24

Hardware- und Nachrichten-Links des 23./24. Mai 2020

Von HardwareLeaks (eine neue Webseite, erstellt seitens Twitterer Rogame) kommen Informationen über verschiedene Chip-Varianten von Navi 21. Jene sollten dann üblicherweise in verschiedenen Grafikkarten resultieren, wenngleich nicht unbedingt jede angedachte Chip-Variante auch wirklich in der Praxis verwendet wird bzw. den Markt erreicht. Derzeit angedacht sind zu Navi 21 schlicht 4 normale Gaming-Varianten, 2 Pro-Varianten und 4 Apple-exklusive Varianten. Zu den Gaming-Varianten wird dann noch eine Einordnung angegeben, welchen Grafikkarten jene sinnbildlich innerhalb des bekannten Navi-10-Portfolios entsprechen – dies stellt aber natürlich keine absolute Performance-Einordnung dar, sondern gibt nur die Hackordnung innerhalb des Navi-21-Portfolios wieder. Denn der Navi-21-Chip wird von HardwareLeaks mit bis zu 80 Shader-Clustern auf einer Chipfläche von 505mm² mit einer 50%ig besseren Perforance/Watt beschrieben, steht also von der Leistungsklasse her deutlich oberhalb von Navi 10 bzw. den Radeon RX 5600/5700 Serien.

Selbige Hardware-Daten sind allerdings nicht Teil des eigentlichen Leaks, sondern stellen nur die grobe Zusammenfassung des aktuellen Informationsstands der Gerüchteküche dar – wenngleich es natürlich andere Leaks gibt, welche durchaus auch schon in diese Richtung weisen. Auf der genannten hohen Anzahl an Shader-Clustern wird es in jedem Fall interessant, welches Speicherinterface AMD dann dem Navi-21-Chip zukommen läßt – was dann, sofern es kein HBM-Interface ist, auch seine Auswirkungen auf die möglichen Speichermengen hat (256/512 Bit: 8/16 GB, 384 Bit: 12 GB). Daneben notieren HardwareLeaks noch drei neue Grafikkarten-Varianten zum Navi-10-Chips, wovon zwei angeblich in das Desktop-Segment gehen und dort augenscheinlich aktualisierte Varianten der Radeon RX 5600 XT und Radeon RX 5700 XT bilden sollen. Dies würde bedeuten, das Navi-10-Hardware von AMD zur Auffüllung des Navi-2X-Portfolio benutzt wird, obwohl über die Punkte Energieeffizienz und RayTracing doch ein bedeutsamer Hardware-Unterschied zwischen RDNA1 und RDNA2 besteht. Andererseits ist AMD bekannt für seine Refresh-Produkte und ist daran auch nicht viel auszusetzen, sofern die gewählte Preislage der dann (mittels Navi 2X) veränderten Stellung im Markt entspricht.

Igor's Lab bieten mit ihrer Betrachtung von Ryzen 3 3100 & 3300X eine selten zu sehende Einordnung der CPU/GPU-Skalierung an – sprich, es wurden verschieden leistungsfähige Prozessoren mit verschieden leistungsfähigen Grafikkarten jeweils komplett gegengegetestet. Dabei skalieren logischerweise die Grafikkarten (sehr) viel besser, während eine CPU-Skalierung eher selten und oftmals nur in den Ausnahmefällen von technisch zurückliegenden Prozessor-Modellen vorliegt. Die "größte" Differenz bis hinauf auch zur Ultra-Bildqualität macht dann noch der Ryzen 3 3100 aus, unter niedrigeren Bildqualitäten schlägt hier und da dann auch noch der Core i5-9400 an. Selbst auf diesen Prozessoren kann man allerdings selbst eine GeForce RTX 2080 Ti immer noch sehr anständig mit CPU-Power füttern – nur gänzlich ausfahren kann man jene Enthusiasten-Grafikkarten dann halt nicht. Ryzen 3 3300X und Ryzen 9 3950X weisen dagegen fast dasselbe Skalierungs-Ergebnis auf – sicherlich mit nominellen Vorteilen für den größeren Ryzen 9 3950X, aber dies zumeist auf einem sehr hohen Frameraten-Niveau, ergo nicht praktisch spürbar. Breiter angelegte Tests würden hier eventuell größere Differenzen aufweisen – aber wegen des gänzlich anderen Preispunkts ist der Ryzen 9 3950X sowieso kein Gegner für einen Ryzen 3 3300X bzw. benötigt andere Begründungen als eine (leicht) bessere Spiele-Performance.

Bei aller Diskussion über den hohen Stromverbrauch von Intels Comet-Lake-Prozessoren, welcher trotz hochgesetzter TDP teilweise drastisch überhalb jenes Referenzwerts liegt, sei dennoch daran erinnert, das auch die TDP-Angabe von AMDs Prozessoren nicht eingehalten wird – bzw. ganz genauso systematisch unterlaufen wird. Wie bei Intel, setzte AMD auch für die TDP eine eher krude Rechnung an, welche in erster Linie ein im produktpolitischen Sinn passendes Ergebnis liefert. Bei AMD ist die Realität dann aber noch klarer als bei Intel abgesteckt, denn anstatt der TDP-Angabe kann man ganz einfach der PPT-Angabe vertrauen. Die "Package Power Target" gibt den Stromverbrauch des gesamten CPU-Packages wieder, was mangels Integration weiterer Chips derzeit schlicht dem Prozessoren-Verbrauch entspricht. Hierbei kommt hinzu, das die AMD-Prozessoren sich auch wirklich anhand dieser PPT-Angabe abregeln (sofern das Temperatur-Limit nicht vorher erreicht ist), womit die PPT ergo die Wirkung des Power-Limits aus dem Grafikkarten-Bereich hat. Im selbigen gilt derzeit die einfache Regelung, das jeweilige Power-Limit auch als offizielle TDP zu benutzten – davon ist man im CPU-Bereich noch um einiges entfernt, obwohl sich zumindest bei AMD die Auslegung "PPT = TDP" durchaus anbieten würde.

TDP PPT Differenz
AMD-Prozessoren mit 105W TDP 105W 142W +35% / +37W
AMD-Prozessoren mit 95W TDP 95W 128W +35% / +33W
AMD-Prozessoren mit 65W TDP 65W 88W +35% / +23W
AMD-Prozessoren mit 45W TDP 45W 60W +33% / +15W

Die offiziellen TDP-Angaben sind bei AMD & Intel hingegen inzwischen arg in Mitleidenschaft gezogen, bewegen sich immer weiter weg von den realen Meßwerten und werden durch beide Hersteller zu Marketing-Zwecken mißbraucht. Dabei darf daran erinnert werden, das die TDP-Angabe gerade im Prozessoren-Bereich einstmals für den maximal möglichen Verbrauch stand, teilweise sogar eine Übertaktungsreserve enthielt. Gedacht war jene "Thermal Design Power" schließlich ursprünglich dafür, um den Komponenten-Herstellern (von Mainboards über Netzteile bis Kühler & Gehäuse) eine Maßgabe dafür zu geben, mit was für einer Belastung jene maximal zu rechnen haben. Eine ehrliche Angabe in diesem Sinne würde beim Core i9-10900K mit seinem PL2 von 250 Watt eher in Richtung 350 Watt gehen (unter Berücksichtigung der Overclocking-Reserve), auch bei AMDs ungelockten Prozessoren würde selbst die PPT-Angabe deutlich überboten werden. Da die Prozessoren-Hersteller die TDP-Angabe inzwischen derart unterminiert haben, lohnt es sich eventuell für die Fachpresse, zukünftig verstärkt wenigstens die jeweiligen Power-Limits anzugeben, bei AMD ergo das PPT und bei Intel PL1 wie PL2.

Kerne Takt TDP Power-Limit Liste Straße
Ryzen 9 3950X 16C/32T 3.5/4.7 GHz 105W 142W 749$ ab 769€
Core i9-10900KF 10C/20T 3.7/5.3 GHz 125W 125W/251W 472$ ab 539€
Ryzen 9 3900X 12C/24T 3.8/4.6 GHz 105W 142W 499$ ab 425€
Core i7-10700KF 8C/16T 3.8/5.1 GHz 125W 125W/229W 349$ ab 409€
Ryzen 7 3800X 8C/16T 3.9/4.5 GHz 105W 142W 399$ ab 319€
Ryzen 7 3700X 8C/16T 3.6/4.4 GHz 65W 88W 329$ ab 289€
Core i5-10600KF 6C/12T 4.1/4.8 GHz 125W 125W/182W 237$ ab 264€
Ryzen 5 3600X 6C/12T 3.8/4.4 GHz 95W 128W 249$ ab 189€
AMD-Preise: boxed, Intel-Preise: tray (gilt für Listen- wie Retail-Preise); Power-Limits: AMD PPT, Intel PL1 & PL2