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News des 14. September 2011

AMD hat einen Bulldozer-Prozessor unter Zuhilfenahme einer Kühlung mit flüssigem Helium auf stolze 8.429 GHz Takt hieven können, was einen neuen Taktrekord für PC-Prozessoren darstellt. Allerdings lief die Achtkern-CPU für diesen Overclocking-Versuch nur mit zwei aktiven Kernen – ein Zustand, in welchem die Bulldozer-Prozessoren nie ausgeliefert werden dürften – womit der Taktrekord unter eigentlich irregulären Bedingungen zustandekam. Zumindest zeigt es an, daß die Bulldozer-Architektur doch ziemlich taktfreudig ist – was dann allerdings sofort wieder die Frage aufwirft, wieso AMD nicht vom Start weg mit höheren Taktfrequenzen als maximal 4.2 GHz daherkommt. Vermutlich geht dabei die Verlustleistung durch die Decke – und eine höhere Verlustleistungsklasse als die derzeit maximal angesetzten 125 Watt TDP kann man sich vor Presse und Endkunden heutzutage einfach nicht mehr leisten. Im Enthusiasten-Bereich wird man diesen Taktspielraum natürlich zum herzlichen Übertakten nutzen, klar höhere reguläre Bulldozer-Taktraten sind aber nur nach ebenso klaren Produktionsverbesserungen zu erwarten.

AnandTech berichten über neue Performance-Angaben zur Ivy-Bridge-Grafik, welche Intel nunmehr auf einen Performancezuwachs von realen 60 Prozent einordnet. Wie bekannt, wird die Ivy-Bridge-Grafik erstmals bei Intel DirectX11 bieten, zudem gibt es ein Drittel mehr Ausführungseinheiten (16 Shader-Einheiten) und wohl deutlich mehr Takt. Wie bei der Sandy-Bridge-Grafik wird es zwei Versionen der Ivy-Bridge-Grafik geben, der angegebenen Performancezuwachs bezieht sich jeweils auf die größten Versionen, während selbiger zwischen den jeweils kleineren Versionen nur bei ca. 20 Prozent liegen soll (vermutlich ebenfalls ein Drittel mehr Ausführungseinheiten, aber kein Taktzuwachs Korrektur: laut Intel nur 6 Shader-Einheiten, der Performance-Gewinn dürfte über den Mehrtakt und eine höhere Effizienz kommen). Damit robbt sich Intel beim Thema integrierte Grafik weiter an den von AMD mit Llano gesetzten Maßstab heran – ohne diesen allerdings zu überbieten, denn trotz 60 Prozent Performanceplus erreicht man "nur" ein ähnliches Ergebnis, wie es mit einer stark übertakteten HD Graphics 3000 jetzt schon möglich ist.

Sandy Bridge Ivy Bridge Llano Bulldozer Trinity
Radeon HD 7xxxD
DirectX 11, 50% mehr Rohpower als 6550D
Performance-Index: ca. 150%
Radeon HD 6550D
DirectX 11, 400 Shader-Einheiten, 600 MHz, DDR3/1600
Performance-Index: 113%
Ivy Bridge GT2
DirectX 11, 16 Shader-Einheiten, 60% mehr Performance als HD3000
Performance-Index: ca. 85%
Radeon HD 6530D
DirectX 11, 320 Shader-Einheiten, 443 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 80%
HD Graphics 3000
DirectX 10.1, 12 Shader-Einheiten, 850/1350 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 55%
Radeon HD 6410D
DirectX 11, 160 Shader-Einheiten, 600 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 60%
HD Graphics 3000
DirectX 10.1, 12 Shader-Einheiten, 850/1100 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: 51%
HD Graphics 2000
DirectX 10.1, 6 Shader-Einheiten, 850/1100 MHz, DDR3/1333
Performance-Index: ca. 30%
Ivy Bridge GT1
DirectX 11, 6 Shader-Einheiten, 20% mehr Performance als HD2000
Performance-Index: ca. 35%

Wenn man ausgehend vom letzten Performance-Index integrierte Grafik (die Einordnung von Radeon HD 6410D und 6480G in diesem Index ist aufgrund neuer Informationen überholt, es dürften vielmehr ca. 60% bzw. 45% für diese Grafiklösungen sein) ein wenig hochrechnet, wird deutlich, daß die Ivy-Bridge-Grafik im Rahmen der mittleren Llano-Modelle mitspielen kann, allerdings weiterhin keine Chance gegen das schnellste Llano-Modell Radeon HD 6550D und die von Bulldozer Trinity zu erwartenden integrierten Grafiklösungen haben wird. Allerdings scheint Intel mit Ivy Bridge den etwas größeren Sprung gegenüber Bulldozer Trinity hinzulegen, kommt AMD also doch näher – ohne AMD allerdings irgendwo unter Druck setzen zu können. Die schnellere Ivy-Bridge-Grafik dürfte dann im übrigen eine Performance wie in etwa eine Radeon HD 6450 GDDR5 des Desktop-Segments bieten – am generellen LowCost-Ansatz der Intel-Grafik ändert sich also nichts.

Auf der Softwareentwickler-Konferenz Build hat Microsoft weitere Details zu Windows 8 vorgestellt – bei Golem (sehr ausführlich), WinFuture (ebenfalls ausführlich) sowie dem Heise Newsticker (kurz und prägnant) dargelegt. Wichtigster sich herauskristalisierender Punkt ist dabei wohl sicher, daß die schon vorgestellte neue Windows-8-Oberfläche keineswegs (wie hier und da angenommen) nur für Tablets etc. reserviert ist, sondern vielmehr die Standard-Oberfläche von Windows 8 auf allen Geräten vom Smartphone bis zur Workstation darstellen soll. Die kürzlich geäußerte Aussage, es würde daneben noch den ursprünglichen Windows-Desktop geben, muß zudem in diese Richtung hin korrigiert werden, als daß der ursprüngliche Windows-Desktop von Windows 8 wie als eine Windows-8-App betrachtet wird und daß es zudem nicht möglich ist, mit diesem ursprünglichen Windows-Desktop direkt zu starten. Aus diesen zwei Punkten wird schon klar, daß Microsoft den ursprünglichen Windows-Desktop wirklich zurückdrängen will – letzterer ist nur übergangsweise mit an Bord, prinzipiell soll aber alles in Richtung Metro-Oberfläche, Apps, Cloud-Anbindung und Touchsteuerung gehen.

Für den Consumer-Bereich mag dieses möglicherweise sogar die bessere Lösung sein – Windows wird einfacher und löst sich optisch und haptisch deutlich vom ursprünglichen PC-Gedanken, womit man vor allem bei nicht-PC-affinen Nutzern punkten können sollte. Beim professionellen Segment und allein schon im Bereich der nach wie vor millionenfach verkauften Büro-PCs dürfte die Freude dagegen deutlich geringer ausfallen, weil die Windows-8-Oberfläche kaum auf eine hohe Produktivität ausgerichtet erscheint. All die Fortschritte aus Sicht des Consumer-Bereichs erscheinen hier eher als neue Behinderungen – das Metro-Design ist zu verspielt, Apps sind nicht das, was der Business-Bereich wirklich benötigt, die Cloud-Anbindung sieht man im Business-Bereich eher als Sicherheitsrisiko und die Touchsteuerung wird sich bei Bildschirmarbeitern sowieso nie durchsetzen.

In letzterem Punkt sehen wir zudem generell ein großes Mißverständnis seitens Microsoft: Außerhalb von Tablet-Computern sind die Chancen der Touchsteuerung auf dem PC arg begrenzt, weil dies einfach eine sehr ermüdende Eingabeart ist. Insofern ist es ein Risiko, die Metro-Oberfläche so deutlich auf Touchsteuerung auszurichten – wenn sich die Touchsteuerung auf PCs und Notebooks nicht durchsetzt, dann stellt sich die große Frage, ob die Windows-8-Oberfläche wirklich optimal auf eine Maussteuerung ausgerichtet ist. So oder so dürfte vielen PC-Nutzer die vielen Umwälzungen von Windows 8 nicht gefallen – sicherlich hat das Konzept etwas und es ist auch in sich schlüssig, aber es ist einfach ein großer Stilbruch und den müssen die Nutzer erst einmal verdauen. Insofern kann man durchaus die Frage stellen, ob Windows 8 wirklich ein großer Erfolg werden wird – es ist schon jetzt zu sehen, daß viele Nutzer im Enthusiasten-Bereich dem kommenden Betriebssystem eher abwartend gegenüberstehen, es im Zweifelsfall auslassen werden und dann auf den verbesserten Nachfolger hoffen (das Windows-Vista/7-Prinzip).