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Hardware- und Nachrichten-Links des 18./19. Juni 2015

Ein Ergebnis der Launch-Analyse zur Radeon R300 Serie ist sicherlich, daß im Vergleich R300- zu R200-Serie ein guter Teil des Performancegewinns der neuen Grafikkarten auf den neuen, derzeit nur der R300-Serie zur Verfügung stehenden Treiber Catalyst 15.15 Beta zurückzuführen ist. Augenscheinlich wird dies, wenn die Radeon R7 370 mit dem Performance-Niveau der Radeon R9 270 herauskommen will, oder auch die Radeon R9 380 teilweise auf dem Performance-Niveau der (überaus klar stärkeren) Radeon R9 280X gemessen wird. Insbesondere der Fall der Radeon R7 370 ist dabei gut quantifizierbar: Allein 5,4% mehr Chiptakt gegenüber der Radeon R7 265, kein höherer Speichertakt, kein Mehrspeicher – und trotzdem angeblich ~10% Mehrperformance. Da kommen vielleicht sogar 5% durch den höheren Chiptakt (eher zu erwarten sind jedoch nur 3-4% durch den höheren Chiptakt), der Rest ist jedoch der neue Treiber. Dessen Effekt kann man derzeit trotz allen vorliegenden Zahlenmaterials leider nur grob schätzen, es dürften in etwa 3-5 Prozentpunkte sein, welche AMD da herausgeholt hat.

Und um genau diesen Effekt dürften dann wohl auch die Radeon R200 Serie und sogar die Radeon HD 7000 Serie zulegen können, wenn ein entsprechender Treiber für jene endlich vorliegt. 3-5 Prozentpunkte hören sich auf den ersten Blick nicht nach viel an, sind aber – erbracht über ein Benchmark-Feld von 15-20 Titeln – eine starke Leistung, so etwas passiert heutzutage eher selten. Vor allem aber würde jene Treiber-Verbesserung eine Neubestimmung der Karten-Performance in unserem Performance-Index bedingen, denn 3-5% Mehrperformance bei Modellen mit Performance-Index á 330% oder ähnlich ergeben dann schnell mal einen Aufschlag von 10-20 Indexpunkten. Vermutlich muß das komplette AMD-Portfolio bis zurück zur originalen Radeon HD 7970 mit diesem neuen Treiber neu bewertet werden, eventuell ändert sich geringfügig auch noch etwas an den Einstufungen der neuen Radeon R300 Serie. Sehr schade ist, daß man nicht im Zuge des Launches genau diesen Punkt – eine Neuordnung des Performance-Bildes – zur Verfügung stellen konnte, weil AMD sich dazu entschlossen hat, den neuen Treiber bewußt und wegen des größeren Showeffekts nur für die Radeon R300 Serie zu bringen. Wir sind an dieser Stelle jedoch nicht an Showeffekten, sondern an möglichst großer Exaktheit der Informationen und Bewertungen interessieren – und demzufolge enttäuscht, daß selbiges bei diesem Launch nicht möglich war zu liefern.

Laut der PC Games Hardware, welche das einzig richtige getan und eine Radeon R9 290X mit modifiziertem Catalyst 15.15 nachgetestet haben, liegen zwischen Radeon R9 290X und 390X auf gleichem Takt, Speichermenge und Treiber trotzdem noch 2-4% Mehrperformance – dies sind augenscheinlich die kleinen Verbesserungen der Radeon R300 Serie, von welchen AMD spricht. Bekannt ist schon, daß die für die Radeon R9 390 & 390X verwendeten Speicherbausteine etwas schärfere Timings haben sollen – zudem kann man von kleinen Anpassungen beim Power-Managment der Karten ausgehen, womit die Chiptaktraten besser oben gehalten werden können. Allerdings dürften sich diese Vorteile bei den kleineren Karten weiter minimieren (welche nicht die schnelleren Speicherbausteine tragen), so daß damit nicht die gesamte vorgenannte Differenz überbrückbar ist. Die gesamte Formel zur Radeon R300 Serie lautet damit wohl: Mehrtakt á 3-5% + kleine Verbesserungen á 1-3% + neuer Treiber á 3-5% = runde 10% Mehrperformance.

Der Spiegel bringt die alte Diskussion ins Spiel, wieso PC-Gamer das Nachsehen haben – gemessen an der auf der E3 genannten Anzahl an Konsolen-exklusiven Spiele gegen die Anzahl der PC-exklusiven Spielen. Allerdings bezieht sich diese Aufzählung eben nur auf das Messegeschehen – und dort geht es primär um die großen Millionenseller, nicht jedoch um das breite Angebot oder gar Indie-Games (welche sich schon einmal gar keinen Messestand auf der E3 leisten könnten). Aber nicht nur bei der Breite des Angebots ist der PC vorn: Wenn man sich anschaut, welche unterstützten Systeme bei neu angekündigten Spieletiteln so gelistet werden, so fällt auf, daß die große Mehrheit auf vier Varianten entfällt: "XBO+PC", "PS4+PC", "XBO+PS4+PC" – und "PC-only". Die Variante, daß ein Spiel nur auf Konsole(n) herauskommt, ist mittlerweile eher selten geworden – und wird sogar in der Praxis durch später nachgereichte PC-Ports noch seltener als in der Ankündigungs-Phase sichtbar.

Der PC ist damit diese Plattform, auf welches es das klar reichhaltigste Spieleangebot gibt – und zwar auch, wenn man allein nur die groß beworbenen Top-Titel betrachtet. Und noch ein anderer Punkt gereicht dem PC zum Vorteil: Die allermeisten interessanten Konsolen-Titel sind leider Exklusiv-Deals – sprich entweder nur auf Xbox One oder nur auf Playstation 4 erhältlich (plus optionalem PC-Port). Der interessierte Gamer muß sich also entscheiden: Kauft man die Xbox One, gibt es Zugriff auf ca. 50% dieser Top-Titel – kauft man die Playstation 4, gibt es Zugriff auf weitgehend andere ca. 50% dieser Top-Titel. Um wenigstens die große Mehrheit der Top-Titel spielen zu können, ist man faktisch gezwungen, beide Konsolen gleichzeitig zu erwerben – was dem Sinn einer Konsole als kostengünstige Spielemaschine jedoch weitgehend widerspricht. Geht man hingegen zum PC, verliert man zwar die wirklich Konsolen-exklusiven Top-Titel, gewinnt jedoch die PC-exklusiven Top-Titel hinzu und steht am Ende bei einem Zugriff auf ca. 80% aller verfügbaren Top-Titel. Selbst also nur die üblichen Top-Titel betrachtend ist der PC die für den Gamer klar interessanteste Spiele-Plattform.