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Hardware- und Nachrichten-Links des 15. Juli 2014

Ein interessanter Punkt zu den zwei neuen AMD HighEnd-Grafikchips "Bermuda" und "Fiji" ist die erstmalige Verwendung der 28HPM-Fertigung von TSMC. Alle bisherigen Grafikchips von AMD und nVidia sind in TSMCs 28HP-Fertigung aufgelegt – jener Fertigung für große Chips mit hohen Performancezielen bzw. Taktraten. Konträr dazu steht die 28LP-Fertigung, welche wegen ihrer guten Stromverbrauchswerte vor allem für Mobile-Chips eingesetzt wird, üblicherweise jedoch als nicht in der Lage gesehen wird, für wirklich performante Chips zu dienen. Die 28HPM-Fertigung soll nun laut TSMC dieselbe Performance wie 28HP zu allerdings einem niedrigerem Stromverbrauch wie 28LP bieten, faktisch also die Vorteile beider Welten miteinander vereinen. Bisher wurde jene 28HPM-Fertigung eher selten eingesetzt (Anwendungsbeispiele), so daß nicht klar ist, ob TSMC diese Vorgaben auch in der Praxis erfüllen kann. Daß AMD aber nunmehr gleich zwei Grafikchips in dieser Fertigung auflegen wird, zeigt zumindest an, daß es nicht unmöglich ist, die 28HPM-Fertigung auch für schwere Grafikchips zu verwenden.

Wenn alles gut geht, wird AMD hiermit auch dem Problem aus dem Weg gehen, daß die letzten AMD-Grafikchips bezüglich der Stromaufnahme allesamt recht grenzwertig waren – was besonders beim kommenden Fiji-Chip mit einer Chipfläche von gigantischen 500-600mm² ein großes Problem sein dürfte. Jener Chip wird natürlich auch in der 28HPM-Fertigung kein Leisetreter beim Strombedarf sein, aber jener Strombedarf dürfte bei gutem Funktionieren des 28HPM-Fertigungsverfahrens zumindest nicht gänzlich aus dem Rahmen fallen. Der kleinere der beiden neuen AMD-Chips, sprich "Bermuda", dürfte wegen der 28HPM-Fertigung bei einer Chipfläche von 350-390mm² dagegen vermutlich einen deutlich niedrigeren Stromverbrauch gegenüber dem Hawaii-Chip (438mm²) der Radeon R9 290 Serie bieten – zu möglicherweise grob derselben Performance. So gesehen stellt die 28HPM-Fertigung wohl AMDs Weg dar, um mit der Verschiebung bzw. dem Ausfall der 20nm-Fertigung zurechtzukommen.

Nicht genannt bei der Meldung zu den zwei neuen AMD-Grafikchips wurde AMD "Iceland" – ein weiterer neuer AMD-Grafikchip, zu welchem bislang aber nur der Codename und eine ungefähre Positionierung im LowCost-Segment bekannt war. Diese Einordnung ist natürlich noch nicht gänzlich in trockenen Tüchern, teilweise spekuliert man auch auf einen Mainstream-Einsatz von Iceland – andererseits deuten die verwendeten Mobile-Namen "Radeon R5 M255" sowie "Radeon R7 M260" eher auf einen sehr niedrigen Performance-Punkt hin, da im Mobile-Segment die Namen meistens viel hochtrabender ausfallen als es der benutzte Grafikchip eigentlich hergibt. Dadurch, daß AMD nun mehr mit "Bermuda" und "Fiji" gleich zwei neue HighEnd-Chip neben dem Performance-Chip "Tonga" bringt, erscheint nunmehr auch klar, wofür "Iceland" letztlich da ist: Zur Ablösung der alten GCN 1.0 basierten LowCost-Chips Oland & Cape Verde. Augenscheinlich besteht das Ziel AMDs darin, die kommende Radeon R300 Serie durchgehend aus Grafikchips mit GCN 1.1 oder neuerer Architektur zu bilden und die alten GCN 1.0 basierten Chips (Oland, Cape Verde, Pitcairn & Tahiti) ab 2015 vollständig in Rente zu schicken.

Die Analysten von Jon Peddie Research haben ihren "PC Gaming Hardware Market Report" neu aufgelegt und brechen mit diesem auch eine Lanze für das PC-Gaming generell. Denn laut ihren Zahlen ist der Markt für PC-Gaming-Hardware mehr als doppelt so schwer wie der Markt für Konsolen-Hardware – und wächst zudem trotz bekannt schwachem allgemeinen PC-Markt auch weiterhin. Hier wird indirekt auf ein großes Problem der üblichen Berichterstattung hingewiesen, welche sich meistens eben an reinen Stückzahlen abmüht, ohne die damit erzielten Umsätze zu berücksichtigen. Dies kann man selbst im Markt der PC-Gaming-Hardware sehen, wo die zahlenmäßig üblicherweise kleine Gruppe der Enthusiasten für immerhin 44% der Umsätze steht – deutlich mehr als die zahlenmäßig größeren Gruppen der Performance-User mit 30% sowie der Mainstream-User mit 26% der Umsätze. Auch bei den Software-Umsätzen im Gaming-Bereich ergibt sich am Ende ein klarer Vorteil der PC-Nutzer – wenn man denn die Statistiken fair abfasst und nicht die beim PC sehr erheblichen Umsätze aus dem rein digitalen Vertrieb außen vor läßt. Leider wurde Gaming als große Triebfeder des PC-Geschäfts seitens vieler Marktbeteiligter jahrelang mißachtet, obwohl die Anzeichen hierfür schon seit mehr als einer Dekade vorliegen.

Snowden-Enthüller Glenn Greenwald berichtet auf The Intercept von den außerhalb reiner Überwachung stehenden Möglichkeiten des britischen Geheimdiensts GCHQ zur geheimdienstlichen Manipulation des Internets: Darunter fallen u.a. die Manipulation von Umfrage-Ergebnisse, Webseiten-Traffic (zum Pushen von Webseiten) und Facebook-Einträgen sowie die Zensur von mißbeliebigen Videos. Dabei wird keine große Magie im Spiel sein, GCHQ dürfte dieselben Mittel wie Spammer, PR-Agenturen und Rechteinhaber zum Erreichen dieser Ziele benutzen – mit allerdings unlimitierten Geld- sowie geheimdienstlichen Druckmitteln im Hintergrund. Spannend an dem Fall ist weniger, daß versucht wird, die freie Meinungsäußerung zu manipulieren – sondern eher, daß dies ein Geheimdienst tut, dessen Aufgabe per Definition eigentlich die passive Bürgerüberwachung bzw. Informationssammlung darstellt. Wenn aus der passiven plötzlich eine aktive Tätigkeit wird, wird aus dem Geheimdienst ein (geheim agierender) politischer Mitspieler – und nicht mehr ein reiner Dienstleister der Politik. Ob man dies in Großbritannien "verfassungsfeindlich" (mangels existierender britischer Verfassung) nennen kann, darf offen bleiben – für Deutschland kann dies jedoch ohne großes Nachdenken bejaht werden.