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Hardware- und Nachrichten-Links des 28./29. Mai 2020

Die Übersetzung eines (im Original leider nicht vollständig einsehbaren) DigiTimes-Berichts beim RetiredEngineer @ Twitter hat für einige Wellen gesorgt, soll danach doch AMDs "Zen 3" schon in der 5nm-Fertigung (im genauen die "Ryzen 4000 Serie" mit Codenamen "Vermeer") daherkommen – und zwar gleich im besseren "5nm Plus" Prozeß, welcher laut der DigiTimes im vierten Quartal 2020 (vorfristig) in die Massenfertigung überführt wird. An dieser Stelle beißt sich jene Aussage zu Zen 3 unter der 5nm-Fertigung aber gleich selber wieder: Einen Prozeß in die Massenfertigung zu überführen, bedeutet in aller Regel, das hiermit erst einmal 3-4 Quartale nur kleinere Smartphone-SoCs hergestellt werden, erst danach kommen die großen PC-Chips dran. Anders war es bisher nie, ist wahrscheinlich technisch auch gar nicht anders zu lösen – insofern verwundert diese Aussage seitens der DigiTimes dann doch ziemlich, auch wenn sich jene natürlich gut für knallige Schlagzeilen und bedeutungsschwangere Videobotschaften verwenden läßt.

Rumor has it that AMD and TSMC have adjusted their foundry blueprints. The Ryzen 4000 series of desktop processor originally expected to launch at the end of 2020 will now use TSMC's enhanced 5nm process (5nm Plus) instead of 7nm EUV.
 
TSMC's enhanced 5nm process enters mass production in Q4, ahead of schedule.
 
AMD's new generation Ryzen 4000 series processor (codenamed Vermeer), originally planned to use 7nm EUV, will be unveiled around Sep-Oct, but in line with the mass production schedule of TSMC's enhanced 5nm process, will only launched at end of year or during CES in Jan 2021.

Quelle:  DigiTimes vom 28. Mai 2020, Übersetzung ins Englische bei RetiredEngineer

Je länger man über diese Aussage nachdenkt, desto unglaubwürdiger wird jene: Zum einen wurden wohl bereits Zen-3-Samples unter der 7nm-Fertigung gesichtet, zum anderen benötigt eine derartige Roadmap-Änderung einen massiven zeitlichen Vorlauf von mehr als einem Jahr vor Release. AMD hätte ergo schon im Sommer/Herbst 2019 wissen müssen, das man auf die 5nm-Fertigung bei Zen 3 setzt – denn irgendwann muß man sein Design finalisieren, zum Tape-Out schicken und danach sind alle Messen gelesen. Als börsennotiertes Unternehmen mit gewissen Mitteilungspflichten hätte man dann ergo im letzten September sowie spätestens diesen März falsche Roadmaps präsentiert, wo Zen 3 noch glasklar mit "7nm" markiert war. Änderungen an Roadmaps sind zwar immer möglich und die Hersteller müssen auch überhaupt nicht über Zukunftspläne sprechen – aber die Hersteller dürfen bei ihren Veröffentlichungen auch keine wissentlich falschen Informationen herausgeben, so etwas würde unmittelbar zum Klagegrund werden (selbst bei einer letztlich positiven Entwicklung). Auch die kürzlichen AMD-Aussagen vor Analysten sprechen überhaupt nicht davon, das die 5nm-Fertigung vor Zen 4 ein Thema werden würde. Insofern erscheint es fast als unmöglich, das die DigiTimes mit ihrer Aussage recht behalten kann.

Denkbar, das hierbei etwas in den falschen Hals geraten ist und die eigentlich zugrundliegende Information in Richtung einer zügigen 5nm-Adaption seitens AMD geht – aber dies noch nicht bei der allerersten Zen-3-Generation um "Milan" (Server), "Vermeer" (Desktop) und "Genesis Peak" (HEDT). Selbige dürfte technologisch längst gesetzt sein, mit einem Tape-Out der allen Codenamen zugrundeliegenden Core-Chiplets wohl bereits zum Anfang des zweiten Quartals 2019. Daran fix noch etwas zu ändern, macht man nur, wenn man gezwungen ist – aber nicht, wenn sich da mal ein neuer Fertigungsprozeß präsentiert, dessen Massenfertigung bei genauer Betrachtungsweise sowieso zu spät für einen termingerechten Launch noch in diesem Jahr wäre. Eher denkbar wäre an dieser Stelle, das AMD die Zwischen-Generation "Zen 3+" eventuell auf die 5nm-Fertigung umbiegt – jene steht bislang auf keiner öffentlichen Roadmap, womit AMD vollkommen frei in seiner Entscheidung wäre. Irgendeinen wahren Kern dürfte die DigiTimes-Aussage durchaus haben, aber jener ist derzeit noch nicht zu erkennen. In jedem Fall kann man aber mitnehmen, das AMD Prozessoren-seitig augenscheinlich voll-aktiv ist, alle sich bietenden Möglichkeiten zu weiteren, stetigen Fortschritten nutzt – und Intel somit bei allen deren Konter-Versuchen wohl immer wieder ein neues "Problem" vor die Nase setzen dürfte.

Twitterer Apisak hat die ersten 3DMark-Werte zu Desktop-Renoir ausgegraben. Jene beziehen sich zwar auf Pro-Modelle der "Ryzen 4000G Serie", aber da jene gewöhnlich vollkommen taktgleich zu den Standard-Modellen sind, kann man deren Benchmarks genauso verwenden. Dabei existieren zwei Fragestellungen: Erstens diejenige nach der CPU-Power im Vergleich zu AMDs regulären Desktop-Prozessoren – und zweitens diejenige nach der Grafik-Power im Vergleich zu den bisherigen Desktop-APUs von AMDs Picasso-basierte Ryzen 3000G Serie. In beiden Fällen schlägt sich Desktop-Renoir wirklich gut: Die CPU-Power ist (in diesem Test) auf Augenhöhe mit typischen Desktop-Prozessoren, allein der Ryzen 7 4700G liegt etwas hinter dem Ryzen 7 3700X zurück. Unter anderen Benchmarks können sich natürlich noch etwas andere Resultate ergeben, gerade wenn dabei der (viel) größere Level3-Cache der Desktop-Prozessoren mehr ins Spiel kommt. Dennoch dürfte der insgesamte Performance-Abstand in einem größeren Benchmark-Feld vermutlich nicht besonders deutlich ausfallen – womit Desktop-Renoir damit zumindest im Dunstkreis der CPU-Performance von AMDs regulären Desktop-Prozessoren (der Zen-2-Generation) herauskommen sollte.

Technik FS Physics Vergleichswert FS Graphics Vergleichswert
Ryzen 7 4700G 8C/16T, 3.6/4.45 GHz, Vega 8 @ ≤2.1 GHz 23392 Ryzen 7 3700X: 24774 4301 -
Ryzen 5 4400G 6C/12T, 3.7/4.3 GHz, Vega 7 @ ≤1.9 GHz 19113 Ryzen 5 3600: 19161 4033 Vega 11 @ Ryzen 5 3400G: 4020
Ryzen 3 4200G 4C/8T, 3.8/4.1 GHz, Vega 6 @ ≤1.7 GHz 13712 Ryzen 5 3400G: 13386 3576 Vega 8 @ Ryzen 3 3200G: 3392
basierend auf den seitens Apisak @ Twitter genannten Benchmark-Werten unter dem 3DMark13 FireStrike

Bei der Grafik-Performance der integrierten Grafiklösung kann Renoir hingegen bisherige Bedenken gegenüber der geringeren Anzahl an Shader-Clustern einwandfrei entkräften: Mit der Vega 11 eines Ryzen 5 3400G kann sich gemäß dieses allersten Benchmarks sogar die Vega 7 eines Ryzen 5 4400G anlegen. Der 3DMark mag nicht gerade als akkurat bei der Beurteilung der Grafik-Performance gelten (insbesondere im iGPU-Feld), aber bei diesem Architektur-internen Vergleich würde es verwundern, wenn sich an diesem Ergebnis noch großartig etwas ändert. Augenscheinlich reichen AMD die internen Grafikarchitektur-Verbesserungen, der (klar) höhere Takt sowie sicherlich auch der bessere Speichersupport aus, um letztlich mit klar weniger Shader-Clustern sogar etwas mehr Grafik-Performance bei Renoir zu erzielen. Im Mobile-Feld war dies teilweise zwar auch schon zu sehen, an dieser Stelle kommt es allerdings deutlicher heraus. Daneben kommt die Vega 8 von Ryzen 7 4700G schon in die Nähe eines Bandbreiten-Limits, da deren Performance-Differenz zum Ryzen 5 4400G (+6,6%) klar geringer ausfällt als zwischen Ryzen 5 4400G und Ryzen 3 3200G (+12,8%). AMD scheint mit der "verkleinerten" iGPU von Renoir augenscheinlich alles richtig gemacht zu haben, noch mehr Shader-Cluster würden dann an (fehlender) Bandbreite verhungern.