierend auf Intels 400er Chipsatz-Serie erfordern.

Nachtrag vom 21. Oktober 2019

Twitterer Momomo [10] hat einen weiteren Eintrag zu einem "Comet Lake" Desktop-Prozessor in der SiSoft Sandra Benchmark-Datenbank [11] erspäht, welcher offenbar die Frage klärt, wie Intel den Core i5 innerhalb der Comet-Lake-Generation gestalten will. Der Eintrag offeriert zwar kein konkretes Prozessoren-Modell, aber da hierbei ein Sechskerner samt HyperThreading auf einem H470-Mainboard genannt wird, kann es sich faktisch nur um einen Comet-Lake-Prozessor oberhalb des Core i3 (bekannterweise 4C/8T handeln – ergo einen Core i5. Bislang gab es zu diesem noch zwei Möglichkeiten der Ausgestaltung (6C/12T oder 8C/8T), mittels dieses Eintrags wird die Sache nunmehr klar: Der Core i5 von Comet Lake tritt mit 6 CPU-Kernen samt HyperThreading an – womit für den Core i7 von Comet Lake nur noch die Möglichkeit zu acht CPU-Kernen samt HyperThreading übrig bleibt. Damit ist die grundsätzliche Modell-Abstufung bei Comet Lake (Core i-10000 Serie) [3] gesetzt, wobei Intel somit wieder durchgehend HyperThreading zum Einsatz bringen wird und auch in jedem Fall mehr CPU-Threads als bisher beim Coffee Lake Refresh (Core i-9000 Serie) [12] geboten werden. Nebenbei erhält der Core i5 damit auch zum ersten Mal seit dessen Kreierung (im Desktop-Segment) aktives HyperThreading.