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Hardware- und Nachrichten-Links des 30. Juni 2020

Ein auffallender Punkt des Launches von Intels "Comet Lake" ist, das jene Desktop-Prozessoren Intel-untypisch nicht sofort am Launchtag breit lieferbar waren. Noch erstaunlicher ist, dass jene offiziell am 20. bzw. 27. Mai in den Markt entlassenen Prozessoren diesen Stand nunmehr immer noch nicht erreicht haben: Einzelne Modelle sind zwar gut lieferbar, bei anderen gibt es bestenfalls eine durchschnittliche Verfügbarkeit – und speziell die KF-Modelle sind hingegen radikal gar nicht lieferbar. Demzufolge verwundert es auch nicht, dass sich derzeit an den Straßenpreisen nichts getan hat: Jene liegen derzeit grob auf dem Niveau von Mitte Juni, mit leichteren Bewegungen zur einen und zur anderen Seite, aber im Schnitt unverändert. Dabei müsste Intel eigentlich gerade an diesen Straßenpreisen arbeiten, denn wie mit der Launch-Analyse zu Comet Lake dargelegt, hat AMD einen erheblichen und vor allem durchgehenden Vorteil bei eben jenen Straßenpreisen. Ohne echte Lieferbarkeit kann sich daran nichts ändern, denn niedrigere Straßenpreisen werden forciert durch den ständigen Preiskampf der verschiedenen Einzelhändler untereinander – natürlich nur bei vollen Lägern allerorten.

Technik Liste 14.6. 30.6. Verfügbarkeit
Core i9-10900KF 10C/20T, 3.7/5.3 GHz 472$ ab 519€ ab 519€ keine (K-Modell ab 590€)
Core i9-10900F 10C/20T, 2.8/5.2 GHz 422$ ab 454€ ab 449€ vernünftig
Core i7-10700KF 8C/16T, 3.8/5.1 GHz 349$ ab 377€ ab 392€ keine (K-Modell ab 370€)
Core i7-10700F 8C/16T, 2.9/4.8 GHz 298$ ab 329€ ab 334€ durchschnittlich
Core i5-10600KF 6C/12T, 4.1/4.8 GHz 237$ ab 250€ ab 254€ keine (K-Modell ab 271€)
Core i5-10600 6C/12T, 3.3/4.8 GHz 213$ ab 228€ ab 224€ erstklassig
Core i5-10500 6C/12T, 3.1/4.5 GHz 192$ ab 200€ ab 199€ erstklassig
Core i5-10400F 6C/12T, 2.9/4.3 GHz 157$ ab 168€ ab 158€ durchschnittlich

Nachzutragen zum Comet-Lake-Launch sind zudem noch die wesentlich aussagekräftigen Stromverbrauchs-Messungen von Core i9-10900K vs. Ryzen 9 3900X bei Igor's Lab. Hierbei wurde nicht einfach nur versucht, mittels "Power-Viren" einen höchstmöglichst Spitzen-Verbrauch zu provozieren, sondern hingegen verschiedene Last-Szenarien vermessen – womit eine bessere Einordnung des im realen Nutzungsalltags zu erwartenden Stromverbrauchs gelingt. Dabei kann sich auch jeder das Szenario heraussuchen, welches dem persönlichen Nutzungsprofil am nächsten kommt. Allerdings liegt auch in dieser Detailbetrachtung AMD nahezu durchgehend vorn – nur wenn es in den Bereich von geringen Alltagslasten geht (CPU-Verbrauchswerte von 50 Watt oder geringer), liegt Intel vorn. Forciert wird dies mittels klarer Intel-Vorteile beim Idle-Verbrauch, welcher mit 5 vs. 26 Watt überaus deutlich zugunsten von Intel spricht. Im Gesamt-Systemverbrauch dürfte diese Differenz (bei einer zu Core i9-10900K oder Ryzen 9 3900X angemessenen Maschine) zwar nahezu untergehen, dennoch zeigt sich an dieser Stelle ein erheblicher Nachteil (und damit Nachholbedarf) auf der AMD-Seite.

Da ja auch die Stromverbrauchs-Messungen mit geringer Belastung zugunsten von Intel ausgehen, macht der nominelle Stromverbrauchs-Nachteil von Intels Comet Lake im normalen Arbeits-Alltag dann vermutlich gar nichts aus. Hierzu müsste man eigentlich einmal explizite Tests anstellen, welche einen Arbeitsalltag mit Office, Surfen, Datei-Managment, Foto-Bearbeitung & YouTube simulieren – gut möglich, dass Intel hierbei insgesamt sogar vorn liegt oder aber das es zumindest auf einen Gleichstand hinausläuft. Intels nomineller Stromverbrauchs-Nachteil kommt gemäß dieser Ausführungen seitens Igor's Lab eben erst dann zum tragen, wenn man den Rechner auch wirklich etwas zu tun gibt – Video-Kodierung, echte Rechenaufgaben und Gaming zählen hierzu. Letzteres ergibt auf der CPU zwar nur einen vergleichsweise durchschnittlichen Stromverbrauch, der bekannte AMD-Vorteil zeigt sich allerdings eben auch schon im Gaming-Einsatz. Auch hier sind die Differenzen aber gering und gehen (gerade bei viel Last auf der Grafikkarte) dann eher im Gesamt-Systemverbrauch unter. AMDs nomineller Stromverbrauchsvorteil ergibt eben erst wirklich beachtbare Differenzen unter wirklich hohen Rechenlasten.

Die PC Games Hardware hat sich das Feature "Hardware Accelerated GPU Scheduling" (HAGS) nun auch noch mit einer Radeon RX 5700 XT angesehen – und gleichzeitig den entsprechenden Artikel mit einer GeForce RTX 2080 Ti um Frametimes-Messungen aktualisiert. Jene Frametimes-Messungen sind sogar interessanter, zeigen sie doch (etwas) deutlichere Vorteile durch HAGS in Form einer gleichmäßigeren Frameverteilung an – wenngleich nur im meßbaren, nicht im spürbaren Bereich. Die reinen fps-Messungen mit der Radeon RX 5700 XT ergeben dann nominell dasselbe Bild wie bei der GeForce RTX 2080 Ti mit Vorteilen bei grob einem Prozentpunkt. Im Gegensatz zur nVidia-Karte, wo sich wenigstens ein paar der Testspiele bewegten, kommt der Vorteil bei der AMD-Karte aber fast ausschließlich über einen größeren Ausschlag (+9%) unter "Wolfenstein: Youngblood" zustande. So oder so sind derzeit noch keine echten Nachteile durch HAGS bekannt, ergo dürfte das Feature nach einer gewissen Erprobungszeit wohl defaultmäßig aktiviert werden.

Performance-Gewinn durch HAGS avg. fps 99th perc.
GeForce RTX 2080 Ti +1,0% +1,1%
Radeon RX 5700 XT +1,2% +1,2%
gemäß den Messungen der PCGH (#1 & #2) unter 8 Spielen in der WQHD-Auflösung

Laut Notebookcheck scheint Huawei für seine übernächsten Spitzen-Smartphones und die dafür benötigten Spitzen-SoCs nunmehr auf die Smartphone-Prozessoren von Drittherstellern zugreifen zu wollen. Für die 2021 benötigten Spitzen-SoCs bekommt man schließlich keine Chipfertigung bei TSMC mehr hin, womit man angeblich auf MediaTeks 5nm-SoCs ausweichen soll. Ein solcher Schritt wäre nur folgerichtig, kostet Huawei sicherlich etwas an Stolz, läßt aber deren Handy-Sparte auch im Spitzen-Bereich weiterlaufen. Für das Midrange- und Einsteiger-Portfolio tun es auch weniger hochgezogene Smartphone-SoCs, womit Huawei sich bei seinen eingebunkerten Chipvorräten oder aber der Chipfertigung des chinesischen Chipfertigers SMIC bedienen kann – doch bei den Spitzen-Smartphones muß es ein (aktueller) Spitzen-SoC sein. Sofern das US-Embargo gegenüber Huawei weiter durchgezogen werden soll, müssten die USA somit MediaTeks Chipfertiger TSMC anhauen, damit jener eine "no-Huawei-Klausel" in alle seine Kunden-Verträge einsetzt. Vermutlich werden alle Parteien aber einfach erst einmal sehen wollen, wie die US-Wahl im November 2020 ausgeht – eventuell ergibt sich danach eine grundsätzlich veränderte Ausgangslage.