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Hardware- und Nachrichten-Links des 17. Januar 2018

Zur aktuellen Grafikkarten-Lieferflaute merken Tom's Hardware an, das die europäischen Einzelhändler selber kaum noch Karten bzw. Nachlieferungen bekommen – ergo also nicht der Bedarf hierzulande einfach so hoch ist, sondern schlicht das Angebot (deutlich) zu schwach ausfällt für einen eigentlich nur normalen Bedarf. Hintergrund ist wohl, das die Grafikkarten-Hersteller kaum noch etwas in den Einzelhandel fließen lassen, sondern lieber direkt ab Werk an Crypto-Miner bzw. Miner-Zulieferer verkaufen. Dabei können dann auch abgespeckte Produkte (spezielle Mining-Modelle) verkauft werden und in jedem Fall fallen Support und langfristige Garantie flach – die Kostenlage sinkt für die Hersteller also, der Gewinn steigt. Womöglich können die Grafikkarten-Hersteller inzwischen auch schon höhere Abgabepreise nehmen, dann würde selbige wenigstens auch einmal ein wenig vom Mining-Boom/Wahn profitieren.

Der letztliche Auslöser des ganzen bleibt aber nach wie von in der zu schwachen Nachlieferung entsprechender Grafikchips von AMD und nVidia zu suchen: Grafikboards herzustellen ist schließlich vergleichsweise unproblematisch, nur ohne ausreichende Anzahl an Grafikchips wird es immer Abnehmer geben, die man dann vertrösten muß. Andere Stimmen weisen in diesem Zusammenhang nicht ganz zu Unrecht darauf hin, das bei nVidia derzeit womöglich schon die Lagerberäumung an Pascal-Chips anläuft – und damit vor allem ein kurzfristiges Hochfahren der Chipfertigung kaum vereinbar wäre. Dies kommt für nVidia sicherlich zur falschen Zeit: Denn kurzfristig kann man mit einer Chipfertigung prinzipgebunden nicht reagieren – und mittelfristig braucht man die Pascal-Chips wegen der ab dem Frühling anstehenden Ampere-Chips in der Tat nicht mehr.

Bei AMD ergibt sich allerdings eine gänzlich andere Situation: Hier schafft es AMD seit letztem August (!) nicht, Vega 10 in den ausreichenden Mengen herzustellen – und auch die schon im Sommer 2016 vorgestellten Polaris-Chips sind nach wie vor nicht in wirklich ausreichender Menge in Produktion, wenn jedes Anziehen des Mining-Booms da wochen- und monatelange Lieferschwierigkeiten auslöst. Speziell da AMD nun aber für das Jahr 2018 nicht wirklich neues im Grafikkarten-Bereich in Vorbereitung hat (und wenn, dann nicht so zeitnah wie bei nVidia), ergäbe eine Ausweitung der Chipfertigung kein größeres kalkulatorisches Risiko – was wirklich zu viel sein sollte, wird man (im Gegensatz zu nVidias Pascal-Generation) auch später noch absetzen können. So gesehen ist es arg verwunderlich, das AMD nicht mal endlich versucht, von der einwandfrei vorhandenen hohen Nachfrage entsprechend zu profitieren.

Eine interessante Detailinformation zu den zukünftigen Intel-Grafiklösungen kommt aus unserem Forum: So wird Intel noch vor "Arctic Sound" & "Jupiter Sound" allem Anschein nach seine integrierten Grafikeinheiten in der Breite enorm aufstocken: Die Intel Grafik-Generation 10 (zugehörend zu "Cannon Lake") soll mit 5 Subslices in einem Slice daherkommen, die Intel Grafik-Generation 11 (zugehörend zu "Ice Lake") dann sogar mit 8 Subslices in einem Slice. Mit den "Slices" werden die Cluster bezeichnet, in welchen Intel seine Grafiklösungen grundsätzlich anordnet – und in welchen aktuell immer 3 Subslices mit jeweils 8 Ausführungseinheiten (EU = Execution Units) sitzen. Anders formuliert: Behält Intel diesen Grundsatz von 8 EU pro Subslice bei, würde eine GT2-Grafiklösung bei Cannon Lake gleich auf 40 EU kommen, eine GT2-Grafiklösung bei Ice Lake gar auf 64 EU. Gegenüber den aktuell 24 EU bei einer GT2-Grafiklösung wäre dies ein massiver Sprung, welchen Intel wie gesagt noch vor den dedizierten Intel-Grafikchips ansetzt.

Ein wenig Bedenken kann man haben, ob dafür überhaupt ausreichend Speicherbandbreite zur Verfügung steht – andererseits steht AMD derzeit bei bis zu 704 Shader-Einheiten bei seinen Raven-Ridge-APUs und hat dafür auch nur dieselben DDR4 DualChannel-Speicherinterfaces zur Verfügung (wobei sicherlich von der Radeon-Entwicklung kommend die besseren Speicherbandbreite-schonenden Technologien). Die 64 EU sind letztlich auch keine so große Größe, Intel hatte schon iGPUs mit 48 EU am Laufen (Broadwell GT3) bzw. mit 72 EU in Planung (Skylake GT4, nie realisiert) – nur als Standardgröße selbst für die einfachsten CPUs ist dies allerdings ziemlich viel. Eine GT3-Grafiklösung bei Ice Lake würde dann schließlich schon 128 EU tragen, damit dürfte Intel das ganz sicher in Konkurrenz zu den schnellsten AMD-APUs gehen können. Die Platzverschwendung (zugunsten von iGPUs) auf dem Prozessoren-Die wird jedoch demzufolge zunehmen – und speziell Ice Lake wird damit ein immer dickerer Chip, wenn Intel bei diesem auch noch gleich 8 CPU-Kerne für normale Consumer-Bedürfnisse aufbieten will.

In jedem Fall wird damit umso klarer, wieso Intel später seine dedizierten Grafikchips auflegen will: Die Chipfläche soll nach Ice Lake durch die getrennte Fertigung von CPU und GPU wieder sinken – denn zwei Chips à 150mm² sind einfacher und mit höherer Ausbeute herzustellen als ein Chip à 300mm². Hinzu kommt ein erhebliches Einspar-Potential, wenn man Prozessoren ganz ohne Grafiklösung auflegen will sowie bessere Kombinationsmöglichkeiten, wenn man mit mehreren CPU-Dies und Grafik-Dies operieren kann. Bisher musste Intel für jede denkbare Kombination ein extra CPU/iGPU-Die auflegen – oder aber man sparte sich dies und nahm siliziumverschwenderweise das nächstgrößere Die. Ab Tiger Lake wird man dann einfach die jeweils passenden Dies miteinander kombinieren, wahrscheinlich realisiert in Form von einem 4-Kern- und einem 8-Kern-Die auf Prozessoren-Seite sowie einem GT2- und einem GT3-Die auf Grafikseite. Nachdem Intel derzeit auch schon 3-4 Dies im Consumer-Segment einer CPU-Generation auflegt, machen diese vier Dies das Kraut auch nicht mehr fett, ergeben jedoch wie gesagt eine einfachere Fertigung, wesentlich mehr Flexibilität und erhebliches Einsparpotential bei für das konkrete Produkt nicht benötigten Hardware-Einheiten.