16

Hardware- und Nachrichten-Links des 16. April 2019

Sofern die kürzliche Performance-Vorhersage seitens TweakTown zu AMDs "Navi 10" Grafikchip halbwegs zutrifft, dürfte Navi 10 sicherlich kein wirklich kleiner Chip werden. Selbst unter der 7nm-Fertigung sind hierbei mit grob 250-300mm² Chipfläche zu rechnen, der Kostenaufwand läge also durchaus im Bereich des TU104-Chips mit seinen 545mm² Chipfläche in der 12nm-Fertigung. Dies widerspricht etwas früheren Vorstellungen von den ersten Navi-Chips, welche eher von einem klaren Midrange-Ansatz ausgegangen sind. Aber natürlich muß man dies auch immer relativ sehen: Bei Chips einer neuen Chip-Generation definiert man deren Performance-Segment üblicherweise eher danach, wie sich das Performancebild dann nach Ausbreitung dieser Chip-Generation zeigt. Sprich: Midrange im Sinne von 7nm-Grafikkarten ergibt (logischerweise) etwas anderes als Midrange im Sinne der aktuellen 12/14nm-Grafikkarten.

Ausrichtung Technik Terminlage Status
Navi 10 Midrange angen. 250-300mm² @ 7FF Sommer 2019 ziemlich sicher noch in diesem Jahr erscheinend
Navi 12 mglw. Mainstream angen. ~150mm² @ 7FF mglw. Herbst/Winter 2019 sehr unsichere Informationslage
Navi 14 mglw. LowCost angen. ~80mm² @ 7FF mglw. Herbst/Winter 2019 sehr unsichere Informationslage
Navi 20 Profi & HighEnd angen. ~350mm² @ 7FF+ 2020 früher sicherlich geplant, aber seitdem nur selten erwähnt
Die Angaben dieser Tabelle sind natürlich vollkommen ungesichert, da nur gerüchteweiser bekannt.

Diese Auslegung würde es für AMD auch einfacher machen, weitere Navi-Grafikchips unterhalb von Navi 10 anzusiedelt – so für Mainstream- und LowCost-Segment. Je größer bzw. leistungsstärker Navi 10 ausfällt, um so eher macht dies für AMD Sinn – und neue Chips bzw. Grafikkarten bedeuten immer eine gewisse Geschäftsbelebung, selbst wenn man dasselbe Performancesegment auch mit "Alt"-Beschleunigern besetzten könnte. Neben diesem fast automatischen Effekt kommt hier als Seiteneffekt hinzu, das neuere Grafiklösung mit selber Performance, aber basierend auf einem kleineren Chip in einer kleineren Chipfertigung in aller Regel erhebliche Vorteile bei der Energieeffizienz aufweisen. Dies könnte gerade für AMD interessant sein, um im Mobile-Geschäft mal wieder mitspielen zu können. Gut möglich also, das die früher schon (kurz) genannten weiteren Navi-Chips "Navi 12" und "Navi 14" dann doch noch zum Einsatz kommen. Eine sichere Größe stellt derzeit allerdings nur der "Navi 20" HPC-Chip dar, welcher die Navi-Generation im Jahr 2020 und dann womöglich schon in der 7FF+ Fertigung mit EUV-Einsatz abschließen dürfte.

Eine viel zitiere Meldung bei Reddit deutete auf ein Problem mit dem Zen-2-Support auf früheren AM4-Platinen bei Mainboard-Hersteller MSI hin – teilweise wurden hieraus entsprechende knallige Meldungen gestrickt, ohne der Presseabteilung von MSI die Chance auf eine Erklärung zu geben. Dabei ist der Hersteller-Support (für bereits veröffentliche Produkte) eher keine gute Anlaufstelle bezüglich Aussagen zu zukünftigen Produkten, hätte man diesen kleinen "Shirtstorm" somit durchaus vermeiden können. MSI hat schließlich recht fix reagiert und stellt mit seiner Stellungnahme klar, das man sehr wohl vor hat, auch mit früheren 300er Mainboards noch Zen 2 bzw. Ryzen 3000 zu unterstützen. Die Stellungnahme vermischt zwar leider an einer Stelle "CPUs" und "APUs" (was einen deutlichen Unterschied in der Praxis ergeben würde) – aber dies dürfte vermutlich nur ein Schreibfehler sein, ansonsten hätte man das komplette Statement gänzlich anders abgefasst.

At this point, we are still performing extensive testing on our existing lineup of 300- and 400-series AM4 motherboards to verify potential compatibility for the next-gen AMD Ryzen CPUs. To be clear: Our intention is to offer maximum compatibility for as many MSI products as possible.
Quelle:  MSI-Statement vom 16. April 2019, nachzuschlagen beispielsweise bei der ComputerBase

Ein explizites Versprechen darauf, das Zen 2 auf jedem ältere Mainboard zu ermöglichen, ist dies natürlich nicht – aber es entkräftet erst einmal den Vorwurf, MSI wolle diesen Support gar nicht erst aufbieten. Daneben gibt es dafür, das dieser Support teilweise nicht ganz trivial ist, sogar einen plausiblen Grund: Wie schon letztes Jahr AnandTech berichtet hatten, geht den Mainboard-Herstellern schlicht der Speicherplatz für das BIOS auf älteren AM4-Platinen aus. Da es (eben wegen des langen Support-Zeitraums) einfach zu viele AM4-Prozessoren gibt, passt nicht mehr jeder einzelne Microcode für alle AM4-Prozessor ins BIOS hinein, muß der Mainboard-Hersteller demzufolge auswählen, welche Platine welche Prozessoren unterstützen soll. Dies ist natürlich letztlich ein doch zu 98% lösbares Problem (BIOS nur mit den Retail-Modellen, ohne Pro-Prozessoren und ohne Bristol Ridge), wo auch AMD bei den Mainboard-Herstellern Druck machen sollte (gemäß des eigenen Versprechens eines AM4-Supports bis zum Jahr 2020), um die AMD-Nutzer nicht im Regen stehen zu lassen. Insofern ist nicht unbedingt zu erwarten, das auf bekannten Retail-Platinen (egal welchen Herstellers) kein Support für "Ryzen 3000" geboten wird.