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Hardware- und Nachrichten-Links des 12. Juni 2017

Zum Thema Polaris-Verfügbarkeit & Mining-Boom kommen interessante Informationen aus unserem Forum: So soll AMD kürzlich frisch produzierte Radeon RX 470 Grafikchips den Grafikkarten-Hersteller angeboten haben – mit dem dezenten Hinweis, diese doch auf expliziten Mining-Karten zu verbauen. Augenscheinlich verklappt man hiermit jene Polaris-10-Chips, welche die Prüfung zur Radeon RX 570 nicht bestanden haben und somit nur noch als Radeon RX 470 (etwas niedrigere Taktraten zu etwas niedrigerer Chipspannung) genutzt werden können. Echte Radeon RX 470 Grafikkarten sind allerdings faktisch aus dem Handel gegangen und als Gamer-Grafikkarten damit kaum noch verkaufbar – als Mining-Karten hingegen sehr wohl, in diesen Kreisen hat die Radeon RX 400 Serie einen regelrecht guten Ruf. Ob dies die aktuelle Liefersituation an Polaris-Grafikkarten entschärfen kann, bleibt aber zu bezweifeln – dafür müsste AMD schon mit massiven Nachlieferungen in kürzester Zeit daherkommen, was produktionstechnisch allerdings kaum realisierbar ist. Bei aller Liebe zum Verkauf von möglichst vielen Grafikchips ist AMD zudem ein gebranntes Kind in Fragen Cryptomining-Boom, denn beim seinerzeitigen Bitcoin-Boom hatte man sich deutlich verschätzt und viel zu viele Hawaii-Chip hergestellt, welche dann nach der (schnellen) Umschichtung des Bitcoin-Minings auf FPGAs und ASICs keine Abnehmern mehr fanden.

Aus dem Forum von AnandTech stammt eine interessante Grafik zu den verschiedenen Coffee Lake SKUs – zumindest in deren Grobformen und auch eher bezogen auf die Unterschiede rein bei der Stromversorgung. Trotzdem läßt sich erkennen, das die Desktop-Modelle von Coffee Lake als Vier- und Sechskerner jeweils mit einer GT2-Grafiklösung (wohl die bekannten 24 Ausführungseinheiten, wie bei Skylake & Kaby Lake) in den TDP-Klassen 35W, 65W, 80W und 95W erscheinen werden. Jene TDP-Klassen stehen sowohl für Vier- als auch für Sechskerner zur Verfügung, ergo sollte es auch Sechskerner mit nur 35 Watt TDP geben – dies wäre sportlich, aber auf Basis abgesenkter Taktraten natürlich mitnichten unmöglich. Weitere Aussagen lassen sich dann leider nicht aus dieser Grafik ziehen – ob die Modelle mit 95 Watt TDP noch frei übertaktbar sind, kann man zwar spekulieren, läßt sich hiermit aber weder belegen noch wiederlegen. Davon abgesehen bleibt noch zu hoffen, das die verschiedenen im AnandTech-Forum explizit spekulativ genannten Prozessoren-Verkaufsnamen zu Coffee Lake nicht nach einer Weltumrundung als "neuestes Gerücht aus Fernost" hier wieder auftauchen. Diese Namensvarianten sind sicherlich nicht einmal schlecht, aber eben reine Annahmen – und damit noch nicht einmal ein Gerücht, geschweige denn eine Information.

Mit einem Blogeintrag zum 40jährigen Bestehen von x86 hat sich Intel indirekt ziemlich stark gegenüber allen Versuchen einer x86-Emulation ausgesprochen (sofern jene nicht patentrechtlich mit Intel abgeklärt wurden) – und damit auch gegen Qualcomms Versuch des Einstiegs ins PC-Geschäft mit ARM-basierten Windows-PCs geschossen. Intels oberster Justitiar erinnert in diesem Zusammenhang an die verschiedenen früheren Patentstreitigkeiten Intels mit AMD, CT, Cyrix, Transmeta, UMC und VIA, welche Intel zumeist in seinem Sinne entscheiden konnte. Nichtsdestotrotz überrascht dieser Blogeintrag ein wenig, denn nachdem sich Qualcomm für sein Vorhaben direkt mit Microsoft zusammengetan hatte, ging man bislang einfach davon aus, daß dieser Weg patentrechtlich in Ordnung gehen sollte. Aus Intels Sicht kann dies natürlich auch noch völlig anders aussehen – hier könnte man einfach das Patentrecht als Hebel ansetzen, um seine Vormachtstellung im CPU-Markt zu schützen, egal ob dies wirklich dem Sinn des Patentschutzes entspricht. Microsoft und Qualcomm haben laut Silicon.de inzwischen schon reagiert – und sind weiterhin zuversichtlich, diese ARM-basierten Geräte für Windows in den Markt bringen zu können. Da Qualcomm wiederum reihenweise für den Mobilfunk relevante Patente besitzt und Microsoft mit dieser Aktion natürlich auch die früher einmal extrem enge "Wintel"-Partnerschaft aufs Spiel setzt, bahnt sich hier ein interessantes Kräftemessen an.

Heise vermelden eine dicke Sicherheitslücke in Intels vPro-Systemen – womit sich die reguläre Fernwartungsfunktionalität von vPro-Computern auch übers Internet mißbrauchen läßt. Interessanterweise basiert die Sicherheitslücke weitestgehend auf Designentscheidungen seitens Intel, ist also weniger eine Lücke als denn ein gewolltes Feature. Aber damit erreicht man nicht einfach nur einen Systemeinbruch, sondern es wartet vielmehr der Heilige Gral der Hacker – mittels vPro kann man völlig ungestört von Firewall und Antiviren-Software auf dem Zielsystem werken, für das komplette System und damit auch dessen Schutzprogramme ist man glatt unsichtbar. In dem Sinne ist damit das eingetreten, was man schon ganz am Anfang zu Trusted Computing vorhergesagt hat: Das System wird faktisch unsicherer als vorher, trotz daß die eigentliche Idee mehr Sicherheit verspricht. Zudem sind alle nutzvollen Ideen über womöglich in vPro anzusiedelnde Antiviren-Scanner etc. nie ausgeführt wurden, vPro & Trusted Computing werden nach wie vor nur für derart profane Zwecke wie Fernwartung & DRM eingesetzt.