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Hardware- und Nachrichten-Links des 3. September 2013

Nachricht des Tages ist sicherlich die Übernahme von Nokias Handy-Geschäft durch Microsoft, über welche u.a. der Spiegel berichtet. Nokia verabschiedet sich damit als weltbekannter Handy-Hersteller und wird zukünftig allein seine (weniger bekannte) Netzwerkausrüster-Sparte betreiben, während Microsoft damit deutlich selbst zum Hardware-Hersteller wird – zwar nicht auf dem angestammten Feld der PC-Hardware, aber immerhin. Entscheidender Punkt bei der ganzen Sache ist zudem der Preispunkt, welcher mit 5,44 Milliarden Euro inzwischen schon als regelrechtes Schnäppchen gilt – andere Firmenübernahmen der letzten Zeit kosten schnell das Vielfache, insofern war hierbei möglicherweise sogar die Gelegenheit der Vater der Idee. Trotzdem bleiben natürlich reichlich Bedenken, was Microsoft nunmehr mit Nokia anfangen mag – ganz besonders, da Microsofts bisheriger Ausflug ins Hardware-Geschäft in Form der Xbox-Sparte nach wie vor als Milliarden-Grab gilt.

Sicherlich kann man annehmen, daß Microsoft mit der Nokia-Sparte einen erheblichen Fuß in den Markt der Smartphone-Betriebssysteme bringen kann. Ob dies ein "Geschäft" wird, steht auf einem ganz anderen Blatt: Vermutlich wird Microsoft wie einst die Xbox-Sparte anfänglich Nokia heftig quersubventionieren, um schlicht und ergreifend Marktanteile zu sichern. Ein Geschäft würden zukünftige Handy-Betriebssysteme von Microsoft aber nur, wenn man diese auch an andere Handy-Hersteller absetzen könnte – und genau dies wird der Nokia-Deal allerdings kurz- und mittelfristig verhindern. Die anderen Handy-Hersteller werden sicherlich schlau genug sein zu erkennen, daß jedes Geschäft mit Microsoft ihre Position gegenüber Nokia indirekt schwächt und daher eine großen Bogen um alle Microsoft-Software machen. Microsoft gewinnt also mit diesem Nokia-Deal Marktanteile auf dem Handy-Markt, erwirbt dafür allerdings eine Limitation auf Nokia-Gefilde.

Die weiteren Auswirkungen auf andere Märkte und hier speziell den angrenzenden Tablet-Markt sind noch nicht richtig abzusehen. Denkbar wäre natürlich, daß sich Microsoft auf der Nokia-Basis auch zum Tablet-Hersteller aufschwingt – was dann aber sofort heftige Reaktionen der bisherigen Microsoft-Partner auf dem PC-Markt hervorrufen dürfte, denn viele PC-Hersteller haben natürlich auch Tablets im Angebot. Die PC- und Tablet-Hersteller werden es in jedem Fall argwöhnig beobachten, was Microsoft da mit Nokia macht – womit die Dinge für Microsoft nicht einfacher werden, das geht deutlich in Richtung eines "Tanz' auf Messers Schneide". Andererseits gewinnt Microsoft mit Nokia die Möglichkeit, sein Schicksal im Smartphone- und Tablet-Markt im Notfall auch alleine in die Hand nehmen zu können. In jedem Fall sieht es sehr danach aus, als würde sich das Bild Microsofts bis zum Ende der Dekade deutlich wandeln, weg vom fast reinen Software-Konzern hin zum Anbieter kompletter Gerätschaften samt dazugehöriger Dienstleistungen wie Apple.

Gemäß eines ehemaligen Intel-Mitarbeiters läßt sich Moore's Law wohl nur noch bis zum Jahr 2022 in der Praxis realisieren – und zwar weniger, weil danach die Technik wirklich am Ende wäre, sondern eher, weil der finanzielle Aufwand für neue Fertigungstechnologien ab diesem Zeitpunkt zu hoch sein würde, als daß jene einen größeren Sinn ergeben würden. Konkret soll sich das Problem spätestens nach der 5nm-Fertigung – welche im Jahr 2022 zu erreichen sei – ergeben. Und in der Tat stehen 7nm und 5nm schon des längerem auf Intels langfristiger Technologie-Roadmap, schon seit Jahren gibt es aber auch keine Neueintragungen auf dieser Roadmap in Form noch kleinerer Fertigungsverfahren. Sicherlich gilt generell, daß die Halbleiter-Fertigung schon in der Vergangenheit öfters einmal vor unüberwindbar erscheinenden Hindernissen stand und diese bisher noch jedesmal überwunden werden konnten.

Andererseits gilt auch, daß man dem Kosteneffekt viel schwerer entrinnen kann als einer technologischen Bremse, welche einfach einer entsprechenden technischen Innovation wartet. Gesucht werden also vor allem auch kostendrückende Maßnahmen, was allerdings beim heutigen (sehr hohen) Entwicklungsstand der Halbleiterfertigung nicht mehr als besonders realistisch erscheint. Selbst die 450mm-Wafer, mittels welchen die Chipfertigung schließlich billig werden soll, hat derart hohe Einstiegskosten, daß jene immer weiter auf das Ende der Dekade verschoben wird. Jetzt ist natürlich nicht bekannt, was in den Giftschränken der Halbleiter-Hersteller noch für Ideen-Schätze lagern – aber so lange diese nicht gehoben werden, sieht es in der Tat nach einem gewissen Problem ab dem Jahr 2022 aus. Richtig lösbar wäre dies wohl nur durch eine Umstellung auf eine völlig andere Art an Halbleiter – aber solche Technologien fallen noch viel weniger vom Himmel.