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Hardware- und Nachrichten-Links des 19./20. Februar 2018

Golem und das japanische PC Watch (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) beschäftigen sich mit dem Prototyp eines dedizierten Intel-Grafikchips, welcher von Neu-Mitarbeiter Raja Koduri bei der Halbleiterkonferenz ISSCC 2018 gezeigt wurde. Hierbei handelt es sich um einen reinen Testchip – geschaffen nicht zur Demonstration der technischen Möglichkeiten, sondern zur Erprobung diverser Details. Somit darf man auch nicht besonders ernst nehmen, das jener Testchip nur auf Intels Grafik-Generation 9 (Skylake) lief, die später wirklich als dedizierte Grafikchips erscheinenden Intel-Produkte werden wohl der Grafik-Generation 12 (Codename "Arctic Sound", wahrscheinlich in Tiger Lake verbaut) (und nachfolgenden) angehören. Auch die verbauten nur 18 Execution Units (EU) fallen in diese Kategorie – für Intel war an diesem am Ende nur 64mm² großen Testchip nicht dessen Performance interessant, sondern vielmehr die verbauten neuen Features. Dazu gehören u.a. eine verbesserte Version der Exceution Units sowie integrierte Spannungsregler, welche die Chipteile viel feiner einzeln an- und ausknipsen (aka mit Strom versorgen) können. Es handelt sich in der Summe einfach nur um einen Arbeitsnachweis seitens Intel, das man das Thema von dedizierten Grafikchips auch wirklich ernsthaft angeht – und dabei auch nicht einfach nur aufgepumpte Versionen seiner bisherigen integrierten Grafiklösungen auflegen will, sondern sich richtiggehend mit dem Thema eines Grafikchip-Designs beschäftigt.

Aber das Intel diesbezüglich – gerade nach dem "Einkauf" von Raja Koduri – passende Hardware auflegen kann, war eigentlich nie in Zweifel zu ziehen, Intel hat alle benötigten Fertigkeiten dafür im Haus, zumindest etwas genauso gutes wie AMD sollte man wohl hinbekommen können. Der aus Gamer-Sicht eher interessantere Punkt ist, ob Intel denn auch so viel Arbeit und Liebe in seine Grafik-Treiber stecken wird, wie dies bei AMD und nVidia der Normalzustand ist. Nominell sind Intels Grafik-Treiber zwar schon jetzt ausreichend und es sind auch keine breitflächigen Nutzer-Beschwerden darüber bekannt. Dies hängt aber primär damit zusammen, in welchen Kreisen und für welche Software Intel-Grafik derzeit genutzt wird – anspruchsvolle Gamer gehören da kaum dazu. Sobald Intel sich eines Tages wirklich zu dieser Zielgruppe vorwagt, steigen die Ansprüche an die Treiber, deren Performance und Spielekompatibilität enorm an – und dann kann man sich keine größeren Fehler mehr erlauben, ohne unter wichtigen Multiplikatoren umgehend massiv an Kredit zu verlieren. Die Treiber fit für eine echten Konkurrenz mit AMD und nVidia zu machen, dürfte daher Intels Hauptaufgabe bei der zukünftigen Rückkehr zu den dedizierten Grafikchips werden.

Laut Videocardz listen diverse US-Händler bereits einzelne CPU-Modelle der zweiten Welle von Coffee Lake bzw. liefern selbige angeblich sogar schon aus. Augenscheinlich sind die CPU-Modelle der zweiten Welle von Coffee Lake somit bereits spruchreif – was fehlt, ist die offizielle Ankündigung Intels, deren Fehlen durchaus leicht irritierend kommt. Gut möglich allerdings, das sich Intel hiermit nur um den Punkt der Spectre-2-bezogenen Microcode-Fixes herumzulavieren versucht – welche derzeit rein offiziell noch fehlen, wenngleich Intel sicherlich intensiv an diesen arbeiten dürfte. Vielleicht wäre es aus dieser Warte betrachtet besser gewesen, den Launch der zweiten Welle von Coffee Lake etwas nach hinten zu verschieben – was nun nicht mehr richtig funktioniert, wenn in den Staaten bereits entsprechend ausgeliefert wird. Denkbar ist, das Intel einfach nur die offizielle Ankündigung etwas später bringt – zu einem Zeitpunkt, wo man dann die Spectre-2-bezogenen Microcode-Fixes auch für die Coffee-Lake-Generation vorliegen hat. Etwas unklar im übrigen, wieso Videocardz von dieser zweiten Welle von Coffee Lake nun auch noch Achtkerner-Prozessoren erwarten – selbige gehören zur Ice-Lake-Generation, die kaum vor dem Jahresende 2018 antreten wird.

Bezüglich der kürzlichen Geekbench-Werte zu einem Ryzen 5 2600 Pinnacle-Ridge-Prozessor gibt es noch aus unserem Forum den wichtigen Hinweis auf die Nicht-Belastbarkeit dieser Benchmark-Resultate zwischen verschiedenen Geekbench-Versionen. Dies betrifft nicht nur die Geekbench-Majorversionen 3 und 4, sondern auch schon Versionsunterschiede wie 4.0.0 zu 4.1.4, wo problemlos Performance-Differenzen von 5-8% auf ein und demselben Systemen auftreten können. Ironischerweise wurde bei den Benchmarks zum Ryzen 5 2600 alledings eine ältere Geekbench-Version verwendet, welche regulär als (etwas) langsamer angesehen wird als die neuesten Versionen. Würde man dies einrechnen, dann wäre die Performance-Differenz zum Ryzen 5 1600 nochmals etwas größer als nur die nominellen +5-9% – was dann aber wieder schon ins Unwahrscheinliche abdriftet, denn normalerweise sollte Pinnacle Ridge keinerlei beachtbare Verbesserungen bei der Pro/MHz-Performance mit sich bringen, kann allein mit besserer Taktrate punkten. Ob man diese besser als erwartet ausgefallenen Geekbench-Werte nun als Hinweis darauf sehen kann, das es doch noch Pro/MHz-Zugewinne zwischen Zen und Zen+ geben wird, bleibt allerdings abzuwarten – denn der Geekbench wird ganz allgemein als wenig taugliches Instrument für genaue Benchmark-Werte angesehen.

WinFuture weisen auf weitere, seitens Microsoft benannte Probleme von Windows auf ARM-Prozessoren hin. Hauptsächliche Störsteine dürfen dabei zwei Punkte sein: Erstens müssen alle Treiber für ARM64 vorliegen, in diesem Punkt greift keinerlei Emulation. Dies kann auch einzelne Anwendungen betreffen, welche selber mit der x86-Emulation von Windows 10 für ARM zurechtkommen, aber eventuell eigene Treiber zum funktionieren mitbringen – welche dann vor Nutzung erst einmal auf ARM64 umgeschrieben werden müssten. Und zweitens unterstützt die x86-Emulation derzeit nur 32-Bit-Anwendungen, keinerlei 64-Bit-Anwendungen – dafür wäre eine extra x64-Emulation notwendig, welche derzeit nicht existiert. Beides sind heftige Einschnitte gegenüber der ursprünglichen Idee, die ARM-Prozessorenarchitektur mal wirklich unter Windows lauffähig zu machen. Praktisch wird sich damit derzeit auch kein Software-Entwickler um einen ARM-Support kümmern (selbst wenn dieser nur in einfachen Lauffähigkeits-Tests besteht), wenn Microsoft dieses Projekt derart beschnitten in die Welt setzt. Allenfalls kann man darauf hoffen, das Microsoft mittels der aktuell gemachten Erfahrungen später mehr aus diesem Ansatz macht – und vielleicht eines Tages dann doch ARM als dritte CPU-Architektur vollwertig unter Windows zu begrüßen wäre. Im gegenteiligen Fall versauert das ganze allerdings in einer Nische, denn aus eigener Kraft ist unter diesen Voraussetzungen kein Marktdurchbruch möglich.