15

Hardware- und Nachrichten-Links des 14./15. Mai 2015

Für ziemliche Aufregung sorgt derzeit die Diskussion über mögliche Grafik-Downgrades bei Witcher 3 – maßgeblich angefeuert durch die Stellungnahme eines angeblichen Insiders, welcher dieses Grafik-Downgrad bestätigt und mit dem beschränkten Leistungspotential der aktuellen Spielekonsolen begründet. Hierbei wird sich jedoch wohl zu sehr auf diese nicht verifizierbare Aussage konzentriert, anstatt entweder auf die beiden ausgehenden Screenshot-Threads bei Reddit – No.1 & No.2 – zu schauen oder alternativ die Verfügbarkeit des Titels am 19. Mai abzuwarten. Dabei darf man derzeit durchaus allen Auflösungen Chancen geben – wie daß die Grafik wirklich zugunsten Xbox One und Playstation 4 heruntergeschraubt wurde, als auch daß diese Screenshot-Vergleiche auf Basis von unsicherem Vergleichsmaterial angetreten wurden und daher das Grafik-Downgrade eher gering ausfällt. Rein vom technischen Standpunkt her ist ein Downgrade zumindest nicht wirklich auszuschließen, da Witcher 3 als Optikkracher die feststehende Hardware der Spielekonsolen extrem stressen und hier und da sicherlich an ihr Limit treiben wird. Interessant ist, daß man gerade einmal anderhalb Jahre nach dem Release von Xbox One und Playstation 4 schon derartige Diskussionen führt – die klare Mainstream-Ansetzung dieser Konsolen-Generation zeigt sich nun sogar schon früher als einstmals gedacht.

Passend zum kürzlichen ComputerBase-Artikel zur (nicht vorhandenen) Speicherbandbreiten-Limitierung von AMD-Grafikkarten haben sich Hardwareluxx mit den weiteren Vorteilen von HBM-Speicher beschäftigt. Als Hauptpunkte neben kleineren Optimierungen zugunsten von (noch) mehr real nutzbarer Speicherbandbreite hat man dabei eine geringere Signallatenz (durch den deutlich kürzeren Weg zum Speicher) sowie den geringeren Stromverbrauch der ganzen Angelegenheit identifiziert. Letzterer hilft vor allem Enthusiasten-Grafikkarten weiter, die am Rande des vom Stromverbrauch her maximal Machbaren gebaut werden: Wenn dort GDDR5-Speicher sowie das GDDR5-Speicherinterface für bis zu 100 Watt vom Stromverbrauch verantwortlich sind, gleichwertiger HBM-Speicher und -Interface aber nur 30 Watt ziehen – dann hat man 70 Watt mehr, die man für höhere Taktraten des Grafikchips und damit zugunsten von mehr Performance verballern kann.

All dies hatten wir an dieser Stelle vor fast einem Jahr in zwei Artikeln (No.1 & No.2) allerdings schon einmal angesprochen. Dabei wurden auch andere Vorteile von HBM genannt: Das HBM-Interface verbraucht deutlich weniger Chipfläche als ein GDDR5-Speicherinterface – was wiederum sehr interessant ist bei Grafikchip mit grenzwertiger Chipfläche wie dem GM200-Chip (601mm²). Auch AMDs kommender Fiji-Chip mit immerhin 45% mehr Shader-Einheiten als der Hawaii-Chip (438mm²) müsste in solche Regionen gehen, wenn jener mit einem konventionellen GDDR5-Interface kommen würde – mittels HBM spart AMD sich den Ausflug in Richtung ~600mm² Chipfläche und wird irgendwo in Richtung ~550mm² herauskommen. Bei solch großen Chip bedeutet dies klar wirtschaftliche Vorteile – weniger über die gesparte Chipfläche, sondern eher über die höhere Fertigungsausbeute bei den (relativ) kleineren Chips. Am Ende aber ist es vor allem ein Argument, was für HBM anstatt GDDR5 spricht: Da die Speichergeschwindigkeiten derzeit nicht mehr maßgeblich steigen, wären für neue Grafikchip-Generationen (deutlich) breitere GDDR5-Speicherinterfaces vonnöten gewesen, mit den bekannt negativen Auswirkungen auf Chipfläche und Stromverbrauch. Mittels HBM-Speicher steigert man nicht nur die Speicherbandbreite extrem, sondern senkt sogar die benötigte Chipfläche sowie den anfallenden Stromverbrauch.

Die PC Games Hardware berichtet über schwächere Frameraten und Frametimes mit nVidias GTA5-Treiber 350.12, sofern man jenen unter anderen Spielen einsetzt. Eine Differenz soll dabei unter einer breiten Reihe an Spieletiteln auftreten, nicht also auf einige wenige Ausnahmen begrenzt sein. Eine solch harsche Optimierung, welche andere Spiele ausbremst, ist natürlich unschön und sollte nicht passieren – andererseits ist es ein Beta-Treiber, welcher nur für die Nutzung mit einem einzelnen Spiel empfohlen wird. Zumindest in einem kommenden WHQL-Release neuer nVidia-Treiber sollte dieser Effekt dann normalerweise wieder verschwunden sein. Auf AMD-Seite fällt hingegen inzwischen unschön auf, daß man derzeit sehr sparsam mit neuen Beta- und WHQL-Treibern ist – der letzte WHQL-Treiber stammt sogar noch vom letzten Jahr. Aber wahrscheinlich stellt dies eine bewußte Zurückhaltung von AMD dar, welche damit einen markanten Launch-Treiber für die kommende Radeon R300 Serie anbieten wollen.

Nochmals die PC Games Hardware vermeldet einen ersten fernöstlichen Overclocking-Versuch an einem Broadwell-basierten Core i7-5775C, welcher nun wohl Anfang Juni erscheinen soll: Damit waren zwar erst einmal 5002 MHz unter Luftkühlung möglich – ein Benchmark lief aber erst auf 4802 MHz durch, wirklich stabil muß das System demzufolge auf dieser Taktrate auch nicht sein. Wenn man sich die Übertaktungs-Ergebnisse der verschiedenen Intel-Generationen im Rückblick ansieht, sind jene (vermutlich sowieso instabilen) 4.8 GHz nur minimal besser als beim Haswell-Refresh (~4.7 GHz) und angesichts des Sprungs von der 22nm- auf die 14nm-Fertigung eher sehr mager. Ganz generell gesprochen hängt dies natürlich auch damit zusammen, daß sich Intel bei seinen neueren Fertigungsverfahren vermehrt auf eine hohe Effizienz unter niedrigen Wattagen konzentriert und das frühere Augenmerk auf höchstmögliche Taktraten für den HighEnd-Bereich nachläßt. Zum anderen kommen bei den ganz hohen Frequenzen auch unschöne Seiteneffekte hinzu – welche unter anderem dafür verantwortlich waren, daß Intel seine (mehr als eine ganze Dekade zurückliegenden) Pläne, die Pentium-4-Linie auf bis zu 10 GHz Taktrate weiterzuführen, zugunsten der taktschwächeren, aber dafür pro Takt deutlich stärkeren Core-2-Linie aufgab.

Der Spiegel berichtet über einen kühnen Vorstoß der Werbeblocker-Firma "Shine" – welche den Mobilfunk-Providern ein System anbietet, mittels welchem man fremde Werbung auf Webseiten und in Apps herausfiltern kann. Dies kann den Mobilfunk-Providern die Möglichkeit eröffnen, ein werbefreies Internet zu offerieren – oder aber die frei werdenden Stellen mit eigener Werbung zu füllen. Der Werbeblocker läuft dabei nicht auf den Endkunden-Geräten selber, sondern in den Rechenzentren der Provider – welche durchaus interessiert an dieser Option sind. Den Providern dürfte es dabei aber wohl weniger um die beiden vorgenannten Anwendungsmöglichkeiten gehen – sondern eher darum, ein Erpressungsinstrument gegenüber Google & anderen Werbevermarktern in der Hand zu haben. An diesem großen Trog zu partizipieren, ist schon immer der feuchte Traum der Mobilfunk-Provider. Dem gegenüber steht jedoch die (sich aus Netzneutralität und Cybersicherheits-Gesetzen ergebende) Pflicht zur Nichtveränderung des Datenstroms – jeder Webseiten-Betreiber, dessen Werbung von einem Provider ausgefiltert wird, könnte daraufhin monströse Klagen vom Zaun brechen, welche teilweise sogar das Strafrecht berühren.