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Hardware- und Nachrichten-Links des 22. April 2021

VideoCardz zeigen neue Hinweise zur kommenden GeForce RTX 3080 Ti – zuerst einmal in Form eines CPU-Z-Screenshots, welcher diverse technische Angaben bestätigt und den bisher noch fehlenden Base-Takt (von 1365 MHz) ergänzt. Inzwischen kann man sich somit ziemlich sicher sein, dass die Karte in der nachstehend skizzierten Form erscheint bzw. dass nVidia nicht noch einmal an deren Spezifikationen herumspielt. Zugleich thematisieren VideoCardz auch ein erstes Cryptomining-Ergebnis zur GeForce RTX 3080 Ti, welche immerhin 119 MH/sec unter ETH-Mining erreicht. Hierbei wurde schon fürs Mining optimiert, so lag der Stromverbrauch bei 278 Watt und der Speichertakt auf 21,4 Gbps. Es bleibt zu hoffen, dass hierbei mit einem Testsample ohne der angekündigten Cryptomining-Bremse operiert wurde, denn jenes Ergebnis liegt knapp auf Höhe der (ungebremsten) GeForce RTX 3090 (optimiert 121 MH/s) – und würde somit bedeuten, dass die GeForce RTX 3080 Ti für Cryptominer in dieser Form hochinteressant wäre.

GeForce RTX 3080 GeForce RTX 3080 Ti GeForce RTX 3090
Grafikchip GA102-200 GA102-225 GA102-300
Technik 6 Raster-Engines, 68 Shader-Cluster, 8704 FP32-Einheiten, 96 ROPs, 320 Bit GDDR6X-Interface angeblich 7 Raster-Engines, 80 Shader-Cluster, 10240 FP32-Einheiten, 112 ROPs, 384 Bit GDDR6X-Interface 7 Raster-Engines, 82 Shader-Cluster, 10496 FP32-Einheiten, 112 ROPs, 384 Bit GDDR6X-Interface
Chiptakt 1450/1710 MHz angeblich 1365/1665 MHz 1400/1700 MHz
Speicherausbau 10 GB GDDR6X @ 19 Gbps 12 GB GDDR6X @ 19 Gbps 24 GB GDDR6X @ 19,5 Gbps
Rohleistungen 29,8 TFlops & 760 GB/sec angeblich 34,1 TFlops & 912 GB/sec 35,7 TFlops & 936 GB/sec
Stromverbrauch 320W (GCP) angeblich 320W (GCP) 350W (GCP)
FullHD Perf.Index 1900% geschätzt ~1950-2000% 2030%
4K Perf.Index 328% geschätzt ~350-360% 368%
Listenpreis $699 angeblich $999-1199 $1499
Release 17. September 2020 angeblich Mitte Mai 2021 24. September 2020

Mittels nVidias Miningbremse sollte eigentlich ein Mining-Ergebnis bei ungefähr 55% des ungebremsten Maximums herauskommen, in diesem Fall also ca. 65 MH/s. Dies wäre angesichts des Kostenpunkts und Stromverbrauchs ineffizient, weil nur wenig besser als bei einer GeForce RTX 3070 (optimiert 62 MH/s). Selbst wenn die GeForce RTX 3080 Ti für angenommen 1099 Dollar im Markt erscheint und damit grob denselben Straßenpreis wie eine GeForce RTX 3070 hinlegt, wäre jene neue Karte für die Cryptominer weiterhin das schlechtere Geschäft, da deren Stromverbrauch (unter Mining) schließlich mehr als doppelt so hoch liegt (optimiert 117W vs. 278W). Insofern nVidia seine Cryptomining-Bremse bei der GeForce RTX 3080 Ti tatsächlich durchziehen kann, besteht somit tatsächlich die Chance, dass jene Karte von den Minern weitgehend ignoriert wird. Ob nVidia hingegen genügend Karten liefern kann, um allein nur dem (aufgestauten) Bedarf der Gamer gerecht zu werden, steht auf einem anderen Blatt bzw. darf vor Beweis des Gegenteils bezweifelt werden.

Stichwort aktuelle Grafikkarten-Preise: Hierzu liefert der endlich einmal aktualisierte Grafikkarten-Marktüberblick für April 2021 aktuelle Daten – welche sowohl gute als auch schlechte Zeichen enthalten. Schlecht ist das durchschnittliche Preisniveau, welches vom Einsteiger- bis zum Enthusiasten-Bereich einfach nur überzogen ist. Dafür reicht eigentlich schon der reine Blick auf die Preislagen aus, noch plastischer läßt es sich im Vergleich der Preis/Leistungs-Verhältnisse zum Stand des vorhergehenden Grafikkarten-Marktüberblicks zum März 2020 darstellen: Da gibt es einige Grafikkarten, welche seinerzeit glatt das Doppelte des derzeit üblichen Preis/Leistungs-Verhältnisses erreichen – sprich dieselbe Performance zur Hälfte (!) des Preises boten. Dafür gibt es in Form von Radeon RX 5700 XT und GeForce RTX 3060 sogar ein konkretes Beispiel: Beide sind nahezu identisch schnell – wobei es schwer ist, die GeForce RTX 3060 derzeit für weniger als den doppelten Preis gegenüber Radeon RX 5700 XT vom März 2020 zu bekommen.

Als (vorsichtiges) positives Zeichen darf hingegen mitgenommen werden, dass es zu jeder Karte lieferbare Angebote gab (größtenteils sogar in guter Menge), selbst zu den in den letzten Wochen in dieser Frage kritischen Modellen GeForce RTX 3060 Ti & 3080 waren sporadisch lieferbare Angebote zu finden. Gleichzeitig gab es hier und da sogar schon bessere Preislagen als zum Wochenanfang zu sehen. Augenscheinlich füllen sich derzeit die Lager der Einzelhändler leicht, aber stetig auf. Der Grund könnte in größeren Nachlieferungen seitens der Distributoren liegen – oder auch darin, dass das Potential der völlig überzogenen Grafikkarten-Preise langsam erschöpft ist. Nach einigen Monaten dieserart Preislagen dürften sicherlich die allermeisten Grafikkarten-Käufer, welche bereit sind, diese Preislagen mitzugehen, nunmehr zugeschlagen haben. Beim großen Rest der Grafikkarten-Käufer herrscht dagegen – gegenüber diesen Preislagen – eher eine klare Verweigerungshaltung vor, welche sich durchaus in so etwas wie einem "Käufer-Streik" äußern könnte.

Trifft diese These zu, so sinkt der Bedarf und würden somit sogar normale Liefermengen zu einem Lageraufbau führen. Ein gewisser Lageraufbau wird die Einzelhändler eher freuen, aber natürlich werden jene die Lage dennoch aufmerksam beobachten: Denn auch die Einzelhändler kaufen derzeit von den Distributoren zu überzogenen Preislagen ein – und können es sich somit nicht leisten, überteuert eingekaufte Ware bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag liegenzulassen. Vielmehr muß gerade diese Ware so schnell wie möglich raus, ehe die Preis wirklich nachgegeben (und der Händler somit richtig Verlust macht). Insofern besteht eine gewisse Chance, dass ein "Käufer-Streik" einen Preis-Run nach unten hin auslöst. Sobald jener sichtbar am laufen ist, werden sicherlich einige umgehend zuschlagen – aber viele dürften gerade dann noch etwas länger warten, weil jede weitere Woche dann nochmals beachtbar niedrigere Preise mitbringt. Natürlich funktioniert dies alles nicht, so lange nicht auch die Liefermengen substantiell anziehen – ohne dies zerschellt der Preis-Run nach unten immer wieder am Mißverhältnis von Bedarf & Angebot.

Nichtsdestotrotz besteht eine Chance, dass der Grafikkarten-Markt derzeit seinen Tiefpunkt erreicht bzw. vielleicht schon um ein paar Tage hinter sich gelassen hat. Selbst dann wird der Weg zurück zu normalen Preislagen lang und beschwerlich sein, sicherlich einige Monate in Anspruch nehmen. Aber insofern nunmehr tatsächlich der Startschuß gesetzt ist, gibt es wenigstens Hoffnung darauf, dass dieses Drama zum Jahresende (denkbarerweise ab Beginn des vierten Jahresquartals) ausgestanden sein könnte. Dies wäre auch im Zuge der 2022 nachfolgenden Grafikkarten-Generation rund um die Architekturen AMD RDNA3 und nVidia Hopper/Lovelace sinnvoll, welche sich dann nicht mit diesen Altlasten herumschlagen müssten. Diese NextGen-Grafikkarten werden sowieso erneut vor dem Problem stehen, dass mit höherer Leistung logischerweise ein wiederum großes Interesse der Cryptominer einhergeht. Sofern im Jahr 2022 die Crypto-Kurse nicht gänzlich am Boden liegen sollten, müssen AMD & nVidia diesen Effekt bei kommenden nächsten Grafikkarten-Generationen mit einkalkulieren bzw. im Idealfall den Launch immer erst mit der jeweils passenden Liefermenge abhalten.