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Hardware- und Nachrichten-Links des 25. Mai 2020

In unserem Forum wird intensiv darüber diskutiert, was sich mit den für AMDs Navi 21 vermuteten 80 Shader-Clustern samt 50% besserer Energieeffizenz anfängen läßt. Letzteres ist natürlich eher denn eine Bedingung, um überhaupt 80 Shader-Cluster auf einen Grafikchip für eine Gaming-Grafikkarte zu bringen – weil, wenn man selbiges mit der Energieeffizienz von Navi 1X probiert, würde die erste Milchmädchenrechnung grob den doppelten Stromverbrauch der Radeon RX 5700 XT (ergo ~440W) ergeben. Bei einer nominell 50%ig besseren Energieeffizienz kann man dann bei grob 250-300 Watt Stromverbrauch herauskommen – diverse Skalierungseffekte und auch die Ungewißheit, auf welchem exakten Betriebspunkt jene Energieeffizienz-Aussage aufgenommen wurde, erlauben derzeit nur eine eher grobe Aussage. Jener Stromverbrauch wäre aber in jedem Fall die Grundvoraussetzung zur Auflage einer solchen Grafikkarte, welche einfach nicht bei oberhalb 300 Watt herauskommen darf, um noch breit verkaufsfähig zu sein (selbst wenn dieser Punkt einzelnen Enthusiasten herzlich egal ist). Die gleiche Mildmädchenrechnung sieht dann natürlich auch grob das doppelte Performance-Potential in 80 Shader-Clustern, wenn die Radeon RX 5700 XT bereits deren 40 trägt – was abzüglich wiederum von Skalierungseffekten in der Realität dann vielleicht noch 80-90% Mehrperformance ergeben.

AMD Vega/Navi AMD Navi 2X nVidia Turing
Navi 21  -  ca. 270-300%
GeForce RTX 2080 Ti (FE)  -  236%
GeForce RTX 2080 Super  -  198%
Radeon VII  -  173% GeForce RTX 2070 Super  -  172%
Radeon RX 5700 XT  -  156%
GeForce RTX 2060 Super  -  145%
Performance-Angaben basierend auf dem 3DCenter UltraHD Performance-Index; die Performance-Angabe zu Navi 21 ist natürlich eine reine Projektion basierend auf Gerüchten zu deren Hardware-Gestaltung

Damit sollte das projektierte Performance-Potential von Navi 21 ausreichend sein, um die GeForce RTX 2080 Ti beachtbar mit einer Mehrperformance von +15-25% zu schlagen. Dieser hohe Ansatz ergibt aber auch, das hierfür eine passend hohe Speicherbandbreite notwendig sein wird, um die vorhandene Rohpower auch adäquat auf die Schiene zu bringen bzw. sich nicht noch mehr Skalierungsverluste einzuhandeln. Ob dies mit einem 384 Bit breiten GDDR6-Interface gelingen kann, ist eher zu bezweifeln – gerade da AMD nicht dafür bekannt ist, Speicherbandbreite derart effektiv ausnutzen zu können wie nVidia. Sofern hier noch IPC-Gewinne hinzukommen sollten (derzeit gibt es zu dieser Frage aber noch nichts handfestes), könnte sich Navi 21 natürlich auch noch etwas weiter von der GeForce RTX 2080 Ti entfernen. Um auch deren Nachfolger in Form der vermutlich GA102-basierten GeForce RTX 3080 Ti (oder GeForce RTX 3090) gefährlich werden zu können, wäre mindestens ein Performanceplus gegenüber der GeForce RTX 2080 Ti von +35% vonnöten – hierfür könnten 80 Shader-Cluster dann aber vielleicht zu wenig sein. Andererseits ist die Preislage von Navi 21 derzeit noch nicht bekannt, insofern ist unklar, ob die sicherlich wieder vierstellig kostende GeForce RTX 3080 Ti überhaupt den passende Gegner für Navi 21 darstellt.

Im Chiphell-Forum werden Taktraten zu AMDs Matisse-Refresh genannt, welche mit 200-300 MHz mehr Base- und Turbotakt gar nicht einmal so schlecht für einen Refresh (ohne grundlegend bessere Fertigungstechnologie) ausfallen. Vor allem die maximalen Turbo-Taktraten werden natürlich unter großem Augenmerk stehen bzw. umgehend geprüft werden, wenn AMD tatsächlich breit bis auf 4.7-4.8 GHz hinaufgehen sollte. Die Belastbarkeit dieser Information aus dem Chiphell-Forum ist leider nicht zu prüfen, ergo kann man dies nur als Gerücht nehmen, dessen Wahrheitsgehalt sich erst im Nachhinein bestätigen lassen wird. Wenn zumindest ein Korn Wahrheit hierbei drin steckt, dann verdichtet sich zumindest die tatsächliche Existenz des Matisse-Refreshs – unabhängig davon, das jener immer noch etwas überrascht, da AMD mit selbigem zwar kurzfristig etwas (nochmals) schlagkräftigeres gegenüber Intels Comet Lake aufbietet, dafür aber auch den bei Zen 3 anstehenden Performancesprung relativ gesehen reduziert. Augenscheinlich bleibt jener Matisse-Refresh dann auch nach dem Zen-3-Launch im Markt bestehen – und zwar möglicherweise vorerst sogar ohne jede Preissenkungen.

aktuelles Portfolio Matisse-Refresh Differenz
Ryzen 9 3900X  (12C/24T, 3.8/4.6 GHz) Ryzen 9 3900 XT  (12C/24T, 4.1/4.8 GHz) +300 MHz Basetakt, +200 MHz max. Turbotakt
Ryzen 7 3800X  (8C/16T, 3.9/4.5 GHz) Ryzen 7 3800 XT  (8C/16T, 4.2/4.7 GHz) +300 MHz Basetakt, +200 MHz max. Turbotakt
Ryzen 5 3600X  (6C/12T, 3.8/4.4 GHz) Ryzen 5 3600 XT  (6C/12T, 4.0/4.7 GHz) +200 MHz Basetakt, +300 MHz max. Turbotakt
Taktraten-Angaben zum Matisse-Refresh basierend auf gerüchteweiser Nennung im Chiphell-Forum

Hierzu gibt es das Gerücht, das AMD die Zen-3-Generation dieses Jahr nur mit Ryzen 9 4900X & 4950X (und somit nicht mit einem vollständigen Produkt-Portfolio) launchen wird. Der Rest des Zen-3-Portfolios würde dann erst zum Jahreswechsel oder Anfang 2021 nachfolgend, womit der Matisse-Refresh zumindest für ein halbes Jahr im Sechs- und Achtkern-Bereich weiterhin die führenden AMD-Prozessoren stellen würde. Daneben ergibt sich mittels des Matisse-Refreshs aber natürlich auch die Chance für AMD, den Zen-3-Launch terminlich später anzusetzen als eigentlich vorgesehen. Technisch gesehen muß man schließlich nur ein paar Server-Prozessoren vorstellen, um den bisherigen Ankündigungen genüge zu tun – und davon abgesehen läßt sich derzeit jederzeit 'Corona' als Begründung für etwaige Verschiebungen benennen. Technologisch ist AMD möglicherweise vollkommen spruchreif, aber hier geht es eher darum, die jeweils richtigen Termine für die Markteinführung zu finden bzw. auch einen passenden Abstand zur auf Zen 3 im Jahr 2022 nachfolgenden Zen-4-Generation zu erreichen.

Heise wie auch Notebookcheck liefern interessante Detail-Informationen darüber, wie es bei Huawei nach dem faktischen Chip-Embargo weitergeht. Danach soll Huawei wohl schon seit Monaten für genau jenen Fall Smartphone-SoCs gebunkert haben, sprich mehr eingekauft als verbraucht haben. Sofern dies wirklich ausreichend wäre, müsste Huawei allerdings für mindestens zwei Jahre im voraus gekauft haben, denn jegliche Umstellung der Chipfertigung auf den chinesischen Halbleiterfertiger SMIC wird (in dieser Größenordnung) seine Zeit benötigen. Daneben dürfte Huawei generell natürlich auch noch den grauen Markt bemühen, sprich über Drittfirmen die benötigten Chips anderer Chiphersteller einkaufen. Im Mix vieler möglicher Maßnahmen könnte man sich sicherlich eine gewisse Zeit über Wasser halten, benötigt aber vor allem eine langfristig funktionierende Lösung. Ob die chinesische Chipfertigung selbige wirklich zur Verfügung stellen kann, ist zudem noch überhaupt nicht heraus – denn auch SMIC kauft seine Halbleiterfertigungs-Ausrüstung primär im Westen.

Am interessantesten ist allerdings die Auslegung einiger Anwälte für Export-Recht, wonach das US-Embargo eigentlich nur explizit für Huawei hergestellte Chips betreffen würde. Danach könnte Huawei sich somit weiterhin jegliche Standard-Chips liefern lassen, wenn nicht von der eigenen Chip-Tochter HiSilicon, dann doch von anderen Chip-Entwicklern. Diese Auslegung würde einigen Druck aus der Sache herauslassen, denn in der Breite kommt Huawei für den Smartphone-Massenmarkt sowie das Netzwerkausrüstungs-Geschäft wohl fast problemlos mit Standard-Chips aus – und für die wenigen Fälle, wo dies nicht der Fall ist, kann dann ja immer noch der graue Markt zum Einsatz kommen. Allerdings wäre es verwunderlich, wenn das US-Handelsministerium diese Auslegung des Chip-Embargos durchgehen lassen würde oder ob es dann nicht zu einer darauf angepassten Verschärfung kommt. Die Zielsetzung des Embargos ist es schließlich, Huawei wirklich in die Knie zu zwingen – die Mittel dürften notfalls der Zielsetzung angepasst werden, womit juristische Winkelzüge als echte Gegenmaßnahme für Huawei wenig taugen, maximal zum Erkaufen von Zeit dienen können.