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Hardware- und Nachrichten-Links des 10. Juli 2018

Für Diskussionsstoff sorgt derzeit eine Meldung seitens Notebookcheck, wonach nVidia angeblich bereits eine Million GeForce 11 Grafikkarten hat, jene aber wegen zu hoher Lagerbestände an Pascal-Grafikkarten bei den Grafikkarten-Herstellern und Distributoren noch zurückhält. Ihren Ursprung hat diese Aussage in einer Meldung seitens der DigiTimes und faktisch nur einem Nebensatz, welcher sich jedoch nicht explizit auf GeForce-11-Chips bezieht (nVidia liefert natürlich keine kompletten Karten, sondern nur die Grafikchips dafür). Verschiedentliche Berichterstatter wollen selbiges allerdings an der Verwendung der Wortfolge "to be released" erkennen, denn eine "Veröffentlichung" deutet sicherlich erst einmal auf neue Produkte hin. Andererseits könnte es sich auch schlicht nur um einen kleinen Gedankenfehler des DigiTime-Autors handeln, denn wenn man wirklich auf eine Million auf Halde liegender Turing-Chips hinweisen wollte, würde man dies normalerweise klarer ausdrücken und auch prominenter behandeln. Beide Auflösungen sind möglich, aber die Chance auf die konservative Auflösung (eine Million Pascal-Chips) ist doch sicherlich größer.

Currently, the worldwide graphics card market has an inventory of around several million units and Nvidia has around a million of GPUs waiting to be released, said the sources.
Quelle:  DigiTimes vom 29. Juni 2018

Allerdings gilt auch: Sofern nVidia den Turing-Launch wirklich etwas nach hinten gezogen hat, dürfte die Vorproduktion an entsprechenden Turing-Grafikchips sicherlich trotzdem schon laufen sein und nVidia entsprechende Lagerbestände ansammeln. Dies vielleicht nicht in diesem Ausmaß wie vorstehend genannt, aber dennoch substantiell – was wiederum bedeutet, das der Turing-Launch auch nicht unendlich verschoben werden kann, ganz egal ob AMD nun untätig ist und nVidia eigentlich nichts tun müsste. Irgendwann liegt einfach zu viel Kapital und Ingenieursleistung brach, eine echte Verschiebung aus Gründen mangelnder Konkurrenz ist in dieser Branche faktisch nicht machbar. Deswegen ist es auch gefährlich, in langfristigen Roadmaps die aktuelle Schwäche der Konkurrenz einzuplanen: Denn wenn diese Roadmaps dann Jahre später ausgeführt werden, kann die Wettbewerbssituation schon wieder eine ganz andere sein – wie Intel mit dem Aufkommen von AMDs Zen-Prozessorenarchitektur erfahren musste. Die Entwicklungszeiträume bei PC-Prozessoren und PC-Grafikchips sind schlicht zu lang, um die jeweilige Wettbewerbssituation einrechnen zu können – womit bei allen Roadmaps generell davon ausgegangen werden sollte, das man Höchstleistungen bringen muß.

WCCF Tech wollen den Launchtermin für AMDs Threadripper II haben – am 13. August 2018 soll es soweit sein, dies ist der Montag der dritten August-Woche. Zu diesem Zeitpunkt sollen allerdings nur zwei Modelle in den Markt entlassen werden: Der 24-Kerner Ryzen Threadripper 2970X (von WCCF Tech fälschlich "2950X" genannt) und der 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990X als die beiden Top-Prozessoren der Threadripper-2000-Serie. Interessant ist, das man seitens AMD hier nicht besser gleich den 10. August 2018 gewählt hat – dies wäre nähmlich exakt ein Jahr nach dem Launch der originalen Threadripper-Prozessoren. Die anderen Modelle von Threadripper II scheinen dann wohl später nachzufolgen, zu einem allerdings noch unbekanntem Termin. Mainboard-seitig wird AMD zwar den bekannten X399-Chipsatz benutzen, wegen der höheren TDP zumindest der Threadripper-2000-Spitzenmodelle könnten aber trotzdem (teilweise) neue Mainboards vonnöten sein. Die PC Games Hardware berichtet in dieser Frage zu einem ersten (neuen) X399-Mainboard seitens Gigabyte, welches offiziell für Threadripper II zugelassen ist. Abzuwarten bleibt, ob frühere X399-Mainboards von ihren Hersteller nachträglich noch tauglich für Threadripper II erklärt werden – zumindest den hochwertigen Retail-Mainboards sollte die TDP-Steigerung von 180 auf 250 Watt eigentlich nichts ausmachen.

Basis Kerne Takt PB2 XFR unl. L2+L3 TDP Preis Release
Ryzen Threadripper 2990X Pinnacle Ridge 32C +SMT 3.0/4.0 GHz 16+64 MB 250W ? 13. Aug. 2018
Ryzen Threadripper 2970X Pinnacle Ridge 24C +SMT ? 12+? MB 250W ? 13. Aug. 2018
Ryzen Threadripper 2950X Pinnacle Ridge 16C +SMT ? 8+32 MB 180W ? Q3/2018
Ryzen Threadripper 1950X Summit Ridge 16C +SMT 3.4/4.0 GHz 8+32 MB 180W 999$ 10. Aug. 2017
Ryzen Threadripper 2920X Pinnacle Ridge 12C +SMT ? 6+32 MB 180W ? Q3/2018
Ryzen Threadripper 1920X Summit Ridge 12C +SMT 3.5/4.0 GHz 6+32 MB 180W 799$ 10. Aug. 2017
Ryzen Threadripper 2900X Pinnacle Ridge 8C +SMT ? 4+? MB 180W ? Q3/2018
Ryzen Threadripper 1900X Summit Ridge 8C +SMT 3.6/4.0 GHz 4+16 MB 180W 449$ 31. Aug. 2017
Alle Threadripper-Prozessoren kommen im Sockel TR4 daher und sind damit nur auf Mainboards mit AMDs X399-Chipsatz einsetzbar. Für die CPU-Modelle mit 250 Watt TDP dürfte noch eine explizite Freigabe durch den jeweiligen Mainboard-Hersteller notwendig werden. "PB" = Precision Boost 2, "unl." = unlocked.

WinFuture berichten über kommende wettbewerbsrechtlichen Probleme von Google mit der EU bezüglich des Android-Betriebssystems. Hierbei geht es um die Koppelung verschiedener Google-Dienste auf Android-Geräten, womit Google sich in eine (viel) bessere Position gegenüber anderen Anbietern von Browsern und Suchmaschinen bringt. Für Google könnte das ganze ziemlich unangenehm werden, denn hiermit wird kein Zusatzverdienst angegriffen, sondern das eigentliche Geschäftsmodell von Google – welches eben nicht in der (wohl kostenlosen) Abgabe von Android, sondern vielmehr in seiner Suchmaschine liegt. Nichtsdestotrotz ist der Wettbewerbsverstoß klar ersichtlich: Andere Anbieter von Browsern und Suchmaschinen werden maßgeblich behindert, der Wettbewerb weitgehend abgewürgt. Weil damit aber Googles (bisheriges) Geschäftsmodell bedroht wird, dürfte Google wahrscheinlich lang und erbittert gegen eventuelle Strafen und vor allem regulatorische Auflagen ankämpfen. Man kann sich an dieser Stelle sicherlich auf eine viele Jahre andauernde Auseinandersetzung einrichten – welche durchaus so lange geführt wird, bis die fortlaufenden Produktentwicklung etwaige Schlichtungsergebnisse schon wieder bedeutungslos gemacht hat. Microsoft hatte sich seinerzeit mit den Wettbewerbshütern auch erst dann final geeignet, als der Browser-Krieg (damals) klar gewonnen war.