Ein (für den ersten Augenblick) ernsthafter Schocker ist die Meldung seitens VideoCardz basierend auf fernöstlichen Gerüchten, nVidia würde die RTX50-Chiplieferungen im Jahr 2026 erheblich kürzen. Und hierbei geht es nicht um geringe Änderungen, sondern um satte 30-40% weniger gegenüber der ersten Hälfte des Vorjahres. Selbst wenn man den seinerzeitig erhöhten Anfangsbedarf zum RTX50-Launch einrechnet, ergibt dies eine erhebliche Lieferkürzung – was sich auf den ersten Blick irrational anhört, Waferfläche für Grafikchips gibt es wohl genug bzw. geht jene zumindest nicht zurück. Interessanterweise wird hier als Grund nicht einmal unbedingt die Versorgungsschwierigkeit bei GDDR-Speicher angegeben, aus deren Lieferung sich nVidia kürzlich zurückgezogen hatte – sondern vielmehr die allgemeine Marktsituation in der Speicherkrise. Zwischen den Zeilen gelesen, ergibt folgende These einen Sinn: nVidia erwartet schlicht eine deutlich niedrigere Endkunden-Nachfrage im PC-Geschäft des Jahres 2026, speziell für Komplett-PCs gedacht – und will demzufolge vorausschauend auch weniger Chips ausliefern, um diesbezüglich keine zu großen eigenen Lagerbestände aufzubauen.
According to the latest rumors, NVIDIA is also taking into account the long-cycle impact of storage products, and may adjust its GPU supply strategy for AIC brands in the Mainland China market. The goal would be to better adapt to changes in the DIY market environment and maintain a balance between supply and demand for graphics card sales.
Based on unconfirmed and potentially inaccurate information, NVIDIA is rumored to be planning production cuts for overall RTX 50 series GPU output during the first half of 2026, with supply expected to be about 30 to 40% lower year over year compared with the first half of 2025.
Quelle: Board Channels, wiedergegeben und übersetzt von VideoCardz am 17. Dezember 2025
Analyst & Twitterer Jukan bringt die Zusammenfassung einer Prognose von J.P. Morgan zum Speichermarkt bis 2027. Interessant sind hierbei die Aussagen zu Angebot & Nachfrage sowie zur Fertigung von DRAM-Speicher – immer in der Kategorie "ex HBM" gemeint, welches HBM-Speicher ausschließt, da dort die Entwicklung (beachtbar) anders ablaufen soll. Denn bei reinem DRAM erwarten J.P. Morgan für das Jahr 2026 sogar einen mimimalen Rückgang der Fertigungskapazität, da die Speicherhersteller planmäßig zugunsten von HBM umschichten und der Ausbau der Fertigung erst in Richtung 2027 online gehen wird. Dies soll dazu führen, dass in den Jahren 2026/27 ein substantielles Mißverhältnis zwischen Nachfrage und vorhandenem Angebot bei reinem DRAM existieren wird. Die in der ersten Infografik eingezeichneten 5% Differenz mögen als nicht viel erscheinen, aber dies dürfte sicherlich auch schon den Rückgang des Consumer-Geschäfts infolge steigender Preise einkalkulieren. Zugleich hängen hier ja auch immer viele professionelle Abnehmer dran, welche ihre Projekte nicht wegen hochgehender Komponentenpreise stoppen können, ergo jede Preiserhöhung mitgehen.
Im Interview mit Hardware Unboxed @ YouTube (via VideoCardz) hat Sapphires PR-Manager für Nordamerika, Edward Crisler, eine Lanze für mehr Designfreiheit der Grafikkarten-Hersteller gebrochen. Zumindest Sapphire will wieder mehr abweichende Grafikkarten entwickeln, so auch dem Namen würdige "Toxic"-Modelle. Der Hintergrund dessen ist, dass AMD und nVidia den Grafikkarten-Hersteller inzwischen sehr enge Vorgaben zum Aufbau einer Grafikkarte an die Hand geben – und über das Mittel der vom Grafikchip-Entwickler gelieferten (zertifizierten) BIOS-Versionen ein direktes Druckmittel haben, sollten die Vorgaben von AMD & nVidia nicht erfüllt werden. Somit basieren viele Grafikkarten inzwischen auf engen Vorgaben, wie die Grafikchips (maximal) getaktet werden dürfen, welches maximale Powerlimit es geben darf, gibt es oft verwendete Referenzplatinen und fest gelieferten Speicher. Wie der Sapphire-Manager notiert, sind die Grafikkarten-Hersteller somit in der Praxis primär zu Kühlerentwicklern geworden. Hinzu kommt teilweise noch eine andere Platine, aber auch für diese gibt es wohl einige bindende Vorgaben seitens AMD & nVidia.
Sometimes I really wish the chip makers would get out of the way and let us partners just make our cards. Give us the chip. Give us the RAM. Tell us what we have to provide to make it work with the board. And then let us make the cards. Let us have our fun. Let us go nuts. Let there be real differentiation. Sometimes it feels like this market becomes too too much the same.
Quelle: Edward Crisler, Sapphires PR-Manager für Nordamerika, gegenüber Hardware Unboxed @ YouTube am 12. Dezember 2025, niedergeschrieben von VideoCardz
Die ComputerBase pflegt eine eigene Aufstellung zu den Preissteigerungen im Zuge der Speicherkrise, wiederum bezogen auf deutsche Einzelhandelspreise, allerdings sogar unter Einschluß von HDD- und SSD-Preisen. Zur Index-Bildung wurden hierzu die (derzeit) jeweils beliebtesten Produkte herangezogen – im Gegensatz zur kürzlichen 3DCenter-Ermittlung, welche auf die niedrigsten Preise innerhalb einer definierten Speichersorte geht, egal des Anbieters. Damit wird die Steigerungsrate innerhalb der ComputerBase-Ermittlung vermutlich immer etwas höher ausfallen, die Differenz ist derzeit mit +252% Preiserhöhung bei DDR-Speicher zwischen September und Dezember laut der ComputerBase gegenüber +234% laut 3DCenter aber auch nicht wirklich groß. Eher interessant ist, dass zuletzt genauso die SSD- und HDD-Preise beachtbar angezogen haben – weit weg vom der Höhe der Preisübertreibungen bei DDR-Speicher, aber dennoch nun inzwischen mit einem beachtbaren Mehrpreis gegenüber dem Stand zum September.
| Preissteigerung Sept. → Dez. | ComputerBase | 3DCenter |
|---|---|---|
| beliebte RAM-Kits | +252% | +234% * |
| – davon ein einzelnes DDR4-Kit | +154% | - |
| beliebte HDDs | +34% | - |
| beliebte SSDs | +42% | |
| Quellen: ComputerBase & 3DCenter (nicht Mix aus beliebten Produkten, sondern Durchschnitt von 20 Speichersorten) | ||
Zur Quantifizierung der Einzelhandels-Übertreibungen der Speicherpreise im Zuge der laufenden Speicherkrise wurde nachfolgend ein Preisindex wichtiger DDR5-Sorten erstellt und in Tabellen- wie Diagramm-Form gebracht. Hiermit soll dargestellt werden, um wieviel mehr durchschnittlich man das letzte halbe Jahr über im deutschen Einzelhandel bei DDR5-Speicher gezahlt hat. Als Anfangspunkt wurde mit dem Juli die Jahresmitte gewählt, wobei sich die Preise zum August und September nur marginal hiervon unterscheiden, in Einzelfällen ging es sogar (minimal) nach unten. Die Preissteigerungen setzen mit dem Oktober ein und steigern sich danach sehr erheblich: Nach +15,8% von September zu Oktober sind es +49,5% von Oktober zu November und dann sogar +93,0% von November zu Dezember – immer nur auf die Steigerung gegenüber dem jeweiligen Vormonat bezogen. In der Summe stehen die DDR5-Preise im deutschen Einzelhandel somit auf einem Level von 365% gegenüber dem Juli, ergo eine Steigerung auf das 3,65fache bzw. eine Erhöhung von +265%.
TrendForce berichten zu den Veränderungen der DRAM-Größen für Smartphones & Notebooks 2026, welche im Zuge der galoppierenden Speicherkrise keinen (ansonsten typischen) Fortschritt, sondern in jedem Fall Stillstand und in einigen Fällen auch Rückschritte sehen sollen. Selbige werden wohl nicht besonders direkt ausfallen, sprich 2025er Smartphones & Notebooks werden in ihren 2026er Ausführungen nicht gleich mit weniger Speicher angeboten. Aber die Anzahl der Angebote mit weniger Speicher soll tendentiell zunehmen und wegen des (erheblichen) Preisunterschieds zur größeren Speicherausstattung auch klar mehr Verkäufe auf sich ziehen als im Jahr 2025. Letztlich wird der Markt an einer Stelle, wo nicht unendliche Preisübertreibungen machbar sind, eine gewisse Ausweichbewegung durchführen – denn geringere durchschnittliche Speichermengen bedeuten letztlich auch eine gewisse Linderung im aktuellen Mißverhältnis zwischen Angebot & Nachfrage. Hierzu dürfte der DIY-Markt einen weiteren, wohl sogar größeren Teil beitragen, da zu hohe Speicher-Einzelpreise letztlich zu einer komplett abwartenden Haltung der Konsumenten führen. Selbst beides zusammen dürfte aber bei weitem nicht ausreichen, um die Bedarfsmenge an Speicher im Jahr 2026 auf das Level der Angebotsmenge herunterzubekommen – dafür sorgen schon allein die professionellen Abnehmer.