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News des 24. November 2010

Fudzilla berichten über angeblich im ersten Quartal 2011 antretende GeForce GT 530 & 550 Grafikkarten, welche auf einem GF116-Chip basieren sollen. Wie der Newsmeldung allerdings auch zu entnehmen, basiert diese auf einer reinen Annahme seitens Fudzilla und ist nicht durch Fakten gedeckt. Und in diesem Fall spricht eigentlich nahezu alles gegen einen neuen Mainstream-Grafikchip GF116: Die GeForce GTS 450 steht vernünftig im Markt und AMD wird ausgerechnet in deren Preisbereich keinen neuen Grafikchip ansetzen, sondern die bisherige Radeon HD 5700 Serie weiterverwenden (oder umbenannt unter neuem Namen weiterverwenden). Es besteht daher keine echte Notwendigkeit, gleich einen neuen Grafikchip anzusetzen – noch dazu einen nur wenig veränderten, wie seitens Fudzilla mit 240 Shader-Einheiten spekuliert. Diese 240 Shader-Einheiten könnte man auch mittels des GF104-Chips erreichen, alternativ erzielt man eine ähnliche Performance wie mit 240 Shader-Einheiten auch durch höhere Taktraten ausgehend von den 192 Shader-Einheiten des GF106-Chips der GeForce GTS 450.

Extra für den eher geringen Unterschied zwischen 192 und 240 Shader-Einheiten einen neuen Grafikchip aufzulegen, wäre wirtschaftlich jedoch nicht sinnvoll. Sicherlich hat nVidia im HighEnd-Segment mit dem GF110-Chip den ursprünglichen GF100-Chip noch einmal nahezu unverändert neu aufgelegt, aber die Notwendigkeiten im HighEnd-Segment sind ein anderes Feld – dort geht es darum, auf Biegen und Brechen die Performancekrone zu erlangen, womit auch schon einmal wirtschaftlich zweifelhafte Unterfangen erlaubt sind. Bei einem Mainstream-Chip wie dem GF106 sieht dies anders aus – der Chip muß millionenfach billig hergestellt werden und kann nicht einfach ein halbes Jahr nach Einführung durch eine nicht deutlich veränderte Variante ersetzt werden, die dann durch eine größere Chipfläche und extra Entwicklungs- und Produktionskosten noch mehr kostet.

Möglich ist natürlich alles, aber wirklich veränderte neue nVidia-Chips sind eher unwahrscheinlich, weil nVidia derzeit schon jeden Performancebedarf mit den aktuellen Chips abdecken kann und dafür keinerlei neue Grafikchips (samt den dafür nötigen neuen Kosten) benötigt. Gut möglich sind aber neue Grafikkarten-Varianten im Rahmen der GeForce 500 Serie auf Basis der bekannten Grafikchips, um dem weiteren Ausbau der Radeon HD 6000 Serie namenstechnisch etwas entgegenstellen zu können. Es ist sogar möglich, daß nVidia für diese neuen Grafikkarten neue Chipnamen offeriert – einfach weil ein "GF116" besser klingt als ein "GF106". Schließlich wurde auch der ursprüngliche GF100B-Chip wohl exakt aus dieser Überlegung heraus in "GF110" umbenannt. Aber wirklich neue Grafikchips mit veränderter Anzahl an Hardware-Einheiten würden uns wirklich überraschen – weil dies wie gesagt derzeit als nicht notwendig und zudem unwirtschaftlich erscheint. Was logisch ist – und daher natürlich nicht zutreffen muß ;).

Zurückkommend zu den aktuellen Mainstream-Karten wird auf der nVidia-Webseite auch eine GeForce GTS 450 "OEM" gelistet, welche deutlich abweichende Spezifikationen zur regulären GeForce GTS 450 aufweist. Die Taktraten sind zwar (nahezu) gleich, allerdings schaltet nVidia bei der OEM-Version der Karte nur 144 statt der regulär 192 Shader-Einheiten frei – damit gibt es dann auch nur 24 anstatt 32 Textureneinheiten. Dies stellt bei dieser Karte einen Unterschied um immerhin 25 Prozent weniger Rechen- und Texturierleistung dar, was sich als merkbar auf die Performance auswirken dürfte. Dafür spendiert nVidia der Karte ironischerweise das volle Speicherinterface des GF106-Chips von 192 Bit DDR, womit die OEM-Ausführung eine um 50 Prozent höhere Speicherbandbreite als die reguläre Ausführung aufweist.

GeForce GTS 450 OEM GeForce GTS 450
Chipbasis nVidia GF106, 1170 Millionen Transistoren in 40nm auf ca. 240mm² Die-Fläche
Technik DirectX 11, 1 Raster Engine, 3 Polymorph Engines mit 3 Tesselations-Einheiten, 144 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 24 SFUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface DirectX 11, 1 Raster Engine, 4 Polymorph Engines mit 4 Tesselations-Einheiten, 192 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 32 SFUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
Taktraten 790/1580/1800 MHz 783/1566/1800 MHz
Speicherausbau 1536 MB GDDR5 512 oder 1024 MB GDDR5
Vorteile 51% mehr Rohleistung, 50% mehr Speicherbandbreite 32% mehr Rechenleistung, 32% mehr Texturierleistung

Wahrscheinlich dürfte dies aber verlorene Liebesmüh sein, denn die reguläre Karte hat nicht zu wenig Bandbreite und daher bringt dieser große Vorteil bei der Speicherbandbreite der OEM-Ausführung vermutlich deutlich weniger ein, als was man durch die niedrigere Rechen- und Texturierleistung verliert. Wir würden – vorbehaltlich echter Messungen zu dieser Karte – die OEM-Ausführung als leistungsschwächer als die reguläre Version einschätzen, alles andere würde letztlich ja auch dem OEM-Status der Karte widersprechen. Aufgrund des Namens sollte diese Karte wohl nicht im Retail-Handel auftauchen, dürfte dagegen aber in Komplett-PCs um so häufiger sein. Wer also mit einem Komplett-PC mit einer GeForce GTS 450 konfrontiert ist, sollte also prüfen, ob es sich um die reguläre oder die OEM-Ausführung dieser Karte handelt. Gleiches gilt (in abgeschwächter Form) für die ebenfalls nur auf einer nVidia-Webseite zu findende GeForce GTX 460 "OEM":

GeForce GTX 460 OEM GeForce GTX 460 1024MB
Chipbasis nVidia GF104, 1950 Millionen Transistoren in 40nm auf 337mm² Die-Fläche
Technik DirectX 11, 2 Raster Engines, 7 Polymorph Engines mit 7 Tesselations-Einheiten, 336 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 56 SFUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 11, 2 Raster Engines, 7 Polymorph Engines mit 7 Tesselations-Einheiten, 336 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 56 SFUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface
Takraten 650/1300/1700 MHz 675/1350/1800 MHz
Speicherausbau 1024 MB GDDR5 1024 MB GDDR5
Vorteile - 4% mehr Rechenleistung, 4% mehr Texturierleistung, 4% mehr ROP-Leistung, 6% mehr Speicherbandbreite

Hierbei besteht allerdings nur ein eher geringfügiger Taktraten-Unterschied – welcher so gering ausfällt, daß dieser auf die Performance der GeForce GTX 460 OEM wohl nur eine Auswirkung im Rahmen von ca. 3 Prozent haben dürfte. Wenn man einen Komplett-PC mit GeForce GTX 460 OEM zu einem guten Preis bekommen kann, spricht nicht viel gegen dieses Angebot, die 3 Prozent Differenz sind in der Praxis völlig unmerkbar. Allerdings sollte man wohl jede Grafikkarte eines Komplett-PCs – sofern man diese weiterbenutzen und nicht gleich gegen ein besseres Modell austauschen will – mittels Tools wie GPU-Z gegenprüfen, ob wirklich alle Hardware-Einheiten an Bord sind bzw. die richtigen Taktraten anliegen. Gerade bei Komplett-PCs erlauben sich die PC-Bauer einige Freiheiten bei der Komponenten-Auswahl und tun gern etwas schlechtere Komponenten unter tollem Namen verbauen – uns würde es beispielsweise nicht wundern, wenn die meisten PCs mit GeForce GTS 450 OEM und GeForce GTX 460 OEM in der PC-Beschreibung den Suffix "OEM" einfach weglassen. Hier sollte generell geprüft werden, was man sich anlacht bzw. was man letztlich bekommen hat.

Gulli berichten über ein neues US-Gesetzeswerk namens "COICA", welches die Sperrung von Webseiten mit "gesetzwidrigen Aktivitäten" ermöglicht. Erklärtes Ziel dieses Gesetzes sind aber nicht Webseiten mit politisch heiklen Themen oder wirklich strafrechtlich relevanten Inhalten, sondern offensichtlich allein Filesharing-Webseiten – und darunter aber auch solche in der Grauzone operierende Dienste wie Rapidshare, deren rechtlicher Status derzeit noch umstritten ist bzw. die nicht zweifelsfrei illegal sind. Das Gesetz wurde zwar laut einer Meldung des Spiegels (erst einmal) im US-Senat nicht angenommen, allerdings ist die Warnung seitens Gulli durchaus ernstzunehmen, daß eine Zensurinfrastruktur in den USA besonders gefährlich für das weltweite Internet wäre: Schließlich könnte man in den USA nicht einfach nur die Internet Provider zur Beachtung von Sperrlisten verpflichten, was "nur" Auswirkungen für US-Internetsurfer hätte.

Mit einem solchen Gesetz könnte man vielmehr auch direkten Einfluß auf die Internet-Verwaltung ICAAN nehmen, welche in den USA angesiedelt ist und weiterhin von der US-Regierung überprüft wird. Die ICANN ist zwar glücklicherweise unabhängig von den Zensurbestrebungen von Staaten wie China, Iran und Deutschland, aber – da US-Recht unterworfen – letztlich nicht unabhängig von Zensurbestrebungen seitens der US-Regierung und könnte demzufolge gezwungen werden, US-Recht (über das Domain Name System) dann auch weltweit durchzusetzen. Derzeit ist dies natürlich nur eine reine Zukunftsmöglichkeit – aber falls diese tatsächlich eintreten sollte, ergibt sich ein nahezu nicht mehr reparabler Schaden für das Internet. Gerade die USA waren bisher mit ihrer extrem liberalen Meinungsfreiheit-Haltung perfekt als Standort für eine solche Organisation wie die ICANN – was sich jetzt hoffentlich nicht an einem (im großen Kontext gesehen) niederrangigen Thema wie Urheberrechten ändert.