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Hardware- und Nachrichten-Links des 1. März 2017

Bezüglich der höheren default-Taktraten der GeForce GTX 1080 Ti ist man vielleicht doch etwas zu euphorisch in der Berichterstattung – die eigentliche Taktraten-Differenz wird sicherlich als gering angesehen, aber hier geht es natürlich zuerst um den psychologischer Effekt der Überrundung der Titan X (Pascal) durch eine (nominell) kleinere Karte. Doch dies wird trotz höherer nomineller Taktraten gar nicht so einfach, denn am Ende entscheiden über den real anliegenden Chiptakt die jeweiligen Power- und Temperatur-Limits – und jene liegen wohl gleich zur Titan X (Pascal). Selbige taktet in der Praxis auch gleich mit ~1580 MHz – und damit höher, als der nominelle Boosttakt von 1531 MHz es vorgibt. Wenn die GeForce GTX 1080 Ti hier nichts mehr oben drauf legt, wird es damit nichts für diese Karte mit einer Mehrperformance gegenüber der Titan X (Pascal). Das pure Erreichen dieser 1200-Dollar-Lösung für nur wenig mehr als die Hälfte des Preises ist natürlich schon Gold wert und wird sich ziemlich sicher realisieren lassen. Zudem hat die GeForce GTX 1080 Ti die besseren Overclocking-Aussichten – einmal abgesehen von den werksübertakteten Herstellerdesigns, welche gleich aus der Box heraus schneller bis deutlich schneller als die Titan X (Pascal) kommen sollten. Nur ob die GeForce GTX 1080 Ti im Referenzdesign sich wirklich von der Titan X (Pascal) absetzen kann, sollte aufgrund dieser technischen Limitation besser erst einmal nachgewiesen werden.

Daneben wäre noch zu erwähnen, das nVidia nun endlich zugegeben hat, das die Maxwell- und Pascal-Architekturen als Tiled-Cache-Renderer ausgelegt sind, wie die ComputerBase am Ende ihrer Berichterstattung zur Präsentation der GeForce GTX 1080 Ti erwähnt. Dies dürfte dann letztlich auch den großen Effizienzsprung der Maxwell-Generation besser erklären, welche zum einen aus derselben Rechenleistung wesentlich mehr Performance herausholt und zum anderen dafür nicht mehr Energie verbraucht – und dies alles auf Basis derselben Fertigungstechnologie (zur Vorgänger-Generation Kepler). Auch daß nVidia für dieselbe Performance mit auffällig weniger Speicherbandbreite zurechtkommt, läßt sich hierüber erklären – nVidia gibt den Effekt grob mit 60% mehr effektiver Speicherbandbreite (nur durch dieses Feature) an. AMD wird erst mit der Vega-Generation in diesen Fragen nachziehen – aber da wir alle den enormen Effekt bei der Maxwell-Generation gesehen haben, macht dies Vega natürlich um so interessanter. AMD könnte erstmals in der Lage sein, aus seinen vielen Recheneinheiten und seiner großen Speicherbandbreite richtig Gewinn zu ziehen.

Allerdings ist nVidia mit dem vergleichsweise niedrigen Preis der GeForce GTX 1080 Ti samt den Preissenkungen bei GeForce GTX 1070 & 1080 bereits in eine unheimlich clevere Vorleistung gegangen: Das ganze HighEnd- und Enthusiasten-Angebot bei nVidia wird somit nochmals attraktiver, bevor Vega sich hat überhaupt zeigen können. Sicherlich ermöglicht auch die bessere 16nm-Fertigung nVidia nun diese günstigeren Preislagen, aber der Hauptgrund dürfte das "Abgrasen" des Marktes noch vor Vega sein: Wenn jene Enthusiasten, welche derzeit noch nicht auf Pascal umgestiegen sind, dies nun aufgrund der besseren Preislagen sowie des neuen Angebots der GeForce GTX 1080 Ti tun, dann wird AMD mit Vega auch bei einem wirklich guten Angebot so ziemlich in die Röhre schauen. Abzuwarten bleibt, ob diese Strategie aufgeht – am Ende werden doch wieder viele AMD eine Chance geben wollen und entsprechend warten, gerade wenn der Zeitraum hierfür inzwischen weniger als drei Monate beträgt.

Videocardz bieten in Bezug auf AMDs Ryzen zum einen einen Stappel neuer Präsentationsfolien sowie zum anderen das komplette offizielle Pressedeck zur Einsicht an. Vielen dieser Folien fehlt dann natürlich die näheren Erklärungen entsprechender Artikel – dies wird Aufgabe der kommenden Launchtest zum Ryzen-Launch sein. Aber so läßt sich jener wenigstens nochmals bestätigen: Als Launchzeitpunkt wird hochoffiziell 9 Uhr morgens in der Central Time angegeben, welche 7 Stunden vor deutscher Zeit liegt – was dann also erneut auf 16 Uhr deutscher Zeit als Launchzeitpunkt (am 2. März 2017) hinausläuft. Zudem kann nunmehr der offizielle Speichersupport für Ryzen bestätigt werden: Mit zwei SingleRank-Modulen ist es DDR4/2667, mit zwei DualRankModulen DDR4/2400, mit vier SingleRank-Modulen DDR4/2133 und mit vier DualRank-Modulen nur noch DDR4/1866. Das Ryzen-Speicherinterface scheint also einigermaßen kritisch zu sein – für die bestmögliche Speicherübertaktung sollte man besser nur zwei Speichermodule nach SingleRank-Bauweise einsetzen.

Dies ist gar nicht so einfach zu realisieren, weil über die Anzahl der belegten Ranks/Bänke nur die wenigsten Onlinehändler bei ihren Angeboten eine Auskunft geben – scheinbar aber DualRank-Module derzeit weiter verbreitet sind als SingleRank-Module. Dies hängt mit einigen technischen Vorteilen von DualRank-Modulen zusammen, welche potentiell schneller arbeiten können als SingleRank-Module – gerade bei der Kaveri-APU hatte AMD noch selber DualRank-Module unbedingt empfohlen. So gesehen bewegt sich AMD mit der Speicherempfehlung von Ryzen in eine eher ungünstige Richtung – ob dies praktische Nachteile ergibt, müssen die kommenden Launchreviews dann herausarbeiten. Und letztlich sind im Pressedeck auch noch einige (AMD-eigene) Spielebenchmarks zu Ryzen gegen die jeweils gleichpreisigen Intel-Prozessoren zu finden. Mit diesen Spiele-Benchmarks bescheinigt sich AMD unter Grafikkarten-limitierten Szenarien eine absolut gleichwertige Spiele-Performance gegenüber Intel (nur in den Vergleichen mit dem Core i7-7700K liegt jener in einigen Benchmarks besser). Auch dies wäre natürlich von den kommenden Ryzen-Launchreviews gegenzuprüfen.

Von Bits 'n' Chips kommt das wilde Gerücht, Intel könnte unter der Fahne von "Skylake-X" AMDs Ryzen mit einem 12-Kern-Prozessor kontern. Prinzipiell steckt sogar Sinn hinter dieser Annahme – denn Intel wird ungern Preise senken, sondern lieber mehr Technik zum gleichen (hohen) Preis anbieten wollen. Allerdings gibt es hierbei auch gewisse Limitationen, was man anbieten kann. Sofern Intel nicht generell ein 12-Kern-Die schon länger in der Vorbereitung hat, wird es nichts mit dieser Annahme – denn die Entscheidung zur Auflage eines neuen Prozessoren-Dies mag kurzfristig möglich sein, das Design (selbst auf Basis komplett bekannter Technik), das Sampling, die Evaluierung und die Produktionsvorbeitung kosten bei CPUs in aller Regel anderthalb Jahre, auf weniger auf ein Jahr ist dies nicht drückbar. Schnellschüsse sind damit faktisch unmöglich – besser ist es, mehr Takt zu ermöglichen (kann man auch kurzfristig evaluieren) oder halt auf bestehende Dies zurückzugreifen. Womit wir wieder am Anfang dieses Gedankens wären: Sofern Intel ein 12-Kern-Die schon in Vorbereitung hatte, wäre diese Idee realisierbar – ansonsten jedoch keineswegs bzw. erst für das Jahr 2018. Das ganze klärt sich dann auf, wenn die für Skylake-X benutzten Prozessoren-Dies greifbar werden: Sind dort 12 CPU-Rechenkerne auf dem Die – oder weiterhin nur 10, wie bei Broadwell-E?