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Hardware- und Nachrichten-Links des 15. November 2016

Zum gestern angeschnittenen Thema der Radeon Pro Duo mit HBM2-Speicher kommt aus unserem Forum der wertvolle Hinweis, das eine solche Lösung gar nicht so einfach zu erstellen wäre: Weil HBM2-Speicher sehr viel mehr Chipfläche belegt, muß zumindest die Anordnung der Chips auf dem Interposer geändert werden – das ganze ist also nicht einfach damit getan, die HBM1- durch die HBM2-Chips an identischer Stelle zu ersetzen. Technisch wäre es allerdings nicht unmöglich, da das Speicherinterface des Fiji-Chips beide Speichersorten versteht und der benutzte Interposer ausreichend groß ist für den Fiji-Chip und zwei HBM2-Speicherchips. Gegen die Auslegung "HBM2 auf Fiji" spricht am Ende jedoch ein anderes in der SiSoft Benchmark-Datenbank gefundenes Ergebnis mit der gleichen technischen Beschreibung – und allerdings einem Datum bereits vom Mai diesen Jahres. Zu diesem frühem Zeitpunkt sollte AMD allerdings noch kein HBM2-Speicher mit gleich 1000 MHz Takt vorgelegen haben, selbst nVidia verwendet für den GP100-Chip nur 700 MHz Speichertakt. Ergo ist das ganze mit höherer Wahrscheinlichkeit schlicht eine fehlerhafte Auslesung seitens der SiSoft-Tools – dumm nur, das hier derart fehlerhaft ausgelesen wurde, das der erzeugte Fehler sogar einen eigenen Sinn ergibt.

Bei der kürzlichen Auswertung von nVidias Geschäftsergebnissen fehlte sicherlich noch die Nennung des Großauftrags für Nintendo zur Lieferung des Switch-SoCs. Jener dürfte wohl in der Tegra-Sparte von nVidia verbucht werden, auch wenn dies – ähnlich wie bei AMDs Konsolenchips – keine Standardware ist, sondern ein auftragsspezifisch erstellter Chip. Allerdings dürften angesichts des Verkaufsstarts der Nintendo Switch erst im März 2017 die ersten Aufträge für die Vorproduktion der Konsole erst jetzt abgearbeitet werden, das abgelaufene dritte Finanzquartal ist da wohl noch zu früh, um bereits größere geschäftliche Effekte durch diesen Konsole-Auftrag vermelden zu können. Für die kommenden Quartale dürfte es hingegen ein gewisses Plus in nVidias Tegra-Sparte durch Nintendo Switch ergeben – sicherlich aber nicht so ausgeprägt wie bei AMD, welche mehr als einen Konsolen-Deal aufzuweisen haben und wo die Konsolen-SoCs auch leistungsfähiger sind, also auch deutlich mehr kosten. Im allerbesten Fall wäre ein Plus von grob 100 Mill. Dollar Quartalsumsatz zugunsten von nVidia denkbar – was ironischerweise angesichts der neuen Höhen des nVidia-Umsätze gar nicht mehr so groß auffallen würde.

Die PC Games Hardware hat sich mit dem Stand der Steam Machines beschäftigt und gibt dazu auch einige Aussagen seitens Alienware-Besitzer Dell wieder. Mittels seiner Marke "Alienware" war Dell einstmals weit vorn dabei beim Start der Steam Machines – inzwischen ist das Interesse eher erloschen und auch der Handel führt kaum noch solcherart Geräte. Die von Dell angebrachte Begründung ist aber eher schon als Teil des Problems anzusehen: So hat man (angeblich) mit den Linux-basierten Steam Machines auf die Abwendung Microsofts vom Gamer durch Windows 8 reagiert – was man unter Windows 10 & DirectX 12 nun nicht mehr der Fall sein soll. Man sieht die Sache derzeit eher so, mittels der Steam Machines Microsoft wieder auf den richtigen Weg gestubst zu haben. Jene Erklärung klingt aber eher nach nachträglicher Schönfärberei einer letztlich nicht gezündeten Idee – denn allein schon Valve als eigentlicher Vater der Steam Machines wird über die Entwicklungen bei Windows 10 überhaupt nicht begeistert sein (hat Microsoft mit dem Windows-Store doch eine neue Konkurrenz zu Steam eröffnet).

Im Endeffekt haben sich alle Beteiligten bei den Steam Machines die Sache wohl viel zu einfach vorgestellt bzw. sich jeweils auch auf die anderen Beteiligten verlassen: Die PC-Hersteller darauf, das Valve als Namensgeber für eine ausreichende Zugkraft garantiert, Valve wiederum darauf, das die Spieleentwickler schneller zu Linux finden würden – und die interessierten Beobachter darauf, daß das ganze als einziges Konkurrenzangebot zum Microsoft-Monopol doch irgendwie automatisch Anklang finden müsste. Mißachtet wurde dabei, das die Steam Maschines primär von den PC-Herstellern dazu benutzt wurden, eher teure Gaming-PCs zusammenzustellen, deren Nutzwert rein praktisch deutlich unterhalb denen von normalen Gaming-PCs mit Windows zurückblieb – was nutzt die schnelle Grafiklösung, wenn deren Linux-Performance zu wünschen übrig läßt bzw. wenn der Spielesupport unter Linux nach wie vor mangelhaft ist. Die ganze These, das es ein Komplett-Angebot sein muß, was die Sache zugunsten von Linux richtet, hat sich somit letztlich als falsch herausgestellt – wobei man einschränkenderweise sagen kann, das der Versuch durchaus gutzuheißen wäre. Denn jener Versuch hat eindeutig werden lassen, was vorher eigentlich schon bekannt war: Die Angebotspräsentation spielt für Linux-Gaming noch keine Rolle, so lange die Basics nicht in ausreichender Form zur Verfügung stehen.

So kann man sich über besonders hübsche Gaming-PCs für Linux dann Gedanken machen, wenn Linux-Gaming erst einmal rollt – und damit dies passiert, muß weiterhin die Grundlagen-Arbeit an erster Stelle stehen. Sofern Valve das ganze wirklich weiterhin verfolgen will (sollte man eigentlich angesichts der geschäftlichen Bedrohung durch den Windows-Store), führt kein Weg an intensiver und zeitraubender Arbeit an den Basics vorbei: Spieleentwickler vom Linux-Support überzeugen, notfalls eigenständig Linux-Portierungen durchführen, mit den Grafikchip-Entwickler bezüglich deren Linux-Unterstützung zusammenarbeiten. Für Valve mag dies jetzt eher wie eine wenig rentable Fleißübung erscheinen, aber es kann durchaus in einer mittel- und langfristigen Zukunft die Situation auftreten, das Microsoft versucht, Valves Steam aus dem Markt zu drängen – nicht direkt, dies wäre wettbewerbswidrig, aber auf technologischer Basis mittels der UWP-Plattform. Wenn Valve in dieser potentiellen Zukunft keine eigene technische Basis zur Verfügung hat, hätte man langfristig keine Chance gegenüber Microsoft, würde zwangsläufig vom Markt verschwinden. Linux-Gaming ist gerade angesichts von UWP die einzige sichere Chance von Valve, langfristig die Steam-Plattform betreiben zu können – gerade deswegen ist die vorstehende Erklärung ziemlicher Nonsens, Windows 10 hätte da irgendetwas besser gemacht als Windows 8.